Mitsubishi L200 Test – Japanischer Amerikaner

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Ein Blick in den Fahrzeugschein offenbart dann, was schon längst klar war. Wir fahren einen Lastkraftwagen. Das ist eigentlich nicht weiter schlimm, denn die Abmessungen sind mit 5,26 Meter Länge, 1,82 Meter Breite, 1,78 Meter Höhe und knapp zwei Tonnen Leergewicht recht überschaubar. Und doch ist er anders als die anderen Autos.

Mit seiner Art ist er in Deutschland trotzdem erfolgreich. Viele Garten-/Landschaftsbauer und Förster wählen den Japaner für ihre Arbeit. Das liegt vor allem daran, dass er mit drei verschiedenen Aufbauvarianten erhältlich ist: Das Single Cab als reiner Zweitürer, das Club Cab mit verlängerter Kabine oder das Double Cab als Viertürer mit Doppelkabine. Nur 24.290 Euro kostet die Basisvariante als Einzelkabine; unser Testfahrzeug schlug hingegen mit 34.290 Euro zu Buche und verfügte dabei über eine fünfsitzige Doppelkabine, Allradantrieb, 2,5-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 131 kW / 178 PS Leistung, einer Fünf-Gang-Automatik und der Intense-Ausstattung.

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Design – Eher der Japaner

Für seine Größe wirkt er ziemlich brav, was an den runden Formen liegt. Während an der Front eher kräftige und bullige Linien domninieren, erkennt man seitlich den starken Fokus auf der Ladefläche. Alle Linien laufen von der Schnauze über die Kabine zu jener rund anderthalb Meter langen und breiten Ladefläche. Die Zuladungsreserven von bis zu einer Tonne und eine gebremste Anhängelast von 2,7 Tonnen zeigen schon: hier hat man pragmatisch bewiesen, was „Form follows fuction“ bedeutet. Das spiegelt sich vor allem auch in der Geländefähigkeit wieder, denn 500 mm Wattiefe, ein Böschungswinkel vorn zwischen 32,7 und 33,4 Grad, hinten zwischen 20,7 und 27,2 Grad, einem Rampenwinkel zwischen 23,8 und 26,3 Grad sowie einer Steigfähigkeit von 70 Prozent sind für einen Pick-Up sehr gute Werte. Für uns jedoch minder interessant, da solche Situationen im privaten Alltag eher selten vorkommen.

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Fahreindruck – Ganz der Amerikaner

Nachdem der Einstieg über die seitlichen Trittbretter erfolgt ist, wird der Zündschlüssel umgedreht und der nagelnde Common-Rail Diesel erwacht zum Leben. Während er von außen wie ein LKW klingt, ist es im Innenraum nicht ganz so laut. Achtet man im Interieur nicht nur auf den Klang des Motors, sondern widmet sich auch den Bedienelemten, hat man vermutlich die Worte „intuitiv“ und „spartanisch“ auf den Lippen. Hier braucht man keine langen Handbücher studieren, sondern kann direkt loslegen. Neben der Klimaeinheit steht ein kleines Multifunktionsdisplay zur Verfügung, das ein Kombiinstrument zwischen Radio und Bordcomputer darstellen soll. Darunter finden die Hebel für die 5-Gang-Automatik sowie des zuschaltbaren Allradantriebs „Easy Select 4WD“ mit 100% sperrbarem Hinterachsdifferenzial ihren Platz.

Vermisst haben wir während der Fahrt eindeutig die Einparkhilfe. Mitsubishi verbaut beim L200 eine versenkbare Heckscheibe, die scheinbar eine Rückfahrkamera ersetzen soll. Aufgrund der langen Ladefläche ist die Sicht nach hinten eher eingeschränkt und somit bringt auch der Blick nach hinten eher wenig. Hier muss man sich stets über die Spiegel zu helfen wissen.

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Sein Revier

Durch seinen hohen Schwerpunkt und seine Länge ist er wahrlich kein Kurvenjäger der Landstraßen. Und obwohl er auf dem Datenblatt auf den ersten Blick nicht wie ein Sportler wirkt, ist er keinesfalls untermotorisiert für die Autobahn. Der Sprint von 0-100 km/h sollte (unbeladen) in rund 12 Sekunden funktionieren und der Vortrieb erst bei rund 180 km/h enden. Angegeben ist er kombiniert im NEFZ-Zyklus mit rund 8,8 Litern Diesel. Dieser Wert ist in unserem Test ohne Probleme machbar gewesen. Häufig lagen wir kombiniert sogar bei nur 8,2-8,5 Litern. Sobald der Stadt-Anteil aber größer wird, wird es schnell zweistellig. Für einen Pick-Up sind es dennoch beeindruckende Werte. Und trotzdem ist er kein Kandidat für die linke Spur, denn bei 160 km/h hört der Spaß schnell auf und die Lichthupe im Rückspiegel lässt nicht mehr lange auf sich warten. Erfreulich: Die Geräuschkulisse bei diesen Geschwindigkeiten ist vergleichsweise gering.

In der Stadt wird aber schnell deutlich, dass sich ein PKW deutlich einfacher fährt. Obwohl der Wendekreis mit 11,8 Metern in seiner Klasse überragend ist und sich an Bord ein permanenter Allradantrieb mit einer Fahrstabilitäts- und Traktionsregelung befindet, wirkt die Lenkung teilweise unpräzise, was die Steuerung erschwert.

Die Zielgruppe dieses Autos kann diesen Kompromiss jedoch eingehen, denn sie bekommt eine riesige Ladefläche gepaart mit einer geräumigen Fahrgastzelle geboten.

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Fazit

Rund 58.000 Zulassungen gab es deutschlandweit vom Mitsubishi L200. Für einen Pick-Up ist das ein sehr guter Wert. Die Zielgruppe benutzt das Fahrzeug größtenteils gewerblich und hat einen hohen Transportbedarf. Dafür kann sie auf einige Bequemlichkeiten eines PKWs, wie einer Einparkhilfe, verzichten. Im Innenraum darf man keine Wunder erwarten, was die Verarbeitungsqualität der Armaturen oder des Gestühls anbelangt. Dafür können vier Personen relativ bequem eine längere Strecke absolvieren und dabei viel Last transportieren. Sein größter Konkurrent ist der Volkswagen Amarok, der mit mehr PKW-Eigenschaften punkten soll. In seiner Klasse bleibt er bei dem vergleichsweise günstigen Einstiegspreis eine Kaufempfehlung. (mb/ncz)

Daten Mitsubishi L200 2.5 DI-D+ Intense

Länge x Breite x Höhe (m): 5,26 x 1,82 x 1,78
Motor: Vierzylinder-Diesel, 2477 ccm, Common Rail, Turbolader
Leistung: 131 KW / 178 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm zwischen 1800 und 3500 U/min
Leergewicht/Zuladung: 2000 – 2140 kg / 710 – 850 kg
Verbrauch (nach EU-Norm): 9,4 Liter
CO2-Emissionen: 248 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 179 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 12,1 Sek.
Laderaumvolumen: rund 1000 Liter
Maximale Anhängelast (gebremst): 2700 kg
Räder / Reifen: 7,5J x 17 (Leichtmetall) / 245/65 R 17
Wendekreis 11,8 Meter
Testwagenpreis: 34 290 Euro

Bilder: Mikhail Bievetskiy / Canon EOS 1D-X / 24-70 ƒ2.8 Ver. II

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