Lexus GS450h Test – Der Stern unter den Japanern

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Ein Auto der gehobenen Mittelklasse muss nicht zwangsläufig einen Stern oder einen weißen Propeller vor blauem Himmel auf der Motorhaube haben – zumindest wenn es nach Lexus geht. Das Tochterunternehmen des japanischen Autoherstellers Toyota legt mit dem GS450h einen Hybriden auf, der sich anschickt den etablierten Marken des Segments einen direkten Konkurrenten vor die Nase zu setzen.

Doch schafft es der Exot aus Japan in Sachen Design, Komfort, Funktionalität und Fahrspaß den etablierten Größen das Wasser zu reichen? Wir haben den Wagen für Euch auf Herz und Nieren geprüft!

Exterieur

Der erste Eindruck ist ja bekanntlich der Wichtigste. Und genau hier macht der Lexus GS450h einen sehr guten Eindruck! Das Design ist insgesamt stimmig, böse Überraschungen oder grobe Fehltritte der Designer sucht man vergebens.

Die Front des Wagen wirkt in der von uns getesteten F-Sport-Variante äußerst bullig und aggressiv, die Xenon-Scheinwerfer und die markante Lippe um das Firmensymbol, die ein wenig an ein Design Marke Audi erinnert, lassen erahnen: Hier erwartet den Fahrer nicht nur Luxus, sondern auch Sportlichkeit!

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Ein wenig ratlos steht man allerdings an der Wagenseite – hier lässt sich weder besonders Positives noch besonders Negatives bemerken, erwähnenswert ist vielleicht, dass die Konturen des Lexus frappierende Ähnlichkeiten mit der Seitenansicht der BMW 5er Limousine haben. Hier haben sich die Designer augenscheinlich ein wenig „inspirieren“ lassen. Die 19″ Felgen wissen mit ihrem klaren und schnörkellosen Design zu gefallen – man ist anscheinend der Meinung, dass die Zielgruppe dieser Limousine keine ausgefallenes Felgendesign wünscht.

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Dieser „inspirierte“ Eindruck verstärkt sich noch, wenn man nun das Heck in Augenschein nimmt. Nüchtern betrachtet erinnert dieses nämlich mehr oder minder stark an die Rückansicht eines Honda Accord, was allerdings ausdrücklich nichts Schlechtes heißen muss. Auffällig ist jedoch das Fehlen jeglicher Auspuffrohre, ein oder gar zwei Endrohre sucht man unter dem angedeuteten Diffusor vergeblich. Lexus setzt hier somit auf Unterstatement pur.

Der Kofferraum gibt mit einem Volumen 482 Litern zwar auf dem Papier einiges her, in der Praxis sieht sich der Besitzer allerdings aufgrund der fehlenden Höhe mit einigen Schwierigkeit konfrontiert.

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Interieur

Will man nun in den Innenraum gelangen, muss der Schlüssel weder aus der Hosentasche noch aus der Handtasche geholt werden, denn Lexus setzt auf ein Keyless Entry-System, das es erlaubt den GS450h besonders schnell zu öffnen oder zu verschließen.

Im Innenraum erwartet den Fahrer ein luxuriöses, gut abgestimmtes und sauber verarbeitetes Innenleben, das auch bei näherer Betrachtung kaum Wünsche offenlässt. Das braune Leder der elektrisch verstellbaren Alcantara-Sitze lädt zum Verweilen ein, die Mittelkonsole besticht durch eine übersichtliche Anzahl an Knöpfen, Schaltern und Drehreglern und mittig platziert erwartet den informationshungrigen „Insassen“ ein großzügiger, gut ablesbarer Infotainment-Bildschirm. Innen leistet sich Lexus also – genau wie schon Außen – keine groben Schnitzer, besticht allerdings auch nicht durch herausragende Features. Einige Dinge sind uns trotzdem aufgefallen:

Obwohl Lexus im getesteten Modell ausdrücklich Comfortsitze verbaut hat, hätten wir uns mehr Seitenhalt in einem Auto mit durchaus sportlichen Ambitionen gewünscht. Gerade im Winter verhindert das Tragen einer dicken Jacke die perfekte Sitzposition.

Lexus verbaut in der Mittelkonsole, knapp unter dem Infotainment-System, eine analoge Uhr. Auch wenn die Japaner damit scheinbar (siehe Mercedes) voll im Trend liegen, wirkt die Uhr deplatziert, schließlich handelt es sich nicht um einen Sportwagen, bei dem Rundenzeiten gemessen werden müssten.

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Die Designer setzen im Innenraum, besonders in der Mittelkonsole, auf eine Menge Lack. Dieser ist trotz bester Absichten in Richtung Luxussegment verschmutzungsanfällig und sieht bei Testende nur noch wenig ansprechend aus. Hier ist des Öfteren eine Säuberung notwendig.

Die F-Sport Version bietet im Innenraum wenig Ablageflächen, das Handschuhfach kann höchstens mit selbigen befüllt werden und der Stauraum der Mittelarmlehne nimmt ebenfalls nur wenige Mitbringsel auf.

Eigentlich ist die Einstiegshilfe durchaus positiv zu bewerten. Der Sitzt ist in der hintersten möglichen Position, das Lenkrad nach oben gefahren. Dies ändert sich erst, wenn sich der Fahrer anschnallt und der Sitz nach vorne, das Lenkrad nach unten fährt. Warum das Ganze dennoch ärgerlich ist? Sitzt jemand auf der Rückbank hinter dem Fahrer und dieser schnallt sich ab, fährt der Sitz trotzdem automatisch zurück und quetscht den Mitfahrer ein – unschön und bei entsprechender Körpergröße äußert schmerzhaft.

Infotainment

Überzeugend. Begeisternd. Ausgezeichnet. Hier haben die Designer und Ingenieure wirklich ganze Arbeit geleistet. Zwar mag der zentrale Bildschirm genauso groß sein wie in vergleichbaren Fahrzeugmodellen auch, das Menü gleich gestaltet, an das Bedienkonzept des GS450h kommt jedoch aktuell kaum ein Hersteller heran. Das Prädikat gut verleiht NewCarz heute an den Schiebe-Regler, den Lexus zur Bedienung der multimedialen Features verbaut. Das Konzept ist denkbar einfach, aber genial: Ein Stick, der sich, ähnlich wie die Kupplung eines Handschalters, sowohl in eine Ruheposition, als auch in 6 symmetrisch angeordnete „Schaltgassen“ bewegen lässt. Jede dieser „Gassen“ steht für eine Funktion bzw. ein Bedienfeld der Oberfläche, es sind somit in den meisten Menüs „nur“ 6 Menüpunkt vorhanden, die logisch zu den Schaltgassen des Sticks angeordnet sind. Zudem passt die letzte Position des Sticks meist sehr gut zur Positionierung des Cursors auf der Bedienoberfläche – wird oben rechts ein Klick ausgeführt und so ein Untermenü betreten, befindet sich der Cursor in diesem Menü auf der obersten rechten Position und kann von dort aus wieder nach unten oder links bewegt werden.

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Da die Bedienoberfläche allein natürlich nicht alles ist, haben wir die wichtigsten Funktionen wie Navigation, Verbindung mit einem Mobiltelefon über Bluetooth, Radiobedienung und viele weitere Standardfunktionen durchgetestet und sind auch hier zu einem sehr guten Ergebnis gekommen: Alle Funktionen sind an ihrem Platz, die Menüs logisch aufgebaut und Programmiermängel nicht auszumachen.

Eine erwähnenswerte Stärke stellt das Soundsystem dar. Egal ob im Radiobetrieb oder bei angeschlossenem Smartphone – das Klangbild hinterlässt einen guten Eindruck. Je nach Wunsch des Benutzers lassen sich Höhen, Mitten und Bässe frei einstellen, wobei die verbauten Lautsprecher gerade bei aufgedrehten Bässen positiv herausstechen.

Motor

Dum-Dum. Das ist der markante Sound mit Wiedererkennungswert aus der Doppelherz-Werbung. Zwei Herzen schlagen auch unter der Motorhaube des GS450h, dessen „h“ für Hybrid steht. Lexus verbaut also gleich zwei Spaßspender in einem Auto und findet so den perfekten Ausgleich zwischen der Senkung des Verbrauchs und den sportlichen Ambitionen der F-Sport-Ausführung des GS450h. Der Elektromotor steuert hierbei 200 PS zur Gesamtleistung von 345 PS bei, der V6 Verbrennungsmotor 292 PS. Ein Rechenfehler? Nein! Im Hybridbetrieb mit hoher Leistungsanforderung werden die Kräfte nicht vollständig addiert, so zumindest die Werksangaben des Herstellers. Mit dieser Leistung spurtet die Limousine in 5,9 Sekunden auf 100 km/h, der Vortrieb endet erst bei 250 km/h. Im rein elektrischen Betrieb sind bis zu 64 km/h möglich.

Das Zusammenspiel der beiden Motoren funktionierte im Test in allen Situationen gut, Aussetzer oder gar Holperer konnten wir nicht feststellen. Sowohl der Wechsel in den rein elektrischen Betrieb als auch in den Verbrennungsmodus geschieht reibungslos und nahezu unmerklich. Will man es dennoch genau wissen, so hat Lexus auch hier die Antwort parat: Je nach eingestelltem Fahrmodus (Eco, Sport, Sport Plus, Elektromotor erzwingen) verändert sich der Hintergrund des Drehzahlmessers und zeigt den gewählten Modus unmissverständlich an. In der Einstellung „Eco“ wechselt der GS450h, je nach Ladestand der Batterie, Geschwindigkeit und Leistungsforderung, automatisch zwischen dem rein elektrischen, dem Hybrid- und dem Verbrennungsbetrieb. In den Modi „Sport“ und „Sport Plus“ erzwingt der Fahrer die Inbetriebnahme des Verbrennungsmotors, der nun je nach Leistungsabnahme vom Elektromotor unterstützt wird. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, bei ausreichendem Ladestand der Batterie, den rein elektrischen Modus zu erzwingen.

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Von den Ingenieuren wurde ein Verbrauch von „unter 5,9 Liter auf 100 Kilometer“ angepeilt. In unserem Test waren es am Ende knapp 9 Liter, die uns der Bordcomputer als Durchschnittsverbrauch offenbarte. Dazu muss natürlich gesagt werden, dass wir besonders auf die sportlichen Aspekte Wert gelegt, und so den Verbrauch in die Höhe getrieben haben.

Doch wie kommt die Kraft an die beiden Hinterräder? Auch hier hat sich Lexus etwas Besonderes einfallen lassen und verbaut ein stufenloses Planetengetriebe. Hierbei lautet das Motto: Anfahren bei konstanter Drehzahl. Zweifelsohne mag dieses Konzept für ein sehr ruhiges Fahrverhalten dienlich sein, ich persönlich konnte mich jedoch nur schwer an das Fehlen des Hoch- und Runterschaltens der Automatik gewöhnen. Trotz des angesprochenen Fehlens physischer Gänge hat es Lexus geschafft, diese zumindest zu simulieren – hier resultiert nämlich eine höhere Leistungsabfrage in einer höheren Drehzahl des Motors. Warum für die simulierten Gänge zusätzlich Schaltpaddles verbaut wurden, bleibt ein Rätsel.

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Dynamik

Eins steht fest: Dieser Wagen tritt gut an. Natürlich hat es uns im Gasfuß gejuckt, 345 PS Gesamtleistung sind schließlich eine Hausnummer. Vorweg: Die Werksangabe von 5,9 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h können wir auf trockenem Asphalt generell bestätigen.

Sowohl beim Antritt als auch in zügigen Kurvenfahrten baut der Hecktriebler stets genug Grip auf um seine Leistung auch auf die Straße zu bringen. Sollte das Heck doch einmal aus der Spur geraten, so kann man sich auf die zahlreichen Assistenzsysteme verlassen, die den knapp zwei Tonnen schweren Wagen wieder in die rechte Spur bringen. Auch wenn bei durchgetretenem Gaspedal ständig das Traktionslämpchen blinkt, können wir keinen übermäßigen Schlupf an den Hinterrädern feststellen – dies mag allerdings auch an der Tatsache liegen, dass sich das ESP nicht vollständig abschalten lässt. Schade, aber im angestrebten Kundensegment sicher zu verschmerzen.

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Am Punkt Soundcheck haben wir uns leider vergeblich die Zähne ausgebissen, der Wagen war in keinem Fahrmodus im Stand zur Drehzahlorgie zu bewegen. Nun denn, wenn schon die Endrohre fehlen…

Natürlich besteht ein Fahrzeug nicht nur aus den sportlichen Aspekten, sondern gerade im Limousinensegment auch aus tiefenentspanntem Gleiten und langen Autobahnfahrten. Diese Disziplinen meistert der GS450h mit Bravour – man merkt, dass es sich hier um ein primär komfortabel abgestimmtes Fahrzeug mit weich gefedertem Fahrwerk handelt. Zwar fehlt dem Lexus ein Abstandshalter, andere Features wie Tempomat, Totwinkelassistent und eine Rückfahrkamera (bitte nicht auf der Autobahn ausprobieren!) sind jedoch an Bord.

Fazit

Eingangs erwähnt schickt Lexus den GS450h ins Rennen, um den etablierten Sternenbildern am Firmament das Fürchten zu lehren. Hierbei stellt sich der GS450h durchaus geschickt an – Hybridantrieb, gut Serienausstattung, gelungene Verarbeitung, und eine einfache, stimmige Bedienung sind klare Kaufargumente.

Die von uns getestete und durch das Sonderpaket in vielen Details verfeinerte Variante GS450h F-Sport beginnt ab 71.800€. Ein vergleichbar ausgestattetes Fahrzeug der Konkurrenz kostet geschätzt 15.000€ mehr, wobei angemerkt sei, dass andere Hersteller keine Hybridversion führen oder für diese ein weiterer, saftiger Aufschlag fällig wird.

Bleibt nur noch die entscheidende Frage: Wie wichtig ist dem Käufer das Symbol im Kühlergrill?

 

Auch Mario-Roman Lambrecht hat den Lexus GS450h getestet und zeigt einige traumhafte Bilder!

Technische Daten:

Motor V6
Hubraum 3.456 ccm
Leistung kw (PS) 215 kW / 292 PS bei 6.000 U/min
Antrieb Hinterradantrieb
Maximales Drehmoment 352 Nm bei 4.500 U/min
Leistung E-Motor 147 kW/200 PS
Maximales Drehmoment E-Motor 275 Nm

Gesamtleistung 345 PS / 254 kW

0 auf 100 km/h 5,9 s
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h

Durchschnittsverbrauch auf 100 km 6,2 l

Leergewicht 1.985 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 2.325 kg
Kofferraumvolumen 482 l

Länge 4.850 mm
Breite 1.840 mm
Höhe 1.455 mm

2 thoughts on “Lexus GS450h Test – Der Stern unter den Japanern

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