Ford Mondeo Test – Endlich Europäer

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Da ist er endlich, der neue Mondeo. Lange hat es gedauert, doch jetzt will der große Mittelklasse-PKW das Feld von hinten aufräumen.

Aber der Zeitpunkt ist denkbar schlecht: Der Volkswagen Passat wurde unlängst vorgestellt und entert zeitgleich mit dem Kölner den Markt. Seit jeher gilt er als Konkurrent Nummer eins. Erschwerend kommt hinzu, dass der Mondeo in seiner Grundform bereits vor zwei Jahren als Modell „Fusion“ auf den Markt kam. Kann der neue Ford technisch mithalten? Wir haben genau hingesehen.

Das Timing ist schlecht: Der Klassenprimus und Liebling aller Vertreter, der VW Passat, feiert derzeit seinen neue Modellgeneration. Überschüttet mit technischen Neuerungen, einem gefälligen Design und vor allem mit Premium-Qualität sowie demselben Anspruch, ist er der Mittelklasse fast schon entrückt. Hier kommen die wahren Qualitäten des Mondeo zum Tragen: Er ist der bodenständige Kandidat unter den Mittelklasse-PKW und wird auch mit seinem günstigeren Preisniveau ein harter Konkurrent für den Wolfsburger – zumindest bislang. Mit dem neuen Mustang als Image-Booster im Hintergrund, zielt der Mondeo verstärkt in die sportliche Ecke – mehr noch, als es sein Vorgänger vermochte.

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Design – Gestrafftes Blechkleid

Er ist kaum von seinem Bruder Fusion zu unterscheiden, doch das ist nichts Schlechtes, schließlich ist auch dieser dynamisch gezeichnet und verfügt über eine kraftvolle Front mit „Aston Martin“-Grill. Konzentriert blickende Scheinwerfer schaffen das Gefühl von Qualität und unterscheiden das neue Modell damit klar vom, etwas verdutzt dreinblickenden, Vorgänger. Gestraffte Linien zieren den Vorderwagen und äußern sich beispielsweise durch die elegant ausmodellierte Motorhaube. Die hohe Front dient dem Fußgängerschutz und lässt den Kölner damit stattlich-dynamisch auftreten. Sie ist allen Varianten gemein, denn auch die neue Generation wird es als Limousine, Fließheck und als Turnier geben. Die Limousine wird jedoch größtenteils vom europäischen Markt genommen und wird nur noch mit dem später folgenden Hybrid angeboten.

Die Seitenlinie ist geprägt von einem: Länge. Allein der Radstand von 2,85 Metern streckt die Seitenansicht enorm und birgt natürlich großes Potenzial für die Platzverhältnisse im Innenraum. Doch auch außen gefällt die lange Erscheinung und wird durch sanfte, geradlinige Elemente unterstrichen. Gekennzeichnet wird vor allem das Fließheck durch eine coupéförmige Dachlinie, die in einem sanft auslaufenden Kofferraum mündet. Diese Gestaltung steht in einem angenehmen Kontrast zur sonst dynamisch-geradlinigen Ausrichtung. Doch der Neuling mimt nicht nur den großen Wagen, er ist es auch, schließlich erstreckt sich die Karosserie auf 4,87 Meter Länge. Um ein Verhältnis für dieses Maß zu bekommen: Ein aktueller Audi A6 misst 4,92 Meter.

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Am Heck zeigt er Mondeo wiederum seine Verwandtschaft zum Vorgängermodell, sodass man zwei Mal hinsehen muss, um die Generationen auseinanderhalten zu können. Auch das neue Modell kommt mit großen, trapezförmigen Rückleuchten daher, die den Blickfang dieser Ansicht bilden. Ergänzt wird das Heckdesign von einer großen, flachen Heckscheibe, einem kurzen Kofferraumdeckel mit einer prägnanten Abrisskante und auffälligen, integrierten Auspuffrohren. Der Anblick zeugt durchaus von der Dynamik, der sich der Mondeo verpflichtet fühlt. Besonders attraktiv wird der Mondeo aber mit seinem stimmigen Kombi-Heck, das in Deutschland den Löwenanteil am Absatz ausmachen wird.

Interieur – Raum zur Entfaltung

Auch im Interieur macht der Neue keine Abstriche und wird seinem Platzangebot dem bisherigen Ruf gerecht. Er befindet sich damit auf Augenhöhe mit Hauptkonkurrenten Volkswagen Passat: Auf jedem Platz steht genügend Raum zur Verfügung, sodass es nirgends wirklich zwickt. Besonders im Fond gefällt der Ford mit mehr als nur überzeugenden Platzverhältnissen, sodass man fast die Beine übereinander schlagen möchte. Doch in einem Punkt muss man gegenüber seinem Hauptkonkurrenten Abstriche hinnehmen. Zwar gefällt der Mondeo als Fließheck mit einem Basis-Kofferraumvolumen von 550 Litern, doch der Passat bietet hier mehr – sowohl beim Basis- als auch beim Maximalladevolumen.

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In der ersten Reihe verwöhnt der Ford mit bequemen Sitzen, die eine gute Mischung aus Halt und Komfort bieten und dabei mit ihrer Straffheit auffallen. Optional lässt sich das Gestühl sogar klimatisieren, was jedoch keine Besonderheit für einen Mondeo darstellt, da dieses Extra bereits in beiden Vorgängern verfügbar war. Nicht nur damit glänzt der Kölner: Attraktiv gestaltete Materialien, eine übersichtlich aufgeteilte Mittelkonsole mit einem reduzierten Look und eine größtenteils leichte Bedienung gehören mit dazu.

Ford lernte aus der Kritik an den Infotainment-Systemen von Focus und Fiesta und verpasste dem Mondeo ein gänzlich anderes. Fielen die Systeme der Schwestermodelle mit einem kleinen Monitor auf, besticht der neue Mittelklässler mit einem großen klar auflösendem Bildschirm. Die Bedienung erfolgt über den Touchscreen und geht recht leicht von der Hand. Irritierend nur, dass Assistenten oder etwa das Fahrwerks-Setup ausschließlich über Untermenüs aktiviert werden können und keine einzelnen Tasten dafür arrangiert wurden. Hinzu kommt, dass das Display recht empfindlich für Fingerabdrücke ist und diese die Ablesbarkeit stören. Außerdem wurde ein großer Bildschirm im Instrumententräger vom Vorgänger übernommen, der über Fahrzeugdetails und ebenfalls über das Infotainment informiert. Leider geriet die Bedienung über die zahlreichen Lenkradtasten etwas kompliziert und verschachtelt. Eine Erleichterung bietet da die ausgeklügelte Sprachsteuerung, die es beispielsweise ermöglicht, SMS während der Fahrt vorgelesen zu bekommen oder aber zu versenden. Besonders der Sprachbefehl „Ich habe Hunger“ sorgte bei unserem Videodreh für viel Freude.

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Im Gegensatz dazu zeichnet sich die Interieur-Gestaltung aber durch ihre optische Gefälligkeit und ihre Leichtigkeit aus. Die Mittelkonsole schwebt ähnlich, wie man es vom ehemaligen Tochterunternehmen Volvo kennt und verleiht dem Innenraum einen modernen und leichten Look. Hinzu kommen recht große Fensterflächen – auch, wenn man es ihm von außen nicht ansehen mag – die viel Licht ins Innere lassen und für Behaglichkeit sorgen. Dieses Attribut ist man von heutigen Autos, deren Scheiben eher Schießscharten gleichen, kaum noch gewöhnt.

Fahrleistungen – Dynamik ohne Komforteinbußen.

Der Basis-Mondeo wiegt gerade einmal 1.450 Kilogramm, doch Ford verwendet keine Leichtbau-Materialien für den Neuen – umso erstaunlicher ist das Resultat. Dies hat natürliche auch positive Auswirkungen auf den Preis. Unser Testwagen, ausgerüstet mit dem 2.0 TDCI mit 180 PS steht für 34.450€ in der Preisliste und verfügt über Sportsitze, eine beheizte Frontscheibe, 17 Zoll Alufelgen sowie verschiedene Assistenten.

Diese Motorisierung stellt sich als sehr empfehlenswert heraus, da sie mit einem maximalen Drehmoment von 340NM, das zwischen 2.000 und 3.250 U/min anliegt, verwöhnt. Natürlich sprechen die Fahrleistungen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h und einer Beschleunigung von 0 – 100 km/h in 8,4 Sekunden für ein durchaus sportliches Mittelklasse-Auto, doch subjektiv wirkt der Mondeo gemütlicher, als es die Fahrleistungen vermuten lassen.

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Besonders in den Gängen zwei und drei wirkt der 2.0 TDCI etwas zugeschnürt, da die Gesamtübersetzung recht lang ausfiel. Zur Wahl steht aber nicht nur das angenehm schaltbare Sechsgang-Schaltgetriebe, mit seinen klar definierten Schaltwegen und den leichtgängigen Gangwechseln, sondern auch ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe, dass die leichte Lethargie etwas überspielen könnte. Andererseits darf man sich über einen Normverbrauch von gerade einmal 4,1 Liter auf 100 Kilometer freuen, der angesichts der Leistung als sehr genügsam gelten darf.

Nun aber zur Paradedisziplin eines jeden Ford: Dem Fahrwerk. Es zählt zu den besten Varianten, die die Mittelklasse zu bieten hat. Es ist sportlich abgestimmt und wird damit dem Grundcharakter des Ford gerecht. Es lässt wenig Seitenneigung zu und gibt dem Fahrer jederzeit ein klares Feedback über den Straßenzustand, ohne aber den Komfort außer Acht zu lassen. Gerade auf den nicht immer gut ausgebauten Strecken Spaniens konnten wir uns davon überzeugen, dass auch grobe Verwerfungen den Kölner nicht aus der Ruhe bringen, man aber jederzeit viel Fahrfreude bei der Kurvenfahrt haben kann. Mit verantwortlich für diese Auslegung ist die verbesserte Hinterachskonstruktion, die das agile Fahrverhalten ermöglicht und die Wankbewegungen reduziert. Außerdem ermöglicht die variable Abstimmung von Federn und Dämpfern Fahrspaß im engen, kurvigen Geläuf. Es fällt jedoch auf, dass bei schneller Gangart Allrad von Vorteil wäre, da die Motorleistung nicht jederzeit souverän auf die Straße gebracht werden kann.

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Hinzu kommt eine etwas schwergängige Lenkung, die um die Mittellage etwas indifferent, aber sonst durchaus präzise reagiert. Gerade durch die erhöhten Rückstellkräfte wird eine Dynamik hervorgerufen, die zu gefallen weiß. Jedoch verlor die neue elektrische Steuerung insgesamt etwas an Direktheit gegenüber der hydraulischen im Vorgänger, was letztendlich aber nichts an ihrer Güte ändert.

Fazit – Prädestiniert für die lange Reise

Der Mondeo ist nicht nur ein Dynamiker, sondern auch ein optimaler Reisewagen, da er mit seinem langen Radstand und dem exzellenten Fahrwerk einen überzeugenden Langstreckenkomfort bietet. Dazu trägt auch das überraschend geringe Geräuschniveau bei, das durch den vibrationsarmen Lauf des TDCI zusätzlich unterstützt wird.

Doch der Kölner ist auch ein sicheres und preiswertes Fahrzeug, das mit einer wahren Armada an Assistenten aufwartet. Die getestete Titanium-Ausstattung gefällt mit allerhand Nützlichem und Angenehmen, und sollte unserer Meinung nach nur um den City-Stopp-Assistenten und das LED-Licht ergänzt werden.

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Geblieben sind die alten Tugenden mit einem ordentlichen Raumangebot und einer ansprechenden Optik. Dabei verlieren die Kölner aber nicht die Preise aus dem Auge und haben damit der Konkurrenz ein schlagkräftiges Argument entgegenzusetzen. Wir sind besonders gespannt auf die Motorisierungen, die noch nachgereicht werden sollen: Kommen sollen ein 210PS starker Diesel, sowie ein Hybrid, der nur 4,2 Liter auf 100 km/h verbrauchen soll. Hoffen wir nur, dass Ford sich mit der Einführung dieser Varianten nicht genauso viel Zeit lässt, wie mit der Einführung des neuen Modells.

Weitere Berichte dazu gibt es bei Autogefühl und Trendlupe.

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography

Fahrzeugschein: Ford Mondeo Fließheck 2.0 TDCI

Motor: Reihen-Vierzylinder

Hubraum: 1997 ccm

Leistung: 132KW/ 180 PS

Maximales Drehmoment: 340NM

Gesamtgewicht: 2.270 KG

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,4 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h

Verbrauch (NEFZ): 4,1 Liter auf 100 Kilometer

Grundpreis: 31.450€

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