Volvo V40 D4 Test – Mit Understatement ins Premium-Segment

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Er ist straff gezeichnet und steht für eine attraktive Schnörkellosigkeit: So fährt Volvos Angebot in der Kompaktklasse, der V40 vor. Gefälliges Design, Understatement und vor allem Sicherheit sind die Tugenden, die man von einem schwedischen Auto kennt und erwartet. Wir fuhren den D4, einen Diesel mit 190 PS und haben uns gefragt, ob der Volvo neben den eigentlichen Werten auch etwas Sportlichkeit mit in die Wiege gelegt bekommen hat.

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Design – Nordisch kühl

Fließende Linien bestimmten das Exterieur des kompakten Schweden. Dabei ist Volvo aus der Vergangenheit eher für seine Kastenform und besonders praktische Kombis bekannt. Doch spätestens seit dem XC90 wird das Design der schwedischen Traditionsmarke von sanften Rundungen bestimmt – so auch beim V40.

Am Bug empfängt der Kompakte den Betrachter mit einem ernsten Blick aus seinen mandelförmigen Scheinwerfern. Darüber spannte sich eine stark ausmodellierte Motorhaube, die die Frontpartie in mehrere Etagen aufteilt. Im obersten Geschoß warten geschickt gesetzte Sehnen darauf, der flächigen Haube Struktur zu geben. Eine Etage tiefer bildet sich die Schulterpartie, direkt mit den Scheinwerfern beginnend, heraus und formt so auch schon die Kotflügel. Auf derselben Ebene ist ein selbstbewusster Kühlergrill zu Hause, der mit seinen sechs angedeuteten Kanten den Schluss zu vergangenen Modell, wie etwa dem legendären „Schneewittchensarg“ zieht. Im Untergeschoss wartet schließlich ein großer Lufteinlass darauf, die heranströmende Luft zielgerichtet zu kanalisieren. Er wird eingerahmt von zwei vertikal ausgerichteten Tagfahrleuchten, die an die Stelle der Nebelscheinwerfer rückten.

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Seitlich fällt auf, dass die Radhäuser nicht auffallen – heutzutage eine Seltenheit. Die Seitenlinie zeigt sich schnörkellos und glatt, bekommt aber durch die sanfte Schulterpartie einen eigenständigen Charakter. Um den insgesamt dynamischen Auftritt zu untermalen, ließen die Designer die untere Fensterlinie nach hinten leicht ansteigen. Überhaupt ist das Greenhouse eher von kleinem Maße, was den sportlichen Touch zusätzlich untermauert.

So verwundert es auch nicht, dass die Heckscheibe nicht gerade üppig ausfällt. Zwar wird optisch der Eindruck geschaffen, dass sich jene nach unten in Richtung Stoßstange ein Stück weiter in die Karosserie zieht, doch dies ist ein geschickter Design-Gag, da hier mit Klavierlack-Optik gearbeitet wurde. Dennoch gefällt das Resultat: Die gedrungene Erscheinung kommt auch hier zum Tragen und zeigt nicht zuletzt mit dem Dachspoiler, dass hier ein dynamischer Kompakter steht. Betont wird dieser Eindruck durch die Duplex-Auspuffanlage und eine, durch die knackige Schulterpartie erzeugte, Breite. Besonders charakteristisch für das Heck sind die Rückleuchten mit ihrer beinahe schon klassischen Wellenform. Sie geben der Rückansicht erst die letzte Portion Exklusivität.

Interieur – Licht und Schatten

Der Innenraum gibt sich wie ein Designer-Loft: Reduziert und hochwertig. Schöne Materialien treffen auf eine solide Verarbeitung und eine geschmackvolle Inneneinrichtung. So sind es beispielsweise die Instrumente, die auf den ersten Blick nicht nur ungewöhnlich wirken, sondern auch das Flair des Besonderen versprühen. Der spezielle Clou dabei: Sie lassen die Wahl, ob man lieber eine sportliche, eine noble oder aber eine ökonomische Ansicht bestaunen möchte und zeigen je nach Setup verschiedene Informationen an. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Geschwindigkeit und die Drehzahl digital angezeigt werden – der Geschmack der Zukunft.

Auch sonst gibt sich das Interieur individualisierbar: Eine temperaturgesteuerte Innenraumbeleuchtung schafft entweder ein kühles oder eher warmes Ambiente. Ist die Klimaanlage auf das Kühlen programmiert, gestaltet sich die Beleuchtung hell und kalt; hat man aber die Heizung aktiviert, erstrahlt der Innenraum in warmen Farben. Individuell können auch die Sitze in der ersten Reihe angepasst werden. Hat man erstmal Platz genommen, fühlt man sich direkt wohl und bequem untergebracht. Der Seitenhalt ist passabel und die Polsterung gefällt mit einem angenehmen Mix aus Nachgiebigkeit und Straffheit. Selbst Sitzriesen gelingt es, eine entspannte Position hinter dem Dreispeichen-Lenkrad zu finden, da genug Bewegungsfreiheit in jegliche Richtung gegeben ist.

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Etwas anders sieht es auf der Rückbank aus: Zwar können durchschnittliche Mitteleuropäer durchaus kommod untergebracht werden, doch fürstliche Platzverhältnisse sind nicht vorzufinden. Hinzu kommt, dass das Raumgefühl im Fond durch die kleinen Seitenfenster und die damit einhergehende Dunkelheit leidet. Abhilfe schafft hier sicherlich das optionale Panoramadach. Andererseits muss aber auch betont werden, dass die Volvo-Konstrukteure die Rückbank speziell für zwei Passagiere ausgelegt haben, da die beiden äußeren Sitze besonders ausgeformt sind und den mittleren Platz als Notsitz zurücklassen. Zusätzlich lassen sich alle Plätze bequem durch die vier großen Türen entern.

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Die besten Plätze sind – wie zumeist – vorn: Hier darf man das zurückhaltende und schnörkellose Design mit der geradezu frei schwebenden Mittelkonsole bestaunen. Auf ihr sammeln sich die Bedienelemente für die Klima- und Infotainment-Steuerung. Es fällt auf, dass Volvo seit Jahren einen etwas anderen Weg bei der Klimabedienung eingeschlagen hat – und die übersichtliche und verständliche Bedienung gibt den Schweden Recht. Visualisiert werden die Einstellungen der Klimaanlage im zentralen Bildschirm, der natürlich auch die Bedienung von Radio, Navigation und Multimedia beherbergt. Diese Funktionen werden von einem der vier satt rastenden Drehregler gesteuert und nicht per Touchscreen. Zunächst verwundert diese Art der Bedienung, da man heutzutage recht schnell dazu geneigt ist, jeden Bildschirm mit den Fingern zu berühren – Generation Smartphone eben. Doch in kürzester Zeit hat man sich daran gewöhnt und findet sich schnell zurecht. Vorbei die Zeiten, in denen die Bedienung des Navigationssystems über Tasten erfolgte, die sich hinter dem Lenkradkranz verbargen – Volvo hat eine gute Lösung gefunden.

Sicherheit – Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Fahren sicher machen

Allein die serienmäßige Sicherheitsausstattung dürfte so manchen Konkurrenten vor Neid zum Erblassen bringen. Der V40 verfügt, ohne auch nur ein Kreuz auf der Optionsliste gemacht zu haben, über einen Knieairbag für den Fahrer, einen Airbag unter der Motorhaube, der dem Fußgängerschutz im Falle einer Kollision dient, ein Auffahrwarnsystem, sowie über ein Notbremslicht, das bei einer Vollbremsung stark flackert.

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Optional ist ein Spurhalteassistent lieferbar, der selbstständig mitlenkt und mit dem Lenkrad vibriert, sollte man die Spur unabsichtlich verlassen. Hinzu kommen ein Toter-Winkel-Warner, ein Abstandsregeltempomat, sowie eine Verkehrszeichenerkennung. Besonders spannend ist die aktive Einparkhilfe, die den Querverkehr beim Rückwärtsausparken überwacht. Ein wichtiges Ausstattungsdetail stellt auch die Rückfahrkamera dar: Aufgrund der äußerst kleinen Heckscheibe ist die Übersicht nach hinten fast unmöglich ohne diese Unterstützung.

Fahreindrücke – Sanft, aber mit Biss

Was erwartet man von einem Volvo? Hohen Fahrkomfort, den herzhaften Klang eines Fünfzylinders und vor allem Sicherheit. Nun, zumindest von einem dieser alten Attribute muss man sich Verabschieden – dem ehrwürdigen Fünfender. Beim D4 werkelt ein Vierzylinder-Turbodiesel mit 190 PS unter der wohlgeformten Motorhaube, der seine Arbeit durchaus kultiviert und leise verrichtet. Überraschend ist, dass sich der Frontantrieb mit der gebotenen Leitung nicht überfordert zeigt – ein Scharren mit den Vorderrädern ist dem V40 fremd. So schafft es der kompakte Schwede in 7,4 Sekunden auf 100km/h und lässt den Vortrieb erst bei schnellen 230km/h bewenden. Dabei zieht er in jedem Drehzahlbereich angenehm stark durch, ohne jedoch eine Leistungsexplosion hervorzurufen. Bei den gebotenen Fahrleistungen genehmigt sich der D4 dann auch einen kleinen Expresszuschlag, sofern man sich als zügiger Fahrer versteht. Lässt man es hingegen entspannt angehen, sollten aber Verbräuche nahe des Normverbrauchs leicht realisierbar sein.

Wer mit solch einer starken Kraft aufwartet, sollte auch die restlichen Komponenten auf das sportliche Talent abstimmen: Und genau das taten die Ingenieure. Das Fahrwerk gibt sich zwar insgesamt recht kommod, hält die Seitenneigung der Karosserie aber in engen Grenzen. So kommt es ab und an vor, dass der V40 über Kanaldeckel etwas steifbeinig abrollt, was sicherlich auch der üppigen aber attraktiven Testwagen-Bereifung geschuldet ist. Ansonsten liegt der Volvo satt auf der Straße und bleibt in Kurven lange neutral, bevor er zum Untersteuern neigt. Jede darüber hinausgehende Situation wird sauber vom feinfühligen ESP bereinigt.

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Die Lenkung hingegen gibt sich von ihrer komfortablen Seite. Sie ist zwar nicht übermäßig leichtgängig, sondern mit ihren Rückstellkräften recht ausgewogen, könnte aber eine Spur direkter sein. Doch mit dieser Auslegung passt sie hervorragend zum Fahrwerk: Wenn man möchte kann man zügig über Landstraßen preschen, aber man muss nicht. Und dieses „Nicht-müssen“ belohnt sie mit einem guten Alltagsnutzen der durch ihren Komfort herrührt.

Fazit – Der ausgeglichene Lifestyler

Als Konkurrent vor allem gegen die Mercedes-Benz A-Klasse und den BMW 1er braucht der Volvo gute Argumente, um gegen diese Bestseller zu bestehen – und die hat er. Er polarisiert mit seinem gefälligen und vor allem zurückhaltenden Design nicht so sehr, wie es seine Kontrahenten tun und hebt sich damit wohltuend ab. Er ist entspannt und schätzt das Understatement. Sollen sich doch die anderen mit den lauten Tönen schmücken.
Am V40 hat uns diese Zurückgenommenheit sehr gefallen, sowohl außen, als auch innen: Das kühle Interieur mit den feinen Details schafft Wohlfühlambiente – nicht zuletzt unterstrichen mit seiner Hochwertigkeit. Doch auch die Sicherheit und der überzeugende Diesel gefallen auf ganzer Linie, sodass es letztendlich schwer fällt, Kritik zu äußern. Aber so sind sie, die Schweden: Zurückhalten, aber durchaus charmant.

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography

Fahrzeugschein: Volvo V40 D4

Motor: Vierzylinder-Turbodieselmotor

Hubraum: 1969 cm³

Leistung: 140 kW/ 190 PS bei 4250 U/mi

Drehmoment: 400 Nm bei 1750 – 2500 U/min

Getriebe: 6-Gang Handschaltung

Antrieb: Front

Leergewicht: 1578 kg

Kofferraum: 324l

L/B/H: 4369/2041/1420mm

Wendekreis: 10,8 m

Radstand: 2646 mm

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 7,4

Höchstgeschwindigkeit: 230km/h

CO2-Ausstoß: 99g/km

Schadstoffnorm: Euro 5

ECE-Verbrauch: 3,8L/100km

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