Renault Clio Grandtour Test – Langstrecken-Cruiser

Renault Clio Grandtour Exterieur
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Ist der Renault Clio Grandtour womöglich nur ein eingelaufener Megane Grandtour oder vielleicht doch einfach ein Clio im Kombiformat?

Gleichgültig, welcher Kategorie man dieses Zwitterwesen aus Kombi und Kompaktklassewagen nun zuordnet – im NewCarz-Test bewies der Clio im Kombidress eine erstaunliche Langstreckenaffinität, üppige Platzverhältnisse und ein angenehmes Handling.

Wir unterzogen den Minikombi als ENERGY dCi 90 samt manuellem Fünfganggetriebe einem ausführlichen Test in der Stadt und auf vielen Autobahnkilometern. Dass sich der Vierzylinder-Turbodiesel dabei als ein kleiner „Spritverächter“ präsentiert hat, ist einer seiner Vorzüge.

Was mit dem Renault Clio Grandtour darüber hinaus geboten wird, lesen Sie hier im Fahrbericht.

 

Exterieur – Clio in XL

Der Renault Clio Grandtour ist aktuell noch ein eher selten gesehener Vertreter der Clio-Familie. Rund 20 Zentimeter länger als sein Bruder, zeigt er dennoch denselben Radstand. Da die Franzosen ein Händchen für gefällige Exterieurdesigns besitzen, verwundert es nicht, dass auch der große Kleine neben seinem Sympathiefaktor Züge einer avantgardistischen Erscheinung zeigt.

 

Renault Clio Grandtour Front
Sympathiefaktor – große Mangaaugen dominieren das freundliche Antlitz

 

Seine großen Halogenscheinwerfer und viele feine Chromlinien lassen das Gesicht knuffig und freundlich erscheinen. Das sehr niedrig platzierte Kennzeichen weicht dem zentralen Renault-Rhombus.

Erst beim Betrachten der Seitenansicht zeigt sich die „wahre Größe“ des groß gewachsenen Kleinen. Ausladend proportioniert und mit einer leichten, konturierenden Linie gezeichnet, fällt vor allem das Greenhouse ins Auge. Die Glaslandschaft endet optisch nicht an der C- oder D-Säule, da hier dessen schwarzes Ambiente vom Glas überbaut ist. Betont geformte Hüften verleihen dem Reisebegleiter eine deutlichere Präsenz im Raum und bilden einen fließenden Übergang zur lang gestreckt skizzierten Hecksignatur.

 

Renault Clio Grandtour Exterieur
Sieht nach mehr aus – der formschöne Minikombi aus Frankreich

 

Das Heck zeigt ein derweil eher klassisches Design, bei dessen Entwurf der Meister am Zeichenbrett weniger in Spiellaune war, sondern mehr den praktischen Nutzen im Sinn hatte, was bei einem Kombi aber durchaus wünschenswert ist. Die Heckklappe präsentiert sich großformatig und somit nimmt der Kofferraum fast die gesamte Breite des Fahrzeugs ein und bietet 443 bis 1.380 Liter – Form follows Function gilt hier mit augenscheinlicher Deutlichkeit.

Dementsprechend wird auch eine ausgesprochen niedrige Ladehöhe geboten. Das macht den Kombiclio auch für Familien, Freizeitaktivisten und Hundebesitzer attraktiv.

 

Renault Clio Grandtour Heck
Fast nur Kofferraumklappe – das Heck des Lademeisters

 

Der kleine Bruder des Megane, der Riesenclio … wie man ihn auch nennt, verstecken muss er sich zwischen den anderen Kompakten mit einem Plus an Platz definitiv nicht.

 

Interieur – luftig und praktisch

Der Renault Clio Grandtour verblüfft mit einem sehr üppigen Glasambiente, welches eine Luftigkeit und Leichtigkeit in den Innenraum zaubert, die man bei anderen Modellen des Segments selten findet.

 

Renault Clio Grandtour Interieur
Luftige Weiten, viel Licht und dezente Ausrichtung der Instrumente zum Fahrer hin

 

Die Tür schließt niedrig ab und bietet dem Greenhouse einen üppigen Raum zur Entfaltung. Der Innenrückspiegel ist dabei sehr zentral und tief auf der Windschutzscheibe platziert. So hat man beim Blick nach vorn auch ohne große Augenbewegung immerzu den Hintermann im Visier, was sich im Alltag als überaus praktisch erwies. Man ist dadurch aber auch gezwungen, nachts manuell abzublenden.

 

Renault Clio Grandtour Innenspiegel
Das Geschehen hinten immer im Blick – die schnell lieb gewonnene Anbringung des Spiegels

 

Die Platzverhältnisse im kleinen Kombi erstaunten oftmals die Mitreisenden, denn selbst vier großgewachsene Personen können bequem reisen und niemand muss Einbußen bei der Kopf- oder Beinfreiheit hinnehmen.

 

Renault Clio Grandtour Interieur
Bequeme Sitzlandschaft im Fond

 

Ein kleines Manko stellt der weit unten platzierte Startknopf samt Kartenschacht dar. Eine Etage unter der manuellen Klimaanlage angelegt, hätte man sich doch eine etwas erhöhte Position für den Knopf gewünscht, der den Gefährten zum Leben erweckt.

Zeit, einen Blick auf das zu werfen, was der Riesenclio als LIMITED-Version an Ausstattung bietet.

 

Ausstattung und Sicherheit – Basics

Im Renault Clio Grandtour sorgen unter anderem ein ESP mit Antriebsschlupfregelung, ein Bremsassistent mit automatischer Aktivierung der Warnblinkanlage bei Notbremsung und ein Antiblockiersystem für die Sicherheit während der Fahrt.

Die Bestückung der vorderen beiden Plätze mit Airbags ist löblich – die Passagiere des Fonds müssen auf einen solchen verzichten. Für die kleinen Cliopassagiere sind in den hinteren Außenplätzen ISOFIX-Halterungen eingelassen.

Die beiden Außenspiegel sind leicht nach innen gebogen, sodass ein großer Teil des toten Winkels „aufgedeckt“ wird, was bei der Fahrzeuglänge des Kombis einen lobenswerten Pluspunkt darstellt. Diese sind elektrisch einstell- und beheizbar.

Ebenfalls an Bord sind elektrische Fensterheber, an denen sich die erste Reihe erfreut – die Passagiere hinten dürfen indes ihre Kurbelkünste unter Beweis stellen.

Das klassische Halogenlicht des Testfahrzeugs war für den Alltag völlig ausreichend und erstaunlicherweise nicht fleckig. Serienmäßig ist das LED-Tagfahrlicht, welches die großen Augen wie ein feiner Lidstrich flankiert. Bereits ab der nächsten Ausstattungslinie INTENS sind Voll-LED-Scheinwerfer „LED Pure Vision“ samt LED-Tagfahrlicht Serie. Unser Testfahrzeug hat Nebelscheinwerfer als Sonderausstattung an Bord, die mit 190 Euro zu Buche schlagen.

 

Renault Clio Grandtour Interieur
DAB+ ist vorhanden, quittiert aber ab und an den Dienst

 

Am Lenkrad befindet sich ein Teil der Schaltzentrale des Tempopiloten mit Geschwindigkeitsbegrenzer. Die Tasten zum Starten desselbigen sind typischerweise in die Mittelkonsole ausgelagert, wie man es auch vom Dacia Sandero kennt. Apropos Lenkrad: Dieses ist teilweise aus Leder gefertigt und liegt ausgesprochen gut in der (Frauen-)Hand, aber dazu später mehr.

Zum Ausstattungsumfang der LIMITED-Version gehört außerdem die Schlüsselkarte im Scheckkartenformat. Die Start-Stopp-Automatik ist ebenfalls Serie und enttäuschte uns im Testzeitraum nicht.

 

Renault Clio Grandtour Key Kard
Das Dieselherz aufleben zu lassen geht nur mit der Keycard

 

Zum Basisumfang an Funktionen gehört auch, dass die Heckscheibe beheizt wird und der Frontscheibenwischer mit einer einstellbaren Intervallschaltung aufwartet. Apropos Wischer: Das Exemplar für die Heckscheibe ist, gelinde gesagt, etwas kleinformatig ausgefallen und ließ recht viel Glas unangetastet.

Komplettiert wird diese Version unseres Begleiters durch eine manuelle Klimaanlage, deren große Drehräder unterhalb des Audiosystems R&GO samt USB-Anschluss positioniert wurden.

Dieses bietet neben der Smartphone-Anbindung auch eine integrierte Halterung für das Mobilgerät, was sich als ausgesprochen praktisch erweist. So kann man, wenn man schon auf ein integriertes Navigationssystem verzichten muss, zumindest prominent und zentral das Smartphone platzieren, um es als Navi zu nutzen.

Zur Sonderausstattung gehört außerdem der Empfang von Digitalradio DAB+ im Wert von 150 Euro, dessen Funktion ab und an schwächelte. Des Öfteren tauchte auch der Schriftzug „Radiotext nicht verfügbar“ auf, dessen geringer Informationsgehalt oftmals nur mit einem Schulterzucken der Redaktionsmitglieder kommentiert wurde. Hier erinnerten uns Parallelen zu unserem Dauertest des Renault Talisman.

Das Bass-Reflex Soundsystem ist in der Praxis vollkommen ausreichend. Dennoch wartet es mit nicht so viel geballter Ausdrucksstärke der tiefen Frequenzbereiche auf, wie man es bei dem Namen erwarten könnte.

Wo wir bei Extras sind: Die Metallic-Lackierung unseres XL-Clios kostet 590 Euro und kommt doch wesentlich schicker daher als das serienmäßige Weiß. Das Ersatzrad ist für 80 Euro extra immer mit an Bord.

Das verlässlich-funktionale, aber auch recht reduzierte Angebot an Ausstattung wird durch die positiven Fahreigenschaften unseres Langstrecken-Clios wieder wett gemacht.

 

Motorisierung und Fahreigenschaften – für die Langstrecke

Unser Renault Clio Grandtour erwies sich in der LIMITED-Ausführung und mit seinem 90-PS-Turbodiesel prinzipiell als ein pragmatischer und sparsamer Gefährte. Im Test erschlich er sich mit einem überaus guten Handling, der ausgesprochen harmonischen Motorisierung und seinem komfortablen Fahrwerk viele Sympathien im Redaktionsteam und wurde gerne für längere Fahrten genutzt.

Das positive Fahrerlebnis beginnt beim ergonomisch geformten, breiten Lenkrad, das keinerlei Spiel in allen Geschwindigkeitsbereichen aufwies, was einem guten Geradeauslauf zuträglich ist.

Die Schaltung ist mäßig präzise, passt aber zum Charakter des Autos. Die fünf Gänge lassen sich problemlos durchschalten, wobei das Getriebe für den eher sportlich ambitionierten Kleinwagenfahrer nicht die erste Wahl sein dürfte. Für diese Gruppe bietet das Portfolio der Franzosen beispielsweise den Renault Clio R.S.

Gut dosierbar präsentierten sich die Bremsen, die auch bei einer forcierten Fahrweise nicht an Wirkung verloren.

Für einen kleinen Effekt der Überraschung sorgte das Turbodieselherz, dessen Leistung von 90 PS den doch recht ausladenden Mini-Kombi adäquat vom Fleck beförderte. Diese Motorleistung „fühlt sich nach mehr an“, denn das Drehmoment steht dieseltypisch früh bereit und macht sich mit viel Contenance über die Vorderräder her. Dies kommt dem zügigen, aber gleichmäßigen Vorankommen sehr zugute und so überzeugte uns der Kleine sowohl in der City als auch auf langen Autobahnetappen.

Die Spitzengeschwindigkeit ist mit 181 km/h angegeben, aber mit ordentlich Anlauf steht auch sehr gut ablesbar die 190 auf dem digitalen Matrixbildschirm.

 

Renault Clio Grandtour Motor
Gefühlt „ein wenig mehr“ als 90 PS – das Dieselaggregat mit Turbolader

 

Hohe Drehzahlbereiche sollte man dennoch meiden, denn hier klingt der Renault Clio Grandtour etwas gequält und möchte sich nicht so recht mit allzu sportlichen Ambitionen arrangieren. Er ist eher der ruhige Vertreter der automobilen Kombi-Riege, zieht beim Anblick eines übermotorisierten Sportkombis genervt die Augenbrauen hoch und sucht derweil flehend nach einem Glas Chardonnay, um seine Passagiere entspannt und gediegen-sparsam ans Ziel zu bringen- womit wir beim Spritverbrauch wären.

Hört man auf die Forderung des Mini-Kombis und lässt es ruhiger angehen, wird man in puncto Verbrauch belohnt. Bei normaler Fahrweise stehen rund 5,0 Liter auf der Uhr, bei rasanter Fahrt 6,9 Liter. Wenn man eher das Cruisen bevorzugt, kann man sich an Werten von 4,0 Litern Diesel auf 100 Kilometern erfreuen.

 

Renault Clio Grandtour Cockpit
Ansage – fast vollgetankt sind 810 Kilometer Restreichweite drin

 

In Puncto Komfort erwies sich der Renault Clio Grandtour als kleine Sänfte. Lange Strecken – insbesondere im stets geschwindigkeitsbegrenzten Frankreich – werden in diesem Franzosen zur Entspannung, weshalb er sich zum Redaktionsliebling für die Langstrecke mauserte.

Der Renault Clio Grandtour wartet mit keinerlei Allüren auf und lässt sich vom ersten Meter an fahren, wie man es aus dem Lehrbuch kennt – keine spezielle oder gar hakelige Schaltung, kein ungewohntes Lenkverhalten, keine aufbrausend-übermotivierte Arbeitseinstellung.

Wer ihm dennoch so richtig die „Sporen gibt“, wird subtil angeknurrt. Bei zu hohen Drehzahlen ist das Potenzial des Komfortgleiters einfach erschöpft. Nach dem Erreichen der Drehmomentspitze kann man in puncto Leistungsentfaltung keine Überraschungen mehr erwarten. Zu forsche Kurvenfahrten werden mit einem dezenten Schieben über die Vorderräder quittiert, denn die Kurvenhatz ist nicht das Fachgebiet dieses Modells.

 

Fazit – compagnon de voyage

Der Renault Clio Grandtour ist ein „Künstler der Entschleunigung“ und ein ausgereifter Langstreckengefährte mit einem angenehmen Handling.

Der Maxi-Clio überzeugt mit seinem enormen Platzangebot für Passagiere und Gepäck. Sein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis und die adäquate Motorisierung prädestinieren ihn für junge Familien und Menschen, die auf Praktikabiliät, Laderaum, Verlässlichkeit, komfortables Reisen und Sparsamkeit Wert legen.

In puncto Materialauswahl muss der Kunde gewisse Abstriche in Kauf nehmen, erhält dafür aber ein solides Fahrzeug. Für Fans eines größeren Angebots an Ausstattung lohnt sich der Blick auf die Linie Intense und die BOSE-Edition des Grandtour.

Allzu viel Raum für Kritik ließ unser Testexemplar im Alltagseinsatz nicht zu. In Anbetracht der etwas eingeschränkten Sicht nach hinten kann sich bei höheren Ausstattungslinien ein Griff zum optional erhältlichen City-Paket für 590 Euro samt einer Einparkhilfe für vorne und hinten sowie einer Rückfahrkamera lohnen.

 

 

Text/Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 6D

Konkurenz: Skoda Fabia Kombi, Seat Ibiza ST

 

Technische Daten: Renault Clio Grandtour ENERGY dCi 90
Länge x Breite x Höhe (mm): 4.267 x 1.732 x 1475
Radstand in mm: 2589
Motor: 1.5-Liter-Turbodiesel mit vier Zylindern in Reihe
Maximale Leistung: 66 kW (90 PS) bei 4.000 rpm
Hubraum: 1.461 ccm
Max. Drehmoment: 220 Nm bei 1.750 rpm
Getriebe: manuelles Fünfgang-Schaltgetriebe
Antrieb: Vorderradantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm, kombiniert): 3,3 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): rund 5,0 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 85 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 181 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 12,0 Sekunden
Leergewicht: 1.260 kg
Laderaumvolumen: 443 Liter – 1.380 Liter
Kraftstofftank: 45 Liter
Neupreis: ab 18.190 Euro (Basisausstattung LIMITED)
Testwagenpreis mit entsprechender Sonderausstattung: 19.200 Euro

 

3 thoughts on “Renault Clio Grandtour Test – Langstrecken-Cruiser

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