Jeep Grand Cherokee Test – Winterkönig

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Meist kommen sie, diese Stimmen: „Geländewagen sind ja eh viel zu groß und total unvernünftig…“ Zugegeben, SUVs sind (meistens) groß, sonst hießen sie ja Crossover. Aber unvernünftig? Mitnichten, wie der Test des Jeep Grand Cherokee mit dem 3,0 Liter MultiJet in den kalten Monaten des Jahres zeigte.

 Offroad: Er könnte, wenn er muss

Eigentlich haben wir im Sommer zum Grand Cherokee fast alles gesagt, aber es galt noch einige Punkte in einem längeren Test zu überprüfen. Dazu zählen auch die Offroad-Fähigkeiten, die unter anderem durch die Luftfederung namens Quadra-Lift möglich gemacht werden. Dieses System ist in unserem Testwagen (Ausstattungslinie: Summit; höchste nach SRT) serienmäßig verbaut und lässt eine maximale Bodenfreiheit von 28 Zentimetern zu. Besonders klug durchdacht zeigen sich die verschiedenen Modi im Alltag, die alles vom bequemen Einladen der Wochenendeinkäufe („Park“; 40mm abgesenkt gegenüber normaler Fahrhöhe) bis hin zu tiefstem Matsch („Off-Road 2“; 28 Zentimeter Bodenfreiheit) abdecken.

Quadra-Lift Luftfederung
Quadra-Lift Luftfederung (Grafik: Jeep)

In Kombination mit dem Traktionsregelsystem „Selec-Terrain“ (verfügbar im Ausstattungspaket Off-Road) lässt es der Italo-Amerikaner durchaus hart angehen. Fünf Fahrprogramme abhängig vom Untergrund von Sand über Dreck und Schnee bis hin zu Steinen sowie der automatische Modus stehen zur Auswahl und helfen dem Fahrer möglichst gute Traktion zu behalten. Koordiniert werden damit Antrieb, Bremsen, Fahrwerk, Drosselklappe, Automatik-/Verteilergetriebe, elektronische Stabilitätskontrolle (ESP), Bergan- und Bergabfahrhilfe sowie die Selec-Speed-Control. Letzere erlaubt es, bergauf und bergab ohne Betätigung von Gas und Bremse zu kriechen.

Und obwohl Werte wie beispielsweise die Wattiefe von 508 mm, der Böschungswinkel von 26,3°-35,8° vorne bzw. 26,5°-29,5° hinten und auch die Bodenfreiheit von 205-270 Milimeter auf dem Papier relativ gut klingen, wird klar, dass er im Alltag gar nicht auf „echtes Off-Road“ ausgelegt ist. Das muss er auch gar nicht, denn er hat als „Luxus-SUV“ wahrlich andere Qualitäten.

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Alleskönner für Off-Road und On-Road?

Luxuriöses Raumwunder

Beispielsweise das entspannte Gleiten von A nach B. Es wird zu einem echten Genuss, wenn man an einem kalten Wintermorgen zur Garage stolziert, das Fahrzeug per Komfortzugang an der Tür entriegelt, es per Start-Knopf anlässt und stets das Gefühl hat, das Wohnzimmer nie verlassen zu haben. Schließlich ist Das Volant stets wohltemperiert, wenn die Außentemperatur unter einen bestimmten Wert fällt. Und das verbaute Gestühl sollte man vermutlich mit einem italienischen Maßanzug vergleichen, ist es doch nur fair, wenn man den Standort der Muttergesellschaft FIAT bedenkt. Erfreulicherweise bietet der Jeep – standesgemäß für einen SUV – gleichermaßen hinten und vorne genug Komfort für entspanntes Reisen. Weder die Kopf- noch die Beinfreiheit wird eingeschränkt. Praktischerweise befinden sich hinten auch noch zwei USB-Anschlüsse sowie die Bedienung für die Sitzheizung.

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Auf dem Bild befindet sich das Interieur der SRT-Ausführung. Hier greift Jeep zu Carbon statt Leder. Das Interieur unseres Testwagens findet sich in der nachstehenden Galerie.

Das Interieur wirkt sehr aufgeräumt und gediegen. Durch das ofenporige Holz gepaart mit dem Leder, das Jeep als „Natura Plus“ bezeichnet, wird ein hochwertiger Eindruck vermittelt, wie man es bis dato nur aus Premium-Fahrzeugen kannte. Dieses Leder findet sich nicht nur auf den Sitzen, sondern auch auf den Türverkleidungen, auf der Mittelarmlehne sowie auf der Armaturentafel; der Dachhimmel und die A-Säulen hingegen sind mit Veloursleder überzogen. Lediglich das Lenkrad, das etwas mit Bedienelementen überfrachtet ist, schmälert das sonst stimmige Bild. Das Gegenteil ist bei der Mittelkonsole der Fall, denn dort befinden sich wenige Schalter, da über das UConnect neben der Sitzheizung/-lüftung auch weitere Komfortfeatures wie das Bluetooth-Streaming gesteuert werden. Im Test überraschte vor allem die verbaute „Harman Kardon“-Soundanlage, die unsere Spotify-Musik in höchster Qualität auf die 19 Lautsprecher mit 825 Watt Musikleistung verteilte.

Chefredakteur Mikhail Bievetskiy ist überzeugt vom kultivierten 3.0 Liter Selbstzünder. (Outfit: Robert Graham)
Chefredakteur Mikhail Bievetskiy ist überzeugt vom kultivierten 3.0 Liter Selbstzünder. (Outfit: Robert Graham)

Fahrdynamik und Verbrauch

Bei der Fahrveranstaltung im Juli waren wir sehr überrascht, als wir die Angabe für den Durchschnittsverbrauch hörten. 7,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer solle er laut NEFZ-Norm kombiniert schlucken. Die Abweichungen von der NEFZ-Norm im Alltag sind ja mittlerweile bekannt, aber was würde er realistisch schaffen? Auf unserer Teststrecke kamen wir auf einen kombinierten Verbrauch von 9,2 Litern. Für ein Leergewicht von rund 2,5 Tonnen ist das ein wirklich beachtlicher Wert.

An dieser Stelle darf man sich fragen, welche Kompromisse man als Käufer eines 3,0 Liter MultiJet-Aggregats eingeht. Schließlich bekommt man einen gestandenen Sechszylinder-Selbstzünder, den man in Kombination mit einer Acht-Stufen-Automatik von ZF durchaus als „State of the Art“ bezeichnen kann. Und obwohl fünf Gänge eigentlich vollkommen ausreichen, um auf die Endgeschwindigkeit von 202 km/h zu kommen, braucht man die anderen drei Gänge, um diesen geringen Verbrauch zu erzielen. Vorteilhaft sind sie auch, um die Geräuschkulisse in der Fahrgastzelle bei hohen Geschwindigkeiten zu reduzieren.

Dank der 570 Newtonmeter Drehmoment, die ab 2000 Umdrehungen/min anliegen, gelingt der Sprint von 0-100 km/h in 8.2 Sekunden. Und auch wenn es mal nicht so schnell nach vorne gehen muss, fühlt sich der Grand Cherokee selten untermotorisiert an. Gerade durch die butterweiche ZF-Automatik, kann man es auch etwas sportlicher angehen lassen. In diesen Situationen enttäuschen Lenkung und Fahrwerk glücklicherweise auch nicht; so ist es beides angenehm direkt, aber nicht zu sportlich abgestimmt.

[h3]Kurz notiert[/h3]

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[toggle_item title =“Einparken“] Dank kurzer Überhänge ist das Einparken auch in mittelgroße Parklücken mit Rückfahrkamera kein Problem. Allerdings verschmutzt bzw. beschlägt diese recht schnell. Hier wäre eine Lösung mittels Schutzklappe sinnvoll. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Tempomat“] Der adaptive Tempomat funktioniert tadellos und beschleunigt/verzögert sehr homogen. Die Steuerung mittels Lenkradtasten ist jedoch gewöhnungsedürftig. Eventuell wäre ein zweiter Schalthebel hierfür ratsam, damit eine noch intuitivere Bedienung erfolgen kann. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Geräuschkulisse“] Die Geräuschkulisse im Innenraum ist auch bei höheren Geschwindgkeiten angenehm. Ist hingegen der Motor noch kalt, vernimmt man zunächst das typische „Diesel-Nageln“. Dieses ist jedoch nicht mehr wahrnehmbar, wenn der Motor warm ist. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Das bleibt“] Die butterweiche Automatik, die polierten Felgen, das Tagfahrlicht, das den Jeep so schön jung wirken lässt und die großartige Verarbeitung. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Kofferraum“] Der Kofferraum ist mit 782 Litern bzw. mit umgeklappter Rückbank sogar 1154 Litern angenehm groß. Praktisch fanden wir im Test die elektrische Öffnung und Schließung der Kofferraumklappe. Ein nettes Gimmick ist auch die eingebaute Taschenlampe in der Seitentasche. Für die Absicherung von Ladung hätten wir uns aber ein Netz gewünscht. [/toggle_item]
[toggle_item title =“Konkurrenz“] BMW hat seinem großen SUV X5 bereits ein neues Gesicht spendiert; Audi wird einen neuen Q7 für das Modelljahr 2015 präsentieren und Daimlers Facelift vom ML ist noch gar nicht so lange her. [/toggle_item][/toggle]

Fazit: Mehr als nur ein Facelift

Bravo, Fiat! Dieser Grand Cherokee ist mehr als nur ein Facelift. Wer den Vorgänger kannte, wird diesen Meilenstein zu schätzen wissen. Durchaus gibt es noch einige Kritikpunkte, aber diese fallen im Alltag nur marginal auf. Gerade mit diesem Durchschnittsverbrauch lanciert er die Oberklasse und hat im Premium-Bereich gute Chancen.

Fahrzeugschein Jeep Grand Cherokee 3.0 V6 Summit

Maße (Länge x Breite x Höhe in m): 4,83 x 1,94 x 1,80
Motor: Sechszylinder, 2987 ccm, Common Rail-Direkteinspritzung,
Leistung: 184 kW / 250 PS bei 4000 Umdrehungen/Minute
Maximales Drehmoment: 570 Nm bei 2000 Umdrehungen/Minute
Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert): 0,373
Wendekreis: 11,3 Meter
Verbrauch (NEFZ-Norm): 7,5 Liter
Kohlendioxid/Kilometer: 198 Gramm (Euro 5)
Gepäckraumvolumen: 782 Liter, mit umgeklappter Rückbank: 1554 Liter
Maximal zulässige Anhängelast: 3500 kg
Basispreis: 65.500 Euro

Bilder: NewCarz

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