LADA Vesta Test – Gelassenheit auf Russisch

LADA Vesta Seite
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Der LADA Vesta ist ein selten gesehener Exot auf deutschen Straßen und besticht vor allem durch seinen Preis.

Wer LADA hört, denkt zuallererst an den Niva, Taiga oder 4×4 – das Geländeurgestein, der Tausendsassa fürs ganz Grobe, das Vermächtnis russischer Automobilität schlechthin.

Wir haben das neue Gesicht einem ausführlichen Test unterzogen und stellten fest, dass der Lada Vesta ähnlich charakterstark, aber auch eigensinnig, wie sein Urahn ist.

 

Exterieur – Stufenheck reloaded

Der LADA Vesta ist das erste Serienfahrzeug im neuen ‘X’-Design, das sich durch markante Sicken in der Seitenansicht zeigt. Die Front präsentiert mit einem langgezogenen Grill samt Markenemblem und zwei glänzenden Chromspangen in angedeuteter X-Form eine recht eigenständige Formsprache.

 

LADA Vesta Front
Das X-Design formt die Linien der Front

 

Die Chromelemente beginnen bei den großformatigen Frontschweinwerfern und münden in der dezenten Spoilerlippe und den Nebelleuchten im unteren Bereich. Flankiert werden diese von leichten Sicken, die auch auf der Motorhaube eine gewisse Prise Dynamik vermitteln sollen – ob der Russe ein „Bär“ im Schafspelz ist? Dazu später mehr.

 

LADA Vesta
Das Heck weist eine recht hohe Gürtellinie auf und trägt den Markennamen in Versalien.

 

Das Heck ragt recht hoch empor und präsentiert als primäre Blickfänge den unverkennbaren LADA-Schriftzug, dezente Sicken und Rückleuchten, deren weiße Reflektorflächen stilecht in X-Form designt wurden. Gekrönt wird der Auftritt von 16-Zöllern, die auf Leichtmetallfelgen samt Fischerbötchen, dem klassischen LADA-Emblem, gebettet sind.

 

LADA Vesta
LADAs Stufenheck-Limousine samt modernem Statement

 

Die Farbpalette umfasst acht Farben, wobei das Blues des Testwagens zusammen mit dem extrovertierten Rot Karneol noch die aufsehenerregendsten Farben sind. Ferner stehen noch Gletscherweiß, Schwarz und Graunuancen zur Wahl.

 

Interieur – Oldschool-Chic im Neuwagen

Ein Hauch Oldschool-Flair, ein wenig aus dem Renault-Regal, recht viel Kunststoff – dies waren die ersten Gedanken zum Innenraum des LADA Vesta.

 

LADA Vesta Sitze vorne
Mit gewissem Charme – das schwarze Ambiente samt kontrastierendem Braun

 

Die Sitze weisen ein zeitgemäßes, aber mehr zweckdienliches Design samt hellbrauner Kontrastfarbe auf und fügen sich gut in den dezent-dynamisch gezeichneten Innenraum ein.

Das Gesamtbild ist stimmig, die Verarbeitung geht in Ordnung und die Atmosphäre vergangener Tage basiert auf der Anmutung von viel Hartplastik, welches dennoch einen durchaus langlebigen Eindruck erweckt.

Die Hebel am Lenkrad stammen eindeutig aus dem Renault-Regal, denn der Konzern AwtoWAS, indem die LADA-Automobile produziert werden, gehört zu Renault-Nissan. Von dort stammen sicherlich auch nützliche Details wie der Sonnenbrillenhalter im Dachhimmel auf der Fahrerseite. Dieser erfreut sich einer umfassenden Beleuchtung aller Knöpfe und Regler, sofern das Hauptlicht eingeschaltet wurde.

 

LADA Vesta Rückbank
Recht üppige Platzverhältnisse in der zweiten Reihe

 

Insgesamt wird ein erstaunlich großzügiges Platzangebot offeriert, bei dem die Passagiere auch gerne das ein oder andere Gepäckstück mehr mit auf die Reise nehmen können. Der Kofferraum zeigt ein Volumen von 480 Litern, wobei bis auf die Radkästen nichts „verbaut“ erscheint, sodass die volle Breite der Kammer zur Verfügung steht.

 

LADA Vesta Kofferraum
Unverbaut – der Handgepäckkoffer geht in der Kofferraumlandschaft fast unter

 

Die Sitzlehnen der Rückbank lassen sich recht plan umklappen, sodass auch sperriges Gut transportiert werden kann. Geöffnet wird der Kofferraum mithilfe des Schlüssels oder über ein praktisch platziertes Knöpfchen links vom Lenkrad. Diese für unsere Breiten etwas ungewöhnliche Funktion stellt einen typisch russischen Diebstahlschutz dar – wo wir beim Thema Sicherheit wären.

 

Sicherheit und Assistenz – Basisumfang für alle Varianten

An Bord des LADA Vesta befindet sich serienmäßig das elektrisches Stabilitätsprogramm (ESP) inklusive Anti-Schlupf-Regelung. Das Antiblockiersystem ABS plus Bremsassistent BAS erhöht die Sicherheit bei Bremsmanövern. Das Fahrzeug verfügt über Front- und Seitenairbags, wobei diese nur für die vorderen Passagiere existieren – im Fond besteht kein Airbag-Schutz. Hinten befindet sich auch eine ISOFIX-Kindersitzbefestigung.

Komplettiert wird das Paket mit einem Reifendruckkontrollsystem, einer Wegfahrsperre und dem Regen- und Lichtsensor. Die höhere Ausstattungsvariante, der LADA Vesta Luxus, bietet außerdem noch eine Einparkhilfe mit Rückfahrkamera – mehr zu diesen Punkten unter „Ausstattung und Preise“.

Alles in allem zeigt sich hier ein Minimum an Sicherheitssystemen, dessen Umfang der Preiskategorie entspricht. Sowohl das Basismodell als auch das Topmodell verfügen über die gleiche Sicherheitsausstattung.

 

Motorisierung und Fahreigenschaften – Nur keine Aufregung

Ein Fischerboot aus dem Heimtagebiet der Marke muss im Einsatz tagtäglich gegen die Ströme der Wolga kämpfen – ein Gefühl des Schaukelns erlebten wir auch im LADA Vesta. Der Testwagen war mit einem 1,6 Liter-Reihenvierzylinder ausgestattet, der ansehnliche 78 kW beziehungsweise 106 Pferdestärken offerieren kann.

 

LADA Vesta Motor
Der 1,6 Liter Reihenvierzylinder leistet gute Arbeit

 

Wäre da nicht das automatisierte Schaltgetriebe, welches im Automatikmodus die Schaltvorgänge übernimmt – aber auch manuell per Wählhebel geschaltet werden kann – und das durchaus vorhandene Temperament des Motors spürbar hemmt.

Schnelle Sprints an der Ampel, Kurvenhatz oder ähnliches sind nicht sein Steckenpferd – „ganz gemächlich“ ist die Devise, denn die Leistung, die der durchweg positiv bewertete Motor anbietet, wird durch die Schaltcharakteristik vehement ausgebremst.

 

LADA Vesta Schalteinheit
Das automatisierte Schaltgetriebe – in die Jahre gekommene Technik

 

Beim beherzten Tritt aufs Gaspedal beschleunigt der Russe, um sogleich beim Schalten und der damit einhergehenden, eine kleine Ewigkeit dauernden Schaltpause, wieder ausgebremst zu werden. Dieses „Nicken“ kennt man noch aus den Smarts der ersten Generation.

Der Vorwärtsdrang wird vehement unterbrochen, was besonders das Beschleunigen zu einem zähen und mühevollen Erlebnis werden lässt – immer begleitet vom stoischen Nicken zwischen den Gangstufen.

Man kann durch gezielte Gaswegnahme das Wippen etwas reduzieren, was aber den Nachteil mit sich bringt, dass sich das Getriebe dann verhaspelt und beispielsweise bei Fahrten an Steigungen unter lautem Gejaule bei rund 50 km/h erst in den dritten Gang schaltet. Selbst im manuellen Modus schaltet das Getriebe in Abhängigkeit von der Drehzahl – ein Schaukeln ist auch hier nicht abzuwenden.

Im Gewimmel der Großstadt zeigt das Getriebe des LADA Vesta weniger Züge von Anarchie und lässt die Limousine fein in der Masse mitschwimmen, wodurch sie sich innerhalb des Testzeitraums zum beliebten City-Mobil für Erledigungen und Fahrten mit Passagieren gemausert hatte.

Das Fahrwerk zeigte sich neutral mit einem leichten Hang zur Unruhe. Diese zeigt sich bei aller Art von Unebenheiten, die auch aufgrund der mager gepolsterten Sitze bis in die Kabine vordringen. Wenn der Vesta als strahlender Stern am russischen Limousinen-Himmel glänzen soll, sollte an dieser Stelle etwas mehr am Fahrwerkskomfort gearbeitet werden.

 

LADA Vesta Fenster
Guckloch – die C-Säule ist ausladend, aber das Bullauge ist der Übersicht zuträglich

 

Im Alltagstest zeigte sich, dass die C-Säule verhältnismäßig breit ist und die Türen recht hoch abschließen, wodurch die Übersichtlichkeit nach hinten trotz der recht kompakten Maße von 4,41 m Länge, 1,76 m Breite und 1,50 m Höhe ein wenig erschwert wird.

Nun, ein Kurvenräuber ist der Vesta nicht wirklich und das ist unter anderem auch der Lenkung geschuldet. Das Lenkrad ist zwar höhen- und längsverstellbar, servounterstützt und liegt angenehm in der Hand, erfordert aber dennoch ordentliche Lenk- und Kurbelkünste, da es an Direktheit und Lenkgenauigkeit und dadurch an gewünschter Rückmeldung fehlt.

Das Lenkrad beherbergt auf der linken Seite gebündelt die Tasten des Tempomats, dessen intuitive Bedienung sich sehr angenehm zeigte. Fast vom ersten Autobahnmeter an wurde diese Funktion immer wieder gern genutzt.

 

LADA Vesta Exterieur
Stadtmobil – die kompakte Limousine kann aber auch in leichtem Gelände gefahren werden

 

Die meisten Langstrecken wurden innerhalb der Richtgeschwindigkeit absolviert, denn der Topspeed von 180 Km/h sollte ausschließlich bei voller Konzentration gefahren werden. In stürmisch-herbstlichen Zeiten zeigte der hochbeinige Russe bei Überholvorgängen in höheren Geschwindigkeitsbereichen eine verstärkte Windanfälligkeit.

Diesem Umstand geschuldet, wurde die Autobahnfahrt mit weniger anfälligen und zudem gemütlichen 130 km/h fortgeführt. Die hohe Karosserie plus Fahrwerk wurde den rauen Straßenverhältnissen in russischer Heimat angepasst, sodass Fahrten in leichtem Gelände grundsätzlich kein Problem darstellen.

 

LADA Vesta Cockpit
Übersichtlich – das Cockpit wird durch ein digitales Matrixdisplay ergänzt

 

Der Durchschnittsverbrauch des Saugmotors pendelte sich im Testzeitraum um acht Liter ein, wobei der Tankinhalt mit 55 Litern nicht zu knapp bemessen ist. LADA bietet zum Preis von 2.500 Euro die Umrüstung für den Betrieb mit LPG Autogas an, wodurch sich die Reichweite auf fast das Doppelte erhöht.

 

Ausstattung und Preise – Luxus a la Lada

Das Vesta-Portfolio umfasst zwei Modelle. Beide teilen sich den 1,6 Liter Benzinmotor mit 78 kW respektive 106 PS.

Die Basis-Limousine…

…kostet mit manuellem Fünf-Gang-Schaltgetriebe 12.740 Euro. Die Version mit automatisiertem Fünf-Gang-Schaltgetriebe schlägt mit 13.500 Euro zu Buche. Serienmäßig befinden sich elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, eine Colorverglasung, Heckscheibenheizung, Leichtmetallfelgen, ein Licht- und Regensensor und eine Metalliclackierung an Bord.

Ebenso ist das Audiosystem mit RDS, USB, AUX und einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung Serie. Zusätzlich umfasst die Ausstattung einen Bordcomputer, elektrische Fensterheber vorne und hinten sowie eine Klimaanlage.

Die superbe Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer ist ebenso im Paket enthalten wie eine Sitzhöhenverstellung des Fahrersitzes. Vollendet wird diese Ausstattungslinie durch eine Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und dem Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer, welcher vom Lenkrad aus bedienbar ist.

Der LADA Vesta Luxus…

…bietet zusätzlich zur oben genannten Ausstattung ein Multimediasystem mit 7″ Farbdisplay, welches die Daten des Navigationssystems und das Bild der Rückfahrkamera anzeigt. Komplettiert wird das Angebot durch Parksensoren am Heck und einer Frontscheibenheizung. Mit manuellem Fünf-Gang-Schaltgetriebe kostet der luxuriöse Vesta 13.740 Euro, die Version mit automatisiertem Fünf-Gang-Getriebe schlägt mit 14.500 Euro zu Buche.

Es lohnt sich, bestimmte Aspekte der Ausstattung des LADA Vesta genauer zu beleuchten, um zu verstehen, wo der Russe seine Eigenarten zutage fördert. Beginnen wir beim Regensensor, der schon fast sintflutartige Mengen Wasser benötigt, um die Wischintervalle anzupassen.

Wo wir schon bei schlechtem Wetter sind: Die Sitzheizung wurde ihrem Namen mehr als gerecht und heizte nach allen Regeln der Kunst ein. Man ist noch nicht ganz vom Hof gefahren und bereits „al dente“ gegart. Die Heizleistung war vom ersten Meter an absolut hervorragend.

 

LADA Vesta Klimaanlage
In Anbetracht der Leistung des „Sitzkochfeldes“ war die Klimaanlage fast schon vergessen.

 

Die Klimaanlage, die ihre Informationen auf einem kleinen Display preisgibt, wurde fast vergessen, tat ihre Arbeit aber zuverlässig. Die Leistung der Heckscheibenheizung erwies sich ebenso ansehnlich – diese wurde in Sekundenschnelle von jeglicher Feuchtigkeit befreit. Dies wäre auch bei der Frontscheibe wünschenswert, aber hier zeigte das Gebläse eine nicht ganz so emsige Arbeitsweise.

Die Kopplung der Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit dem Smartphone funktionierte einwandfrei. Das System wies lediglich die kleine Schwäche einer etwas blechernen Klangqualität auf – ging aber dennoch in Ordnung. Im getesteten Basis-Vesta zeigte sich das Radio nicht in seiner Bestform, denn immerzu durchbrach ein vehementes Hintergrundrauschen den Musikgenuss.

Besonders stark wurde dies, wenn ein anderes Fahrzeug vorbeifuhr. Lobenswert ist die Anzeige von Radiotext, dem Radiosender oder der Uhrzeit auf dem Bildschirm des Radios. Das Rauschen verstummte und ein USB-Stick lieferte stattdessen die musikalische Reiseuntermalung. Alternativ kann auch ein AUX-Kabel angeschlossen werden.

Wo wir bei Akustik sind: Der russische Gefährte ist ausgesprochen kommunikativ und untermauert viele Handlungen mit eindringlichem Piepen. Selbst gefahrlose Handlungen, wie das Laut- und Leisestellen der Musik am Lenkrad, werden mit einem unüberhörbaren Piepsen kommentiert. Somit konnte der LADA Vesta im Test eindeutig vielfältige Charakterzüge beweisen – Zeit, ein Fazit zu ziehen.

 

Fazit – stoisch-ruhiges Gemüt

Das Hoheitsgebiet des LADA Vesta sind die Betonpisten Russlands – und diese sind bekanntlich oftmals in desolatem Zustand. Eine gelassene Fahrweise ist demnach angebracht und zu dieser ist man in der kompakten Limousine auch angehalten.

Das automatisierte Getriebe lässt keine schnellen Sprints zu und kommentiert jeden Schaltvorgang mit einem eindringlichen Nicken. Der LADA Vesta mit manuellem Schaltgetriebe stellt, wenn man den recht leistungsfähigen Motor artgerecht nutzen möchte, die bessere Alternative dar.

Der russische Exot ist für diejenigen, die viel Stauraum brauchen und einen alltagstauglichen, verlässlichen Gefährten suchen, eine preislich definitiv interessante Option. Auch wenn der Vesta nicht so extravagant wie der LADA 4×4 Urban ist, machte er auf uns in jedem Fall einen soliden, langlebigen Eindruck. Darüber hinaus bietet LADA seinen Kunden attraktive Garantieleistungen, die eine dreijährige Neuwagengarantie sowie eine zweijährige Anschlussgarantie umfassen.

 

Text/Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 6D

Konkurrenz: Fiat Tipo

Technische Daten: LADA Vesta

Länge x Breite x Höhe (m): 4,41 x 1,76 x 1,49

Motor: Benzin-Reihenvierzylinder

Leistung: 78 KW (106 PS)

Hubraum: 1.596 ccm

Max. Drehmoment: 148 Nm

Getriebe: automatisiertes 5-Gang-Getriebe

Antrieb: Frontantrieb

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm, kombiniert): 6,1 L/100 km

CO2-Emissionen: 138 g/km

Abgasnorm: Euro 6b

Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 12,8 Sekunden

Leergewicht: 1.260 kg

Kofferraumvolumen: 480 Liter

Kraftstofftank: 55 Liter

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