Nissan NV250 Test – Bekannter mit neuem Gesicht

Nissan NV250
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Mit dem Nissan NV250 stellten die Japaner letztes Jahr im Herbst einen Kastenwagen vor, der auf dem Renault Kangoo basiert und als neues Einstiegsmodell den Nissan NV200 ablöste.

Wir haben den Kastenwagen mit besonderem Nutzwert unter die Lupe genommen. Für diesen Test stand uns ein Nissan NV250 in Comfort-Ausstattung mit einem 95 PS starken Diesel zur Verfügung.




Exterieur und Interieur – Von getauschten Labeln und bleibenden Tugenden

Von außen lässt sich der Nissan NV250 zuallererst an der Front als Mitglied der japanischen Marke erkennen. Die typische Form des Frontgrills mit dem großen Marken-Label ist eine klare Angelegenheit. Doch dann wird es schwieriger und man sieht – zumindest, wenn man diesen Umstand kennt – die vielen Analogien zum Renault Kangoo.


Nissan NV250 Front
Das Markenemblem verrät die Herkunft zuverlässig, der Rest des Kastenwagens nicht.



Doch Schönheitswettbewerbe und Designpreise waren und sind nicht die Prämisse eines Kastenwagens, bei dem der Nutzwert und die Praktikabilität ganz oben im Pflichtenheft stehen. So kann man den Nissan NV250 in der Seitenansicht auch gut mit anderen Marken und Modellen der Zunft verwechseln.

Das japanische Derivat besitzt nur auf der rechten Seite eine Schiebetür hinten. Diese Asymmetrie wurde ebenfalls vom Kangoo übernommen. Am Heck verrät man dann nochmals per Markenemblem und entsprechenden Schriftzügen die Herkunft des Autos.


Nissan NV250 Seite
Eine zweite Tür gibt es nur auf der rechten Seite des NV250.



Im Innenraum gibt es ebenso wenig Überraschungen, doch dank der „Comfort“-Ausstattung kann der NV250 einige zum Teil überraschende Annehmlichkeiten vorweisen. Dazu später mehr. Die Optik im Innenraum ist als zweckmäßig und pragmatisch beschreibbar. Kunststoffe beherrschen das Gros und machen einen etwas groben, aber pflegeleichten Eindruck, was für ein Nutzfahrzeug in jedem Fall vorteilhafter ist, als zwar hochwertige, aber oftmals auch schmutzempfindliche Materialien, die auch physischen Beanspruchungen wenig entgegenzusetzen haben.




Die Sitze bieten eine moderate Polsterung und Seitenhalt in sehr geringem Umfang. Auch die Beinauflagen sind knapp bemessen, doch all das ist nicht so wichtig für diesen Kastenwagen, der mit Sicherheit auch nicht als Fernreisemobil gedacht ist, sondern vielmehr als ultimativer Kurz- und Mittelstreckentransporter zum EInsatz kommen soll.


Cockpit analog
Außer dem LCD-Display für den Bordcomputer besteht das Cockpit nur aus analogen Anzeigen.



Die analoge Cockpiteinheit liegt gut im Sichtfeld, bleibt stets blendfrei, was auch für den Zentralbildschirm gilt, der in einer Art Tunnel mittig auf der Instrumententafel sitzt. Die Schaltkulisse wurde direkt an die Armatureneinheit angegliedert, auf einer Art Konsolenpodest positioniert. Eine Mittelkonsole als solche gibt es hier nicht als durchgängiges Konstrukt, sondern mit einer Lücke, die eine mechanische Feststellbremse aufnimmt sowie dahinter eine großzügig bemessene Armauflage plus Ablagefach darunter verläuft.


Trenngitter
Hinter Gittern – Die Trennung zwischen Fahrgastzelle und Laderaum ist massiv.



Direkt hinter den beiden Sitzplätzen beginnt das Abgrenzungsgitter zum Laderaum, was ein bisschen das Flair eines „Hundefängers“ verströmt. Diese massive und robuste Konstruktion soll verhindern, dass Ladegut in den Fahrgastraum rutscht. Der Laderaum selbst ist durch die seitliche Schiebetür rechts sowie durch die zweiflüglige Hecktür zugänglich.




Das Laderaumvolumen beträgt 3.500 Liter und der Boden wurde mit einer Art rutschminderndem Kunststoff ausgestattet. Dafür gibt es ringsum im Laderaum nur spartanische Ambitionen bezüglich Verkleidung. Die Radkästen zeigen ungeniert ihren Blechtorso und das Dach ist inklusive Dachsäulen komplett nackt geblieben.

Die Ladehöhe beträgt maximal 1,13 Meter und die Länge des Laderaums genügt am Boden für 1,73 Meter langes Ladegut. Klappt man den Beifahrersitz um, erreicht die Ladelänge bis zur Instrumententafel sogar 2,50 Meter. Eine in Kürze folgende Langversion L2 kann 4.500 Liter Laderaumvolumen vorweisen und die Ladeflächenlänge beträgt dort 2,12 beziehungsweise 2,88 Meter.




Die Breite zwischen den Radkästen weist 1,22 Meter vor – hier macht sich die weggelassene Radkastenverkleidung positiv bemerkbar. Die Ladekante wurde mit 609 Millimetern angenehm niedrig gehalten.


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Motor und Fahreigenschaften – Effizient und robust

Im getesteten Nissan NV250 arbeitete der Blue dCi 95, ein 1.5-Liter Turbodiesel mit 95 PS und 230 Newtonmeter maximales Drehmoment. Da letztgenanntes bereits ab 1.750 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung steht, entpuppte sich dieser Selbstzünder mit Turbolader als adäquater Antrieb, der den Hochdachkombi unter allen Bedingungen souverän in Bewegung hält.


Motorraum dCi 95
Weiße Weste – Der Turbodiesel überzeugt durch ausreichend Kraft und hervorragende Sparsamkeit.



Das manuelle Schaltgetriebe mit seinen sechs Gängen zeigte eine dazu gut passende Abstufung und bescherte keine Auffälligkeiten. Der Schleifpunkt der Kupplung war klar definiert, eine Anfahrschwäche zeigte sich nicht.

Die Lenkung erwies sich als sehr leichtgängig, aber lieferte wenig Feedback. Zudem war diese insbesondere in Neutralstellung etwas gefühllos und vermittelte ständig den Eindruck, man habe keinen direkten Kontakt zur Fahrbahn.


Lenkrad
Die Lenkung könnte mehr Feedback zeigen; ihre Leichtgängigkeit erleichtert das Rangieren.



Entsprechend fährt sich der NV250 auch in höheren Geschwindigkeiten, bei denen er eine permanente Nervosität zeigte und schnell klar wird, dass dieses Auto nicht für die Schnellstraße gebaut wurde. Bis zur Richtgeschwindigkeit ist das Ganze noch passabel und dank einer recht harten Abstimmung der Federung, blieb das Gefährt größtenteils gutmütig.


Reserverad
Das Ersatzrad wird unter dem Heck transportiert und wird dabei extrem schmutzig.



Erst im Grenzbereich schiebt der Kastenwagen über die Vorderachse und das ESP reguliert per herzhaftem Eingriff. Packt man ordentlich Gewicht in den Nissan, verschwindet diese Fahrwerkshärte nahezu vollständig und es geht deutlich kultivierter über reparaturbedürftige Straßen. Selbst Querfugen werden beladen weniger stark wahrgenommen. Dafür wechselt der Nissan im Grenzbereich nun vom Unter- ins Übersteuern.




Die Bremsen machten trotz ihrer optisch kleinen Dimensionierung einen guten Job – auch beladen. Sofern man nicht permanent aus der Höchstgeschwindigkeit eine Gefahrenbremsung veranlasst – die liegt übrigens bei knapp 160 km/h – bleibt das Bremssystem standhaft.

Die Geräuschkulisse ist im Nissan NV250 grundsätzlich recht hoch. Daran sind vor allem die fehlende Dämmung und Verkleidung schuld. Spätestens ab Landstraßentempo wird es daher recht laut im Kastenwagen und spätestens ab jenseits der 130 km/h muss man für Gespräche die Stimme deutlich erheben.


Verbrauch
Im Drittelmix verlangte der 95-PS-Diesel nur gut fünf Liter auf 100 Kilometer…



Beim Thema Verbrauch legte der Nissan NV250 dann einen Joker auf den Tisch. Bereits im Drittelmix glänzte der Japaner mit nur 5,1 Litern auf 100 Kilometern. Auf der Sparrunde begnügte er sich sogar mit phänomenalen 3,2 Litern. Wer ständig mit Bleifuß unterwegs ist, muss mit rund acht Litern rechnen.


Sparrunde dCi 95 Verbrauch
…und setzte auf unserer Sparrunde mit 3,2 Litern einen neuen Rekordwert für Dieselfahrzeuge.



Bemerkenswert waren die angegebenen Reichweiten, wenn man den Kastenwagen sparsam fährt. Nach dem Sparrundentest lag die Restreichweite bei über 1.600 Kilometer, obwohl wir bereits 200 Kilometer mit der Tankfüllung abgespult hatten. Tankstellen sieht man so nur selten von innen.


Reichweite Nissan NV250
Bereits 200 Kilometer mit der Tankfüllung gefahren und dennoch wird so eine Reichweite gezeigt.




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Ausstattung, Technik und Komfort

Wer nun glaubt, dass es bei einem Kastenwagen in diesem Kapitel nichts weiter zu berichten gibt, der irrt in nicht unerheblichem Maße. Schließlich handelt es sich beim Testwagen um die Ausstattungsvariante „Comfort“ – diese wird ihrem Namen durchaus gerecht.


Klimabedienteil
Zwar manuell zu regeln, aber sie macht ihre Aufgabe gut: Die Klimaanlage im NV250.



Da gehören Dinge, wie elektrische Fensterheber vorne oder ein Bordcomputer serienmäßig dazu. Auf der Fahrerseite gibt’s sogar eine Komfortfunktion für den Fensterheber. Das heißt, ein Tippser auf den Schalter und die Scheibe fährt automatisch entweder auf oder zu.

Ebenfalls serienmäßig ist eine Bluetooth-Freisprechfunktion. Im Test gelang die Verbindung zum Mobilgerät binnen Sekunden und die Sprachqualität war recht gut, auch wenn Gesprächspartner sofort heraushörten, dass man per Auto unterwegs war.


CD-Radio
CD, DAB+, Bluetooth – Für einen Kastenwagen sind dies nicht erwartete Ausstattungen.



Ein CD-Radio inklusive DAB+ gehört hier ebenso zur Serienausstattung und der digitale Empfang war deutlich besser, als erwartet – es gab kaum Ausfälle in empfangsschwachen Gebieten. Im Sommer sicher sehr erfreulich: Eine manuelle Klimaanlage gibt’s ab Werk in der Ausstattung „Comfort“. Das Gebläse ist zwar kein Leisetreter, aber unterm Strich zählt hier das Ergebnis mehr, als die Geräuschentwicklung, denn diese ist eh relativ hoch.




Optionale Dinge gab es on top: Das Fahrerassistenzsystem Plus für 460 Euro extra, inklusive Tempomat, Parksensoren hinten inklusive Rückfahrkamera – die übrigens ein akzeptables Bild auch bei Dunkelheit liefert – im Praxistest zuverlässig agierende Licht- und Regensensoren, Nebelscheinwerfer und in urbanen Bereichen sich vor allem beim Parken als vorteilhaft erweisende elektrisch anklappbare Außenspiegel, die sich zusätzlich beheizen lassen, ist eine echte Empfehlung.

Das Infotainment inklusive 7-Zoll-Farbdisplay mit Navigationssystem und Lenkradfernbedienung, welche uns sofort an Renault-Modelle erinnert, kostet 630 Euro extra. Die Routenführung erwies sich als zuverlässig und verständlich, die Kartendarstellung ist passabel und aus diesen Gründen sollte man dieses Paket ordern, sofern man sich oft auf fremdem Terrain bewegt.


Warnhinweise
Warnhinweise können im Nissan NV250 gezielt ausgewählt werden.



Für mehr Sicht nach hinten gab es am Testwagen verglaste Flügeltüren am Heck, die auch eine Heckscheibenheizung vorweisen. Kostenpunkt für das Plus an Sicht: 250 Euro. Auch die rechte Schiebetür besaß am Test-NV250 eine Verglasung, was zusätzlich mit 140 Euro zu Buche schlägt.


Halogenlicht
Viel Glanz, wenig Licht – Die Halogener können weder LED- noch Xenon-Pendants paroli bieten.



Was wir dagegen vermisst haben, war eine Sitzheizung. Diese gibt es weder für Geld noch gute Worte für den Nissan NV250. Das Lichtsystem bestand zudem aus einfachen Halogenlampen mit Reflektoren, ein System was aus unserer Sicht nicht mehr zeitgemäß ist und offensichtlich aus Kostengründen für eine Ausleuchtung sorgt, die man nur noch in beleuchteten Gebieten wie Städten und Ballungsgebieten akzeptieren möchte.


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Varianten und Preise des Nissan NV250

Den japanischen Kastenwagen mit französischen Wurzeln gibt es aktuell in einer Karosserievariante – als L1. Später folgt noch eine L2, welche sich durch ein Plus an Fahrzeuglänge mit mehr Stau- und Laderaum unterscheidet. Die aktuelle Lastvariante H1 soll ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt durch eine H2-Varinte mit erhöhter Nutzlast ergänzt werden.


Nissan NV250 schräg hinten rechts
Der Nettopreis des Einstiegsmodells liegt deutlich unter 20.000 Euro.



Der Startpreis für den Nissan NV250 als L1 und H1 als Einstiegsvariante „Pro“ beträgt 21.448,40 Euro bei den aktuell geltenden 16 Prozent Mehrwertsteuer. Als „Comfort“ werden mindestens 24.278,80 Euro aufgerufen.

Eine zukünftige Version mit Doppelkabine und umklappbarer Rücksitzbank wird ausschließlich als „Comfort“ ab 26.772,80 Euro angeboten.

Als Antrieb kommt ausschließlich der 1.5-Liter-Vierzylinder Turbodiesel in drei Leistungsstufen mit 80, 95 und 115 PS zum Einsatz. Alle Varianten besitzen Frontantrieb und ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe.


Nissan NV250 linke Seite
Von links betrachtet, sieht der Nissan am ehesten wie ein Kastenwagen aus.



Besonders nutzerfreundlich erweist sich die serienmäßige 5-Jahres-Garantie für den NV250. Diese gilt entweder für diesen Zeitraum oder 100.000 Kilometer, je nachdem, was zuerst erreicht wird. Nissan bietet darüber hinaus eine 5-Jahre-Anchlussgarantie an, die man für rund 730 Euro beziehungsweise über eine Gesamtkilometerlaufleistung von 225.000 abschließen kann.


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Fazit – Mehr, als nur ein Nutztier

Wie jeder Kastenwagen bietet auch der Nissan NV250 eine Menge Nutzungsvariablen, die in erster Linie in pragmatisch orientierten Bahnen verlaufen. Doch damit nicht genug, offenbarte das Kangoo-Derivat eine unerwartet hohe Anzahl an mindestens ebenso nützlichen Ausstattungen, die dem Nutzfahrzeug eine gehörige Portion Komfort verleihen.

Der preislich attraktive Einstieg tröstet über Dinge wie die geringe Dämmung und Verkleidung des Ladeabteils hinweg und vorteilhafte Paketpreise für wichtige und zugleich nützliche Ausstattungsdetails machen diesen Nissan umso interessanter.


Nissan NV250 schräg vorne rechts
Hoher Nutzwert, niedriger Preis, viel Ausstattung, geringer Verbrauch – der Nissan NV250.



Besonders hervorheben möchten wir am Ende auch den ökonomischen Aspekt dieses Autos, denn der 95-PS-Diesel ist eine echte Empfehlung, da er das Fahrzeug souverän in Bewegung setzt und dabei extrem sparsam bleibt. Dank einer geplanten Version mit zweiter Rückbank bleibt der Nissan NV250 nicht allein für Nutzfahrzeuginteressenten attraktiv, sondern wird dies auch für Familien und Leute mit hohem Platz- und Transportbedarf.




Text / Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 6D

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Technische Daten: Nissan NV250 Comfort dCi 95

  • Farbe: Silver Grey Metallic
  • Länge x Breite x Höhe L1/L2 (m): 4,28/4,67 x 1,83 (2,14 mit Außenspiegel) x 1,84
  • Radstand L1/L2 (mm): 2.697/3.081
  • Antrieb: Reihenvierzylinder Turbodiesel mit SCR-Kat
  • Leistung: 70 kW (95 PS) bei 3.750 rpm
  • max. Drehmoment: 230 Nm bei 1.750 rpm
  • Hubraum: 1.461 ccm
  • Getriebe: mauelles 6-Gang-Getriebe
  • Antriebsart: Front
  • Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 4,5 L/100 km
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,1 l/100 kl
  • CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 117 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d
  • Höchstgeschwindigkeit: 158 km/h
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 14,0 Sekunden (gemessen)
  • Kofferraumvolumen L1/L2 (l): 3.500/4.500
  • Leergewicht (kg): 1.392
  • max. Zuladung (kg): 708
  • Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 690/1.050
  • Stützlast (kg): 75
  • Dachlast (kg): 100
  • Tankinhalt (l): 60
  • Tankinhalt AdBlue (l): 17,4
  • Kraftstoffart: Diesel
  • Neupreis des Testwagens (inkl. 16 % MwSt.): 26.561 Euro (Einstiegspreis ab 21.448,40 Euro)

 

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