Ein Selbstzünder-SUV aus der italienischen Sportwagenschmiede in Bologna – mit dem Maserati Levante Diesel betreten die Italiener neues Terrain, sind sie doch seit jeher für völlig andere Fahrzeuge bekannt.
Doch es ist bei Weitem mehr, was einen Maserati ausmacht. Da wäre die langjährige Tradition, überdauernder Luxus und Handwerkskunst in Vollendung. Drei Dinge, die nicht nur Sportwagen vorbehalten sein müssen.
In unserem Test beschäftigen wir uns mit dem Maserati Levante Diesel in der Ausstattungsvariante GranLusso. Fahrbericht.
Exterieur – Designerdress made in Italy
Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass der Levante alles andere als ein 0815-SUV zu sein vermag. Die große Front wird dominiert von dem als „Haifischmaul“ bezeichneten Kühlergrill samt massiven Stäben und darin thronenden Dreizack. Flankiert wird diese Erscheinung von schmalen Scheinwerfern sowie darunter befindlichen, runden Zusatzleuchten. Ein bisschen Spannung wird hierdurch wohlweislich erzeugt, während ein Unterfahrschutz die nicht zu verachtende Bodenfreiheit präsentiert.

Schräg betrachtet, erweckt der Maserati Levante Diesel den Eindruck, es könne sich hier auch um ein SUV-Coupé handeln, was dazu fährt, dass das Auge ein wenig länger am schicken Italiener verweilt.

Dieser Eindruck wird auch bei seitlicher Inaugenscheinnahme gestützt, denn die elegant nach hinten abfallende Dachlinie mündet in einem attraktiven Heck, während die ansteigende Gürtellinie ausreichend Restdynamik sicherstellt. Natürlich wurden auch dem Levante die markentypischen, seitlich platzierten Kiemen verliehen.
Etwas weiter unten befindet sich ein „GranLusso“-Schriftzug. Besonders auffällig ist der Umstand, dass der große Maserati auch auf seinen 20-Zoll-Rädern keinerlei Anflug von Poser-Allüren zu vermitteln vermag. Im Gegenteil. Selbst 21- oder gar 22-Zoll-Räder würden dem Italiener seine fest verankerte Eleganz nicht absprechen.

Am Heck angekommen, erwartet den Betrachter eine sehr akkurate Linienführung. Hier wurde die Marken-DNA nur dosiert eingesetzt, lediglich die Vierrohr-Abgasanlage gibt einen Hinweis auf das Potential des Maserati-SUV. Ein Unterfahrschutz zeigt indes leichte Offroad-Ambitionen, während die zeitlos integrierten Heckleuchten von einer Chromspange samt Markenschriftzug quasi verbunden werden.

Abschließend möchten wir noch ein Wort über die Lackierung unseres Testwagens verlieren. Blu Nobile – das klingt bereits vielversprechend und verkörpert einen tief dunklen Blauton, welche einen üppigen Facettenreichtum bereithält. In der Nacht fast schwarz wirkend, werden bei direktem Lichteinfall abertausende strahlend blaue Pigmente sichtbar, die wie ein Sternenmeer auf den Betrachter wirken.
Interieur – Extravaganz hat einen Namen
Im Innenraum des Maserati Levante Diesel erwarten Fahrer und Insassen ein nobles Ambiente, welches durch den üppigen Einsatz von Leder geprägt wird. Im Falle unseres Testwagens kommt eine Farbkomposition aus Sattelbraun und Anthrazit zum Einsatz, die mit der Außenfarbe korrespondiert und eine superiore Note verströmt. Die Sitzmittelbahnen sind – und das ist einzigartig – aus Seide gefertigt und stammen vom italienischen Herrenausstatter Ermenegildo Zegna.

Die sehr bequemen, vorderen Sitze bieten auch für groß gewachsene Personen ausreichend Platz. Der Blick fällt auf eine analoge Tachoeinheit samt großem, mittig platzierten Info-Display, welches auch bei Sonneneinstrahlung bestens ablesbar bleibt. Diese zeitlose Kombination besistzt der Levante seit seinem Modellstart.

Das Lenkrad wurde mit bestem Leder bezogen und wartet zudem mit diversen Tasten auf. Aus Sicht der Redaktion könnte es dennoch eine Spur dicker ausfallen. Dafür kommen – und das kennen wir bereits aus dem Maserati GranCabrio – groß dimensionierte Schaltwippen zum Einsatz, mit denen der Fahrer die acht Gänge manuell verwalten kann.

Die Mittelkonsole fällt im Maserati Levante Diesel ziemlich breit aus und wurde mit Carbon verkleidet. Der neu gestaltete Wählhebel trägt ebenfalls den Dreizack, direkt daneben befinden sich die Tasten für die einzelnen Fahrmodi.

Der Zentralbildschirm misst 8,4 Zoll in der Diagonale und lässt sich sowohl per Touch als auch mittels Dreh-Drück-Schalter bedienen. Die darunter befindliche Klimaeinheit ist nach wie vor analog, gibt jedoch in puncto Bedienung keine Rätsel auf.
Überaus praktisch ist zudem das Fach in der Mittelkonsole, welches mit einem SD-Kartenslot sowie einem USB- und Aux-In-Anschluss aufwartet.

Tolles Extra: Eine auf dem Armaturenträger integrierte, analoge Uhr mit Dreizack auf dem Zifferblatt.

Auf den hinteren Plätzen herrschen ebenfalls großzügige Platzverhältnisse, die das Reisen auch mit fünf Personen nicht zu einem stressigen Unterfangen mutieren lassen. Hinzu kommen für die Fondpassagiere Annehmlichkeiten wie eine Vierzonen-Klimaautomatik, verstellbare Rückenlehnen und Sitzheizungen für die beiden äußeren Plätze.

Apropos Reisen: Der Kofferraum des Maserati Levante Diesel offeriert 580 Liter in Standardkonfiguration und lässt sich durch Umklappen der Rücksitze auf bis zu 1.600 Liter erweitern.
Eine weitere Premiere feiert die optionale Anhängerkupplung im Levante. Erstmals in der über 100-jährigen Geschichte der Marke wurde ein Fahrzeug mit einer solchen ausgerüstet.
Motor & Fahreigenschaften – Sonorer Selbstzünder
Angetrieben wird der Maserati Levante Diesel von einem 3,0 Liter großen V6-Turbodiesel mit 275 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 600 Newtonmeter. Bei allen Levante-Modellen wird die Leistung über eine Achtgang-Automatik aus dem Hause ZF an alle vier Räder verteilt.

Derart motorisiert, sprintet das italienische SUV in 6,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, Schluss mit Vortrieb ist erst bei 230 Stundenkilometern. Das klingt im ersten Moment zwar nach guter Hausmannskost, aber weniger nach der unbändigen Leidenschaft, die man von einem Maserati kennt – und schätzt. Doch wir wollen nicht vorgreifen.

Unsere ersten Kilometer führen uns durch die Frankfurter Häuserschluchten und was bereits nach kurzer Zeit festgehalten werden kann, ist die angenehme Ruhe im Innenraum des Levante. Die Dämmung genoss folglich eine hohe Priorität bei der Entwicklung des Levante, was gut gelungen ist.

Darüber hinaus wirkt der Maserati Levante Diesel in urbanen Bereichen nicht wirklich deplatziert, erwies sich in unseren Testszenarien als ziemlich handlich und dank der Rückfahr- beziehungsweise der 360-Grad-Kamera gab es auch beim Parken und Rangieren keine wirklichen Probleme. Selbst Standard-Parkhäuser müssen künftige Levante-Fahrer nicht meiden, die Abmessungen sind unserer Ansicht nach nicht ausufernd.

Abseits geschlossener Ortschaften lässt die Ruhe und Contenance nicht nach, sondern scheint sich als stoische Charaktereigenschaft manifestiert zu haben. Der Durchzug erwies sich als souverän und zum Fahrzeug passend, plötzliche Leistungsexplosionen sind natürlich nicht zu erwarten. Wer jedoch das Drehmoment entsprechend nutzt, der darf sich keinesfalls über ein zu schwerfälliges Vorankommen beschweren. Insbesondere im Sportmodus. Dann stellt das Skyhook genannte Luftfahrwerk die Dämpfer spürbar straffer, während Gasannahme und Schaltzeitpunkte weiter in Richtung Dynamik verschoben werden.

Hinzu kommt – und das wiederum ist Geschmacksache – ein sogenantes aktives Abgas-Soundsystem, welches einen künstlichen Klang erzeugt und zu den Insassen leitet. Grundsätzlich lässt sich hierzu sagen, dass sich dieses System besser anhört als bei so manchem Konkurrent, dennoch lässt sich eine leicht künstliche Note nicht verleugnen. Doch wer an dieser Stelle lediglich den Selbstzünderklang ganzheitlich kompensieren möchte, der ist hiermit gut bedient.

Kurvige Passagen nimmt der Maserati Levante Diesel indes sehr gelassen, die Lenkung ist für ein SUV dieser Größe ziemlich exakt, reicht bisweilen nicht ganz an die Perfektion eines Porsche Cayenne heran, doch zeigt sich in Summe sehr neutral. Die adaptiven Dämpfer müssen ordentlich arbeiten, um das 2,2-Tonnen-SUV adäquat und markengerecht dynamisch wirken zu lassen, verrichten ihre Arbeit jedoch ohne Murren.

Hinzu kommt der Allradantrieb Q4, der neben dem Fahrwerk zusätzlich zur Contenance bei forcierter Kurvenfahrt beträgt. Ein großes Lob verdienen darüber hinaus die Bremsen des italienischen Luxus-SUVs. Selbst nach vier harschen Bremsungen aus hohen Geschwindigkeiten konnten wir keinerlei Anzeichen von Fading oder anderweitig nachlassender Bremsleistung feststellen. Bravo.

Auf der Autobahn zeigt sich der Italiener von seiner reisefreudigen Seite. Wind- und andere Geräusche bleiben bis circa Tempo 180 weitgehend außen vor und auch darüber wird es nie wirklich laut im Levante. Das Fahrwerk offeriert auf Wunsch einen hohen Komfortlevel und so lassen sich auch mehrere hundert Kilometer am Stück problemlos abspulen.

Insgesamt behält der Maserati Levante Diesel seinen ausgeglichenen Charakter in allen Situationen, ist weniger heißblütig als sein S-Bruder mit 430-PS-V6-Benziner, den wir bereits aus einem Erstkontakt kennen und bietet aus unserer Sicht einen gelungenen Kompromiss aus Hochwertigkeit, Tradition und Langstreckentauglichkeit.

Abschließend möchten wir über den Verbrauch des Selbstzünders Aufschluss geben. Im Drittelmix genehmigte sich der Levante Diesel 8,8 Liter Diesel pro 100 gefahrener Kilometer, was in Anbetracht der Masse in Ordnung geht. Die Sparrunde absolvierte das SUV mit sehr guten 7,1 Litern, während Vollgasfahrten auch gerne einen Konsum von bis zu 12,4 Litern nach sich ziehen.
Technik & Assistenz – Un Po´ di più
Zunächst möchten wir anmerken, dass der Maserati Levante Diesel in drei Ausstattungslinien angeboten wird – Levante, GranLusso und GranSport.

Während „Levante“ als Basislinie bezeichnet werden darf, pointiert GranSport die sportliche Seite des SUV. GranLusso – in dieser Linie kam unser Testwagen vorgefahren – hingegen betont die luxuriöse Seite und wartet mit entsprechenden Annehmlichkeiten auf, die unter anderem den Komfort betreffen.
So sind hier serienmäßig elektrische Vordersitze samt Sitzheizung und der Seidenausstattung „Zegna Edition“ aus dem Hause Ermenegildo Zegna enthalten. Eine Softclose-Automatik gibt es ebenfalls on top.

Ab Werk mit Bi-Xenon-Scheinwerfern ausgerüstet, wartet der GranLusso stets mit adaptiven LED-Matrix-Scheinwerfern auf. In unserem Praxistest offerierten die Leuchtmittel ein homogenes Lichtbild mit einem sehr weitreichenden und gleißend hellen Lichtkegel. Dank adaptivem Fernlichtassistent wurden entgegenkommende und vorausfahrende Fahrzeuge punktgenau ausgeblendet, etwaige Funktionsstörungen in Form von zu spätem Abblenden oder ähnliches gab es nicht. Nebelscheinwerfer in LED-Technik komplettieren die Leuchteinheit.
Ebenfalls erwähnenswert ist die im Testwagen verbaute, zugfrei arbeitende Vierzonen-Klimaautomatik sowie die – optionale – Sitzbelüftung des vorderen Gestühls. Letztere ist eine absolute Empfehlung der Redaktion, an heißen Tagen werden sowohl Lehne als auch Sitzfläche angenehm gekühlt, während die Geräuschentwicklung nur minimal ausfällt.

Weitere Features sind unter anderem ein Keyless-System mit Sensoren an allen vier Türen plus elektrischer Heckklappe, die auf Wunsch auch mittels Fußschwenk öffnet.
Das Maserati Touch Control Plus genannte Infotainment verfügt über einen 8,4-Zoll-Touchscreen samt Apple CarPlay und DAB+ Radio. Beides funktionierte im Test ohne Auffälligkeiten.

Die akustische Untermalung übernimmt im Maserati Levante Diesel ab Werk ein Standard-Soundsystem. Das erste Upgrade stammt aus dem Hause Harman Kardon und schlägt mit 1.785 Euro zu Buche. Im Gegenzug erhält der Kunde eine 900 Watt starke Soundanlage mit 14 Lautsprechern, die speziell für den Levante entwickelt wurde.
Die zweite Ausbaustufe stammt aus dem Hause Bowers & Wilkins, kostet 2.740 Euro und offeriert 17 Lautsprecher sowie eine Gesamtleistung von 1.280 Watt. Das im Testwagen verbaute Highend-System spielte im Test voluminös auf und konnte die B&W-typischen Eigenschaften voll und ganz ausspielen. Glasklare Höhen, abgrundtiefe Bässe und eine Reinheit des Klangs wie sie kaum ein anderes Soundsystem auszugeben vermag, lassen auch für eine audiophile Klientel keine Wünsche offen.

Dabei ist das Bowers & Wilkins Soundsystem ebenfalls speziell für den Maserati Levante Diesel entwickelt worden und fügt sich auch optisch nahtlos in das Interieur ein. Besonders die Aluminiumabdeckungen wirken edel und erinnern an die B&W-Systeme aus dem BMW 7er oder dem Volvo XC90.
In puncto Assistenz fährt der Maserati Levante Diesel auf Höhe der Zeit und bietet ein Potpourri aus unterschiedlichen Systemen, von denen wir nachfolgend die relevantesten thematisieren.

Los geht es mit dem Totwinkel-Assistent mit Querverkehrswarner, der in unserem Test zuverlässig auch vor schnell herannahenden Fahrzeugen warnte, während die Querverkehrswarnung stets beim rückwärtigen Rangieren unterstützt. Fehlinterpretationen gab es keine.
Der adaptive Tempomat hielt sauber und flüssig den Abstand, während der Spurhalteassistent mit sanften Lenkeingriffen korrigierte. Diese beiden Systeme bilden bei Maserati übrigens den sogenannten Autobahnassistenten.

Hinzu kommen Features wie eine Surround View Kamera, eine Fußgängererkennung und – sehr erwähnenswert – eine Verkehrszeichenerkennung, die im Test nahezu alle Schilder selbst bei widrigen Sichtbedingungen erkannte und anzeigte.
Fazit zum Maserati Levante Diesel – Der Exzentriker unter den SUVs
Am Ende ziehen wir ein Resümee und das fällt für das Selbstzünder-SUV positiv aus. Der Maserati Levante Diesel ist ein Exzentriker und eignet sich umso mehr für eine Klientel, die Detailverliebtheit und Traditionsbewusstsein als unabdingbar für ihren motorisierten Begleiter erachtet.

Dabei weiß der schicke Italiener auch durch andere Qualitäten zu überzeugen. Sein uneingeschränkter Langstreckenkomfort zum Beispiel oder gar seine überragende Verarbeitungsqualität trägt er genau wie den Dreizack im Grill als ein Visitenkarte bei sich.

Dabei stößt er sich nicht an kleinen Unzulänglichkeiten. Immerhin buhlt er nicht um Masse, sondern um Klasse. Mit einem durchaus wettbewerbsfähigen Grundpreis zielt er zudem auch auf exotische veranlagte Kunden anderer Marken. Sein Charme ist auch als Selbstzünder unabkömmlich und so attestieren wir dem Maserati Levante Diesel sicherlich keine Mainstream-Rolle und damit einhergehende, schwindelig hohe Verkaufszahlen. Vielmehr sprechen wir ihm eine wichtige Rolle in der Markengeschichte zu und sind uns sicher, dass er auch einige Neukunden für sich gewinnen wird.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Maserati Levante Diesel GranLusso
- Farbe: Blu Nobile Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 5,01 x 1,98 x 1,69
- Radstand (mm): 3.004
- Motor: Sechszylinder-V-Dieselmotor
- Leistung: 202 kW (275 PS)
- Hubraum: 2.987 ccm
- Max. Drehmoment: 600 Nm
- Getriebe: ZF 8-Gang-Automatikgetriebe
- Antrieb: Allradantrieb
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 8,3 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 218 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
- Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,9 Sekunden
- Leergewicht (kg): 2.205
- Wendekreis (m): 11,7
- Kraftstofftank Benzin (l): 80
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: ca. 105.700 Euro (Grundpreis Levante Diesel: 74.100 Euro)