Mitsubishi Pajero Test – Der fernöstliche Allrad-Klassiker

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Wenn man an einen japanischen Geländewagen denkt, fällt fast automatisch der Name „Pajero“.

Kein Wunder, immerhin wird der kantige Offroader seit über 30 Jahren gebaut und befindet sich in der 4. Generation. Der Ruf eines zuverlässigen und vor allem enorm geländegängigen Kletterers eilt ihm voraus. Aber wie verhält sich das Anti-SUV im Alltag? Passt dieser Riese auch in eine Großstadt? Oder sollte man eher dem Forstgewerbe angehören, um diesem Mitsubishi gerecht zu werden?

 

 

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Er ist die gelungene und fleischgewordene Antithese zum weichgespülten und beliebten SUV-Establishment. Er ist herrlich rustikal, ursprünglich und sprengt mit seinem Format die Maße der meisten so genannten Offroader. Nicht nur sein 3.2 Liter großer Dieselmotor stellt sich gegen den heutigen Trend des Downsizings. Doch starten wir der Reihe nach.

 

Design – Eckig, kantig, Pajero

Bei diesem Fahrzeug weiß man auf den ersten Blick was Sache ist. Er will nicht nur spielen, sondern ordentlich zupacken – und das sieht man ihm an. Trittbretter, Kunststoffbeplankung, Unterfahrschutz oder schlicht die schiere Höhe zeigen ganz eindeutig, dass der Pajero in unwegsamem Gelände zu Hause ist.

Vorn blickt der Japaner aus eckigen, an der Unterseite angeschrägten Xenon-Linsen, die skeptisch auf die anderen Verkehrsteilnehmer herab blicken. Sie rahmen den stattlichen Kühlergrill mit seinen breiten Chromspangen ein und werden von zwei Nebelscheinwerfern unterstrichen, die auf einer Höhe sind, an der andere PKW ihre Hauptscheinwerfer haben.

 

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Schon hier wird die kantige Statur des Pajero eingeleitet: Die Front steht sehr steil im Wind, die Motorhaube fast horizontal und auch die A-Säulen stehen sehr gerade den Fahrtwiderständen entgegen.

Seitlich begegnen den Passagieren massive Aluminium-Trittbretter: Sie sind absolut notwendig, damit man das Interieur entern kann und betonen zusätzlich den Offroad-Charakter des Asiaten. Doch hier versuchten die Designer die geradlinige Linienführung zu brechen, indem sie der unteren Fensterlinie einen sanften Anstieg in Richtung des Hecks gaben. Dementgegen wirken die rustikale Kunststoff-Beplankung der Türen in ihrer horizontalen Ausrichtung, der gerade Dachverlauf und die sonst kantigen Fenster.

 

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Betrachtet man das Heck, sticht in erster Linie das außenliegende Reserverad ins Auge. Um auch hier den Offroad-Look wieder aufzugreifen, spendierte man dem Pajero eine Alu-Blende am Stoßfänger, die auch am Heck die Funktion eines Unterfahrschutzes einnimmt. Als modernes Element addierten die Designer dem Offroader Rückleuchten im Klarglas-Look hinzu.

 

Innenraum – Schlichte Funktionalität

Türen aufgesperrt, einen Schritt auf das Trittbrett gemacht und sich auf den Fahrersitz geschwungen, da fällt auch schon die erste Eigenheit des Japaners auf: Die Vordersitze lassen sich für Großgewachsene nicht weit genug zurückfahren. Zwar fällt die Verstellung der Sessel intuitiv aus, aber auch um den Seitenhalt ist es auf dem satten schwarzen Leder nicht zum Besten bestellt.

Von seiner  positiven Seite zeigt sich jedoch die angenehm-aufgeräumte Gestaltung des Armaturenbretts: Alles sitzt am rechten Fleck und ist griffgünstig gelegen. Die Klimaautomatik lässt sich auf Anhieb einstellen, die Lenkradtasten sind klar beschriftet und sinnvoll angebracht, die Instrumente schön gestaltet und gut ablesbar. Auch die beiden Wahlhebel –  für die Automatik und die Untersetzung – lassen sich fast blind bedienen. Alles eitel Sonnenschein also? Nicht ganz.

 

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Der Bordcomputer befindet sich zwar blickgünstig in der Mittelkonsole und gibt auch nicht alltägliche Werte, wie etwa die des Barometers oder Höhenmessers, wieder, überrascht aber mit einer ungewöhnlichen und teils umständlichen Bedienung sowie einer Grafik, die an die 80er Jahre erinnert. Dementgegen steht das Infotainment-System: Es entspricht in seinem Design zwar dem 21. Jahrhundert, erinnert mit seiner Optik und Bedienung aber an ein After-Market-Gerät. Und wenn wir schon bei Schrulligkeiten sind: Warum muss der Rücksteller für den Tageskilometerzähler so versteckt und von den Lenkradspeichen verdeckt angebracht sein? Sicherlich eine Kleinigkeit, aber eine die Gewöhnung erfordert.

Wenn man vom stattlichen Äußeren auch ein immenses Platzangebot im Innenraum erwartet, muss man leider Abstriche hinnehmen. Die Kopffreiheit ist zwar auf allen Plätzen durchaus befriedigend – auch trotz des Sonnendachs – doch ausstrecken kann man sich nicht. Zum einen sitzt man auf der recht niedrigen Rückbank in einer Art Froschhaltung und zum anderen ist der Beinraum durch die zurückgefahrenen Vordersitze nicht unerheblich eingeschränkt. Das gleiche Bild ergibt sich, wenn man die beiden zusätzlichen Sitze im Kofferraum installiert: Grundsätzlich hat man zwar Platz, aber der Raum, um seine Beine unterzubringen, fällt bescheiden aus.

 

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Daher sollte man den Kofferraum auch lieber für das nutzten, wofür er ursprünglich gedacht ist: Gepäck, Zelte, Benzinkanister, Abenteuer-Equipment oder erlegtes Wild. Oder alles gemeinsam, denn Volumen hat das Gepäckabteil reichlich. Gewöhnungsbedürftig ist nur, dass die Heckklappe rechts angeschlagen ist. Möchte man seine Einkäufe aus dem Trekking-Store vom Gehweg aus einladen, muss man feststellen, dass es wohl in Japan oder Großbritannien funktionieren würde, für den hiesigen Rechtsverkehr aber in den meisten Fällen eher ungünstig ist.

 

Fahreindrücke – Ein brauchbares Gesamtpaket

Mit wenig Seitenneigung in eine schnelle Autobahnkurve? Mit hohen Tempi reisen? In der Innenstadt einen Parkplatz finden? Nein, das sind nicht die Stärken des Pajero. Aber erwartet man das überhaupt von ihm? Auch diese Frage darf mit einem klaren ‚Nein‘ beantwortet werde.

 

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Im Grunde ist dieser Offroader ein entspannter Gleiter, der von sportlichen Ambitionen weit entfernt ist. Zwar schiebt der Vierzylinder-Diesel mit seinen immensen 3.2 Liter Hubraum – zur Betonung noch mal in Worten: Drei Komma Zwei – ordentlich an, aber ab einem bestimmten Geschwindigkeitsbereich kann der hohe, eckige Aufbau den Fahrtwiderständen nicht mehr viel entgegen setzen. Gewöhnlich hingegen, dass ein Aggregat, das stark gefordert wird, auch den ein oder anderen Schluck Diesel verbraucht: Fährt man mit hohen Geschwindigkeiten, reduziert sich die angezeigte Restreichweite zügig. Fährt man jedoch gesittet, pendelt sich der Verbrauch bei absolut verträglichen 11 Litern Diesel ein. Dafür darf man davon ausgehen, dass große hubraumstarke Motoren mit einer verhältnismäßig geringen Leistung (200 PS) sehr robust und haltbar sind.

 

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Betrachtet man den Fahrkomfort, gibt es insgesamt nichts zu beklagen. Die Federung ist komfortabel abgestimmt und schluckt grobe Verwerfungen gekonnt weg. Kommen aber Kanaldeckel oder Querfugen ins Spiel, wird die Federung angeregt und informiert die Passagiere über den Fahrbahnzustand. Andererseits ist der Pajero für einen Offroader dieses Formats recht agil: Dank selbsttragender Karosserie und Einzelradaufhängung rundum, pariert der Japaner Kurvenkombinationen bei Landstraßentempo gekonnt. Einzig die Lenkung dürfte etwas direkter ausgelegt sein und mehr Rückmeldung geben, da sie die beschriebene Agilität ein Stück weit konterkariert.

Dafür kann dieser Mitsubishi mit seinen Geländeeigenschaften überzeugen: Egal, ob Feldweg, zerfurchter Acker oder Kiesgrube – so richtig interessant wird es für den Allradler erst mit größeren Aufgaben. Verhältnismäßig kurze Überhänge und die nicht gerade geringe Bodenfreiheit ermöglichen auch einen Offroadeinsatz, der hohen Ansprüchen genügt und im tagtäglichen Verkehr nicht im Ansatz zum Tragen kommt. Viel wichtiger ist ohnehin, dass der Allradantrieb einen Sicherheitsgewinn auf nassem oder glattem Untergrund bietet.

 

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Fazit

Er polarisiert mit seiner Größe, überzeugt – besonders als Sondermodell Edition 30 – mit einer reichhaltigen Ausstattung und enttäuscht mit einem unterdurchschnittlichen Platzangebot für die Passagiere. Alles in allem erfüllt er aber die in ihn gesetzten Erwartungen: Er ist robust, kräftig und vor allem geländetauglich – trotz der PKW-ähnlichen Technik mit Einzelradaufhängung und selbsttragender Karosserie. Was wir uns wünschen? Dass der Pajero auch in den nächsten 30 Jahren nichts von seinem kantigen Charakter verliert und ein echter Offroader bleibt.

 

 

Weitere Artikel zum Pajero finden sich bei Autogefühl, Trendlupe, Motoreport und dem Auto-Blogger.

 

 

Technische Daten: Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D 5-Türer

Motor: Reihen-4-Zylinder

Hubraum: 3.200 ccm

Emissionsklasse: EU5

Leistung: 147 KW / 200PS bei 3.800 U/min

Drehmoment: 441 Nm bei 2.000U/min

Getriebe: 5-Gang-Automatik

Antrieb: Allrad

Wattiefe: 500mm

Böschungswinkel v/h: 34,5°/ 24,5°

L / B / H: 4.900 / 1.875 / 1.890mm

Radstand: 2.780mm

Leergewicht / Zuladung: 2.385 / 690 KG

Kofferraum.volumen: 663 – 1790 Liter

Wendekreis: 11,4m

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 11,1s

Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h

Verbrauch kombiniert: 8,5 L

CO2-Emission: 224 g/km

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography für NewCarz / Offroad: MItsubishi

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