Das Ende der AMI – Dominoeffekt und Herdentrieb

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Auch wenn es fast vorhersehbar war, klang es dennoch durch die Medien wie ein Paukenschlag – das Ende der AMI ist offiziell. In einer beispiellosen Kette verließen die Aussteller nacheinander im gefühlten Lidschlagtempo das ’sinkende Schiff‘.

Und das ausgerechnet im Jahr des 25. Jubiläums dieser Messe. Dabei sah es anfangs noch richtig gut aus. 22 Automobilhersteller waren mit insgesamt 27 Marken für die AMI in Leipzig angemeldet. Ein neues Konzept schien aufzugehen. Nun haben zuletzt 13 Aussteller mit 17 Marken ihre Teilnahme abgesagt – trotz bereits vertraglicher Bindung. Was ist passiert?

Zunächst ein Rückblick. Die im Jahre 1991 als ‚Auto – aber sicher‘ gestartete Messe bekam ihren eigentlichen Namen ‚AMI – Automobil International‘ erst 1996. Zu diesem Zeitpunkt stand der Messestandort im wichtigen Fokus der Automobilindustrie im neu entstandenen Wirtschaftsknotenpunkt Leipzig.

Namhafte Hersteller wie Porsche und BMW, sowie zahlreiche Zulieferer ließen sich in und um die sächsische Großstadt nieder. In diesen ‚guten Jahren‘ etablierte sich die AMI zur zweitgrößten deutschen Messe und musterte sich zum Dreh- und Angelpunkt für Aussteller und Besucher. Weit über 100 deutschland- und weltweite Premieren wurden auf der AMI in Leipzig gefeiert.

Doch bereits vor sechs Jahren begann die Interesse und damit einhergehend die Besucherzahlen zu stagnieren. Die mächtige IAA in Frankfurt stand immer mehr im Fokus von Ausstellern, Interessenten und Medien. Dadurch fand die AMI Leipzig nur noch aller zwei Jahre statt – immer im Wechsel mit der IAA Frankfurt.

Doch die Besucherzahlen gingen weiter zurück und das Interesse der Aussteller schwand stetig. Die im Vergleich zu anderen Ausstellungsorten kleine Messe, welche auch mehr und mehr eine Bühne für Fans und Enthusiasten wurde, wurde von den großen Messen immer mehr verdrängt.

Es kam wie es kommen musste – zum gestern verkündeten Ende. Daran konnte auch der Verbleib von Porsche und BMW als Lokalpatrioten nichts mehr ändern.

Folgende vier Gründe dürften eine Rolle gespielt haben:

  1. Der Veranstaltungstermin wurde aufgrund der schwindenden Besucherzahlen vom urlaubs- und feriengeschwächten Juni auf den April vorverlegt. Dabei kam die AMI termintechnisch aber einer der größten Automobilmessen überhaupt, dem Genfer Autosalon, gefährlich nahe. Dies bringt die Aussteller zu logistischen Mehraufwänden, engeren Zeitrahmen und weiteren Kosten, welche die Notwendigkeit der Teilnahme erneut auf die Waagschale brachten. Als Ergebniss gab es dann erste Absagen.
  2. Die Automobilkonzerne schauen stetig auf den Wettbewerb. Fällt dieser auf einer Ausstellung weg, wodurch die Ausstellungsfläche auch verkleinert wird, verliert die eigene Präsenz an Wichtigkeit. Ein Dominoeffekt stellt sich ein und immer mehr Aussteller treten zurück.
  3. Die Automobilbranche befand sich noch nie zuvor in einem größeren Entwicklungsdruck – sei es für alternative Antriebskonzepte oder die Vernetzung von Mensch und Technik. Resultierend daraus müssen vollkommen neue Marketing- und Vertriebsstrategien entwickelt werden. Alle Hersteller arbeiten an neuen Kommunikationskonzepten, in denen Messen womöglich nur noch eine untergeordnete Rolle neben anderen Maßnahmen spielen wird.
  4. Die Aussteller fokussieren sich – auch aus Budget- und Prestigegründen – nur noch auf die größten Messen wie Detroit, Shanghai, Genf und Frankfurt.

 

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Ohne Zukunft? – Eine solchen Zustand von Messehallen wünschen wir uns nirgends.

Kurzum gilt damit als Hauptgrund die Kostenersparnis der Hersteller.

Nach dem Aus für die Gamescom vor nicht allzu langer Zeit, wirkt der Verlust der Automesse fast wie ein beginnendes Aussterben der Messen in Ostdeutschland. Es gibt sicher weitere – rein spekulative – Annahmen, welche zu diesem Aus geführt haben könnten, die wir an dieser Stelle jedoch weder bedienen noch ausschließen wollen.

Als kleiner Trost findet die Fachmesse ‚New mobility 2016‘ und der VDIK-Kongress ‚Alternative Antriebe‘ wie geplant auf dem Leipziger Messegelände statt.

Wir bedauern die Absage der AMI sehr. Sie war eine wichtige Messe für die Region, aber auch für Deutschland. Ob es eine Fortführung der AMI geben wird ist ungewiss, aber kurz- und mittelfristig eher unwahrscheinlich.

Text: NewCarz

 

3 thoughts on “Das Ende der AMI – Dominoeffekt und Herdentrieb

  1. Grund 1. ist historisch gesehen keiner – denn bevor die AMI 2012 in den Juni wechselte fand sie traditionell im April statt. Der Gang auf diesen Termin im Jahr 2016 ist also kein Grund, weil sie 20 Jahre lang genau zu diesem Termin statt fand …

    1. Hallo Thomas, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihren Hinweis. Sie haben recht und wir kennen die früheren Veranstaltungszeiten der AMI natürlich ebenfalls. Nur ist dies tatsächlich eine Begründung von zumindest einem Hersteller. An dieser Stelle zitierten wir also nur.
      Nochmals vielen Dank und weiterhin viel Spaß bei der Lektüre auf newcarz.de

  2. Pingback: Am 23. Februar 2016 gefunden … | wABss

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