Volkswagen T6 Test – Der neue Bulli

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Seit Generationen ist der T6 das Auto, wenn es darum geht Personen, Sperriges oder einfach nur das Urlaubsgepäck der Großfamilie zu transportieren.

Der über die Jahre gewonnene Lifestyle-Faktor ist aber kein Zwang, schließlich gibt es den Volkswagen T6 auch als reines Nutzfahrzeug mit verschiedenen Aufbauten. Wir fuhren die zivilen Varianten und können den Kultfaktor des „Bulli“ durchaus nachvollziehen.

Design – Edel oder bodenständig

Das Design des T6 ist grundsätzlich eines: geradlinig. Sowohl die Varianten mit eher rustikalem Transporter-Charme, als auch die zivilen Varianten sind von dieser Ausprägung gezeichnet – und das passt bestens zum Familiengesicht von Volkswagen.

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Doch auch die Varianten für den privaten Gebrauch unterscheiden sich. Weisen die Ausstattungslinien Trend-, Comfort- und Highline vor allem Unterschiede hinsichtlich ihres Chromschmucks auf, sticht das Sondermodell „Generation 6“ besonders heraus. Die Zweifarblackierung steht ihm bestens und ist in verschiedenen Konstellationen zu bekommen. So kann man nicht nur das rot-weiße Farbenspiel bestellen, sondern exklusiv für dieses Modell auch zwei verschiedene Blau-Töne, sowie einen Champagner-Ton. Allen gemein, der obere Teil der Generation 6 bleibt weiß. Alternativ kann man jedoch auch Silber als Kombinationsmöglichkeit bekommen. Dann aber nicht mit jeder Kontrastfarbe. Ganz schön kompliziert, oder?

Doch so ist der T6 an sich nicht: Er bleibt seiner kastigen Grundform treu und gibt sich klar als „Bulli“ zu erkennen. Geschärft wurde aber der Blick der Großraumlimousine. Konzentriert blickende Scheinwerfer, die optional sogar LED-Licht bieten, machen an der Frontpartie einen ernsten Eindruck. Zusammen mit den beiden Grills wird die Breite des Fahrzeugs betont. So wirkt der T6, speziell in den hochwertigeren, chrombepackten Ausstattungen, sehr dynamisch.

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Seitlich gibt sich der T6 klar als Van zu erkennen: die Kastenform ist nicht wegzureden. Aber warum auch, schließlich gefällt die Optik und lässt auch den Vorgänger, den T5, nicht alt aussehen. Um auch dieser Perspektive etwas sportlichen Pfiff zu verleihen, bekam der Wolfsburger eine Sicke spendiert, die unterhalb der Türgriffe verläuft. Sie schafft nicht nur den Eindruck von Länge, sondern integriert die Schiene der Schiebetür dabei geschickt. Ansonsten kann man gerade seitlich gut sehen, dass der T6 auch weiterhin auf den Trend der immer kleiner werdenden „Greenhouses“ – wie es die Designer nennen – verzichtet. Anders macht es beispielsweise der neue Renault Espace: sein Dach verläuft niedrig und drückt somit die Fenster auf Schießscharten-Format. Die Glasflächen des VW sind jedoch groß und verschaffen so einen guten Rundumblick. Einzig die Frontscheibe könnte ein Stück weiter ins Dach reichen, damit der Fahrer einen besseren Blick auf das vor ihm Liegende bekommt.

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Das Heck gibt sich wieder gewohnt Bulli-, gewohnt Transporter-like. Es ist quadratisch und wartet nicht mit Design-Spielereien auf. Alles wirkt gewohnt, zeitlos und hochwertig. Auch hier rücken die Chromleisten das Nutzfahrzeug in Richtung eines Premium-Vans für hohe Ansprüche. Diesem Anspruch, der zudem noch auf den Retro-Zug aufspringt, der bereits mit den Beetle eingeleitet wurde, genügen auch die Felgen des Sondermodells. Sie wirken, als wären sie dem T1 entsprungen und drei Nummern gewachsen. Aber gerade dieser Look betont seinen Lifestyle-Charakter des Volkswagen T6.

Interieur – Je nach Bedürfnis

Wie nicht anders zu erwarten, ist der Innenraum des Bulli geräumig, wie ein Tanzsaal. Bis zu neun Personen finden maximal in ihm Platz. Die meisten Varianten werden jedoch mit sieben Sitzplätzen vorfahren, die die Variabilität des Innenraums so zum Vorschein bringen. Schließlich verfügt auch die neue Generation über durchgängige Schienen im Boden, die nahezu unendlich viele Sitzkonstellationen zulassen.

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Geblieben ist auch die Sitzposition: Man residiert über den Tatsachen des Straßenverkehrs. Man blickt, als säße man ein Stockwerk höher, auf das Verkehrsgeschehen nieder und genießt somit einen angenehmen Überblick. Geändert hat sich jedoch das Gestühl, das man speziell in den höherwertigen Ausstattungslinien, wie etwa dem Highline, spürt. Hier reist man auf angenehm straff gepolsterten Sitzen in einem Leder-Alcantara-Mix, der nicht nur der Optik des Innenraums guttut.

Konkurrenten: Mercedes-Benz V-Klasse, Opel Movano, Ford Transit

Bequem geht es auch im Fond weiter. Verbaut war bei unseren Testwagen jeweils eine breite Sitzbank in der letzten Reihe, sowie zwei Einzelsitze eine Reihe davor. Besonders die durchgängige Sitzbank lässt schnell das Gefühl aufkommen auf dem heimischen Sofa zu logieren. Die beiden Einzelsitze davor glänzen dafür mit ihrer Variabilität: klappen, verschieben, um 360° drehen, ausbauen – alles kein Problem. Hat man bei einer Familienfeier zu wenig Stühle, kann man ohne Not auch diese beiden Sessel anbietet. Angenehm untergebracht fühlen sich die Gäste darauf allemal. Fraglich ist allerding, kommen wir auf die durchgängige Sitzbank zurück, wie sich der Ausbau hier gestaltet. Sie wirkt schwer und sperrig. Für die Demontage dürfte man überdies wohl zwei Erwachsene benötigen.

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Hinter ihr erstreckt sich ein Laderaum, der etwas ambivalent gesehen werden kann. Zwar ist das Ladeabteil hoch, bietet aber in der Variante, in der die Rückbank ganz zurückgefahren ist, keinen Aha-Effekt. Den bekommt man erst, wenn die Sitzgelegenheit weiter vor gefahren wird. Dann ergibt sich ein fürstliches Ladevolumen, dass auch gesteigerten Ansprüchen gerecht wird. Zu entern ist der Gepäckraum übrigens über verschiedene Zugänge: entweder über eine große Heckklappe oder über zwei, seitlich angeschlagene, Türen. Die erste Alternative ist dabei optional elektrisch betätigt und unterstreicht den Premium-Anspruch der Wolfsburger.

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Zu diesem Gusto passt die Materialqualität im Innenraum jedoch nur teilweise. Natürlich ist der T6 auch ein Nutzfahrzeug, doch glänzt er gerade als Highline mit so viel Chrom, dass man dieser Version den ein oder anderen unterschäumten Kunststoff gewünscht hätte. Auch in ihm sind die Oberflächen recht hart, zwar penibel eingepasst und klapperfrei verarbeitet, aber vom Material her eher schroff. Auffällig auch, dass die besseren Linien weniger Ablagefächer bieten. Bei ihnen werden die offenen Ablagen von lackierten Blenden verdeckt, die sich nicht öffnen lassen. Ein Plus für einen hochwertigeren Look, ein Abstrich für die Alltagstauglichkeit.

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Nichts auszusetzen gibt es natürlich an der Bedienung des Wolfsburgers. Alles sitzt dort, wo man es erwartet. Dazu zählt auch das Infotainment, das blickgünstig hoch eingebaut wurde. Auch hier gelingt die Bedienung fast blind, wenngleich eine Eigenheit auffiel. Bei der Eingabe der schnellsten Route wollte uns der Navigator mit Fähren an unser Ziel im schönen Stockholm führen, obwohl wir den ganzen Tag keine einzige Fähre genommen haben oder gar auf einer Insel waren. Doch nach wenigen Fingerübungen war das entsprechende Häkchen im Untermenü entfernt und die Route über öffentliche Straßen konnte weiter gehen. Überzeugend ist auch die Integration von externen Geräten, wie etwa dem Tablet oder Smartphone ins Infotainment des Fahrzeugs. Mirror-Link und Car-Net sind hier die Stichworte, die die Konnektivität steigern.

Fahreindrücke – Von Komfort bis Sport

Zum Test bereit standen uns zwei verschiedene Motoren – beides Selbstzünder. Im „Generation 6“ war es ein 2.0 TDI mit Bi-Turbo-Aufladung und 204 PS. Im Multivan werkelte ebenfalls ein zwei Liter Hubraum fassender Diesel, der jedoch nur die halbe Leistung ablieferte: 102 PS. Dabei waren die Unterscheide riesig. Treten beide Aggregate bereits aus niedrigen Drehzahlen kräftig an, geht der schwächeren Variante schnell die Luft aus. Der Bi-Turbo fühlt sich indes geradezu sportlich an und ermöglicht rasante Fahrleistungen für einen Van diesen Ausmaßes. 203 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für ein solch großes Gefährt aller Ehren wert. Zwar konnten wir dieses Tempo im ruhigen Schweden nicht ausprobieren, durften uns aber von der angenehmen Beschleunigung des BiTurbo überzeugen lassen. Mit Nachdruck presst er seine Passagiere mit 450Nm in die Sitze. Dabei waren wir aber über den niedrigen Verbrauch erstaunt. Bei ruhiger, aber nicht übertrieben defensiver Fahrweise, schafften wir Werte um die 6,5 Liter auf 100 Kilometer. Sehr respektabel für über zwei Tonnen Gewicht und einer Karosserie, die nicht eben windschnittig ist.

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Der schwächere Bruder, ausgerüstet mit einer Sechsgang-Handschaltung, schaffte ähnliche Werte, ohne jedoch das dynamische Potential des Top-Motors zu bieten. Seine Schaltung darf aber als knackig und direkt beschrieben werden, während das 7-Gang-DSG des BiTurbo mit seinem Komfort glänzte. Sanft wechselt es die Gänge, ohne sich dabei bemerkbar zu machen. Einzig eine kleine Gedenksekunde bei einem plötzlichen Spurt viel auf, was aber niemanden stören dürfte. Schließlich ist der T6 kein Sportwagen.

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Auch nicht mit dem optionalen DCC-Fahrwerk, das erstmals für diese Fahrzeugkategorie bei Volkswagen erhältlich ist. Alle drei Fahrmodi – Komfort, Normal und Sport – lassen den neuen Bulli eher sanft über die Straße rollen. Unterschiede sind nicht eklatant feststellbar: in Sport federt der große Van etwas verbindlicher, gibt sich aber weit entfernt von hart. Einzig kleine Frostaufbrüche werden etwas direkter an die Insassen weitergegeben. Doch diese Auslegung ist Meilen weit entfernt von störend oder straff. In Komfort wird der T6 schließlich vollends zum Urlaubsgleiter und bügelt auch Kleinigkeiten gekonnt weg. Allerdings liegen alle drei Modi eng beieinander, was eventuell an der montierten 18-Zoll-Bereifung liegen kann, die mit ihrem geringen Querschnitt etwas weniger Gefühl für das Fahrwerk vermittelt. Hier könnte weniger mehr sein. Das Standard-Fahrwerk zeigt sich ebenfalls von seiner gemütlichen Seite, wenngleich es doch mehr Rückmeldung von der Straße gibt. Es wirkt etwas trockener als das DCC, ist aber ebenfalls nicht hart oder unkomfortabel ausgelegt. Das Verstell-Fahrwerk ist also kein Muss und das gesparte Geld sicherlich im ein oder anderen Ausstattungsdetail cleverer angelegt.

Fazit – Mit allen Wassern gewaschen

Wer es darauf anlegt, kann den Nutzfahrzeug-Charakter beim T6 vollkommen ablegen. Abends vor der Oper vorfahren? Mit den hochwertigen Ausstattungslinien gar kein Problem. Überhaupt genießt der Bulli, nicht erst seit dieser Generation, einen gewissen Lifestyle-Charakter, der seinen Fahrer zum Individualisten macht.

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Besonders die zur Einführung angebotene „Generation Six“ verstärkt diesen Eindruck und steht dem Van hervorragend. Doch auch mit den kleineren Varianten, etwa der Comfortline, macht man nichts verkehrt, sondern spart bares Geld. Denn eines ist der Bulli nicht: günstig. Auch, wenn VW die Preise nicht erhöht hat, muss man sich den Volkswagen T6 leisten können. Vielleicht ist das sein einziger, echter Wehrmutstropfen.

Technische Daten: Volkswagen T6 2.0 BiTDI

Länge x Breite x Höhe (m): 4,904 x 1,904 x 1,990

Radstand(m): 3,000

Motor: Reihen-Vierzylinder Diesel-Motor

Leistung: 150KW (204PS)

Hubraum: 1.968 ccm

Max. Drehmoment:  450Nm  bei 1.400 U/min

Getriebe: 7-Gang-DSG

Antrieb: Front

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 6,3 L/100 km

CO2-Emissionen: 164g/km

Schadstoffeinstufung: Euro 6

Höchstgeschwindigkeit: 203 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,8 Sek.

Leergewicht: 2.347 KG

Maximales Ladevolumen: 5.800 Liter

Preis: ab 55.484,77€ (Generation Six)

Fotos: Babis FotoArt für NewCarz

 

3 thoughts on “Volkswagen T6 Test – Der neue Bulli

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