Nissan Pathfinder Test – Rustikal aber nicht ohne Charme

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Ein Geländewagen, der groß, kantig, kräftig und für den groben Einsatz bestens gerüstet ist – das kann eigentlich nur ein Mercedes der G-Reihe sein. Knapp daneben ist bekanntermaßen auch vorbei, denn der Offroader, um den es in diesem Fahrbericht geht, hört auf den traditionsreichen Namen: Nissan Pathfinder. Besonders mit dem von uns getesteten V6-Turbodiesel braucht sich Japaner nicht zu verstecken.

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Wie aus einem großen steinernen Block gehauen steht der Pathfinder selbstbewusst da und signalisiert vom ersten Augenblick an, dass er mehr kann, als nur über befestigte Straßen zu rollen und seine Passagiere „nur“ von A nach B zu bringen. Er versprüht sofort das Flair von Abenteuer und Herausforderung. Diesen Nissan aber ausschließlich auf diese beiden Aspekte zu reduzieren, wäre jedoch vermessen. Der Allradler weiß auch mit großzügigem Raumangebot und gutem Komfort zu gefallen, doch zuerst, wollen wir uns dem Design widmen.

Erscheinungsbild

Zugegeben, überdurchschnittlich oft sieht man diesen Offroader nicht auf deutschen Straßen. Dabei missfällt der Pathfinder aus keiner Perspektive – ganz im Gegenteil. Vorn glänzt der große und imposante Kühlergrill in Chrom und beheimatet das ebenfalls nicht zu klein geratene Marken-Emblem.  Hiermit wird auch die Familienzugehörigkeit angedeutet: Das dezent gepfeilte „V“ findet sich auch in den Kühlergrills der Brüder Qashqai, X Trail, Murano und vielen anderen Nissan-Derivaten wieder.

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Weiter akzentuiert wird die massive Front durch die fast waagerecht liegende Motorhaube, mit ihren ausgeprägten Sicken. Einen schönen Kontrast dazu bilden die betont ausgestellten Radhäuser, die den markant eckigen Look noch weiter unterstreichen. Sie beherbergen bei unserm Testwagen 18 Zoll große Aluminium-Felgen mit einem ordentlichen Querschnitt, sodass optisch nicht der Wunsch nach größeren Rädern auftritt. Ohnehin ist der Pathfinder ein uneitles Fahrzeug: Er mimt den Charakter-Burschen, der sein Profil hat. Aber genau das macht ihn zum Hingucker auf den Straßen.

Einen Hingucker stellen auch die hinteren Türgriffe dar: Durch ihre Integration in die C-Säule werden diese etwas in den Hintergrund gerückt, sodass man fast einen Offroad-Zweitürer erwartet.

Wie der Bug, so auch das Heck des Nissan: Eckig. Aufgelockert wird die senkrecht verlaufende Heckklappe zwar durch eine sehr präsente Chromliste, doch der kernige Grundcharakter findet sich durch den angedeuteten Unterfahrschutz ringsum wider. Auch die seitlichen Trittbretter setzten einen Akzent in diese Richtung und erfüllen zusätzlich ihren Zweck.

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Zum Look, der alles in allem fast „toolig“ wirkt, passt auch die matte Dachreling. Sollte der enorme Laderaum einmal nicht ausreichen, lässt sich hier ein Korb für allerhand Nützliches montieren: Skier, Ersatzräder, Koffer…was man in entlegenen Gegenden so brauchen kann.

Interieur

Wie schon erwähnt, fällt das Ladevolumen des Kofferraums stattlich aus. Dabei finden Wasserkisten ebenso Platz, wie Labradore, Kinderwagen oder der gesamte Brennholzvorrat für den nächsten Winter. Sollte der Platz dennoch nicht reichen, können die Rückenlehnen in der zweiten Sitzreihe im Handumdrehen umgeklappt werden, sodass eine nahezu ebene Ladefläche entsteht. Außerdem gibt es noch die bereits erwähnt Dachreling – die weitere Abenteuer-Varianten offen lässt. Beim Thema „offen“ fiel allerdings auf, dass die Heckklappe gerne weiter öffnen dürfte: Nicht nur Großgewachsene stoßen mit dem Kopf schnell an. Entschädigt wird man dafür mit einer separat zu öffnenden Heckscheibe, die gerade beim Transport langer Güter einen praktischen Nutzwert zeigt. Von seiner praktischen Seite zeigt sich der Nissan auch bei der Konstellation der Sitze: Bis zu sieben Personen finden in ihm Platz, da zwei zusätzliche Sitzgelegenheiten aus dem Kofferraumboden gefaltet werden können. Natürlich sollte man niemandem eine längere Fahrt auf diesen Plätzen zumuten, aber um eine halbe Fußball-Mannschaft zum örtlichen Bolzplatz zu chauffieren reicht es alle mal. Zumal genug Platz im Ladeabteil übrig bleibt, um die ein oder andere Sporttasche zu schlucken. Als Zwischenfazit darf also gesagt werden, dass man weder mit Gepäck noch mit Passagieren geizen muss, zumal auch die Zuladung enorm ist.

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Weniger enorm ist dafür aber der Verstellbereich der Vordersitze: Gerade für Sitzriesen dürften die Fauteuils gerne weiter nach hinten und gen Boden justierbar sein. Die Gute Übersichtlichkeit würde trotzdem bestehen bleiben, da das Greenhouse mit großen Fensterflächen glänzt und der Pathfinder an sich eher im Obergeschoss, denn im Parterre beheimatet ist.

Alles in allem ist das Gestühl aber mit einer angenehmen Bequemlichkeit gesegnet, die sich in einer straffen Polsterung zeigt und den Gedanken an tausende Kilometer erträglich werden lässt- besonders in Verbindung mit der solide wirkenden Lederausstattung.

Hinzu gesellt sich ein sportliches Drei-Speichen-Lenkrad, das mit seinem Design auch dem sportlichen Bruder 370Z entsprungen sein könnte. Leider geriet auch hier der Verstellbereich etwas gering, da auf eine horizontale Verstellung verzichtet wurde. Glänzen kann das Lenkrad wiederum mit seiner überschaubaren Anzahl an Tasten, die nicht nur tadellos beschriftet, sondern auch logisch zu bedienen sind.

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Selbst die Bedienung des Infotainment-Systems geht gut von der Hand und erfordert nur wenig Eingewöhnung, was heutzutage nicht selbstverständlich ist. Die Bedienungsanleitung darf also getrost im Handschuhfach verharren.
Dabei ist der Umgang mit dem zentralen Info-System ein typabhängige Frage: Berührt man gerne den Touchscreen oder aktiviert man eine Funktion lieber mit einer Taste? Ganz gleich, wie man diese Frage für sich beantwortet; sicher ist, dass das System weder mit Tasten überfrachtet, noch unnötig kompliziert ist. Ein Beispiel: Der Ausschnitt der Navigationskarte soll verändert werden, da sie links der gewählten Route eine idyllische, alte Kleinstadt erblickt haben. Dazu betätigt man – ganz intuitiv – eine Taste mit einem linksgerichteten Pfeil. Alternativ könnte man die Karte aber auch per Fingerzeig verschieben – Generation Smartphone lässt grüßen.

Doch das System weiß nicht nur auf diese Weise zu gefallen: Wer das entsprechende Kreuz in der Aufpreisliste setzt, darf sich vom satten Klang der Bose-Audioanlage betören lassen. In Verbindung mit dem bereits erwähnten Navigations-System entstand eine modere Kommando-Zentrale, die nicht nur die Integration zahlreicher Mobiltelefone ermöglicht, sondern auch mit einer 40GB fassenden Festplatte auftrumpft. Fraglich ist nur, wo man beispielsweise sein Telefon unterbringt: Ablagen sind etwas rar gesät im Pathfinder-Cockpit. Die Auswahl beschränkt sich auf die Mittelarmlehne oder ein kleines Fach mit Deckel unterhalb der Klimaregelung.

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Ein weiterer, positiver Aspekt des Infotainment-Systems ist die Integration einer Rückfahrkamera. Zwar ist es um die Rundumsicht, dank der großen Fensterflächen, gut bestellt, dennoch schadet ein detailliertes Bild vom Heckbereich nicht. Besonders, da das Heck, aufgrund des stattlichen Formats, recht weit vom Fahrer entfernt ist. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Wo erwartet man einen Bordcomputer? Otto Normal erwartet ihn zwischen den einwandfrei ablesbaren Rundinstrumenten. Doch die Konstrukteure integrierten diesen in das Infotainment. Das erfordert etwas Gewöhnung, da der Blick des Fahrers dadurch, neben der Straße und den Instrumenten, auf eine dritte Ebene gelenkt wird.

Ansonsten kann über mangelnde Anordnung nicht geklagt werden: Alles sitzt griffgünstig und befindet sich dort, wo man es erwartet. Hinzu kommen eine routinierte Verarbeitung und ein positiver Qualitätseindruck. Lediglich der nicht gerade zurückhaltende Einsatz von Hartplastik zeugt vom Sparwillen der Konstrukteure. Doch Schwamm drüber, was letztendlich zählt, ist das Fahren.

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Fahreindrücke

Fahren kann er, der „Pfadfinder“. Ganz gleich, ob über Stock und Stein oder mit hoher Geschwindigkeit: Der Offroader erweckt stets ein souverän-sicheres Fahrgefühl.

Mit verantwortlich dafür zeigt sich das Fahrwerk: Hier gelang ein hervorragender Kompromiss aus Rückmeldung und Komfort. Kleine Unebenheiten werden fast anstandslos geschluckt, ohne aber in den Dämpfer zu verschwinden. Eine runde Sache also, da man spürt, welche Herausforderungen der Untergrund parat hält, man davon aber nicht belästigt wird. Wenn man natürlich das Haar in der Suppe sucht, könnte man dem Pathfinder einen kleinen Hang zur Seitenneigung vorwerfen. Aber man muss sich vor Augen führen, dass man ein fast 1,80 Meter hohes und über 2,2 Tonnen schweres Automobil bewegt. Dass dieses Fahrzeug, mit seinem hohen Schwerpunkt, also nicht für die Kurvenhatz gebaut ist, dürfte dementsprechend niemanden schockieren.

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Schockierend hingegen ist die unerschütterliche Traktion des Japaners: Egal, ob nasse Straße oder sumpfiger Feldweg, der Vortrieb ist jederzeit garantiert. So ist man stets gerüstet für jegliche Aufgabe, die die gewählte Route vorsieht. Sollte man aber vor einem größeren Hindernis stehen, genügen zwei Klicks am gut erreichbaren Drehrad um die Auswahl der angetriebenen Achsen zu beeinflussen. Im alltäglichen Einsatz ist der Automatikmodus jedoch ein treuer und zuverlässiger Begleiter.

Dies lässt sich auch über den 2.991cm³ großen Diesel-Motor sagen. Mit seinem bulligen Drehmoment schiebt das V6-Aggregat den nicht eben leichtgewichtigen Nissan gen Horizont, um erst bei 200km/h dem Luftwiderstand die Oberhand zu überlassen. Beachtliche Werte für einen Allradler, der nicht unbedingt den Anschein erweckt, im Wind-Kanal entstanden zu sein. Doch mit diesem Antrieb ist man bestens ausgerüstet für die Aufgaben des Fahrens. Oftmals ertappt man sich bei einem unnötigen Zwischensport, um schlichtweg das kraftvolle Drehmoment zu genießen, das schon bei knapp 1.800U/min anliegt. Auch der rauchige Sound, den das Aggregat dabei entwickelt, spielt hierbei eine entscheidende Rolle, die zur Wohlfühl-Stimmung beiträgt. Manch einen wird die allseits präsente Geräuschkulisse stören, uns gefiel das gebotene Klangbild jedoch, da es nie störend auftritt und zum kernigen Ambiente passt.

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Zum insgesamt komfortablen Bild gesellt sich auch die 7-Gang-Automatik: Sie schaltet weich und hält den Motor in dem Bereich, in dem er am souveränsten antritt – auf dem Drehmoment-Plateau. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass der Wandler nicht in unnötige Hektik verfällt, sobald der Fahrer die Gaspedalstellung verändert – die 550NM erledigen den Vortrieb. Um Missverständnisse auszuschließen: Bei einem stärkeren Tritt aufs Gas schaltet der Automat natürlich herunter und folgt den Absichten des Fahrers; bei Bedarf auch manuell. Verwunderlich ist nur, dass die Automatik nicht jeden Schaltwunsch zulässt: Wenn man beispielsweise mit 70 km/h durch die Landschaft cruist, hält der Wandler die Drehzahl bei etwa 2.200U/min im 6. Gang. Möchte man aber manuell in den geräusch- und benzinsparenden 7. Gang schalten, passiert leider nichts – der 6.Gang wird gehalten.

Bei diesen Fakten sollte man glauben, der Pathfinder sei trinkfest und ein gern gesehener Gast an der Zapfsäule. Wer das glaubt, der irrt: Trotz des hohen Aufbaus, des starken Motors und des hohen Gewichts, begnügte sich das große SUV mit etwa 9 Liter Diesel pro 100 Kilometer und unterbietet folglich sogar die Werksangabe. Dieser Wert sollte sich ohne große Mühe weiter minimieren lassen, wenn die Zwischenspurts nur nicht so viel Freude bereiten würden…

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Etwas weniger Grund zur Freude bereitet indes die Lenkung. Zwar passt die weiche Abstimmung zum komfortablen Grundcharakter des Nissan, dennoch ist das Ansprechverhalten aus der Mittellage eher taub. Was bei hohen Geschwindigkeiten einen stabilen Geradeauslauf fördert, ist im Stadtverkehr und beim ländlichen Kurverfahren eher lästig. Trotz dieser Eigenschaften fällt der stattliche Wagen aber mit einer unerwarteten Wendigkeit auf. Sich verändernde Kurvenradien benötigen nur kleine Lenkwinkel. Sollte gar ein Wendemanöver anstehen, staunt man nicht schlecht über den kleinen Wendekreis – gerade in Anbetracht der Abmessungen.

Fazit

Sie suchen ein SUV? Sie können sich aber mit Lifestyle-Produkten andere Hersteller nicht identifizieren und legen Wert auf gute Gelände-Tauglichkeit? Dann sollten Sie den Nissan Pathfinder – gerade mit dem kräftigen 3.0 DCi – in die engere Wahl ziehen.

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Sein komfortabler Charakter ist allgegenwärtig, die Optik gefällig, der Fahrspaß erstaunlich groß und der Durst verhältnismäßig gering. Große Abstriche sind nirgends auszumachen, es sind winzige Kleinigkeiten, die nur bei genauester Betrachtung auffallen und damit erst die Vorzüge betonen.

Letztlich wird der große Nissan seinem Namen gerecht: Er ist ein Pfadfinder und allzeit bereit für die Herausforderungen, die ihm gestellt werden. Sei es bei einem Wendemanöver im engen Großstadt-Gewirr oder beim nächsten Ausflug in unbefestigtes Gelände.

Bilder: Mikhail Bievetskiy / Canon 1Dx mit 24-70 ƒ2.8 Ver. II und 70-200 ƒ4.0

Fahrzeugschein: Nissan Pathfinder

Länge x Breite x Höhe (mm): 4.813 x 1.848 x 1.785 mm

Motor: V6-Zylinder Diesel

Hubraum: 2.991cm³

Leistung: 170 kW / 231 PS bei 3.750 U/min

Max. Drehmoment: 550 Nm bei 1.750 U/min

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):  9,5 L/100 km

Testverbrauch: 9,2 L/100 km

CO2-Emissionen: 250 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,9 s

Leergewicht / Zuladung:  2.285 / 695 kg

Kofferraumvolumen: 190 – 2.091 L

Max. Anhängelast: 3.500 kg

Wendekreis: 12,4 m

Preis: 56.530 (Ausstattungslinie: LE)

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