Fahrbericht: Fiat 500X – Der Cinquecento mit Muskeln

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Der Fiat 500: Er gilt allseits als Sympathieträger und Frauenversteher. Mit dem Retro-Charme des Oldtimers schlug dieses Modell genau in die richtige Kerbe und wurde zu einer der wichtigsten Säulen in Fiats Portfolio. Auf diesen Zug möchte auch das kleine SUV Fiat 500X aufspringen, da der Markt für diese Spezies ein stetig wachsender ist und sich auch in Zukunft einer großen Beliebtheit erfreuen wird. Wie sich der italienische Charmeur mit den runden, aber ernsten Augen auf unserer Erprobungsfahrt schlug, zeigt der Fahrbericht.

Design – Von der Tradition geprägt

Wie es der Super-Bowl-Werbespott schon zeigte: Der kleine 500 ohne Namenszusatz „X“ wirkt so, als hätte man ihm ein paar Pillen in den Tank geworfen, die ihm etwas Testosteron in die Leitungen und Schweißnähte pumpen. Besonders in der „Cross“-Variante strotzt der kleine Charmeur vor Selbstbewusstsein und mimt mit seiner bulligen Front den starken Bergsteiger.150217_F_500X_Cross_026 (1280x867)

Hier zeichnet sich im Übrigen ein Trend ab: Wie es auch schon Konkurrenten aus teils etwas größeren Klassen zeigten, gibt es auch den Fiat 500X in zwei Design-Linien. Der „Cross“ bzw. „Cross Plus“ wirft sich in eine etwas grobschlächtigere und rustikalere Schale, um dem Geländewagen-Look vollends zu frönen. Auf der anderen Seite steht die klassische Fiat 500 Ausstattungsreihe aus „Pop“, „Pop Start“ und „Lounge“, welche – anstatt grob zu wirken – eher nobel und elegant daherkommen.

Doch ganz gleich, für welche Variante man sich entscheidet, die Front bleibt prägnant und durchaus bullig. Zwar erinnert das Erscheinungsbild insgesamt unverwechselbar an den kleinen Bruder, den 500, doch für das SUV wurde eine etwas dynamischere Ausrichtung gewählt. So wurden beispielsweise die Scheinwerfer etwas angeschrägt, damit der Italiener, besonders in Verbindung mit Xenon-Scheinwerfern, recht forsch aus der Wäsche schaut. Unterstützt wird dieser Eindruck von ausgestellten Radhäusern und prägnanten Sicken auf der Motorhaube.

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Seitlich zeichnet sich dann eine eher rundliche, aber nicht unattraktive Erscheinung ab. Auch aus diesem Blickwinkel erkennt man, dass das SUV bewusste Parallelen zum Kleinwagen 500 zieht. Doch die Eigenständigkeit geht dem X dabei nicht ab: Die Dachreling, die satte Kunststoffbeplankung, die ausgeprägte Schulterlinie und die bis zu 18 Zoll fassenden Leichtmetallräder geben hier ihren eigenen Charme. Die nach hinten recht steil abfallende Dachlinie zeigt sich wiederum als Reminiszenz an den Ur-Cinquecento und ziert auch den 500X.

Am Heck mögen sich die Geister ein wenig scheiden, da hier die Eigenständigkeit, die das Fahrzeug ansonsten durchaus prägt, etwas verloren geht. Große, stehende Rückleuchten und eine angenehme Portion an Chrom-Schmuck wecken Erinnerungen an einen Konkurrenten. Doch mit dem hippen Dachspoiler und – vor allem als Cross – der ausladenden Heckschürze weiß das italienische SUV zu gefallen.

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Interieur – Individualität ist Trumpf

Auch im Innenraum hält das neue SUV, eine ansprechende Optik parat. Das Cockpit erstrahlt – je nach Ausstattung – mit einer in Wagenfarbe lackierten, breiten Abdeckung. Sie weckt nicht nur Erinnerungen an die Autos der goldenen, alten Zeiten, sondern macht sich sehr gut im sonst recht sportlich-dunkel gehaltenen Interieur des 500X. Hinzu gesellen sich Kunststoffteile in Alu-Optik und ein insgesamt sehr ansprechendes Design.

Alles schreit ein wenig nach Retro, erfreut sich aber einer guten Bedienbarkeit. Ein Beispiel hierfür stellen die Türöffner dar: Zwar wirken sie mit in ihrer Gestaltung so, als könnten sie von einem „SMEG“-Kühlschrank stammen, doch passen sie gut ins Gesamterscheinungsbild und lassen sich bestens Bedienen. Nicht zuletzt auch ein wichtiger Sicherheitsaspekt.

Fiat 500X

Die verwendeten Materialen können sich darüber hinaus sehen lassen. Zwar konnten wir uns mit der an Schrumpflack angelehnten Oberfläche des Deko-Panels im „Cross“ nicht recht anfreunden, doch Geschmäcker sind verschieden und qualitativ gab es keine Beanstandung. Die Oberseite des Armaturenträgers ist weich unterschäumt, das Lederlenkrad liegt gut in der Hand und die Drehregler der Klimaautomatik rasten satt. Dazu kommt, dass alles an seinem Platz lieg und man nur mit wenigen Rätseln konfrontiert wird. Der Lichtschalter befindet sich links neben dem Lenkrad und nicht in einen Lenkstockhebel integriert, die Klimasteuerung lässt sich nach fünf Minuten Fahrt blind bedienen, die Fensterheber sitzen griff- und blickgünstig in der Tür und nicht in der Mittelkonsole – alles richtig gemacht also.

Auch das Infotainment kann sich sehen lassen: Es verfügt über diverse Anschlussmöglichkeiten für externe Abspielgeräte im unteren Bereich der Mittelkonsole und gibt seine Darstellung über einen angenehm zu bedienenden Touchscreen wieder. Reiseziele, Radiosender oder externe Musikquellen lassen sich so leicht und verständlich handhaben, sodass man gerne mit dem Finger auf dem Bildschirm fährt. Für etwas Verwirrung sorgten nur die Lenkradtasten, die auf der Rückseite des Lenkradkranzes – bei etwa drei und neun Uhr – angebracht waren. Außer der Stummschaltung des Radios konnten wir ihnen keine weitere Funktion zuweisen.

Fiat 500X

Zuweisen kann man seinen Mitfahrern aber gerne einen Platz auf den bequemen Sitzen. In Reihe eins finden Passagiere jedweder Statur überzeugende Platzverhältnisse vor, sodass keine Klagen aufkommen sollten. Allerdings dürfte der Seitenhalt des ansonsten sehr bequemen Gestühls etwas ausgeprägter sein, da man in schnellen Kurven schon mal etwas hin und her gedrückt wird – ein gewisses Potential zum Kurvenräubern bietet der 500X schließlich.

Doch machen wir mit dem Innenraum weiter: Auch auf der Rückbank lässt es sich für durchschnittlich hoch gewachsene Personen gut aushalten, sofern vorne keine Sitzriesen residieren. Selbst das Dach, das außen so wirkt, als könnte es die Kopffreiheit auf den hinteren Plätzen nicht unerheblich beeinträchtigen, lässt genügen Bewegungsspielraum, da der Dachhimmel clever ausgeformt ist. Selbst der Kofferraum konnte uns überzeugen: Sein Basisvolumen ist zwar mit 350l angegeben, wirkte in unserem Test aber größer. So sei gesagt, dass sich das Gepäckabteil gut nutzen lässt und durch den absenkbaren, doppelten Ladeboden eine brauchbare Variabilität bietet.

Fahreindrücke – Flugs ums Eck

So knackig, wie der 500X im Stand wirkt, so zackig lässt er sich auch bewegen. Zwar ist das kleine SUV keine Ausgeburt an Sportlichkeit, doch die zügige Fortbewegung liegt dem Italiener durchaus. Mitverantwortlich dafür ist unter anderem der, je nach Ausstattungslinie verfügbare, Fahrmodus-Schalter. Ist der Modus „Auto“ noch auf die beste Kombination aus Komfort und Verbrauch abgestimmt, schärft die „Sport“-Stellung die Lenkungskennlinie sowie das Ansprechverhalten des Motors spürbar an. Im „Allwetter“-Betrieb wird hingegen wird höchste Sicherheit groß geschrieben und die ESP-Hemmschwelle hoch gesetzt. Beim „Cross“ und „Cross Plus“ wird zudem nochmals mehr Traktion durch das elektronische Differential bereitgestellt.

Fiat 500X

Doch genug zur grauen Theorie, hin zur Fahrpraxis. Fakt ist, dass das italienische SUV durchaus Spaß macht, sowohl mit Allradantrieb, als auch mit reinem Frontantrieb. Entscheidender als diese Auswahl ist eher die Selektion des Antriebs. Zur Wahl standen uns ein 1.4 Turbo-Benziner mit 140PS, ein 2.0 Diesel mit 140 PS und der zwingenden Koppelung an die neue 9-Gang-Automatik sowie ein 1.6 Diesel mit 120 PS und Sechsgang-Handschaltgetriebe.

Neu dabei seit Juli ist ein 1.6 E-torQ aus der Fiat-Chrysler Motorenschmiede. Der Vierzylinder-Benziner kommt ohne Turbolader und bildet den neuen Einstiegsmotor des Fiat 500X. Vorangebracht wird man hier von 110 PS. Der neue Motor in der Palette des Fiat 500X steht nur mit dem manuellen Fünfgang-Getriebe parat. 152 Newtonmeter bringt er zu Stande, wovon 80% schon ab 1500 Umdrehungen anliegen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Mit dem neuen Benziner stehen nun jeweils drei Benziner und Dieselantriebe zur Wahl beim Fiat 500X

Der aufgeladene Benziner aus unserem Test machte einen insgesamt etwas müden Eindruck und wirkte auf den Straßen rund um Innsbruck mit ihren nicht zu unterschätzenden Steigungen etwas zugeschnürt. Hervorgerufen wird dieses Phänomen durch den recht spät einsetzenden Turbo, der bei etwa 2.500 Touren lebendig wird. Darüber dreht das Aggregat sauber hoch und gibt sich etwas spritziger. Angebunden war der Benziner an ein gut rastendes Sechsgang-Getriebe, das aber durch seine etwas lange Übersetzung auffiel und so den etwas verschlafenen Charakter unterstützte.

Fiat 500X

Von anderer Natur zeigte sich der große der beiden Diesel. Seine 140 PS wirkten etwas munterer, doch durch die Automatik etwas gedrosselt. Zwar gestalteten sich die Gangwechsel stets sauber und weich, doch die Reaktionszeit auf Gaspedalbefehle stellte sich als etwas verzögert heraus. Das Neun-Gang-Automatikgetriebe ist in dieser Variante auch im Jeep Renegade erhältlich. Abhilfe schafft der Eingriff mit den Schaltpedalen am Lenkrad: einmal gezupft, schon reagierte der Automat prompt, was vor allem auf der zügigen Fahrt über die verschneite Piste ein wahrer Freudenbringer war. So justiert, konnte der 500x mit Fahrspaß überzeugen.

Wirklich überzeugt hat uns aber vor allem der 1.6 Diesel. Seine 120 Pferdestärken wirkten kräftig und ließen den etwas über 1,3 Tonnen wiegenden Wagen zügig voranpreschen. Das Drehmoment von 320Nm liegt bei 1.750 U/min an und erlaubt schaltfaules Fahren, wobei der Griff zum präzise geführten Schaltknauf ein gern gemachter ist. Akustisch zurückhaltend, drückt dieser Antrieb die Passagiere angenehm und zum Auto passend in die straffe Polsterung der Sitze. Dabei wurde er, selbst zügig bewegt, nicht durch überbordende Trinksitten auffällig: Auf der schnellen Testfahrt erreichten wir etwa sechs Liter auf 100 km. Im Alltag sollte diese Angabe aber leicht zu unterbieten sein.

Spaß machte auch das Fahrwerk des Turiners: Es zeigte sich von der knackigen Seite und lies, selbst im schnellen Kurvengeschlängel kaum Seitenneigung zu. Zwar wirkt es dann und wann etwas ruppig beim Überfahren von kleineren Unebenheiten, doch federt es lange Wellen und grobe Unebenheiten, vor allem bei höheren Tempi, angenehm weg. Im Alltag würden wir ohnehin dazu raten vom 18-Zoll-Räderwerk Abstand zu nehmen. Zwar macht die Ausrüstung mit diesen Rädern optisch viel her, doch nimmt die geringe Eigenfeder-Wirkung des flachen Querschnitts viel Komfort. Die 17-Zoll-Räder bieten hier sicherlich einen besseren Kompromiss.

Fazit – Ein kleines SUV mit dem Potential zum Kultobjekt

Der 500X wird seine Freunde finden – ganz gleich ob mit oder ohne Allrad. Letztendlich ist er ein solider Begleiter in vielen Situationen und bietet viel Charme und Charakter. Die Platzverhältnisse sind ordentlich, das Fahrerische überzeugt und das Design weiß zu gefallen. Die Konkurrenz von Schlage eines Renault Captur, Mini Countryman und Konsorten sollte die Augen also offen halten: Aus Italien kommt jetzt ein starker Wiedersacher zu Preisen ab 16.950 Euro.

Bis voraussichtlich Ende September gibt es zudem noch eine Einstiegsvariante in der Ausstattungslinie „Lounge“. Preislich liegt dieser bei 25.200 Euro.

Titelbild: Adam Meyer / Bilder: Fiat

Technische Daten: Fiat 500X 1.6 MultiJet Diesel

Länge x Breite x Höhe (m): 4,248 x 1,796 x 1,600

Motor: Reihen-Vierzylinder Turbo-Motor

Leistung:  88 KW (120 PS)

Hubraum: 1.598 ccm

Max. Drehmoment:  320 Nm bei 1.750U/min

Getriebe: 6-Gang-Handschaltung

Antrieb: Front

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):   4,0 L/100 km

CO2-Emissionen: 107 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 186 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,5

Leergewicht: 1.395 KG

Technische Daten: Fiat 500X 1.4 MultiAir Benziner

Länge x Breite x Höhe (m): 4,248 x 1,796 x 1,600

Motor: Reihen-Vierzylinder Turbo-Motor

Leistung:  103 KW (140 PS)

Hubraum: 1.368 ccm

Max. Drehmoment:  230 Nm bei 1.750U/min

Getriebe: 6-Gang-Handschaltung

Antrieb: Front

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):   6,0 L/100 km

CO2-Emissionen: 193 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,8S

Leergewicht: 1.350 KG

Technische Daten: Fiat 500X 2.0 MultiJet Diesel

Länge x Breite x Höhe (m): 4,248 x 1,796 x 1,600

Motor: Reihen-Vierzylinder Turbo-Motor

Leistung:  103 KW (140 PS)

Hubraum: 1.956 ccm

Max. Drehmoment:  350 Nm bei 1.750U/min

Getriebe: 9-Gang-Automatik

Antrieb: Front mit automatisch zuschaltendem Allrad

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):   5,5 L/100 km

CO2-Emissionen: 144 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,8

Leergewicht: 1.570 KG

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