Ford Fiesta ST Test – Das flinke Wiesel

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Die schärfste Ausbaustufe des Fiesta hört auf den Namen Ford Fiesta ST, das für „Sports Technology“ steht.

Das sieht man dem dynamischen Kleinwagen auch auf den ersten Blick an: Schürzen und Schweller verdeutlichen das Potential des Sportsfreunds. Doch dass 182 turbogeladene PS unter der Haube lauern, erwartet man dann doch nicht. Was diese Kombination kann und wie sie sich im Alltag schlägt, haben wir genauer unter die Lupe genommen.

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Design – Der Kleinwagen im Jogginganzug

Er macht was her, der kleine Flitzer: Besonders in dem Rot, in dem der Testwagen vorfährt, sticht der ST ins Auge. Passanten und andere Verkehrsteilnehmer drehen sich häufiger nach dem kleinen „Hot Hatch“ um, wie die Kollegen von „Top Gear“ gerne sportliche Kompakte und Kleinwagen tauften. Doch mitverantwortlich dafür dürfte auch der knurrige Sound des Fiesta sein, der bei voll durchgetretenem Gas für Behaglichkeit sorgt – nicht schlecht für einen Vierzylinder.

Doch wenden wir uns wieder dem Design zu: Auf den ersten Blick wird klar, dass hier kein Fiesta von der Stange mit bescheidenen 60 PS vorfährt, sondern ein potenteres Kerlchen die Kurven kratzt. Der selbstbewusste Kühlergrill ist groß dimensioniert und mit Waben vergittert, die die Sportlichkeit des ST offen zur Schau stellen. Betont wird dies durch die, gegenüber den zivileren Brüdern, geänderte Frontschürze und die abgedunkelten Scheinwerfer.

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Die kantig ausgeformte Motorhaube hebt dabei das Ford-Signet hervor und leitet den Blick zur bogenförmigen Dachlinie ein. Überhaupt, ist die Seitenbetrachtung des Ford Fiesta ST recht spannend. Stämmige 17-Zoll-Leichtmetallräder füllen die ausgestellten Radhäuser satt aus, dynamische Seitenschweller drücken den Sportler optisch auf den Boden und der präsente Dachspoiler wirkt so, als hätte der ST seine Baseballmütze ganz keck verkehrt herum aufgesetzt. Die nach hinten ansteigende Linienführung unterhalb des Greenhouses unterstreicht dabei den dynamischen Charakter des Kleinwagens.

Dieser findet sich auch am Heck wieder: Der genannte Dachspoiler kommt hier erst richtig zur Geltung und erinnert ein wenig an das WRC-Vorbild. Zusammen mit der horizontalen Grundausprägung der Linien und dem in Wagenfarbe lackierten Diffusor ergibt sich ein aggressiver Look. Aggressiv zeigt sich auch das Doppel-Endrohr: Auf der rechten Seite beheimatet, wirkt es dort zwar etwas ungewohnt platziert, doch demonstriert es den sportlichen Anspruch des Fiesta ST gebührend. Bei all der Sportlichkeit übertreibt es der kleine Kölner aber nicht mit den dynamischen Tugenden, sondern setzt angenehme Akzente.

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Interieur – Es ist nicht alles Gold, was glänzt

So sportlich wie außen geht es im Innenraum des Fiesta ST nicht zu. Nur wenige Elemente zeigen den sportlichen Anspruch des Kleinwagens, wie etwa das etwas stärker ausgeformte Lenkrad, das mit seinen Daumenmulden gut in der Hand liegt. Doch fühlt sich der Lederbezug nicht nach besagtem Naturprodukt an, sondern nach Kunststoff. Dieses Material findet reichlich Verwendung im Sportler: Auf der Oberseite des Armaturenträgers wurde zwar ein weiches, unterschäumtes Pendant verwendet, doch sonst klopft man auf stumpfes Hartplastik. Das trübt nicht nur den ansonsten routiniert wirkenden Qualitätseindruck, sondern auch den Sportsgeist. Ansonsten schimmert hier und dort etwas Klavierlack und Chrom-Zierrat, der jedoch auch den weniger potenten Fiestas gut zu Gesicht steht. Etwas mehr Eigenständigkeit für das Topmodell wäre wünschenswert gewesen.

Diese bekommt der ST aber mit seinen großartigen Sitzen. Sie werten nicht nur die etwas triste Optik mit ihrer teils roten Farbgebung auf, sondern bieten auch einen überragenden Seitenhalt. Zwar machen sie optisch den Eindruck, auf Dauer eventuell unbequem zu sein, doch dieses Gefühl täuscht. Einmal Platz genommen, möchte man dieses Gestühl nicht mehr missen – Recaro wird seinem Ruf wieder einmal gerecht. Ein traumhafter Halt, selbst für beleibtere Naturen nicht störend, eine gute Unterstützung des Rückens und ein angenehmer Langstreckenkomfort machen diese Sessel vermutlich zum Besten, das in der der Kleinwagenklasse zu bekommen ist.

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Das versucht Ford aktuell auch werbewirksam mit seinem Infotainment-System „SYNC“ zu vermitteln. Grummelt der „kleine Schmollbraten“ im TV-Spot noch gegen den Beifahrer, kann man dies in der Realität über das System tun. Die Vorlesefunktion arbeitet beispielsweise nur mit SMS, nicht aber mit Whatsapp-Nachrichten – wer schreibt heute noch SMS? Das Display ist zudem recht klein und ein Bluetooth-Audiostreaming steht nicht zur Verfügung. Dazu weis die Tastenflut mit teils mehrfach belegten Tasten anfänglich zu verwirren: Hat man sich aber an das System gewöhnt, kann man sein Kommando recht zügig umsetzen. Auch die Arbeitszeiten des Navigationssystems dürfen als flott bezeichnet werden. So ist es letztendlich, wie es mit jedem System funktioniert; nach einer gewissen Eingewöhnung gelingt die Handhabung recht unkompliziert – und ohne hässliche Fingerabdrücke auf dem Bildschirm zu hinterlassen…Schade nur, dass die Lenkradfernbedienung nicht das gesamte System steuert, sondern nur die Lautstärke und die Senderauswahl, schließlich sind die Tasten übersichtlich und gut erreichbar angebracht.

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Angebracht ist letztendlich auch das Raumangebot im Fiesta. Vorn finden auch Großgewachsene ein passables Raumangebot wieder, auch wenn das tief in den Innenraum hineinragende Armaturenbrett das Raumgefühl etwas einschränkt. Hinten halten es Erwachsene – trotz der leicht abfallenden Dachlinie – ebenfalls gut aus. Voraussetzung ist nur, dass der Vordermann etwas Gnade zeigt und ein Stück nach vorn rückt. Vier durchschnittlich gewachsene Personen reisen also recht kommod. Selbst der Kofferraum reicht für ein langes Wochenende zu zweit oder ein paar Wasser-Kisten. Zwar wirkt er durch die schmale Öffnung recht klein, doch der Eindruck täuscht: Für einen Kleinwagen ist das Format durchaus großzügig.

Fahreindrücke – Hart, aber ehrlichgull

Doch entfernen wir uns von den schnöden Kriterien, die einen gewöhnlichen Kleinwagen ausmachen und nähern uns den sportlichen Talenten des Kölners. 182 PS aus einem aufgeladenen Einssechser, 240 Newtonmeter bei 1.600 U/min und ein knackiges Fahrwerk laden zum Kurvenräubern ein.

Die Leistung kommt bei vollem Leistungseinsatz aber nicht überfallartig, sondern homogen. Doch das tut dem Druck der munteren Pferde unter der Haube keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Hat man es mal nicht eilig, was im Fiesta ST schwer fällt, kann man ohne Probleme im großen Gang dahingleiten, ohne dass der Motor unter einer zu langen Übersetzung das Stottern beginnen würde.

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Doch ein ST ist zum Fahren da: also werden zwei oder drei Gänge zurückgeschaltet und der Punch genossen. Dabei rasten die Gänge sehr satt und präzise und machen jeden Schaltvorgang zum Vergnügen. Der schließlich einsetzende Punch des Turbos beschert dem Fahrer dann ein Grinsen, das man von einem Kleinwagen nicht erwartet hätte. Ehe man sich versieht ist man schneller, als die Polizei erlaubt und frönt dem sonoren Bellen der Auspuffanlage. Vor der ersten Landstraßenkurve heißt es dann die Bremsen zu fordern und sich über den strammen Druckpunkt und die gute Verzögerung zu freuen.

Mit der enorm präzisen Lenkung seziert man jeden Radius auf den Millimeter genau und betoniert das Grinsen im Gesicht fest. Zwar könnte die Lenkung noch eine Spur mehr Rückstellkräfte bieten, gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten, doch macht das dem direkten, gokart-artigen Handling keinen Strich durch die Rechnung. Dazu trägt auch das straffe Fahrwerk bei: Seitenneigung ist dem Fiesta ST fremd. Damit einhergehend bekommt der Fahrer aber das sprichwörtliche Brett, das man mit viel Übermut in Biegungen werfen kann, ohne lästiges Untersteuern zu generieren. Im Grenzbereich bietet der ST schließlich das Vergnügen eines nach außen drängenden Hecks, was die Kurvenfahrt noch spaßiger macht. Bevor man es dann aber zu bunt treibt, fängt einen das zweistufig abschaltbare ESP sicher wieder ein.

NewCarz-Ford-Fiesta-ST-677Doch das Fahrwerk macht nicht ausschließlich Spaß. Im Alltag können Kopfsteinpflaster, Bahnschienen und Gulli-Deckel zu Herausforderungen werden. Die Karosserie ist ständig in Bewegung und lässt die Unnachgiebigkeit der Feder-Dämpfer-Abstimmung in Mark und Knochen fahren. Ein Indiz für die etwas zu straffe Abstimmung zeigt sich wiederum beim Schnellfahren: auf unebenem Untergrund verlieren die Räder teilweise den Fahrbahnkontakt, sodass es zu Antriebseinflüssen in der Lenkung kommt und das ESP auf den Plan gerufen wird. Letztendlich schadet das der Fahrsicherheit aber zu keiner Zeit.

Fazit – Spaß für die frühen Morgenstunden

Sonntagmorgen, sechs Uhr: freie Landstraßen. Das ist das Gebiet, in dem sich der Fiesta ST am wohlsten fühlt. Wenn einen niemand stört und man seine Lieblingskurve das hundertste Mal durchfährt, nur um die perfekte Linie zu finden.

Doch auf Dauer, also im Alltag, stört die knochentrockene Auslegung des Fahrwerks zu sehr und schränkt den Nutzen ein. Hier wäre weniger mehr gewesen. Der Rest – Motor, Raumangebot, Optik, Fahrspaß – passt wunderbar und erfreut im Alltag. So aber, sollte man eine ausgiebige Probefahrt mit dem kleinen Spaßmacher anstellen, bevor man mit Schmetterlingen im Bauch den Kaufvertrag unterschreibt.

Fotos: Babis-Fotoart für NewCarz

Technische Daten: Ford Fiesta ST

Länge x Breite x Höhe (m): 3,975 x 1,709 x 1,456

Motor: Reihen-Vierzylinder Turbo-Motor

Leistung: 134 KW (182PS)

Hubraum: 1.569 ccm

Max. Drehmoment:  240 Nm bei 1.600 – 5.000U/min

Getriebe: 6-Gang Handschaltung

Antrieb: Front

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):   5,9 L/100 km

CO2-Emissionen: 138 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,9

Leergewicht: 1.163 KG

Preis: ab 20.390€

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