Der Contidrom – Erfahrungen im Grenzbereich

Contidrom
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Seit über 53 Jahren ist der Contidrom bereits in Betrieb, mittlerweile gilt diese Reifenteststrecke sogar als Referenz für viele Fahrzeughersteller wie auch für Fachmagazine.

Doch ist das Areal im niedersächsischen Jeversen weit mehr als nur ein simples Testgelände. Hochmodern ausgestattet und mit den unterschiedlichsten Strecken bestückt, wird der Contidrom selbst höchsten Ansprüchen gerecht, was für die Entwicklung von Reifen aller Art oberste Priorität hat.


Contidrom – Mehr als nur Reifentests

Wir schreiben das Jahr 1967, als der Contidrom erstmals seinen Betrieb aufnahm. Bis heute sind über 53 Jahre vergangen und mittlerweile ist das große und weitläufige Testgelände unverzichtbar für die Reifenentwicklung von Continental.

107 Mitarbeiter sind direkt vor Ort beschäftigt, über 20.000 Räder sind in den hiesigen Hallen eingelagert. Seit Anbeginn dabei ist ein Hochgeschwindigkeitsoval mit einer Länge von 2,8 Kilometern, auf welchem Geschwindigkeiten von über 250 km/h erreicht werden können. Aufgrund der Kurvenneigung von 58 Grad sind bis zu 180 km/h ohne Seitenkräfte fahrbar.

Contidrom Hochgeschwindigkeitsoval
Mehr geht nur in Nardò – Auf dem Oval in Jeversen sind mehr als 250 km/h möglich.


Hinzu kommen die Handlingkurse. Ein 1,8 Kilometer langer Nasshandlingkurs sowie ein 3,8 Kilometer langer Trockenhandlingkurs sind unabdingbar für ausgiebige Tests der Pneus.

Contidrom Nasshandlingstrecke
Nass und trocken – Die Handlingstrecken stellen auch die Reifen vor große Herausforderungen.


Der „Abwerfkreis“ stellt eine bestimmte Art von Strecke dar, auf der die Belastbarkeit von Reifen mit zu geringem Luftdruck in Kurven geprüft werden kann. Grundsätzlich fährt jedes Fahrzeug mit 55 km/h auf die Strecke. Mit jeder Runde wird der Luftdruck um 0,1 Bar gesenkt, bis der Reifen letztendlich von der Felge „springt“ oder „abgeworfen“ wird. Aus diesem Grund hat diese Teststrecke ihren Namen erhalten.

Contidrom Schienenbahn
Wie auf Schienen – Die geführten Bremsungen garantieren gleichbleibende Qualität.


Eine weitere Besonderheit sind die Schienenbahnen, welche Nassbremsungen mit Führung an einer Schiene möglich machen. Auch hier gilt die Regel: Die Fahrbahnbeschaffenheit muss immer gleich sein, damit die Ergebnisse valide bleiben.

Contidrom Geräuschmessstrecke
Silence please – Auf den abseits gelegenen Geräuschmessstrecken geht es ruhiger zu.


Nicht nur für Fahrzeuge der Oberklasse spannend: Die Geräuschmessstrecken. Hier wird auf genormten Asphaltstrecken das Laufgeräusch ermittelt – innen wie außen. Damit das Ergebnis nicht von Motorgeräuschen verzerrt wird, kapselt man den Antriebsstrang entsprechend ab.


Fahren und Erfahren auf dem Contidrom

Mit den Jahren wurden die Anforderungen an die Reifen immer höher. Insbesondere der – noch immer – steigende SUV-Trend stellte die Reifenhersteller vor neue Herausforderungen. Um diesen gerecht zu werden, bedarf es sowohl einer engen Zusammenarbeit zwischen PKW- und Reifenhersteller als auch ausgiebigen Tests von speziell angefertigten Prototypen.

Contidrom Testwagen
Unser Versuchsfahrzeug – Mit diesem Megane R.S. fuhren wir den Reifenvergleich.


Diese werden „wellenförmig“ angefertigt – sprich, es entstehen immer zwischen drei und fünf Vorserienreifen, von denen die geeignetsten dann weiterentwickelt werden. Übrigens: Einen Reifen zu entwickeln dauert erfahrungsgemäß zwischen zwei und zweieinhalb Jahren.

Reifen 1,6 Millimeter Markierung
Neben der Markierung für die gesetzlich vorgeschriebenen 1,6 Millimeter…


Während unserer Testfahrten konnten wir feststellen, dass Reifen ist nicht gleich Reifen ist. Wir fuhren auf einem der Handlingkurse zwei verschiedene Reifen – ein Premium-Pneu aus dem Hause Conti und ein Billig-Pendant. Als Testfahrzeug stand uns ein frontgetriebener Renault Megane RS Trophy zur Verfügung.

Continental Reifen Markierung 3 Millimeter
…bieten Reifen von Continental noch eine weitere Markierung bei drei Millimetern.

 


Um es kurz zu machen: Die Unterschiede fielen gravierend aus. Insbesondere beim Bremsen zeigten die günstigen Reifen massive Defizite, die im direkten Vergleich mit den Contis umso deutlicher wurden.

Contidrom Testfahrten
Wie Tag und Nacht – Die Unterschiede sind bei nasser Fahrbahn besonders deutlich spürbar.


Schnelle Kurvenfahrten endeten beim Billigreifen in heftigem Untersteuern, während das Herausbeschleunigen aus der Kurve mit kräftigem Kratzen untermauert wurde. Ganz anders der Conti-Reifen. Hier gab es Untersteuern nur auf Wunsch respektive Provokation, das Traktionsniveau zeigte sich weit oben angesiedelt und das subjektive Sicherheitsgefühl liegt merklich höher. Womit wir schon beim nächsten Thema wären.


Objektiv trifft subjektiv

Bei allen technischen Einrichtungen und der Möglichkeit, Reifen an unbemannten Fahrzeugen zu testen, stellt sich die Frage, ob es hier überhaupt noch menschliche Unterstützung in Form von Testfahrern geben muss. Die Antwort wurde uns jedoch schnell gegeben: definitiv ja.

Contidrom Aquaplaning
Aquaplaning-Check – Mit unterschiedlichen Profiltiefen haben wir das Wasserbecken durchfahren.


Was in der Theorie bestens klingt und auch durch entsprechende Prüfungen bestätigt wurde, muss dem Kunden nur deshalb noch lange nicht gefallen. Vielmehr ist es die Feinabstimmung, die den Testfahrer unabdingbar macht. Jeder Hersteller – und sogar jedes Fahrzeug – hat einen bestimmten Charakter, der entsprechend zutage gefördert werden soll. Die Reifen spielen hierbei eine wichtige Rolle, sodass die Handlingeigenschaften nur von versierten Fahrern beurteilt werden können.

Bremstest
Auch beim Nassbremsen schnitten die Reifen mit weniger Restprofil deutlich schlechter ab.


Gleiches gilt beispielsweise auch für Hochgeschwindigkeitsbremsungen, die bei 140 km/h beginnen. Bei Reifen für Sport- oder Supersportwagen liegt das Tempi sogar bei 250 Stundenkilometern aufwärts.

Diese Mischung aus subjektiver und objektiver Beurteilung fließt vollständig in die Entwicklung ein und sorgt für ein bestmögliches Produkt.


AIBA – Automated Indoor Braking Analyzer

Besonders stolz sind die Experten von Continental auf ihre im Jahr 2012 eingeführte AIBA. Dies steht für Automated Indoor Braking Analyzer und beschreibt eine Testanlage, welche wetterunabhängig und vollautomatisch Bremstests durchführt. Jährlich können hier bis zu 100.000 Bremsversuche unternommen werden. Spannend ist darüber hinaus, dass die Bremsungen auf unterschiedlichen Fahrbahnbelägen durchgeführt werden können.

Contidrom AIBA
USP – Auf über 300 Meter erstreckt sich der AIBA; die Anlage ist in dieser Form einzigartig.


Auf Wunsch kann die Fahr- beziehungsweise Bremsbahn im „Plug and Play“ Verfahren ausgetauscht werden. Zur Wahl stehen trockene, nasse und auch vereiste Untergründe.

Automated Indoor Braking Analyzer
Im Vollbetrieb werden im AIBA bis zu 100.000 Bremsungen jährlich durchgeführt.


Auf einer 300 Meter langen und 30 Meter breiten Halle wird ein unbemanntes Fahrzeug autark in Position gebracht und dann auf bis zu 115 Stundenkilometer beschleunigt, um kurz darauf bis zum Stillstand gebremst zu werden.

Text: NewCarz

Fotos: Continental / NewCarz

Kamera: Canon EOS 6D

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