BMW M3 Test – Das blaue Wunder

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BMW M3? BMW M4? Was denn nun? Die Abgrenzung folgt im Sinne der neuen Nomenklatur zwischen 3er und 4er – also Limousine und Coupé. Wir durften uns ans Steuer der Limousine – mit der klassischen Bezeichnung BMW M3 – setzen und den Ruf der Legende spüren. Was machte das Downsizing, die Reduzierung um zwei Zylinder, aber auch die Rückbesinnung auf den sportlich-sahnigen Reihen-Sechszylinder aus der Sportlimousine?

Design – Bullig, sportlich, sehnig

Er geizt nicht mit sportlichen Reizen, der M3. Doch ein Aufschneidergehabe liegt ihm fern. Er zeigt äußerlich ganz eindeutig, wozu er fähig ist, dass er bei Bedarf kompromisslos sein kann, ohne aber damit hausieren zu gehen. Er kann ruhig und geschmeidig sein oder aber laut röhrend Gänsehaut erzeugen.

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Wenn der M3 nicht gerade im auffälligen Yas Marina Blau vorfährt, gibt er sich recht zivil. Zwar ist diese Farbe äußerst aufmerksamkeitserregend und stellt die Muskeln und Sehnen des Sportler heraus, doch wenn man mal unentdeckt bleiben möchte, ist dieser Ton nicht gerade die erste Wahl – und mal unter uns: Wann möchte man schon auffallen?

Schließlich zeigen die Anbauteile der Limousine bereits deutlich, wohin die Reise geht. Der weit aufgerissene Schlund in Form der unteren Lufteinlässe bringt nicht nur reichlich Frischluft zum Motor und den Turbos, sondern sorgt auch für ein deutliches Überholprestige. Hinzu kommen die breiten, ausgestellten Radhäuser, die äußerst ansehnliche 19-Zoll-Aluminiumfelgen beherbergen. Dem Betrachter fällt zudem die Motorhaube auf, die mit ihren Powerdomes mittlerweile typische für die M3-Modelle ist und die unbändige Power dieser Limousine betont.

Doch nicht nur die Front bietet dynamische Designelemente: Seitlich wartet ein Luftauslass nur darauf, die Hitze der vorderen Bremsen zu entlassen und leitet zusätzlich die Seitenlinie ein. Sie steigt zum Heck leicht an und verschafft dem Sportler eine gewisse Keilform. Ein besonderes Highlight aus Design-Hinsicht sind die Außenspiegel. Ihre Gestaltung spiegelt den aerodynamischen Feinschliff an diesem Automobil wider und überzeugt auch aus optischen Geschichtspunkten. Dabei deuten sie mit der oberen Strebe zur A-Säule möchten zu dieser aufschließen – ein kleiner Blickfang.

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Am Heck empfängt der Münchner die Schaulustigen genau mit den Elementen, die sie erwarten. Die Vierrohr-Abgasanlage gehört ebenso zum BMW M3, wie die Abrisskante inklusive der kleinen Spoilerlippe auf dem Kofferraumdeckel. Auffällig ist auch, dass das Design der Heckschürze, dem des Frontspoilers ähnelt und mit seiner Aufteilung die Funktion eines Diffusors aufnimmt. Damit das sportliche Bild vollends abgerundet wird, kommt –  anders als in der Vorgängerbaureihe E90 – auch die Limousine in den Genuss eines Carbon-Dachs.

Interieur – „Willkommen im aktuellen Sportstudio“

Der Innenraum des M3 glänzt zunächst mit den bekannten Tugenden einer 3er Limousine: Er ist recht geräumig, übersichtlich gestaltet und qualitativ ansprechend. Doch beim Sportsfreund der M-GmbH kommt eine gewisse dynamische Note hinzu, die – wie beim Äußeren auch – nicht zu dick aufträgt.

So begeistert beispielsweise das Lenkrad mit seiner Optik und Haptik. Der dicke Kranz liegt satt in der Hand und gibt dank ausgeprägter Daumenmulden stets festen Griff. Der kleine runde Pralltopf, zusammen mit den verhältnismäßig schmalen Speichen, gibt ein klassisches Bild ab und erinnert eher an klassische Modelle aus der Vergangenheit. Dass die M-Abteilung am Werk war, spürt man an der Detailverliebtheit: Selbst die Ziernähte des Lenkradkranzes weisen die typischen Farben mit ihrem roten, hell- und dunkelblauen Streifen auf.

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Hinter dem Volant verbergen sich zwei Schaltwippen des optionalen Doppelkupplungsgetriebes, das ansonsten über einen kleinen Schaltstummel in der Mittelkonsole bedient wird. Eine Ebene weiter in Richtung Motorhaube, erwarten den Fahrer klar ablesbare Instrumente mit einem highlightverdächtigen Drehzahlmesser, der allerdings schon mindestens seit dem E46 in ähnlicher Bauweise Verwendung findet. Einzelne Segmente im äußeren Kranz dieses Instruments, geben die maximale Drehzahl vor, die man dem Motor zumuten sollte. Diese Anzeige richtet sich nach der Motortemperatur und verändert sich dementsprechend, womit sie für den sportlich-zügigen Einsatz wohl der wichtigste Indikator ist. Damit man seinen Blick aber nicht von der Straße nehmen muss, war unser Testwagen mit einem Head-Up-Display ausgestattet, das mit seiner hohen Auflösung und einer sinnvollen Ausstattung an Anzeigen auffiel.

Hat man es erst einmal geschafft seinen Blick von den hinreißenden Echt-Carbon-Einlagen zu trennen, stößt man auf eine kleine Ansammlung von Tasten, die der Fahrer eines zivilen BMW 3er nicht kennen dürfte. Diese gruppieren sich links des Schaltknaufs und sind für das sportliche Setup des Bayern zuständig. So sind beispielsweise die Steuerung des Fahrwerks oder das Ansprechverhalten der Lenkung in den Stufen Normal, Sport und Sport+ justierbar. Hinzu kommt eine kleine Taste, mit der man die Schaltzeiten des DKG-Getriebes auswählen kann.

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Ansonsten lässt der Innenraum wenig Raum für Kritik: Die Bedienung des iDrive ist äußerst gelungen und sehr intuitiv. Der dazugehörige Bildschirm macht einen hochwertigen Eindruck und bietet ein hochauflösendes Bild. Hinzu kommen eine gute Konnektivität mit allerhand externen Geräten, sowie optional zahlreiche Online-Dienste. Auffällig nur, dass der mittige Bildschirm den Anschein erweckt, als wäre er dafür konzipiert, so portabel wie ein iPad zu sein.

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Ein überaus überzeugendes Bild bieten auch die Sportsitze des BMW. Sie werden dem sportlichen Anspruch eine M3 gerecht und geben eine packenden Seitenhalt. Verdanken kann man dies den zahlreichen elektrischen Verstellmöglichkeiten, die auch die Justierung der Breite zulassen: Benötigt man den Halt eines Schraubstocks, fährt man die Seitenwangen einfach enger zusammen. Möchte man lieber komfortabel gebettet werden, lässt man die Unterstützung wieder abklingen und gönnt sich eine bequeme Weite. Überhaupt gefällt dieses Gestühl mit einem hohen Alltagskomfort. Selbst langen Strecken darf man mit diesen Fauteuils freudig entgegen sehen. Schade nur, das BMW eine seiner Besonderheiten abgeschafft hat: Die ausziehbare Schenkelauflage ist leider passé.

Der BMW M3 im Detail

Fahreindrück – Der Tourenwagen für jeden Tag

Der Zündschlüssel bleibt in der Hosentasche, der Startknopf wird gedrückt und das 3.0-Liter-Aggregat erwacht rauchig-samtig aus seinem Schlaf. Lautes Gehabe ist nicht das Metier des M3. Zwar tönt die Vierrohr-Abgasanlage sonor, doch niemals unangenehm oder gar aufdringlich. Selbst mit geöffneten Aupuffklappen herrscht im Innenraum kein ohrenbetäubender Lärm, sondern die Klangkulisse eines Sportwagens.

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Wir legen am knackig rastenden DKG-Wahlhebel die Fahrstufe „D“ ein und geben vorsichtig Gas. Der M3 setzt sich klaglos und bedächtig in Bewegung ohne auch nur eine Spur von Giftigkeit oder Divenhaftigkeit an den Tag zu legen. Den Fahrer erwartet ein absolut zahmer BMW 3er, der sich völlig stressfrei bewegen lässt. Doch ist es das, was man sich von einem M3 erhofft und wünscht? Die Antwort ist ein klares: Ja! Im automobilen Alltag möchte man schließlich nicht mit einer überspitzen Gasannahme genervt werden, sondern ruhig dahin gleiten. Eine Disziplin, die der Münchner blendend beherrscht.

Die Lenkung gibt sich mit einem ausgewogenen Maß an Rückstellkräften, die Dämpfer federn Unebenheiten passabel weg und das Getriebe reicht reibungslos die Gänge durch. Man könnte fast den Eindruck bekommen im Einstiegsdiesel unterwegs zu sein. Doch wehe, wenn er losgelassen!

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Ein beherzter Tritt auf das Gaspedal weckt sowohl den Autor, als auch den Motor aus der Ruhe. Der Reihensechser dreht seidig hoch, verzichtet auf jegliches Drehmoment-Tal, bevor der Turbo-Punch einsetzt und katapultiert die Passagiere, wie am Gummi-Band gezogen nach vorn. Wenn man es darauf anlegt, schiebt das Aggregat derart vehement voran, dass es einem den Atem raubt. Die angegebenen Fahrleistungen, geben nur unzureichend wieder, wie viel Druck dieser Motor aufbaut. Natürlich sprechen 4,1 Sekunden für den Sprint auf 100 Stundenkilometer eine klare Sprache, doch die Realität wirkt noch viel rasanter.

Ohne Verzögerung reagiert die Maschine auf grobe Gaspedalbefehle und setzt diese in Vortrieb um. Stellt man das Setup auf scharf, fällt die Gasannahme derart bissig aus, dass man kaum glauben kann, einen aufgeladenen Motor unter der modellierten Haube zu haben. Die Lenkung ist spürbar schwergängiger, aber nochmal präziser, sodass man Kurven in Tempi durcheilen kann, die jenseits von Gut und Böse liegen.

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Jedoch geht mit dem fast perfekt arbeitenden Doppelkuppler etwas Fahrspaß verloren. Natürlich ist es schwierig Perfektion zu bemängeln, doch eine Handschaltung würde dem Sportler etwas mehr Emotion und ursprünglichen Charakter geben. Folgende Situation soll als Beispiel dienen: Man fährt im manuellen Modus und flippert die Gänge in Sekundenbruchteilen durch die Synchronringe – soweit so gut. Doch durch das vibrationsarme und seidige Hochdrehen, das jenem einer Turbine ähnelt, passiert es rasend schnell, dass man im Drehzahlbegrenzer hängen bleibt. Legt man in dieser Situation den nächsthöheren Gang ein, dauert es einen kleinen Moment, sodass die Köpfe der Insassen eine Nickbewegung machen, ehe der Katapult-Effekt der Beschleunigung wieder einsetzt.

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Nicht, dass wir den Drehzahlbegrenzer und das Verharren im vorgewählten Gang kritisieren wollten – nichts läge uns ferner. Schließlich erlaubt diese Auslegung eine Berechenbarkeit, die man in einem Sportler haben möchte. Doch das könnte man mit einem Handschaltgetriebe ebenso und würde somit die Selbstbestimmung des Fahrers und auch den Ehrgeiz in ihm einen schnellen Gangwechsel zu vollziehen anstacheln, also die Emotion nochmal steigern.

Andererseits passt dieses Getriebe sehr gut zum technoiden Charakter des aktuellen M3: Ein hochgezüchteter Reihen-Sechszylinder-Motor, zahlreiche Einstellmöglichkeiten für das Setup und ein Head-Up-Display. Insgesamt kann man den Eindruck bekommen, in einem Hightech-Kampfjet zu sitzen, der den Piloten vehement über die Startbahn schießen lässt.

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Fazit – Downsizing? Ja bitte!

Wenn die Reduzierung von Hubraum, das Achten auf Benzinkonsum und Co2-Ausstoß so aussehen, wie beim aktuellen BMW M3, muss man den alten großvolumigen Saugmotoren keine Träne nachweinen. Es ist schier unglaublich, mit welcher Macht die 431 PS aus nur drei Litern Hubraum, die blaue Limousine nach vorne reißen. Doch der M3 sieht diese Disziplin nicht nur als Pflicht, sondern vor allem als Kür. Wenn man will, kann man mit ihm aberwitzig schnell sein und Fahrspaß auf höchstem Niveau erlaben – noch mehr mit einer knackigen Handschaltung. Doch im täglichen Leben erwartet die Passagiere ein hohes Maß an Komfort und Luxus, sodass man im neuesten Spross der M-GmbH die Symbiose zweier Welten vorfindet.

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography

Datenblatt: BMW M3

Motor: Reihen-Sechszylinder

Hubraum: 2.979 ccm

Leistung: 317 KW / 431 PS bei 5.500 – 7.300 U/min

Max. Drehmoment: 550NM bei 1.850 – 5.500 U/min

Leergewicht: 1.635 KG (mit DKG)

Zuladung: 540KG (mit DKG)

Beschleunigung von 0-100km/h: 4,1S (mit DKG)

Spitze: 250 km/h (abgeriegelt)

Verbrauch: 8,3 Liter/ 100KM (mit DKG)

CO2-Ausstoß: 194 g/KM

Preis: ab 75.400€ (mit DKG)

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