Porsche 911 Carrera 4 Cabrio Test – Tradition verpflichtet

Durch Klicken auf diese Fläche laden Sie Inhalte von wirkaufendeinauto.de und akzeptieren damit in deren Datenschutzerklärung.

Panamera oder Cayenne? Zweifelsohne wunderschöne und erstrebenswerte Automobile, doch dem traditionsbewussten Porsche-Fan geht erst beim 911 so richtig das Herz auf. Das Unternehmen aus Stuttgart-Zuffenhausen, das weit über die Bundesgrenzen hinaus für seine Sportwagen aller höchster Güte bekannt ist, liefert mit dem Klassiker auch in der siebten Generation einen Sportwagen, der den höchsten Ansprüchen genügen soll.

Als besonderes Schmankerl werden im Modell Carrera 4 nicht nur die beiden hinteren Räder über den Boxermotor befeuert, sondern gleich alle vier Gummis mit der Übertragung von Emotionen auf die Straße beauftragt.

IMG_1887

Exterieur – Unverwechselbare Identität

Never change a winning Porsche! Nicht allein, dass es für viele Fans des 911er Modells von enormer Bedeutung ist – nein, auch Porsche selbst hält gerne an altbekannten Formen fest. Dass man hierfür auf keinen Fall im Gestern stecken bleiben muss, beweist der 911 Carrera.

Im Geiste des Ur-911, aber dennoch am Puls der Zeit – das beschreibt die Präzisionswaffe aus Zuffenhausen wohl am Besten. Bei diesem Porsche stimmt es optisch einfach.

Die Motorhaube so breit, die Kulleraugen so vertrauensselig, das Grinsen der großen Lufteinlässe so sympathisch – die Front des Carrera 4 Cabrio könnte schöner kaum sein.

Die nach vorne sehr tief gezogene Motorhaube lässt den 911 windschnittig wirken, ohne das zwanghaft auf den Boden gepresste vieler anderer Fahrzeuge zu vermitteln. Gleichzeitig erlauben die weit außen montierten Scheinwerfer ein Gefühl von schierer Breite und Souveränität. Durch die Positionierung der Scheinwerfer in einer Linie mit der nach oben leicht zusammenlaufenden A-Säule verstärkt sich dieser Eindruck noch einmal. Einfach schade, dass die Reinansicht durch die Montage eines Kennzeichens, mitten hinein ins Gesicht des Carrera, verschandelt werden muss.

Erst von der Seite betrachtet sticht ins Auge, wie flach die Frontscheibe und kurz die Frontscheibe wirklich ist.

IMG_1998

Die Seitenlinie des 911 verläuft bei geöffnetem Verdeck von den Scheinwerfern über die Türen sehr lange auf einer Ebene – bis zum Verdeck und dem typischen Bürzel eine kleine Welle nach oben eingeschlagen wird. Dadurch lässt sich ein flacher, knackiger Eindruck vermitteln, der wunderbar zur DNA des Zuffenhauseners passt. Natürlich dürfen auch die relativ kurzen Überhänge an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Übrigens: Auch bei geschlossenem Verdeck, das selbst bei höheren Geschwindigkeiten für eine gute Geräuschdämmung sorgt, wird das Cabrio keineswegs verschandelt.

Kann ein gesamtes Auto nur das Vorspiel für ein Heck sein? Insgesamt wohl nur schwerlich, doch gerade am Heck erkennt der Liebhaber seinen 911 wieder. Dass der 911 seine charakteristischen Luftschlitze behalten hat ist mehr als nur gut – sind sie doch wie kein zweites Merkmal Identifikationsträger und steigern den Wiedererkennungswert. Obendrauf gibt es einen bei höheren Geschwindigkeiten automatisch ausfahrenden Heckspoiler und vier Endrohre – für jeden angetriebenen Reifen eins. Doch was aus diesen Rohren soundtechnisch herauskommt ist allererste Sahne: Gerade wenn man dem Carrera den optionalen Sportauspuff mit Klappensteuerung gönnt, ist das Brüllen des Löwen einfach beeindruckend – und dabei auch noch per Knopfdruck einfach zu zähmen.

Die Heckscheinwerfer sehen gerade im Dunkeln unglaublich gut aus, dürften aber trotzdem ein klein wenig mehr Raum einnehmen.

Close to perfection. Auch mit diesem 911 hat sich Porsche keine Blöße gegeben und stellt wieder einmal ein designtechnisches Highlight auf die Räder!

IMG_1988

Interieur – Typisch Porsche

Auch im Innenraum werden die Ansprüche, die Porsche an sich selbst stellt, sehr schnell deutlich. Es herrscht eine Atmosphäre. Glücklicherweise müssen die Zuffenhausener hierbei nicht auf Schnickschnack zurückgreifen, sondern legen eine unaufgeregte, weitestgehend aufgeräumte und stilsicher kombinierte Performance hin.

Die Auswahl der Materialien ist selbstverständlich von höchster Güte, und, wie sollte es auch anders sein, kann selbst der penible Suchende keine Schnitzer in der Verarbeitungsqualität finden.

Ebenso herrscht weitestgehend Übersichtlichkeit im Cockpit, die den Fokus des Fahrers ganz auf das Führen des Fahrzeugs lenkt. Einzig in dem Bereich unter dem Touchscreen kommen dann doch einige Schalter zusammen, zwischen denen man sich erst einmal orientieren muss.

Eine besondere Beachtung verdient auch die Tacho-Zeile, die typischerweise fünf Rundelemente enthält. Als besonders nützlicher erweist sich hier das Multifunktionsdisplay rechts neben dem mittig angeordneten Drehzahlmesser, auf dem sich schnell und einfach verschiedenste Daten wie Navigationsanweisungen und Fahrzeugdetails anzeigen lassen.

Der Seitenhalt der Sportsitze lässt den Fahrer nie im Stich, der absolute Komfortanspruch kommt aber ebenso etwas zu kurz wie die Beinfreiheit auf den hinteren Ablagen – pardon – Sitzen.

IMG_2018

Infotainment – Passt

In Zeiten, in denen auch Kleinwagen mit einem umfangreichen Infotainmentsystem aufwarten können fällt es den Premium-Marken zusehends schwerer, einen Vorsprung beizubehalten.

Deswegen nur kurz die wichtigsten Punkte: Ja, alle wichtigen Funktionen sind vorhanden. Und ja, sie funktionieren einwandfrei. Auch die Bedienung des Systems, die hauptsächlich über den großen Touchscreen erfolgt, ist logisch aufgebaut und geht leicht von der Hand.

Die verbaute Bose-Soundanlage verschafft dann doch noch den Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, die nicht in der obersten Liga mitspielt – doch wer möchte schon dauerhaft die Geräuschkulisse des faszinierenden Boxermotors übertönen?

IMG_1899

Motor – Saugt gut, dreht gut

Der 3,4 Liter Boxermotor ist nicht nur der heimliche Star dieses Porsche und schafft es immer wieder, sich gekonnt in den Vordergrund zu stellen. Das Herzstück des Carrera ist unglaublich drehfreudig, ab 4.000 Touren ist es eine wahre Wonne, die 6 Zylinder bis in den Begrenzer jagen zu sehen.

Verfechter traditioneller Saugmotoren kommen hier auf ihre Kosten – denn das 4er Cabrio verzichtet auf eine Turboaufladung und bietet stattdessen das unverwechselbare Feeling eines Saugers.

Dabei bieten die 390 Nm, die bei 5.600 Touren des Heckmotors anliegen, im oberen Drehzahlbereich mehr als genug Kraft, um das 1,5 Tonnen schwere Cabrio in 5,1 Sekunden von 0 auf 100 kmi/h zu befördern.

Die 0,2 Sekunden, die zu den 4,9 Sekunden der PDK-Automatik fehlen, sind dem manuellen Getriebe des 350 PS Fahrzeugs, das in unserem Testwagen verbaut wurde „geschuldet“. Dieses zeichnet sich dafür durch ausgezeichnetes Handling in allen sieben Fahrstufen und eine sehr emotionale, knackige Schaltung mit harter Sportkupplung aus.

Dafür sind in der manuellen Version 2 km/h mehr Höchstgeschwindigkeit erreichbar, sodass der Spurt erst bei 282 km/h enden muss.

IMG_1739

Fahreindruck – Für jeden Spaß zu haben

Wer einen Porsche 911 besitzt ist gut damit beraten, diesen auch zu fahren. Die emotionalen Fahrerlebnisse, die ansonsten in der Garage zurückbleiben, bedürfen einfach einer hinreichenden und andauernden Zuwendung, denn das Carrera 4 Cabrio ist eine echte Fahrmaschine.

Der Motor fügt sich nahtlos in die Gesamtperformance des Ökosystems 911 ein. Er liefert den Vortrieb, der in Kombination mit dem straffen Fahrwerk jede noch so enge Kurve zum Vergnügen und jede Autobahn zum Erlebnis macht.

Manchmal scheint es gerade so als würde der 911 auf Schienen um die Kurven fliegen, so eine gute Lage können wir dem Cabrio bescheinigen. Die Räder verlieren kaum einmal die Bodenhaftung, erst mit abgeschalteten Assistenzsystemen lässt sich der 911 auch in den Drift zwingen.

IMG_1932

Die Sport Plus Taste schärft das gesamte Fahrzeug gleich noch einmal nach – ein deutlicher Unterschied ist hier im Gegensatz zur Sport-Taste spürbar.

Unterstützt von der agilen Lenkung, die einen sehr direkten und präzisen Eindruck vermittelt, kommt der Allradantrieb voll zur Geltung: Das Herausbeschleunigen aus Kurven, selbst bei nasser Fahrbahn, gerät zum Kinderspiel, zudem erlaubt das manuelle Getriebe stets genau die Drehzahlen bereitzuhalten, die man für den nächsten Streckenabschnitt benötigt.

Insgesamt könnte der Fahreindruck des 911 Carrera 4 Cabrio kaum besser sein – die starke Straßenlage und der zusätzliche Allradantrieb machen den Porsche zu einer beeindruckenden Fahrmaschine.

IMG_1770

Fazit

Bei einem Grundpreis von knapp über 110.000 Euro kann leider nicht von erschwinglich gesprochen werden. Doch die hohe Ingenieurskunst, die den Porsche zu einer echten Präzisionswaffe macht, rechtfertigt den Preis.

Zwar müssen auch Abstriche in Sachen Komfort (vor allem auf den Rücksitzen) gemacht werden, doch dass ein Porsche 911 kein Wunder in Sachen Kofferraumvolumen ist, dürfte potenziellen Käufern wohl gut bekannt sein.

Wen der Preis des Cabrios, den diverse Ausstattungsoptionen schnell noch weiter in die Höhe schnellen lassen, hingegen nicht schreckt, dem können wir ein Fahrerlebnis versprechen, das so in nur wenigen Fahrzeugen zu erreichen ist.

Bilder: Mikhail Bievetskiy / Canon EOS 1D-X mit 24-70 ƒ/2.8

Fahrzeugschein Porsche 911 Carrera 4 Cabriolet

Motorlage: Heckmotor

Hubraum: 3.436 cm3

Leistung: 350 PS

Max. Drehmoment: 390 Nm bei 5.600 U/Min

Kraftübertragung: 7-Gang Schaltgetriebe

Höchstgeschwindigkeit: 282 km/h

Beschleunigung 0-100 km/h: 5,1 s

Verbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 13,5/7,2/9,5  l/100 km

Testverbrauch kombiniert: 11,9 l/100 km

Preis: Ab 110.290,00 Euro

13 thoughts on “Porsche 911 Carrera 4 Cabrio Test – Tradition verpflichtet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise