Aston Martin N430 Test – Das noble Ringtool

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Er ist der Kleinste in der Aston Martin-Familie, aber besonders als N430 hat er es faustdick hinter den „roten“ Ohren.

Ein großvolumiger V8, 430PS und ein betörender Sound machen ihn zum emotionalen Hochgenuss. Doch das zeichnet auch seinen zivileren Bruder ohne den N430-Namenszusatz aus. Was kann also dieser schärfere Vantage? Wie gebärdet er sich im Alltag und das Wichtigste: Könnte sich auch James Bond in ihm sehen lassen?

 

 

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Design – Der Beau mit Lippenstift

Auch mit der blau-roten Kriegsbemalung bleibt dieser Aston Martin eines der schönsten Autos, auf das man im automobilen Alltag treffen kann. Die mandelförmigen Scheinwerfer, der traditionelle Kühlergrill, die geschwungenen Linien und ein knackiges Heck: Mehr braucht es für einen schönen Sportwagen nicht.

Vorn trägt das Sondermodell mit dem Namenszusatz „N430“ aber etwas zusätzliche Kosmetik: Der klassische Kühlergrill wurde in einem knalligen Rot lackiert, sodass der Eindruck entsteht, der Aston würde die Lippen zu einem Kussmund formen. Auch an den A-Säulen findet sich diese Farbe wieder und zieht sich über den gesamten Dachholm. Ein weiteres Detail, das durch die Signalfarbe hervorgehoben wird, sind die Außenspiegel, die mit ihren filigranen Armen fast schon etwas zerbrechlich wirken.

 

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Seitlich zeigen sich dann die klassischen und wohlgeformten Proportionen des Engländers: Eine lange Motorhaube, ein sanft geschwungener Fahrgastraum und ein Heck, das in einem integrierten Bürzel endet – ein wahrer Augenschmaus. Hinzu kommen titangraue Zehn-Speichen-Felgen hinter denen sich großdimensionierte Bremsscheiben verbergen, sowie der traditionelle seitliche Lufteinlass am Kotflügel. Als besonderes Schmankerl dürfen die Türgriffe gelten: Entriegelt man den Sportler mit der Fernbedienung, spreizen sich zwei kleine Türgriffe ab, um den Passagieren Zugang zu verschaffen. Ist der Wagen verschlossen, liegen sie strömungsoptimiert und plan in ihren Mulden – ein toller optischer Effekt.

Am Heck wurde natürlich auch nicht mit der Kontrastfarbe gespart: Der Diffusor erstrahlt ebenfalls in dieser Farbe und lockt damit die Blicke auf sich. Eine Etage höher erwartet den Betrachter dann die Auspuffanlage, die schon fast etwas unauffällig daherkommt, da die Endrohre in einem matten Grau gestaltet sind. Dafür entschädigt sie aber mit feinstem V8-Rock a la Britannia: Die Töne, die der V8 Vantage als N430 von sich gibt, würden auch einem amerikanischen Muscle-Car gut zu Gesicht stehen.

 

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Interieur – Das noble Kochstudio

Alcantara, Leder, Klavierlack – egal wohin das Auge blickt, es wird von feinsten Materialien empfangen. Hinzu gesellen sich außergewöhnliche Gimmicks, wie die gegenläufigen Instrumente, der Zündschlüssel in Bleikristalloptik mit dem eingelaserten Firmenlogo oder schlichtweg die geschmackvolle Ausstaffierung mit Carbon.

Jede Naht ist perfekt gesetzt; nichts, dass sich nicht wertig anfühlen würde. Hinzu kommt der bartlose Schlüssel: Die Designer haben jedes Detail zu einem Erlebnis gemacht. Bevor man zum Zünden des Aggregat die Öffnungseinheit in ihren Schacht schiebt, verweilt man einen Augenblick und schaut freudig auf dieses Designerstück – ein Prozedere, dass sich mehrmals wiederholt und kein einmaliger Akt bleibt.

 

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Hat man die erste Euphorie aber überwunden und die Wahrnehmung wieder aktiviert, fällt auf, dass der Brite ein angenehmes Raumangebot bietet. Selbst Großgewachsene finden eine passende Position auf den seitenhaltstarken Halbschalensitzen und können nicht über mangelnde Kopffreiheit klagen. Einzig der Ein- und Ausstieg bereitet kleinere Schwierigkeiten, da die Schweller recht breit geraten sind und die Türen leicht nach oben öffnen – doch schließlich sitzen wir in einem Sportwagen und nicht in einem „Best-Ager“-tauglichen SUV.

Insgesamt verwundert es also nicht, dass das Infotainment zwar hübsch verpackt ist, aber seine Bedienbarkeit Eingewöhnung erfordert. So teilen sich die Klimaautomatik und das Audiosystem ein Display, die Bedienung von Navigation und Radio wird durch die Belüftungseinheit unterbrochen und die Kopplung von Bluetooth-Geräten zum Audio-Streaming ist leider nicht vorgesehen. Unsere Meinung: Schwamm drüber, schließlich ist ein Aston Martin zum Fahren gedacht und soll genau damit entertainen, wie man neudeutsch so schön sagt. Da verzeiht man diese kleinen Bedienungsabstriche gern.

 

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Fahreindrücke – Nicht nur auf der Nordschleife zu Hause

Abstriche bei der Bedienung – beim Infotainment vielleicht, nicht aber bei der Handhabung der Elemente, bei denen es zählt. Pedalerie, Lenkung, Schaltung: Einmal eingestellt und alles wirkt, als ob es um den Fahrer herum gebaut worden wäre. Gangwechsel erfordern zwar etwas Muskelaufwand, lassen sich dafür aber präzise bewerkstelligen, sodass man ein klasse Feedback bekommt und jeder Schaltvorgang zum Vergnügen wird. Auch die Kupplung ist eines waschechten Sportwagens würdig: Sie erfordert stramme Waden, lässt jedoch ein gutes Gefühl für den Schleifpunkt zu und die laschen Pendants von heutigen Alltagsautos weit hinter sich. Anfänglich wird es dem Laien passieren, den Wagen abzuwürgen, da der Kraftschluss recht stramm erfolgt. Pluspunkt dieser Auslegung: Das Beintraining für die linke Extremität erledigt man in diesem Auto nebenbei.

Doch diese Trockenübungen haben noch nichts mit den eigentlichen Fahreigenschaften zu tun: Also nichts wie hinein mit dem Schlüssel in seinen Schacht. Einmal lange gedrückt halten und das wohlig raue Bellen des V8 bringt die Nackenhaare dazu Spalier zu stehen. Es ist eine wahre Prachtsymphonie, die Aston Martin kreiert hat. Selbst, wenn dieser Bolide nur aus seinem graziösen Design und diesem betörenden Sound bestünde, würden wir dahinschmelzen. Doch er kann mehr, weitaus mehr …

 

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Erster Gang, Gas geben und Abflug: Die Leistungsentfaltung des N430 ist sehr gleichmäßig und gewinnt im oberen Drehzahlbereich noch etwas dazu. Kein Turbo-Punch, aber auch kein Turbo-Loch, dafür jederzeit kalkulierbarer Schub – und zwar von der bösen Sorte. In 4,6 Sekunden drückt das 4,7-Liter-Aggregat die 100km/h auf das Tachometer und die Passagiere damit vehement in die strammen Sitze. 305km/h sind theoretisch möglich, doch was in diesem Sportler zählt, sind andere Werte.

So wundert es nicht, dass das Fahrwerk – trotz Nordschleifenabstimmung – durchaus als alltagstauglich bezeichnet werden darf. Trotz dieser Abstimmung? Nein, gerade deshalb! Die „Grüne Hölle“, wie diese Rennstrecke auch liebevoll genannt wird, verlangt mit ihrer Topographie die letzen Reserven von einem Fahrwerk. Hohe Curbs, Senken, Anhöhen, hängende Kurven: Allesamt Herausforderungen, die einen gewissen Federweg benötigen, der auch im Alltag von Nutzen ist. Im Klartext bedeutet dies, dass der Vantage nicht knochentrocken über Unebenheiten rattert, sondern auch mit Nachgiebigkeit gefällt. Natürlich macht er genauestens Meldung vom Untergrund, aber in einem Maße, dass man davon nicht genervt ist.

 

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Lässt man es bei schneller Kurvenfahrt darauf ankommen, minimiert er Seitenneigung aber auf ein Minimum und bleibt lange neutral. Der mechanische Grip ist enorm hoch, der Grenzbereich für Otto Normal fast kaum erfahrbar. Übertreibt man es dennoch, schiebt die Kraft der 436 PS das Heck jederzeit berechenbar nach außen. Das Fahrverhalten in diesem Bereich darf als gutmütig und hervorsehbar bezeichnet werden. Man kann sich also guten Gewissens in diese Bereiche vorantasten und kleine Heckschwenks provozieren, ohne sofort vom komplett deaktivierbaren ESP eingebremst zu werden – ein Spaß, der seinesgleichen sucht.

Unterstützung findet diese Art der Fortbewegung durch die Lenkung. Die Hände finden am Alcantara-Lenkradkranz Halt und bekommen ein gutes Gefühl für das, was gerade mit dem Auto passiert. Die Rückstellkräfte könnten – für einen Sportwagen – zwar noch etwas höher sein, doch an Präzision mangelt es nicht. Radien jedweder Art lassen sich mit der Lenkung  kongruent nachziehen, dass es eine wahre Pracht ist. Unser bevorzugtes Gebiet für die artgerecht Haltung dieses Briten ist die Landstraße: Abzweigungen, langgezogene Kurven, kraftvolle Zwischenspurts untermalt vom betörenden Sound, schnelle Schaltvorgänge, hartes Anbremsen – und Replay. Dieses Spiel würden wir am liebsten den ganzen Tag spielen, doch irgendwann braucht auch der schönste Athlet mal eine kleine Stärkung …

 

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Fazit – Smoking statt Trainingsanzug, bitte!

Er ist schön – schön sportlich. Doch etwas mehr britische Zurückhaltung bei der Farbgebung hätte uns besser gefallen. Schließlich ist ein Aston Martin kein gewöhnlicher Anblick und reißt, gerade in Verbindung mit dem V8, die Blicke auf sich. Doch das ist, wie immer, Geschmackssache.

 

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Fakt ist aber, dass er sich mit seinem Fahrverhalten nicht zu verstecken braucht: Weder vor einem Track-Wochenende auf der Rennstrecke, noch vor der Fahrt zum Bäcker. Gerade, da er auch mit einem Kofferraumvolumen aufwartet, der für einen Kurztrip zu zweit ausreichen dürfte. Schlussendlich weinen wir dem britischen Beau etwas nach, da er mit seinem charmanten V8 immer wieder ein Lächeln auf unsere Gesichter zauberte.

 

 

Technische Daten: Aston Martin N430

Motor: V8-Zylinder

Hubraum: 4.735 ccm

Leistung: 321KW / 436PS

Drehmoment: 490Nm

Getriebe: 6-Gang Handschaltung

Antrieb: Heckantrieb

Leergewicht: 1610 Kg

L/B/H: 4.382/1.866/1.260mm

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 4,6s

Höchstgeschwindigkeit: 305 km/h

ECE-Verbrauch: 13,8L/100km

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