Volkswagen Golf R Test – Der Gentleman-Hatch

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Er ist die Speerspitze der Golfbaureihe: Der Volkswagen Golf R. Doch mimt er nicht den Krawall-Bruder, sondern gibt sich gediegen und edel.

Zwar fehlt es ihm nicht an sportlichen Insignien, doch den grellen Auftritt sucht er auch nicht. Wie sich seine 300 PS mit dieser Attitüde vertragen, zu welchen Anteilen er Sportler ist und wie viel Gentleman in ihm steckt, haben wir im Testbericht zusammengetragen.

 

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Design – Dynamik trifft Zurückhaltung

Zurückhaltung? Bei einem Golf R? Der Autor muss blind sein, wird der ein oder andere denken und dabei vorwiegend auf die vierflutige Auspuffanlage hinweisen. Es ist wahr, an dieser Stelle nimmt sich der sportlichste aller Golf wahrlich nicht zurück, sondern demonstriert seine Stärke. Betrachtet man aber andere Facetten des Wolfsburgers, fällt eher seine Eleganz ins Auge.

 

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So ist die Front zwar mit großen Lufteinlässen ausgerüstet, gibt sich aber eher reduziert. Keine roten Linien, wie beim GTI, keine Nebelscheinwerfer, keine Farbexplosionen. Der „R“ will viel mehr mit seiner Gediegenheit gefallen: Die filigrane Chromleiste am unteren Stoßfänger wirkt sehr subtil, der Kühlergrill, ebenfalls mit einer Chromleiste ausgestattet, gibt sich ebenfalls zurückhaltend und das „R“ als Erkennungsmerkmal fällt auch nicht unbedingt durch seine Größe auf.

Doch es sind genau diese Details, die diesen Golf im Gesamtpaket zu einem eleganten Sportler machen. Hinzu kommen Spiegelkappen in einem matten Alu-Look und attraktive 18-Zoll-Felgen, die die vordere Erscheinung abrunden. So zeigt sich, dass der „R“ eher im Understatement zu Hause ist, als auffällig auf einen Gegner zu warten und zu posieren. Was in ihm steckt, lässt sich nämlich nicht auf den ersten Blick erahnen.

 

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Dazu tragen auch die weiteren Designelemente bei: Die Seitenansicht wird lediglich von einem dezenten Paar Seitenschwellern, abgedunkelten Scheiben und den bereits erwähnten Leichtmetallrädern unterstrichen – Zubehör, das auch für einen der schwächeren Golf zu bekommen ist. Die sportliche Seite markiert – wie eingangs zugegeben – das Heck. Hier treffen extrovertierte Endrohre auf abgedunkelte Rückleuchten und einen optisch gelungenen und harmonisch integrierten Dachspoiler. Erst dieser schöne Rücken enttarnt den „Hot Hatch“ als solchen. Aber wie sieht es im Innern aus? Zeichnet sich dieser Golf auch hier durch Zurückhaltung aus?

 

Interieur – Willkommen in der guten Stube

Wer einen Golf 7 kennt, wird auch diesen Golf kennen und vor allem mögen. Die Bedienungselemente sitzen natürlich genau dort, wo man sie erwartet und wo sie auch bei den schwächeren Brüdern sitzen. Man muss nicht lange überlegen, um ein Navigationsziel einzugeben, die Temperatur der Klimaanlage zu ändern oder etwa die Kennung von Sport auf Komfort zu stellen – ein großes Plus am Wolfsburger Sport-Derivat.

 

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Dennoch versäumte man es nicht, den „R“ auch hier etwas Eigenständigkeit und eine gediegene Anmutung zu spendieren. Die Materialqualität ist natürlich über jeden Zweifel erhaben, doch erfreut sie in diesem Fall mit noch mehr Liebe zum Detail. Großzügig verwendeter Klavierlack, Chromumrandungen, wohin man blickt, Edelstahl-Pedale und kleine unaufdringliche „R“-Insignien zieren den Innenraum. Hinzu kommen Dekorleisten in Karbonoptik, die den sportlich-edlen Habits „das Pünktchen auf das i“ setzen.

Auch das Raumgefühl auf den Vordersitzen überzeugt – aber auch das kennt man vom niedersächsischen Bestseller nicht anders. Ein großzügiger Einstellbereich und stramme Sportsitze in einer attraktiven Stoff-Polsterung, bestätigen den Eindruck. Und eben darin zeigt sich erneut das zurückhaltende Grundgefühl des Kompaktsportlers: Die Sitze geben zwar einen angenehmen Seitenhalt, nerven aber nicht mit übertriebener Härte oder Enge, wie es manche Schalensitze durchaus können.

 

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Kleine Abstriche muss man aber doch machen, wenn man sich für einen Golf mit dem „R“ im Kühlergrill entscheidet: Durch den Allradantrieb verkleinert sich der Kofferraum von 380 auf 343 Liter. Ein Umstand, der trotz des hochmodernen modularen Querbaukastens (MQB) geblieben ist. Doch das ist angesichts der guten Nutzbarkeit und des immer noch sehr alltagstauglichen Volumens leicht zu verschmerzen.

 

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Fahreindrücke – Der Golf auf Schienen

Ja, er hat 300 PS. Er beschleunigt in knapp über 5 Sekunden auf Landstraßentempo. Und er schießt bei Bedarf mit politisch korrekten, abgeriegelten 250 km/h über die deutsche Autobahn. Diese Werte, die vor ein paar Jahren noch waschechte Sportwagen alt aussehen lassen konnten, realisiert heute ein Golf. Der entscheidende Vorteil ist, dass er sich genau so auch fährt.

 

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Der „R“ ist keine biestige Furie, die erst gezähmt werden muss und die dem Fahrer sofort die Schweißperlen auf die Stirn treibt. In seinem Kern ist und bleibt er ein Golf. Was vielleicht etwas unspektakulär klingen mag, ist aber mit der größte Vorteil dieses Kompakten: Er ist ein vorzüglicher Alltagswagen und nervt nicht mit übertrieben sportlichem Gehabe, das man spätestens bei Frostaufbrüchen und Teerflicken bereut. Ein Tastendruck genügt und der „R“ wird im Komfortmodus zum Liebling der Schwiegermutter. Zwar lässt er die Insassen nicht im Unklaren darüber, welche Topografie die Straße gerade zu bieten hat, doch filtert er Unebenheiten beeindruckend weg.

 

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Hinzu gesellt sich ein sanft reagierendes Gaspedal und eine Lenkung, die eher zu einer gemütlichen Überlandfahrt einlädt, als mit übertriebener Zackigkeit zu stören. So wird dieser Golf zum entspannten Reisemobil, dass sich noch nicht einmal in Verbrauchsfragen zu verstecken braucht. Knapp über 8 Liter/100km fließen durch die Brennräume, wenn man es ruhig angehen lässt. Doch wer will das schon? Schließlich warten hier 300 teutonische Pferde darauf, dass sie endlich Auslauf bekommen. Und wehe, wenn sie losgelassen werden.

 

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Befindet sich das Setup in der Sport-Stellung, federt der Wolfsburger spürbar knackiger und fordert vom Fahrer mehr Muskelkraft, da sich die Rückstellkräfte der Lenkung spürbar erhöht haben. Dies bietet einen nicht zu unterschätzenden Gewinn an Rückmeldung und Präzision. Was fehlt ist nur noch die Power – und sie soll nicht lange warten. Ein beherzter Tritt auf das rechte Edelstahl-Pedal und der „R“ legt jede Zurückhaltung ab.

Ein wahres Beschleunigungsfest wird abgeliefert, dass den Passagieren Hören und Sehen vergeht. Einem möglichen Traktionsverlust wirkt der serienmäßige Allrad entgegen, der bei Schlupf die Hinterachse zuschaltet und dem Fahrer das Gefühl gibt, wie auf Schienen zu fahren. So ausgerüstet drückt das starke Drehmoment unaufhörlich, sodass die trägen Körper satt in die Sitze gepresst werden. Untermalt wird dieses Spektakel von einem sonoren Brummen aus dem Motorraum, das zu gefallen weiß. Vorbei die Zeiten, in denen ein Vierzylinder schnöde, langweilige Töne von sich gab. Zwar wird diese Motorenform nie den betörenden Klang der legendären VR-6-Motoren erlangen, dennoch weiß die Geräuschkulisse zu gefallen.

 

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Es ist wahrlich beeindruckend, wie locker und lässig der „R“ seine Leistung fahrbar macht. Jeder, vom Fahranfänger bis hin zum Profi, kann mit ihm enorm schnell unterwegs sein, da er ein stets sicheres Fahrgefühl vermittelt und im Grenzbereich gutmütig und sanft über die Vorderräder schiebt – ein klassischer Golf eben.

 

Fazit – Everybodys Darling

Er ist das Sportsgerät für jedermann. Er realisiert Fahrleistungen wie ein Sportwagen, kombiniert diese mit einer enorm einfachen Fahrbarkeit und vollendet das Paket mit einem gefälligen Äußeren und alltagstauglichen Platzverhältnissen.

 

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Dass er dabei nicht zu dick aufträgt ist eine wohltuende Abwechslung in Zeiten des Colour-Blockings. Dass er bei Bedarf aber ein richtig böse Bube sein kann, der nur wenig Konkurrenz zu fürchten braucht, hat einen großen Reiz. Aber mal unter uns: Understatement ist nicht die schlechteste Eigenschaft, da man stets mithalten könnte, wenn man nur wollte…

 

 

Uhr: Jacques Lemans / Statementkette: Sweet Deluxe

Model: Dajana Eder / Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography für NewCarz

 

Technische Daten: Volkswagen Golf R

Motor: 4-Zylinder-Benziner

Hubraum: 1.984 ccm

Leistung: 221 KW / 300 PS U/min

Drehmoment: 380 Nm

Getriebe: 6-Gang-Handschaltung

Antrieb: Allrad

Leergewicht: 1.476 Kg

L/B/H: 4.276/1.790/1.436mm

Beschleunigung: 0 – 100 km/h: 5,1s

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

ECE-Verbrauch: 7,1 L/100km

Basispreis: ab 38.350 Euro

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