Volkswagen und die Macht der Farben

VW Color und Trim
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„Auf dieses Gelb haben wir lange gewartet!“ berichtet Astrid Göring nicht ohne Stolz, während sie vorsichtig ein Schälchen mit dem Gewürz Kurkuma beiseite schiebt, um Platz für das sogenannte „Moodboard“ zu schaffen.

Diese Schautafel zeigt verschiedenste Gelbtöne, wie beispielsweise ein Foto von leuchtenden Maisfeldern, das Etikett einer französischen Zitronenlimonade und die Stoffprobe einer italienischen Gardine.

Für die erste Inspiration sammeln wir alles!

Derartige Beispiele nutzt man als visuelle Unterstützung im ersten Gespräch mit dem Lacklieferanten. Aufgabe der sogenannten „Color und Trim“-Abteilung bei VW ist dabei, die eigene Vorstellung vom finalen Farbton zu vermitteln – mit jeder gewünschten Nuance, jedem Feature.

Mit feinem Charakter. Oder mit lebhaftem Funkeln, sobald die Sonne darauf scheint.

erklärt Astrid Göring.

 

VW Color und Trim Astrid Göring
Astrid Göring zeigt die Inspirationen zum finalen Kurkuma Metallic.

 

Ihr Zuständigkeitsbereich liegt bei der Marke für das Farbdesign der Kompaktklasse. Dazu gehört auch der Golf, der in seiner aktuellen Auflage die erfrischende Farbgebung „Kurkumagelb Metallic“ besitzt – welche wir bei seiner Präsentation bereits live bestaunen konnten.

Diese neue Trendfarbe ist eine, welche von der gebürtigen Hamburgerin für den neuen Golf entwickelt wurde.

So ein lebendiges Gelb wie Kurkuma wäre vor zwölf Jahren technisch noch nicht möglich gewesen.

erzählt Susanne Gerken, Kollegin von Astrid Göring, nicht ohne Freude. Dank fortwährender Weiterentwicklung der Farben und damit auch von Zusammensetzungen der Farbpigmente, ermöglicht eine derartige Farbgebung überhaupt erst.

 

VW Color und Trim - Gerken und Göring
Mindestens zwei Jahre dauert die Entwicklung eines neuen Farbtons.

 

In der Abteilung „Color und Trim“ werden neben Farben auch Stoffe und Materialien für die verschiedenen Modellgruppen festgelegt. Susanne Gerken ist mit ihrer Gruppe für das Farbdesign im „B-Segment“ zuständig. Dazu gehören zum Beispiel der Passat, der Sharan und der neue Arteon.

An der Wahlurne für den Innenraum

Die Mitarbeiter der Abteilung entscheiden über Farbe und Material von allen Flächen, die von den Interieur- und Exterieur-Designern gestaltet wurden. Für den Innenraum bedeutet das auch immer die Qual der Wahl, wobei man über Lederqualitäten, Stoffsorten, Edelholz, Aluminium oder Lack für Dekorleisten entscheiden muss.

Doch auch die Farbauswahl für die Karosserie, inklusive der Felgend beim Cabriolet die Stoffverdeck-Varianten, gehören zu diesem Wahlverfahren.

Zusammengefasst werden alle sicht- und fühlbaren Flächen im und am Auto von diesem Team belegt – für alle Modelle und Märkte von Volkswagen.

 

VW Color und Trim Farbauswahl
Allein 80 Farbtöne für die Lackierungen zeugen von der Vielfalt bei VW.

 

Bei dieser Komplexität können die Mitarbeiter auf ein Spektrum von zirka 80 verschiedenen Außenfarben wählen. Dabei gibt es jede aktuell mögliche Lackvariante: Uni, Metallic oder Perlmutteffekt umfasst das Portfolio.
Mittlerweile zählt das Auto zum „Third Place“ – dem drittwichtigsten Ort im Leben vieler Kunden, nach der Wohnung und dem Arbeitsplatz. Selbstverständlich möchte der Kunde auch hier eine individuelle Gestaltungsmöglichkeit vorfinden. Genau dies ist das Ziel dieser Abteilung.

 

Es grünt so grün bei Volkswagen

Individuelle Entwicklungen können gesellschaftlicher Art sein, beispielsweise die wachsende Mobilität, Digitalisierung oder auch Nachhaltigkeit. Diese beeinflussen auch neue Farbtrends, welche zunächst in der Mode und auf Möbeln sichtbar werden. Später landen derartige Farbtrends auch in der Auto-Welt.

Solche Veränderungen werden auch von unseren Kunden wahrgenommen. Ihr Geschmack wandelt sich entsprechend.

erklärt Susanne Gerken.

Aus diesem Grund werden Trendfarben bei Volkswagen im jährlichen Rhythmus entwickelt. Aktuell gibt es neben dem bereits erwähnten „Kurkumagelb Metallic“ (Golf, Arteon und andere) auch Trendsetter wie das „Atlantic Blue Metallic“(zum Beispiel für den Touran) oder das „Bottle Green Metallic“ (am Beetle und Beetle Cabrio).

 

VW Color und Trim Grün
Susanne Gerken zeigt die neuen Trendfarben in Grün.

 

Eine Fülle an Grüntönen – von Moosgrün über Flaschengrün bis Viperngrün – werden von Gerken und Göring als neue Trendfarben gesehen.

Grün war für Volkswagen nie eine wichtige Farbe. Das hat sich geändert.

Durch die stetig fortschreitende Vernetzung und Globalisierung werden Gesellschaften toleranter und die einstige Stigmatisierung durch Farben, gibt es heute nicht mehr. Gerken sieht aus diesen Gründen für die einst als Jägergrün verspotteten Farben eine rosige Zukunft.

Doch bevor ein Volkswagen in einer der neuen Farben erstrahl, ist es ein mindestens zwei Jahre dauernder Weg, auf dem die Designerinnen eine mentale Reise in die Zukunft unternehmen. Die Inspirationen dazu holt sich Astrid Göring mit offenen Augen aus ihren Umfeldern.

Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt: Wie weit geht das Spektrum eines dramatischen Herbsthimmels? Welches Licht- und Schattenspiel bietet eine neue Glasfassade? Oder ich sortiere Knöpfe in einer Schachtel und denke: Die drei lassen sich toll kombinieren!

 

Einfluss der Farben und Materialien auf das Gesamtpaket

Farben besitzen eine gehörige Macht. Farben können die Formgebung eines Fahrzeugs verstärken, aber auch schwächen oder komplett ruinieren. Im Idealfall bieten sie perfekte Unterstützung für jede einzelne Form im Blech.

 

VW Color und Trim Beatle-Modell
Einigkeit – hellblaue Farbtöne sind nichts für Größen wie den Touareg.

 

Doch bringt erst die Summe aller Beteiligten das Gesamtpaket zustande. Die Kombination aus Farben und Materialien entscheiden über Harmonie und Gefälligkeit.

Wir wollen unsere Autos nicht verkleiden, sondern mit Hilfe von Farben und Materialien perfektionieren. Wir versuchen die Details so zu betonen, dass sie eine stimmige und starke Gesamtwirkung unterstützen

Dies erklärt Textildesignerin Gerken. Eine perfekte Teamabstimmung ist daher existentiell. Gerken und Göring arbeiten aus dem Grund eng mit ihren Kollegen aus der Lackiererei, der Materialforschung und der Produktionsplanung zusammen. Gemeinsam vollziehen alle Beteiligten den Beratungsprozess, bei dem die Betonung von Design-Aspekten besprochen und Entscheidungen darüber getroffen werden, welche Ausstrahlung zum jeweiligen Fahrzeug passt und was davon in der Großserie umgesetzt werden kann.

 

Spielräume sind rar

Die beiden Farbexpertinnen haben nur kleinen Spielraum für große Experimente: Bereits nach fünf Wochen nach dem ersten Gespräch mit den Lackexperten, erhalten sie eine 10 mal 15 cm große Farbkachel mit der jeweiligen Farbgebung. Für ein „Probekleid“ arbeiten sie mit Visualisierungen und 3-D-Modellen, da ein Test mit einem Wagen in Originalgröße zu zeitintensiv wäre.

 

VW Color und Trim Resultat
Erst am Ende der Entwicklung sieht man das Ergebnis – in Serienfertigung.

 

Daher erleben die Designerinnen die tatsächliche Wirkung auf dem jeweiligen Fahrzeugmodell immer erst erst am Ende des Entwicklungsprozesses. Dieses komplexe Abstimmungsverfahren ist durch zahlreiche Ansprüche und Vorgaben gekennzeichnet. Für den perfekten Abschluß brauchen Gerken und Göring all ihre Erfahrung, Kompetenz und Intuition. Dabei erhöht eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der technischen Entwicklung die Erfolgsaussichten signifikant.

 

Der rosa Beetle in Amerika

Gerken und Göring arbeiten für alle weltweiten Märkte, insgesamt 150 Länder, in denen Volkswagen verkauft werden. Jedes Land hat farbspezifische Präferenzen und Einschränkungen, was sich als eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Beispielsweise gab es für nordamerikanische Kunden ein Sondermodell des Beetle in rosa. Auf dem europäischen Markt wäre so ein Fahrzeug unverkäuflich.

 

Maximale Strapazen für einen zehntel Millimeter

Die Farbgebung findet durch eine nur hauchdünne Schicht statt, welche allerdings Immen wichtig ist. Nicht nur die optische Anmutung muss passen, sondern auch  die chemische Zusammensetzung muss allen Strapazen, wie Niederschlag, UV-Strahlung sowie Hitze und Kälte trotzen können.

Eine weitere Herausforderung ist die identische Wirkung der Lacke auf unterschiedlichen Materialien. Höchste Präzision ist hierfür ein erforderlicher Aspekt, den Roboter mit exakter Genauigkeit erledigen. Ein fünfschichtiger Lack misst nur einen zehntel Millimeter – was einer menschlichen Haaresbreite entspricht.

 

VW Color und Trim Lackkontrolle
Grünes Rot – die Lacke basieren bei VW fast allesamt auf Wasserbasis.

 

Umweltgerecht verarbeitet Volkswagen fast ausschließlich Lacke auf Wasserbasis und prüft zudem kontinuierlich den Lackierprozess und entwickelt diesen weiter.

Eine wichtige Erfindung fehlt laut Astrid Göring und Susanne Gerken allerdings noch: Ein selbstreparierender und reinigender Lack wäre ein echter Meilenstein, finden die beiden Expertinnen mit einem Lächeln.

 

VW Color und Trim Kacheln
Diese Kacheln sind das erste Testmittel für einen neuen Farbton.

Text: NewCarz / Fotos und Quelle: Volkswagen

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