Nachdem das erste Plug-in-Hybrid SUV bereits Anfang letzten Jahrs startete, legten die Rüsselsheimer im vergangenen Jahr mit dem Opel Grandland X Hybrid – wir berichteten – noch einmal nach.
Mit Vorderradantrieb statt Allrad und mit einem, statt zwei Elektromotoren sowie einem geringfügig moderater agierenden Benziner, sank die Systemleistung hier von 300 PS auf 224 PS.
Dadurch ist der Einstieg in das Hybrid-Metier von Opels großem SUV deutlich günstiger bei immer noch opulenter Leistung, wodurch auch die Zielgruppe breiter aufgefächert werden dürfte.
Wir fuhren den Grandland X Hybrid in der höchsten Ausstattung „Ultimate“ mit einem Perlmutt Weiß als Farbgebung. Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Die Hybridtechnik
- Ausstattung, Technik und Komfort
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Mit dem Unterschied im Detail
Äußerlich verraten am Grandland X Hybrid nur marginale Unterschiede den Antrieb und dessen Verteilung. Die Front des SUVs wirkt dominant, aber nicht ausladend. Die markant integrierten Scheinwerfer zeugen noch immer von der konventionellen Opel-DNA mit ihrer klassischen LED-Lichtsignatur in Winkelform.

Seitlich in Augenschein genommen, gibt es eine leicht sportiv anmutende Silhouette, die – nicht zuletzt durch das unschuldig wirkende Weiß des Testwagens – auch ein bisschen brav erscheint, ohne dabei zu langweilen.

Auch das Heck gleicht dem des konventionell angetriebenen Grandland X zum Verwechseln. Lediglich kleine Plaketten an den Seiten sowie eine am Heck verrät den Hybriden. Auch die zusätzliche Tankklappe auf der linken Seite gibt einen Hinweis auf besagten Antrieb. Die „4“ in der „Hybrid“-Plakette fehlt, da es sich um kein Allradmodell handelt.

Interieur – Überall und alles Grandland
Im Innenraum wird es noch schwerer, die Unterschiede zum konventionellen Modell auszumachen. Die AgR-Vordersitze sind in fast allen Grandland-Modellen verfügbar und auch in unserem Testkandidaten als sehr bequem bewertet. Diese bieten auch eine verstellbare Oberschenkelauflage.

Hinten sitzt es sich ebenfalls gut, etwas mehr Seitenhalt auf den Plätzen der zweiten Reihe wäre vielleicht eine Idee für das Facelift. Der Innenraum ist eine Mischung aus klassischen Opel-Elementen und PSA-Ingredienzien, wie man unter anderem am Wahlhebel für die Automatik erkennt. Hier findet sich übrigens auch eines der kleinen Details, die den Hybridantrieb entlarven: Neben dem „D“ auf dem Wahlhebel steht das „B“ für maximale Rekuperation – dazu später mehr.
Die Auswahl der Materialien und deren Verarbeitung geben keinen Grund zur Kritik. Der Zentralbildschirm ist auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar und die analoge Tachoeinheit ließ nicht sogleich den Wunsch nach einem volldigitalen Pendant aufkommen, denn sowohl Ablesbarkeit als auch Übersichtlichkeit waren in vollem Umfang gegeben.

Sehr erfreulich fanden wir die analogen Einheiten für Klima und Co. mittels Drehknöpfen und echten Druckschaltern. Die Rundumsicht ist besonders nach hinten durch die ausgeprägten C-Säulen stark eingeschränkt.
Der einzig eklatante Unterschied zum herkömmlichen Grandland X: Der Kofferraum ist durch die Unterbringung der Hybridbatterie kleiner und fasst in Standardkonfiguration nun 390 Liter – das sind 115 Liter weniger als der klassische Grandland X. Maximiert passen in das Ladeabteil 1.538 Liter – das sind 114 Liter weniger als sein Pendant aufnehmen kann.
Motor und Fahreigenschaften – Voneinander abhängig
Nach dem Einsteigen pumpt sich zunächst die pneumatische Lordosenstütze auf, welche sich nach dem Abstellen des SUVs stets entleert. Das Surren während des Pumpvorganges ist das einzige Geräusch, welches man zuerst nach dem Einstieg wahrnimmt. Bei entsprechend geladenem Akku startet der Hybrid stets im vollelektrischen Modus.

Im diesem Hybridmodell arbeitet genau wie im Hybrid4 ein 1.6-Liter Benzinmotor, der hier allerdings 181 PS statt 200 PS leistet. Im Zusammenspiel mit einem E-Motor leistet das System 224 PS sowie maximal 360 Newtonmeter Drehmoment. Diese Systemleistung fühlt sich nicht unbedingt nach so viel an, eher wie rund 180 PS.
Die Kraftverteilung übernimmt eine 8-Stufen-Automatik aus dem PSA-Regal, die für sehr sanfte und überwiegend passende Schaltvorgänge steht. Trotz Frontantrieb steht in den meisten Belangen eine überraschend gute Traktion zur Verfügung.

Das Fahrwerk ist komfortorientiert ausgelegt, was der Zielgruppe gefallen dürfte. Dank einer präzisen Lenkung lässt sich das teilelektrifizierte SUV sehr exakt manövrieren und fühlt sich dadurch recht handlich an. Das Mehrgewicht gegenüber dem konventionellen Grandland X ist zu spüren, sobald man das SUV etwas forcierter bewegt. Besonders in Kurven und bei Lastwechseln bemerkt man die erhöhte Trägheit dann doch.

Auch die Bremsen konnten im Test mittels Standfestigkeit und guter Abstimmung zur Rekuperation überzeugen. Schaltet man die Automatik auf „B“, wird die Energierückgewinnung maximiert und der Bremseffekt ist entsprechend spürbarer. Dies lässt sich nach kurzer Eingewöhnung oft und effektiv im Alltag als Bremsmittel nutzen, bei dem obendrein Energie in den Akku gespeichert wird.

Aufgrund der platzfordernden Hybridtechnik hat das SUV leider einen recht kleinen Benzintank, der zu häufigem Nachtanken führt, sofern man nicht regelmäßig den Akku auflädt.
Beim Thema Verbrauch zeigt sich der Opel Grandland X Hybrid breit gespreizt. Auf der Sparrunde mit leerem Akku blieb er bei 4,9 Litern auf 100 Kilometer. Im Drittelmix waren es mit leerem Akku 9,2 Liter, was nicht unbedingt effizient anmutet. Bei durchgehend Volllast steigt der Verbrauch weit in den zweistelligen Bereich.

Anders sieht es aus, wenn man mit vollem Akku startet, dann bleibt der Durchschnitt – allerdings ohne Autobahn – sogar unter zwei Litern auf 100 Kilometer, weil die ersten 40 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden. Maximal waren sogar 45 Kilometer im EV-Modus möglich, allerdings muss man dafür sehr zurückhaltend fahren.
Die Hybridtechnik des Opel Grandland X Hybrid
Die Lithium-Ionen-Batterie des Opel Grandland X Hybrid speichert 13,2 Kilowattstunden – genau so viel wie im Hybrid4-Pendant – und schafft damit laut Hersteller 55 Kilometer vollelektrisch. Das haben wir selbst mit zaghaftestem Gasfuß nicht geschafft und mussten nach 45 Kilometern im wahrhaften Schleichmodus das Ende des rein elektrischen Fahrens registrieren.

Ein Aufladen der Batterie während der Fahrt mittels Verbrennungsmotor ist möglich und kann in drei Stufen variiert werden: Für zehn oder 20 Kilometer Reichweite oder die maximale Kapazität sind hier wählbar. Dies gilt auch für das „Einfrieren“ der Akkuladung für einen späteren Zeitpunkt.

Wir haben im Praxistest übrigens festgestellt, dass der Grandland X Hybrid selbst mit vollem Akku in anspruchsvollen Situationen, wie beispielsweise eine Steigung von zwölf Prozent und mehr, sofort den EV-Modus verlässt und den Benziner hinzuzitiert. Hierbei scheint die Leistung des E-Motors nicht auszureichen, um die vollelektrische Betriebsart aufrechtzuerhalten. Bei solchen Anforderungen sind beide Antriebe relativ voneinander abhängig und daher stets als Duo aktiv.

Der Ladevorgang mit leerem Akku bis zu einem 100-Prozent-Ladestand an einer AC 22-kW-Ladesäule dauerte exakt 3:11 Stunden, was nahezu exakt der geschätzten Zeitdauer des Opel-Systems entsprach.

Opel gibt die Höchstgeschwindigkeit im elektrischen Fahrmodus mit bis zu 135 km/h an. Rein elektrisch schafften wir bei vorsichtigem Umgang mit dem Gaspedal jedoch nur ungefähr 90 bis 100 km/h, wobei in den meisten Fällen deutlich früher der Benzinmotor hinzugeschaltet wurde.
Ausstattung, Technik und Komfort
Dank der höchstmöglichen Ausstattungsvariante „Ultimate“ gibt es eine Vielzahl an Annehmlichkeiten und auch Assistenten im Testwagen. Dazu gehören unter anderem ein Frontkollisionswarner samt Fußgängererkennung, ein aufmerksam agierender Spurhalteassistent, ein manchmal spät reagierender Totwinkel-Warner und eine Müdigkeitserkennung, die in unserem Test durchgehend mit Stillschweigen glänzte.

Die Verkehrszeichenerkennung leistete gute Arbeit und hatte keine einzige Fehlinterpretation zu verbuchen. Der adaptive Tempomat mit Stoppfunktion erwies sich als vollkommen praxistauglich, kostet 800 Euro extra und sollte aus unserer Sicht bei Vielfahrern mit hohem Autobahnanteil einen Haken auf der Ausstattungsliste erhalten.

Als ausgezeichnet erwiesen sich die in dieser Ausstattung serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer des Grandland X Hybrid. Wenngleich diese keine Matrix-Funktion vorweisen können, offerierten sie einen extrem hellen, homogenen und weitreichenden Lichtteppich, mit dem das SUV sogar einen Großteil der Konkurrenten übertrumpfen kann.
Ein Fragezeichen stellte sich uns in puncto Komfortausstattung: Aus für uns unerklärbaren Gründen verfügt der Opel Grandland X Hybrid über keine Lenkradheizung. Dieses Schicksal trägt auch der Grandland Hybrid4.

Die Sitzheizung benötigt etwas lange, bis sich die Wärme durch die Bezüge gekämpft hat und in der höchsten der drei Heizstufen ist die Wärmeleistung eher als moderat einzustufen. Die ebenso vorhandene Sitzbelüftung agiert dagegen sehr effektiv, was insbesondere bei sommerlichen Verhältnissen ein gern genutztes Ausstattungsmerkmal sein wird.

Keyless befindet sich ebenfalls an Bord – hier vermissten wir allerdings eine Verrieglungstaste an der Heckklappe. Nach dem Schließen des Kofferraums muss man beim Verlassen des Autos nochmals an einen der vorderen Türgriffe, um das SUV zu Verriegeln oder man nutzt die Fernbedienung.

Auch das Navigationssystem sowie eine Soundanlage inklusive DAB+ ist in der Ultimate-Ausführung ab Werk dabei. Beim DAB+ müssen wir die auffallend geringe Empfangsleistung kritisieren. Die Ausfälle in weniger gut ausgebauten Empfangsgebieten mussten wir hier so oft feststellen, dass dieses Empfangsteil in der Liste sämtlicher getesteten Digitalradios sogar die rote Laterne erhielt.

Die 360-Grad-Kamera gehört ebenso zur Serienausstattung im Falle des „Ultimate“, welche schnell zu des Rangierers „best friend“ aufsteigt.
Varianten und Preise des Opel Grandland X Hybrid
Von der frontgetriebenen Version mit 224 PS gibt es aktuell fünf Ausstattungslinien:
- Edition – Der Einstieg startet bei 44.190 Euro und liegt damit knapp 7.000 Euro unter dem Einstiegsmodell des Hybrid4, der allerdings als Elegance startet. Vom Tempomat, bis zur Verkehrsschilderkennung und dem Navi 5.0 IntelliLink sind noch jede Menge andere Annehmlichkeiten bereits an Bord.
- Business Edition – Ab 44.210 Euro geht es hier los und der AGR-Fahrersitz ist hier ab Werk dabei.
- Elegance – Diese Version kostet ab 44.965 Euro und bietet eine Unterfahrschutzoptik vorn und hinten, DAB+, Multifunktion am Lenkrad, Regensensor und Fernlichtassistent.
- Business Elegance – Eine Stufe darüber gibt’s ab 45.750 Euro auch AGR für Fahrer und Beifahrer, das Park & Go Paket Premium mit 360-Grad-Kamera, variable Lichtverteilung und Kurvenlicht für die LED-Scheinwerfer und einiges mehr.
- Ultimate – Als Flaggschiff ruft Opel mindestens 47.600 Euro auf, bringt serienmäßig das Dach und die Außenspiegel in Diamantscharz, elektrische AGR-Sitzverstellung mit Memory, Schlechtwetterlichtfunktion, automatisch abblendender Innenspiegel, Privacy-Verglasung, ein farbiges Fahrerinfo-Display, ein 16-Zoll-Bremssystem und eine sensorgesteuerte Heckklappe mittels Fußschwenk.

Fazit – Des Grandlands Einstiegs-Hybrid
Der Opel Grandland X erwies sich als nüchternes, nahezu pragmatisch veranlagtes Hybrid-SUV, das sich dem Fahrer als ein neutraler Begleiter vermittelt. Was im ersten Moment nach einer „grauen Maus“ klingt, ist nicht so gemeint. Der Rüsselsheimer funktioniert einfach und für den Fall, dass er auch hybridkonform behandelt (also regelmäßig geladen) wird, glänzt er mit nicht zu verachtender Effizienz.

Macht man das Gegenteil und behandelt ihn wie einen potenten Langstrecken-Diesel, steigt der Verbrauch in Richtung V8-Werte. Das verwundert nicht, zeigt aber auch hier auf, wie wichtig der richtige Umgang mit Plug-in-Hybriden ist, um sich die gewünschte Effizienz zunutze zu machen.

Der E-Anteil ist hier nicht so leistungsstark, wie bei anderen Plug-in Hybridmodellen und muss immer wieder auf die Hilfe des Verbrenners zurückgreifen. Der rein elektrische Anteil reduziert sich somit auf den Bereich der effizienten Fahrweise.

Die monetäre Ersparnis bei der Anschaffung gegenüber dem großen Hybrid-Bruder mit 300 PS und Allrad ist nicht unerheblich, was ihn zum Einstiegsmodell in die Hybridwelt der Grandland-Baureihe macht. Wer Allrad benötigt, sollte dennoch einen Blick auf den Hybrid4 werfen, dessen Hinterachse dann durch einen zusätzlichen E-Motor angetrieben wird, wodurch das SUV zum Allradmodell wird.
Kamera: Canon EOS 6D
Peugeot 3008 Hybrid, VW Tiguan eHybrid, Suzuki Across, Toyota RAV4, Citroen C5 Aircross Hybrid, Mitsubishi Outlander Plug-in Hybrid, Lexus UX 250h, Honda CR-V Hybrid
Technische Daten: Opel Grandland X Hybrid Ultimate
- Farbe: Perlmutt Weiß Perleffekt Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,48 x 1,86 (2,10 mit Außenspiegeln) x 1,61
- Radstand (mm): 2.675
- Antrieb: Vierzylinder Ottomotor mit Turbolader + E-Motor
- Leistung Verbrenner/E-Motor: 181 PS/110 PS
- Systemleistung: 165 kW (224 PS)
- max. Drehmoment: 360 Nm
- Hubraum: 1.598 ccm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 1,4 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz; Akku leer/Akku voll): 9,2 l/1,9 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 31 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d ISC FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 135 km/h
- elektrische Reichweite (Herstellerangabe/NewCarz): 55 km/45 km
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,9 Sekunden
- Wendekreis (m): 11,05
- Bodenfreiheit (mm): 188
- Kofferraumvolumen (l): 390 bis 1.538
- Leergewicht (kg): 1.810
- Zuladung (kg): 475
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 600/1.250
- Stützlast (kg): 50
- Dachlast (kg): 85
- Tankinhalt (l): 43
- Hybrid-Batterie: Lithium-Ionen 13,2 kWh
- Ladeanschluss: Typ 2
- Onboard Charger: 7,4 kW (Serie 3,2 kW)
- Ladezeit Ladesäule AC 22 kW (Werksangabe/NewCarz): 2-4 h/3:11 h
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 50.740 Euro (Einstiegspreis ab 44.190 Euro)