Skoda Fabia RS Test – Pocket Rocket

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Der Skoda Fabia, bekannt als Bruder des Polo, hat nie ganz das Lifestyle-Gefühl seines Bruders erreichen können.

Er wirkt etwas bieder, baut höher und mimt den perfekten unauffälligen Zweitwagen. Die trifft jedoch nicht auf den Fabia mit den beiden Zusatz-Buchstaben „RS“ zu: Mit seinen 180 rassigen Pferden ist er der König der Landstraße. Es stellt sich die Frage, in wie weit diesem kleinen Sportler seine gewohnte Alltagstauglichkeit dabei aber erhalten bleibt. Ein Test in der verregneten Hansestadt soll es zeigen.

 

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Design

Die Sportlichkeit sieht man dem kleinen Tschechen sofort an: Die dynamische Schminke ist zwar dezent, sodass man mit dem kleinen auch vor der Oper vorfahren kann, aber dennoch deutlich genug, dass man ihm sein Potential auch klar ansieht.

An der Front fallen vor allem die schwarzen Frontscheinwerfer auf, deren Linsen den zugekniffenen Blick noch verstärken. Unterstrichen wird diese Aggressivität vom Tagfahrlicht, das an die Stelle der Nebelscheinwerfer rückt und auch nachts in gedimmter Form aktiviert bleibt – ein gewisser Bezug zum Rallye-Pendant, bei dem nachts das volle Flutlicht aktiviert wird, ist erkennbar. Dazu kommen große Lufteinlässe, die den Fahrtwind kontrolliert in seine entsprechende Richtung lenken.

 

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Die gepfeilte Motorhaube lenkt den Blick in Richtung Fahrzeugmitte: Die schwarz abgesetzten Elemente machen den Unterschied zu den schwächeren Geschwistern aus. Das Dach, die Außenspiegel, die vorderen Dachsäulen und die glänzenden 17“-Räder tragen den dunklen Anstrich und kontrastieren hervorragend mit dem Grau-Uni des Testwagens. Gerade diese Farbkombination macht den Fabia reizvoll: Anders als die anderen kräftigen Farbtöne im RS-Programm, gelingt dem schwarz-grau Trimm ein sportliches Understatement. Durch die schwarze Farbgebung an den Dachsäulen entsteht zusätzlich aber auch eine sogenannte „Visier“-Optik, da es in Kombination mit den serienmäßig getönten hinteren Scheiben den Eindruck macht, als sei die vordere Verglasung eine einteilige Kanzel.

Am Heck gönnten das Team um Chefdesigner Jozef Kaban dem sportlichen Kleinwagen ebenfalls einen erkennbaren, aber dezenten Sportlook. Dabei geben nicht nur der vergrößerte Dachspoiler, sondern auch der schön integrierte Diffusor ordentlich Anpressdruck am Heck, sowie eine dynamische Note. Gekrönt wird das Heck von den beiden verchromten Endrohren, die bei Bedarf einen rauen und fast schon rotzigen Klang von sich geben.

 

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Insgesamt lässt die horizontale Ausrichtung der Linien den Fabia RS nicht nur sportlich, sondern auch solide und dynamisch daher kommen. Andererseits lässt sich das hohe Dach, trotz der schwarzen Lackierung, nicht verleugnen und konterkariert den dynamischen Auftritt etwas.

 

Innenraum

Wenn eine Aussage auf das Interieur des RS zutrifft, dann ist es die der sportlichen Dunkelheit. Vom Scheitel bis zu Sohle, also vom Dachhimmel bis zum Teppich ist alles in noble Dunkelheit gehüllt. Anfänglich wirkt diese dunkle Atmosphäre zwar etwas drückend, doch gewöhnt man sich daran recht zügig, da der Himmel zum einen durch eine angenehme, alcantara-ähnliche, Haptik gefällt, und der Innenraum zum anderen genügend Raum bietet.

Die Vordersitze geben dabei ein gespaltenes Bild ab: Zwar glänzen sie mit stark zupackenden Seitenwangen, sind von ihrer Position her aber nicht optimal justierbar. Grundsätzlich ist eine Höhenverstellung über eine gut zugängliche Ratsche möglich, dennoch lässt das Gestühl keine hinreichend tiefe sportliche Einstellung zu. Für lange Beine entsteht dadurch eine unangenehm angewinkelte Sitzposition.

 

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Durchaus ansprechend gibt sich hingegen das Gefühl beim Anfassen des Lenkrads und beim Anblick der Instrumentierung: Das gelochte Leder an den Lenkradnaben auf neun und drei Uhr gibt sich angenehm und griffig zugleich. Die gut zugänglichen Schaltwippen ergänzen dieses Gefühl nahezu optimal. Die vier Rundinstrumente lassen sich leicht ablesen und gefallen mit einer sinnvollen sowie sportlichen Skalierung. Sie werden ergänzt vom großen dazwischenliegenden Bordcomputer, der sich anfangs aber etwas umständlich bedienen lässt. Das Gedrückthalten eines, in den Scheibenwischer-Hebel integrierten Wipphebels, führt in die verschiedenen Menüs, was eingangs nicht besonders eingängig ist.

Dafür entschädigt die restliche Bedienung mit ihrer Klarheit: Das installierte Navigationssystem, das mit VWs RNS 310 identisch ist, lässt sich intuitiv dirigieren und weist einen guten Mix aus Stationstasten und Touchscreenbedienung auf. Auch die Klimaautomatik gibt keine Rätsel auf, jedoch kommt mitunter die Frage auf, warum Klima und Infotainment nicht die Plätze tauschen. Einmal eingestellt, muss man an sich nur selten am Klima nachregulieren; beim Radio und bei der Navigation ist es wichtiger den entsprechenden Bildschirm im direkten Blickfeld zu haben.

 

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Qualitativ darf man, berücksichtigt man den günstigen Preis des kleinen Sportlers, nicht meckern: Zwar findet sich recht viel harter Kunststoff im Innenraum wieder, jedoch ist alles sauber eingepasst und solide verarbeitet. Was in diesem Innenraum fehlt, ist der außen noch gelobte Sportsgeist. Hier und dort eine farbige Ziernaht, eine Alu- oder Carbon-Leiste oder schlicht etwas Lack würden diesem Innenraum guttun.

 

Fahrdynamik

Was dem Interieur an Sportlichkeit fehlt, macht der Fabia RS mit seinem kraftvollen Aggregat wieder wett. Wählt das DSG den richtigen Gang und tritt man das rechte Pedal voll durch, springt die Tachonadel förmlich nach oben, die Nadel des Drehzahlmessers wandert und wandert, bis sie die magische 7.000 U/min-Marke erreicht hat und die Geräuschkulisse gleicht der des WRC-Fabia. Auf der Landstraße gibt es somit kaum noch Verkehrsteilnehmer, sondern nur noch Hindernisse, da man durch den nachdrücklichen Schub und die angenehme Klangkulisse immer wieder versucht ist, dem RS die Sporen zu geben.

Landstraßen-Tempo ist nach 7,3 Sekunden erreicht, doch der Schub hält an, sodass man sich permanent zügeln muss. Ließe man dem sportlichen aller Fabia freien Lauf, wäre erst bei 224km/h Schluss mit dem Vorwärtsdrang, was einem Tachowert von recht genau 240 km/h entspricht – beeindruckend. Andererseits muss aber auch klargestellt werden, dass der Vortrieb ab etwa 200 km/h spürbar nachlässt, was wohl auch der recht hohe Aufbau bedingt. Nichts destotrotz erreicht der graue Sportler aber problemlos seine Höchstgeschwindigkeit, wirkt bei Spitzentempo aber etwas nervös. Das verwundert aber nicht, da man sich den recht kurzen Radstand vor Augen führen muss, der mit diesen Tempi zu Recht kommen muss. Wirklich kritisch wird diese Tendenz aber nie, sie fördert eher das Gefühl für die tatsächliche Geschwindigkeit und erweckt noch mehr Sportsgeist.

 

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Möglichen macht all dies der doppelt aufgeladene 1.4 TSI. Dabei übernimmt ein Kompressor den Bereich der unteren und ein Turbolader die Region der hohen Drehzahlen. Wer befürchtet, dass dieses Konzept zu unangenehmen Rucken beim Übergang zwischen den beiden Ladern führt, darf sich gern eines Besseren belehren lassen: Die Übergänge sind nicht zu spüren. Spürbar ist durchweg nur der anhaltende Druck der 180 PS.

Leider verschläft das 7-Gang-DSG manchen Gaspedal-Befehl etwas. Fährt man entspannt durch den Verkehr, reicht der Doppelkuppler schnell die niedrigen Fahrstufen durch, um in einem hohen Gang zu verweilen. Gibt man in dieser Situation aber einen beherzten Tritt auf das rechte Pedal, braucht das Getriebe einen Augenblick, bis der Befehl in die Tat umgesetzt wird. Abhilfe schafft das Herumflippern mit den griffgünstigen Schaltwippen am Lenkrad: Die Gangwechsel erfolgen ohne Zugkraftunterbrechung und äußerst schnell – schneller, als es ein Fahrer jemals manuell schaffen würde. Leider verweigert das DSG ab und an einen Schaltbefehl, wenn es die Vorgabe des Fahrers für unnötig hält.

 

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Fahrwerkstechnisch mimt der Fabia RS klar den Sportler, frei nach dem Motto: Sportlich macht, was hart ist. Bei niedrigen Geschwindigkeiten stempelt der Tscheche den Fahrbahnbelag glasklar in das Popometer des Fahrers, was bei einer schnellen Ausfahrt noch spaßig ist. Für den täglichen Arbeitsweg ist diese Abstimmung aber auf Dauer etwas zu knackig abgestimmt. Was verwundert ist die Seitenneigung, die trotz der sportlichen Härte mit einhergeht, was sicherlich auch an der verhältnismäßig hohen Sitzposition liegt. Das Resultat sind Kurvengeschwindigkeiten, die unter den Möglichkeiten des kleinen Sportlers liegen. Besonders, da die elektronische Differentialsperre den Schlupf des entlasteten, kurveninneren Rads gekonnt auf das belastete Außenrad weitergibt, das mit Traktion gesegnet ist.

Überwindet man sich dann aber doch das Kurvenpotential des RS auszuloten, erntet man eine überaus zügige Kurvenhatz, die dank der präzisen Lenkung zur puren Freude wird. Zweimal an der linken Schaltwippe gezupft, wohl dosiert Gas gegeben und mit der tollen Rückmeldung der Lenkung die Kurve seziert, schon hat man ein Grinsen im Gesicht. Dabei ist es die Mischung aus Feedback, glücklich gewählten Rückstellmomenten und einer Direktheit, die fernab jeglicher Hypersensibilität ist, die diesen Skoda auszeichnen.

 

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Wer aber glaubt, bei sportlicher Fahrweise einen Spatzendurst zu erhalten, der irrt leider. Lässt man es ruhig angehen, sind Werte in der Nähe des Normverbrauchs durchaus realisierbar. Wer dem Kleinwagen aber die Sporen gibt, muss mit einem nicht gerade geringen Expresszuschlag rechnen. Und soviel sei zum Ende gesagt: Zurückhaltung fällt bei dieser Taschenrakete enorm schwer.

 

Fazit

Ein sportlicher Flitzer, der die morgendliche Fahrt zu Arbeit versüßt und auch in kleine Parklücken passt? Ja, das trifft auf den Fabia RS zu. Ordentliche Platzverhältnisse und ein Kofferraum, der auf dem Heimweg auch den Wochenendeinkauf wegschluckt? Auch das trifft auf den RS zu. Hinzu gesellen sich die sportlichen Talente, sowie das attraktive Äußere, besonders in der Farbgebung des Testwagens. All dies bieten die Tschechen zu einem fairen Kurs an, der besonders vor dem Hintergrund der reichhaltigen Serienausstattung zu überzeugen weiß. Abstriche muss man mit dem, für den Alltag, doch recht trockenen Fahrwerk und einem nicht immer sehr schlüssigen DSG hinnehmen. Wir würden uns eine manuelle Schaltung wünschen, die auch viel besser zum sportlichen Grundcharakter passen würde.

 

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography für NewCarz (Canon 1Dx mit 24-70 Ver. II ƒ2.8)

 

Fahrzeugschein: Skoda Fabia RS

Länge x Breite x Höhe (mm): 4000 x1642 x 1498

Motor: Reihen 4-Zylinder Otto-Motor mit Kompressor und Turbolader

Leistung:  132KW (180PS)/ 6.200 U/Min

Hubraum: 1.390 ccm

Max. Drehmoment: 250Nm  bei 2.000 – 4.500U/Min

Getriebe: 7-Gang-DSG

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):  6,2 Liter /100 km

Emissionsklasse: EU5

CO2-Emissionen: 148 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 7,3 s

Kofferraumvolumen: 300 – 1.163

Wendekreis: 10,0

Preis: ab 22.300€

 

4 thoughts on “Skoda Fabia RS Test – Pocket Rocket

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