Lexus LS600h L Test – Wellness auf Japanisch

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Eine Hybrid-Luxuslimousine namens Lexus LS600h L, die eine Schlüsselfrage aufwirft: Welchen Preis hat das grüne Fahren? Realistisch betrachtet haben Luxusfahrzeuge meist eher etwas mit Prestige zu tun, als mit dem eigentlichen Produkt.

Das musste auch Toyota feststellen, als sie in den 80ern versuchten, in das Luxussegment vorzustoßen. Obwohl sich der Camry, Corolla oder Corona erfolgreich verkauften, musste eine andere Taktik für die Flaggschiff-Limousine her. Somit wurde Lexus geboren und versuchte mit dem LS400 den Markt für sich zu gewinnen.

Lexus ließ das äußere Design des LS über ein Jahrzehnt nahezu unverändert. 1995 erschien die zweite Generation dann mit einem längeren Radstand. In der dritten Generation des LS wurden drastischere Veränderungen vorgenommen: Das Exterieur, Interieur, der 4.3 L V8 Motor – kein Stein blieb auf dem anderen. Die vierte Generation schaffte es schließlich aus dem recht konservativen Design eine sportliche Limousine zu machen. Im Jahr 2013 erschien dann ein Update, das den LS noch dynamischer in Szene setzt.

NewCarz-Lexus-LS600hL-Fahrbericht-163Aber hat der Edel-Toyota wirklich das Zeug in dem von Mercedes, BMW und Audi dominierten Luxussegment mitzuhalten? Der Lexus LS600h L hat einen Basispreis von 131.800 Euro; der von uns getestete Wagen verfügt zusätzlich über die Wellnessline Ausstattung und einen Nachtsichtassistenten, womit der Preis bei 146.100 € liegt – ein Preis also, der auf Augenhöhe zu den anvisierten Konkurrenten liegt.

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Der neue LS hat von Lexus einen trapezförmigen Grill bekommen, der sich nahtlos in das Portfolio des Unternehmens einfügt. Obwohl die Luxuslimousine jetzt aggressiver daherkommt, ist sie nach wie vor nicht sonderlich aufregend. Es ist die schlichte Eleganz, die das Flaggschiff auszeichnet. Die LED-Frontscheinwerfer sind bei der Limousine serienmäßig verbaut, im Vergleich zu anderen Herstellern sind sie allerdings sehr rund und wenig kantig; das würde mehr Eigenständigkeit im Exterieur mit sich bringen. Auch am Heck finden sich moderne und stilvolle Elemente, wie etwa die hellen LED-Rückleuchten oder die verchromten Auspuffrohre. Diese erinnern von ihrer Formgebung an einen Bentley, doch insgesamt wirkt das Gesamtpaket der Limousine zu schlicht.

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Wenn man erst einmal auf dem Fahrersitz Platz genommen hat will man kaum wieder aufstehen: Das Layout der Armaturen ist wohl überlegt und der Sitz ist aus ergonomischen Gesichtspunkten sehr gut. Lexus bietet verschiedene Innenausstattungen für den LS600h L an, die beispielsweise Eschen- oder Walnussholz zur Wahl stellen. In dem von uns getesteten Fahrzeug war die Innenausstattung aus Bambus, welches sehr gut mit dem umweltbewussten Aspekt des Hybrid harmoniert und einen ungewöhnlichen, aber geschmacklich gelungenen Reiz bildet.

Der in 16 Richtungen verstellbare Fahrersitz ist sowohl komfortabel als auch optisch ansprechend. Der Beifahrersitz hat vier Einstellungsmöglichkeiten weniger. Beide Sitze sind beheizbar und können zusätzlich belüftet werden, was besonders im Sommer eine sinnvolle Erweiterung zur gewöhnlichen Sitzheizung darstellt. Ihre Seitenführung ist nicht überragend, was bedeutet, dass die Sessel nicht besonders gut in einen Sportwagen passen würden. Aber in einer Limousine vom Schlag eines LS sind sie die optimalen Begleiter, da sie die Passagiere mit ihrem hohen Komfort verwöhnen.

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Die Anzeigen des Lexus sind übersichtlich ausgelegt; wenn man sich im Sport oder Sport+ Modus bewegt, fungiert die linke Anzeige als Drehzahlmesser. Beim normalen oder im Eco-Fahrmodus stellt sie andererseits den Ladezustand der Batterie dar. Zwischen dem Tacho und dem Drehzahlmesser befindet sich ein weiteres Display, das weitere Informationen über das Auto gibt, leider jedoch nicht als Navigationssystem dient. Diese Aufgabe übernimmt der in der Mitte des Armaturenbretts befindliche 12,3 Zoll LCD-Bildschirm, der, um Blendung zu vermeiden, vertieft angebracht ist. Auch vom Beifahrersitz ist alles gut zu erkennen. Auffällig auch, dass der Lexus anstatt einer digitalen Uhr über eine hochwertige analoge Uhr verfügt, deren weiße Markierungen auf dem silbernem Hintergrund durchaus edel wirken.

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Die Bedienung des Navigationssystems findet mit einem Maus-ähnlichen Stummel rechts vom Schalthebel statt. Diese ist leicht zu verstehen und angenehm zu bedienen, da man den Ellbogen auf der Armlehne ablegen kann. Zwei Drittel des Bildschirms sind für die aktuelle Auswahl vorgesehen, das andere Drittel zeigt Bordcomputer-Informationen wie Klimaanlage, Radio und Kraftstoffverbrauch an. Die Maus bewegt sich frei in dem Abschnitt in dem man sich befindet: Will man in einen anderen übergehen, ist ein weiterer Stoß notwendig. Durch Herunterdrücken der Maus wählt man, genau wie bei einer Computer-Maus, Schaltflächen bzw. Icons aus. Wenn man das System ein wenig mehr benutzt, gewöhnt man sich sehr schnell an die Bedienung. In dem von uns getesteten Fahrzeug war die Maus allerdings relativ wacklig und machte mit ihrer Verarbeitung nicht unbedingt einen hochwertigen Eindruck.

Wenn man es sich auf dem Rücksitz bequem macht, wird man mit einigen komfort-orientierten Annehmlichkeiten versorgt, die für Langversionen von Limousinen typisch sind. Unser Testwagen war mit dem Wellness-Line Paket ausgestattet, das im hinteren rechten Sitz eine nahezu liegende Sitzposition ermöglicht. Dadurch, dass der Beifahrersitz ganz  nach vorne gefahren und gekippt werden kann, darf man im Rücksitz die Beine komplett ausstrecken und auf die von unten hochfahrende Beinablage betten.

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Beim Öffnen der Mittelkonsole zwischen den Rücksitzen präsentiert sich eine weitere Überraschung: Eine Fernbedienung zur Kontrolle der diversen Massageoptionen kommt zum Vorschein. Außerdem befindet sich in der Mittelkonsole auch die Fernbedienung für das neun Zoll LCD-Display, das sich auf Knopfdruck aus dem Dachhimmel nach unten klappt. Zwischen den Rücksitzen befindet sich zudem ein Blu-Ray/DVD-Player, damit man auch unterwegs noch die Lieblingsfilme genießen kann. Den Ton zum Film kann man entweder über die imposanten Mark Levinson-Lautsprecher im Auto hören oder die von Lexus bereitgestellten Kopfhörer nutzen, um den Chauffeur nicht zu sehr von seiner Arbeit abzulenken.

Einen Kühlschrank zwischen den Rücksitzen sucht man leider vergebens, da die Batterie des Hybridsystems zu wenig Platz dafür lässt. Diese beeinflusst leider auch das mit 420 Litern etwas knapp bemessene Kofferraumvolumen. Eine S-Klasse bietet in der Langversion immerhin 90 Liter mehr. Das Kofferraumvolumen des Lexus bewegt sich also eher auf Mittelklasse-, denn auf Luxus-Niveau.

Andere Topmarken, wie Mercedes oder BMW, nutzen für ihre Flaggschiffe einen 12-Zylinder Motor, Lexus hat sich jedoch für einen Hybrid-Antriebsstrang entschieden. Der LS versucht die sanfte Kraftübertragung eines V12 mit dem Verbrauch eines V8 zu kombinieren. Der Benzinmotor liefert mit seinen fünf Litern Hubraum 394 PS sowie ein maximales Drehmoment von 520 Newtonmetern. In Kombination mit dem Elektromotor können 445 Pferdestärken Systemleistung abgerufen werden.

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Somit liegt der Lexus knapp hinter den deutschen Konkurrenten, die 500+ PS leisten. Im Normalfall kann das durch das direkt anliegende Drehmoment des elektrischen Motors ausgeglichen werden. Der LS600h L ist jedoch eindeutig der Langsamste der Flaggschiff-Limousinen: Um auf 100 km/h zu kommen benötigt der LS 6,6 Sekunden. Der Leistungsunterschied im Vergleich zu Konkurrenz macht sich besonders bei höheren Geschwindigkeiten bemerkbar, da dann schlicht die Kraft fehlt.

Wie andere Hybridfahrzeuge aus dem Hause Toyota hat auch der LS600h L ein Planetengetriebe, das durchgehend die Übersetzung anpasst, um den elektrischen und den Verbrennungs-Motor optimal zu nutzen. Da die Limousine ein E-CVT Getriebe (Electronically Controlled Continuous Variable Transmission) besitzt, hat das Getriebe eine unendliche Anzahl an Gängen zur Verfügung, um die Kraftübertragung perfekt für sportliches Fahren oder einen geringen Verbrauch auszulegen.

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Dabei wird die 288 Volt-Batterie durch die beim Bremsvorgang gewonnene Energie mittels Rekuperation immer wieder aufgeladen. Durch diese und weitere Spritsparmethoden erreicht der Lexus NEFZ-Verbrauchswerte, die mit 10,5 Liter innerorts, 8,6 Liter kombiniert und 7,5 Liter außerorts für ein Auto dieser Größe und mit diesem Gewicht, als durchaus moderat zu bezeichnen sind.

Moderat zeigt sich auch das Fahrwerk: Lexus bietet dem Fahrer fünf verschiedene Fahrmodi im Lexus LS600h L: Eco, Komfort, Normal, Sport, Sport+. Diese verschiedenen Modi sollen die Lenkung, Gasannahme, Härte der Federung und die Leistung beeinflussen. Die Limousine bleibt allerdings bei allen Auswahlmöglichkeiten immer komfortabel. Sport und Sport+ verbessern die Gasannahme zwar deutlich, letzten Endes fährt man aber immer noch einen knapp 2,5 Tonnen schweren Hybrid, weshalb es sich eigentlich verbietet von Sportlichkeit zu reden.

Das Unternehmen hat sich selbst mit dem LS600h L eine schwierige Aufgabe gestellt: Ein von Zwölfzylinder-Aggregaten dominiertes Luxussegment mit einem Hybridfahrzeug zu erobern. Es ist ein interessantes und zukunftsorientiertes Konzept, aber es fehlt schlicht die Leistung, um mit der etablierten Konkurrenz mitzuhalten; insbesondere, wenn man das Preisschild der Limousine betrachtet. Die Kraftübertragung ist sanft, der eines V8 auch würdig, aber mit dem Potenzial eines V12 der Konkurrenz nicht zu vergleichen. Das Flaggschiff eines Unternehmens wie Lexus – in dem Preissegment – sollte eine bessere Leistung abrufen können. Der Lexus ist ein Auto in dem man gefahren wird und selbst den Komfort im Fond genießt. Das trifft zwar auch auf die deutsche Konkurrenz zu, allerdings hat man dort mehr Spaß, höchstpersönlich das Steuer zu ergreifen und aufs Gaspedal zu treten – hier wird schlicht mehr Dynamik geboten.

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Um auf das Infotainment-System des Lexus LS600h L zurückzukommen: Das System ist sehr angenehm zu benutzen, vor allem die Maus ist eine gute Idee der Ingenieure. Man versteht sehr schnell wie alles funktioniert, ohne sich vorher mit einer langen Anleitung auseinandersetzen zu müssen. Der 12,3 Zoll LCD-Bildschirm ist brillant, die schiere Größe vereinfacht das Lesen sehr, auch die Trennung des Bildschirms in selbst auswählbare Teile stellt eine die gute Funktionalität das Luxusliners gekonnt dar.

Der Fond mit dem Wellness-Line Paket ist für jeden, der viel im Auto sitzt, ein Hochgenuss. Wenn man sich den Luxus eines Fahrers leisten kann, ist der rechte Rücksitz mit hochgelegten Beinen und Fernseher ein einzigartig bequemer Platz zum Reisen. Das Entertainment-System ist im Vergleich zur Konkurrenz allerdings etwas im Hintertreffen: Audi, BMW und Mercedes statten ihre Limousine mit zwei separaten Bildschirmen aus, statt mit einem. Auch die Bedienung sieht bei den Konkurrenten wesentlich hochwertiger und neuer aus.

Die LED-Scheinwerfer des Lexus sind bei Dunkelheit fantastisch und auch die Überwachung des toten Winkels ist sehr hilfreich. Dies zeigt, dass der Lexus LS600h L eine Luxuslimousine ist, die zum gefahren werden ein sehr angenehmer Ort ist. Wenn man selbst hinter dem Lenkrad Platz nimmt, ist der LS angenehm und einfach zu fahren, auf Sportlichkeit sollte man allerdings nicht hoffen. Mit einem Preis von über 140.000 € ist das Auto jedoch, im Vergleich zur Konkurrenz, überdurchschnittlich teuer. Die Kontrahenten liefern mehr Leistung und mehr Technologie für einen geringeren Preis.

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Letztendlich kommt man nicht daran vorbei zu konstatieren, dass ein Großteil des Kaufpreises für das grüne Fahren im Hybrid ausgegeben wird. Der Motor ist aber dennoch zu schwach, um mit der Konkurrenz Schritt zu halten. Würde man die Motorleistung und das Entertainment auf ein Level mit den deutschen Luxuslimousinen heben, so würde man den LS600h L in den Preisregionen von Maserati, Bentley und Aston Martin widerfinden.

Text: Jakob Klingebiel / Fotos: Mikhail Bievetskiy

Technische Daten: Lexus LS600h L

Motor: V8-Benziner+Elektromotor

Hubraum: 4.969ccm

Leistung Benziner: 290KW / 394PS

Leistung Elektromotor: 165KW / 224PS

Systemleistung: 327KW / 445PS U/min

Drehmoment Benziner: 520Nm bei 4.000U/min

Drehmoment Elektromotor: 300Nm

Getriebe: Stufenloses variables Getriebe, sieben virtuelle Schaltstufen

Antrieb: Allrad, permanent

Leergewicht: 2.485Kg

L/B/H: 5.150/1.875/1.480mm

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,6s

Höchstgeschwindigkeit:  250 km/h

Abgasnorm: Euro 5

ECE-Verbrauch: 9,3L/100km

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