Editorial: Ab in den Schlamm mit dem Lada Taiga

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Der Niva ist tot. Er erfüllte die gesetzlichen Auflagen an den Fußgängerschutz nicht mehr. Kaum verwunderlich, wenn ein Auto seit über 35 Jahren beinahe unverändert gebaut wird. Ähnlich wie der Land Rover Defender hat auch der NIVA ein lange Tradition und konnte sich über die Jahre als günstiger Geländewagen etablieren und sich damit eine große Fan-Gemeinde aufbauen.

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Es wäre einfach zu schade, ein solches Kulturgut aufzugeben, weshalb man sich bei LADA dazu entschied, nach Lösungen zu suchen. Üblicherweise gibt es keine Regel ohne Ausnahme und so entstand der TAIGA, der von der LADA-Mutter Avtovaz in Togliatti (Russland) im Auftrag des Importeurs aus Buxtehude gebaut wird. Die Fahrgestellnummer ändert sich damit von XTA (Russland) in WLX (Deutschland) und es erfolgt eine Anpassung der Scheibenwischerarme sowie des Schwellerschutzes. Dadurch wird aus dem Importeur ein Kleinserienhersteller und der NIVA, pardon, TAIGA darf weiterhin verkauft werden.

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Schlammspiele im Gelände

Dieses Auto und mich verbindet eine Menge. Unsere erste Begegnung ist über 15 Jahre her und damals lebte ich noch in Moskau. Im Sommer fuhren wir mit der Familie damals zum Sommerhaus – auch Datscha genannt -, um dem Alltagsstress etwas zu entfliehen. Leider bestehen in Russland die Straßen aus mehr Schlaglöchern als Asphalt und so war ein Geländewagen für die Fahrt in das Moskauer Umland unerlässlich. Glücklicherweise werden die Straßen zunehmend besser, jedoch gibt es nach wie vor viele Berufe und Hobbys, die den Einsatz eines Geländewagens erfordern. Nach wie vor setzen viele Jäger, Angler und Garten-/Landschaftsbauer auf den rustikalen Russen.

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Ehrlicher Weggefährte

Wer zum TAIGA greift, sollte nicht gerade zierlich sein. Dieses Auto gehört nicht zur Gattung der Autos, die man passiv fahren kann. Es braucht die volle Aufmerksamkeit des Fahrers und gibt ständig Feedback. Seit 2010 ist TAIGA fahren einfacher geworden, denn nun sind auch Bremskraftverstärker, neue Stoßdämpfer und stärkere Lager für die Ausgangswelle im Verteilergetriebe an Bord. Leider hat man bei der Modellpflege eins vollkommen außer Acht gelassen: die Entriegelung der Kofferraumklappe erfolgt immer noch mittels Türgriff im Fond. Ein Manko, dass seit Jahrzehnten präsent ist.

Fährt man also zum Wocheneinkauf los und möchte die Einkäufe in den Kofferraum einladen, ist das nicht allzu komfortabel: Einkäufe abstellen, Fahrertür manuell entriegeln, mit der Hand in das Fond greifen und hoffen, dass man den kleinen Haken erwischt und kann erst anschließend die Einkäufe einladen. Bei Tageslicht funktioniert das noch einigermaßen – wird es dunkel, hilft auch die kleine Leselampe im Interieur bei der Suche nach dem Haken kaum.

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Spartanisch und pragmatisch

Wenn man sich an den Luxus einer Zentralverriegelung gewöhnt hat, ist es schwer davon wieder wegzukommen. Drei Schlüsssel und einen Chip für die Alarmanlage braucht es, um dieses Auto im Alltag zu bewegen. Damit wird die Tür und der Tankdeckel entriegelt, die Alarmanlage ausgeschaltet sowie der Motor gestartet. Ähnlich spartanisch geht es weiter im Innenraum, wie die Klappschalter für die Lichteinstellungen sowie Scheibenwischer zeigen. Die Heizung wird nostalgisch per Schieberegler bedient und heizt außerordentlich gut ein.

Alles dient dem Zweck der Funktionalität. Nur das Einbauradio fällt raus und ist als Stilbruch „auf Zukunft getrimmt“. Während meiner zwei Wochen mit dem TAIGA kam allerdings häufiger der Gedanke, dass eine teilbare Rückbank ganz praktisch wäre, um das Kofferraumvolumen variabel zu vergrößern, der mit 263 Litern nicht allzu üppig ausfällt.

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Fährt und fährt

Wie oben schon angedeutet, gibt der Niva gerne Feedback. Und das macht er lautstark. Ab 110 km/h sollte man Ohrstöpsel dabei haben, denn es wird ungemütlich. Damit bleibt er für immer ein Kandidat für die rechte Spur auf der Autobahn. Die Klangkulisse ist nämlich vergleichbar mit dem Start eines Düsenjets. Dafür verrichtet er bei niedrigeren Geschwindigkeiten seine Arbeit überraschend gut und möchte stets auf Drehzahl gehalten werden.

Zwar ist kein ESP an Bord, jedoch lässt sich der 4×4 sehr präzise und neutral lenken. Auf Airbags muss man leider nach wie vor verzichten, dafür ist im modellgepflegten 4×4 ab 2010 ABS vorhanden. An das riesige Lenkrad und den langen Gangwahlhebel wird man sich wohl gewöhnen müssen. Das Highlight sind aber unbestritten seine Offroad-Qualitäten: 58 Prozent Steigfähigkeit, Kippwinkel von 48 Grad und eine Watttiefe von 65 Zentimetern (zum Vergleich: Land Rover Defender Watttiefe von 50 Zentimetern) sind eine echte Ansage im Geländewagen-Segment.

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Fazit: gutes Preis-/Leistungsverhältnis, aber sehr spitze Zielgruppe

Der TAIGA ist ein echter Exot und deshalb spricht er nur eine sehr spitze Zielgruppe an. Mit seinem Design und der spartnischen Ausstattung polarisiert er sicherlich. Dafür ist er mit einem Preis von 11.250 Euro der Günstigste in seinem Segment.

Fahrzeugschein: Lada TAIGA

Motor: 4-Zylinder-Benziner, 1.7 Liter Hubraum

Verbrauch („Laborwert“ nach NEFZ): 9,5 l/100 km

Verbrauch (Testwert): 
10,9 l/100 km

Leistung: 63 kW / 83 PS bei 5000 U/min

Drehmoment: 129 Nm bei 4000 U/min

Höchstgeschwindigkeit: 129 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 19 Sek.

Leergewicht / Zuladung: 1210 kg / 400 kg

Kofferraum: 263 – 982 Liter

Max. Anhängelast: 1490 kg

Grundpreis: 11.250 Euro

Bilder: Mikhail Bievetskiy / Canon EOS 1D-X  mit 50mm ƒ1.4

2 thoughts on “Editorial: Ab in den Schlamm mit dem Lada Taiga

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