Kia Optima Test – Der weiße Riese

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Man kennt ihn zwar, aber ein wohl bekannter Gast auf unseren Straßen ist er nicht, der Kia Optima.

Dabei glänzt die koreanische Limousine mit vielen Attributen, die das Reisen angenehm machen und fährt mit einem modernen Diesel vor. Aber woran liegt es, dass der mittlerweile facegeliftete Kia eher ein Schattendasein führt? Gibt es gravierende Abstriche? Wir haben dem auf den Zahn gefühlt.

Design – Sanfte Ecken

Ernst kommt der Optima daher: Kantige Scheinwerfer, die zu grimmigen Sicheln zusammengekniffen sind, sind dafür hauptsächlich verantwortlich. Unterstützt wird dieses Phänomen durch das schmale LED-Leuchtenband, das in die Scheinwerfer integriert ist und als Tagfahrlicht fungiert. Wenn wir ohnehin schon beim Thema Licht sind: Xenon ist heutzutage nichts Besonderes mehr, aber was sind das für Würfel im unteren Stoßfänger?

Dort, wo sonst die Halogen-Nebelscheinwerfer sitzen, sind jeweils vier große LEDs pro Fahrzeugseite versammelt. Auch sie haben den Zweck Nebel zu unterleuchten, jedoch wirkt die Leuchtkraft der LED wesentlich stärker, als die bisheriger Leuchtmittel. Ob und wie daraus ein Vorteil entsteht, konnten wir mangels Nebel leider nicht herausfinden, eines aber steht fest: Die Optik ist futuristisch und neu.

 

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Neben dem selbstbewussten Kühlergrill, gefällt das Design des Koreaners besonders durch seine gestreckten Proportionen und den Wechsel aus scharfen Kanten und fließenden Rundungen. So sind es beispielsweise die strengen Bügelfalten auf der Motorhaube, die einen angenehmen Kontrast zur geschwungenen Dachlinie bieten. Der positive Nebeneffekt ist eine langgezogene Erscheinung, die die Mittelklasse-Limousine sehr stattlich wirken lässt, wie auch Autogefühl findet.

Betrachtet man die Seitenlinie, findet das Auge anfänglich wenig Ruhe. Die lange, flache Motorhaube leitet den Schwung zum Dachbogen ein, der fließend in die Heckpartie über geht, sodass der Eindruck entsteht, ein Fließheck vor sich zu haben. Doch hier liegt der Grund für die Unruhe: Die reduzierte Dachlinie wird gestört von einer bogenförmig ansteigenden unteren Fensterlinie, einem strengen Chrombogen entlang des Dachs sowie einem prägnanten Einzug an den Türunterkanten.

 

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Am Heck zeigt sich der Kia wieder recht asiatisch: Ein kurzer Heckdeckel, große zweigeteilte Rückleuchten sowie ein angemessen großes Auspuffrohr, auf der ungewohnten rechten Fahrzeugseite, zeugen zwar nicht gerade von Ideenreichtum, wissen aber zu gefallen. Was auffällt ist die Ähnlichkeit zu bayerischen Mittelklasse-Limousinen: Gerade der Übergang der Rückleuchten hin zum Kennzeichen zeigt eine gewisse Anlehnung an diese Top-Seller.

 

Interieur – Optima-l, fast in allen Belangen

Wie fragte schon das automobile Großkaliber Dr. Martin Winterkorn: „Warum klappert hier nichts?“. In der Tat wirkt der Optima-Innenraum sehr solide und hochwertig. Natürlich können auch die Koreaner nicht auf den Einsatz von Hartplastik verzichten. Doch entweder ist dieses Material mit einem schönen, schwarzen Lack überzogen oder aber dort verbaut, wo man ohnehin kaum hinsieht, geschweige denn anfasst.

Schön auch, dass das Cockpit nicht nur mit hochwertigen Materialien zu überzeugen weiß, sondern auch optisch etwas hermacht. Es ist, wie in guten alten Zeiten, zum Fahrer gedreht und von einer Übersichtlichkeit gekennzeichnet, die gefällt. Alle Bedienelemente liegen griffgünstig und lassen sich intuitiv steuern. Die Klimaautomatik ist entkoppelt vom Infotainment und gibt damit keine Rätsel auf. Gleiches gilt für das Multimedia-System: Übersichtliche stationäre Vorwahltasten führen zu Touchscreen-Menüs, die in ihrer Struktur leicht zu durchdringen sind. Leider spiegelt der Bildschirm, trotz seiner matten Ausführung, stark.

 

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Übersichtlich auch die Auswahl an Lenkradtasten: Sie sind logisch gruppiert und sinnvoll beschriftet – die Bedienung gelingt auf Anhieb. Angenehm ist auch die einwandfreie und klare Gestaltung der Instrumentierung. Zwei klassische große Rundinstrumente informieren den Piloten jederzeit über die relevanten Daten.

Betrachtet man die Platzverhältnisse, lässt der Kia kaum Spielraum für Klagen. Die Vordersitze bieten einen völlig ausreichenden Verstellbereich und lassen sich gut an die Bedürfnisse der Passagiere anpassen. Warum der Beifahrersitz jedoch nicht höhenverstellbar ist, bleibt ein Mysterium. Auch in Reihe zwei kann kaum über Platzmangel geklagt werden, selbst, wenn vorn Langbeinige Platz genommen haben bleibt genügen Beinraum übrig, um lange Strecken dort zu verweilen. Wer glaubt von der coupéhaften Dachlinie eine knappe Kopffreiheit im Fond ableiten zu können, darf sich eines Besseren belehren lassen: Über einen Zusammenstoß mit dem Dachhimmel müssen sich die Fahrgäste im Fond nicht beklagen. Dies ist jedoch vorn der Fall: Großgewachsene können das ein oder andere Mal mit den recht tiefen Himmel auf Tuchfüllung gehen. Geschuldet ist dies dem Panorama-Glasdach. Leider hilft es auch wenig die Sonnenschutzblenden elektrisch zurück zu fahren, da die seitlichen Einzüge mit Schuld an diesem Phänomen sind.

 

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Also heißt es: Rückenlehnen in eine flache Position stellen und den komfortablen Charakter der Mittelklasselimousine zu genießen. Das Soundsystem gibt eine mehr als gelungene Vorstellung mit seinem rundum satten Klang, die Sitze glänzen zwar nicht unbedingt mit Seitenführung, gefallen aber mit einer guten Mixtur aus Behaglichkeit und Straffheit und glänzen, um das Bild der Bequemlichkeit abzurunden, sowohl mit einer Sitzheizung, als auch mit einer effektiven Belüftung. Die Langstrecke kann also kommen. Gerade auch hinsichtlich des Kofferraums: Wer Sperriges dabei hat, dürfte sich über die schmale Ladeluke und die recht flache Form ärgern. Rein an Volumen fehlt es aber nicht: Große Reisetaschen, Wasserkisten, lästige Familienangehörige, alles passt hinein. Spaß beiseite: Mit Alltaggepäck kommt der Kia Optima bestens zurecht, wenn man nicht gerade den Großeinkauf im schwedischen Möbelhaus als tägliches Ziel auserkoren hat, denn an reinem Volumen fehlt es nicht.

 

Fahreindrücke – Vielfahrer aufgemerkt!

Wir können uns nicht ausmalen, warum der Kia Optima so selten unser Straßenbild bereichert: Er ist unserer bescheidenen Meinung nach ein perfektes Fortbewegungsmittel für Vertreter. Einzig die Limousinenform könnte den interessierten Fuhrparkmanager abschrecken, denn als smarten Kombi gibt es den Optima leider nicht. Die sonstigen Attribute passen genau ins Schema.

Fangen wir mit dem Antrieb an: Der 1,7 Liter große Diesel leistet 136 PS und verfügt über ein angenehmes Drehmoment. Wer fürchtet, dass der ungerade Hubraum ein Nachteil gegenüber den zumeist 2.0 Liter großen Konkurrenz-Aggregaten sein könnte, darf beruhigt sein. Die Fahrleistungen sind auf Augenhöhe mit denen der Kontrahenten und der Verbrauch pendelte sich auf unseren zumeist zügigen Testfahrten bei etwa 6,7 Litern ein.

Was jedoch auffiel ist die starke Anfahrschwäche des Motors, weshalb wir auch das Automatikgetriebe empfehlen, da dieser Effekt damit kaschiert werden dürfte. In Verbindung mit der enorm früh ansprechenden Kupplung führte diese Auslegung dazu, dass sich der Autor dieser Zeilen nicht nur einmal beim Anfahren blamierte und den Wagen absterben ließ. Verantwortlich dafür ist auch die Leistungsentfaltung: Bis knapp unter 2.000 U/min passiert relativ wenig bevor der Diesel zum satten Punch ausholt. Wer sich an diese Charakteristik gewöhnt hat, wird sich an alte 1.9 TDI-Zeiten zurück erinnert fühlen und seinen Spaß mit dem Koreaner haben. Allen anderen, besonders den Vielfahrern, sei aber die Automatik ans Herz gelegt, die nochmals zur Komfortsteigerung beitragen dürfte.

 

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Passend zum Langstreckenfresser-Bild zeigt sich auch das Fahrwerk: Es gibt präzise Rückmeldung von der Straße, nervt aber nicht mit Härte oder gar Straffheit. Es filtert nahezu jede Unebenheit in dem Maße heraus, dass man zwar spürt was unter einem geschieht, jedoch nicht mit dieser Information belästigt wird. Auch haben es die Ingenieure geschafft, dass eine merkliche Seitenneigung in Kurven ausbleibt. Dem Team, das verantwortlich für die Abstimmung der Feder-Dämpfer-Konstruktion ist, sprechen wir unsere uneingeschränkte Wertschätzung zu.

Um das bisher komfortable Gesamtbild nicht zu konterkarieren, bekam der Optima auch eine Lenkung, die durch ihre Sanftheit auffällt – leider. Dieses Attribut ist nahezu untertrieben, da sie mit Leichtgängigkeit nicht geizt. Hier wäre weniger mehr gewesen: Weniger Servounterstützung, mehr Feedback. Allerdings fehlt es nicht an einer direkten Übersetzung, da man im niedrigen Geschwindigkeitsbereich nur kleine Lenkwinkel für Kursänderungen braucht. Mit zunehmender Geschwindigkeit schwindet diese Eigenschaft allerdings zugunsten eines überzeugenden Geradeauslaufs. Doch mit dieser Gesamtauslegung ist wie mit allem im Leben: Man gewöhnt sich daran. Und um dem Schluss zum Fahrzeugkonzept zu finden, darf an dieser Stelle gesagt sein, dass die softe Lenkung gut zu diesem Automobil passt, da man letztendlich frei von Stress reisen kann.

 

Fazit – Es könnte so schön sein…

Der Kia Optima: Er ist nicht die sportliche Limousine, die mit Übermut über Landstraßenkurven geprügelt werden will. Er ist nicht die Limousine, die permanent mit Highspeed über die Autobahn schießen will. Und er ist auch nicht die Art Limousine, für die man einen Termin bei der Hausbank ausmachen muss.

 

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Der Optima ist ein sehr überzeugender Langstreckengleiter, der mit seinem niedrigen Geräuschniveau und dem kultivierten Diesel die Fahrt zum Wellness-Trip macht. Wenn nur nicht das Leistungsloch im Bereich unter 2.000 U/min wäre – aber dem kann man mit der entspannten Automatik Abhilfe schaffen. So ausgerüstet, darf man sich über eine reichhaltige Ausstattung und ein überzeugendes Platzangebot freuen. Und wenn wir einen Wunsch beim KIA-Gini frei hätten, würden wir uns eine weitere Karosserie-Variante wünschen…

 

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography für NewCarz

 

Technische Daten: KIA Optima 1.7 CRDi

Motor: 4-Zylinder-Diesel

Hubraum: 1685 ccm

Leistung: 100 KW / 136PS 4.000 U/min

Drehmoment: 325 Nm bei 2.000 – 2.500 U/min

Getriebe: 6-Gang-Handschaltung

Antrieb: Front

Leergewicht: 1675 Kilogramm

Zuladung: 475 Kilogramm

L/B/H: 4.845/2.090/1.455mm

Kofferraumvolumen: 505 Liter

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 10,3 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit:  202 km/h

ECE-Verbrauch: 5,1 L/100km

Emissionsklasse: EURO 5

CO2-Ausstoß: 133g/km

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