29 Jahre bildet der Audi S8 quattro bereits die Speerspitze der Baureihe A8 und steht hier in vierter Generation für einen Test bereit.
Diese aktuelle Generation feierte bereits 2019 ihr Debüt und das letzte Facelift liegt auch nunmehr vier Jahre zurück. Macht nichts, sagen wir, und warum wir das meinen, erklärt dieser Fahrbericht.
Zu diesem Zweck fuhren wir den Audi S8 quattro in einer auf den ersten Blick überraschend introvertiert wirkenden Außenfarbe namens Gletscherweiß Metallic, die für 1.110 Euro den Audi ziert.
Das Wichtigste im Überblick
- Der Audi S8 quattro ist auch sechs Jahre nach seinem Debüt eine topmoderne Oberklasselimousine.
- Ein bärenstarker V8 sorgt für überaus sportliche Fahrleistungen und fordert diese mit entsprechendem Verbrauch ein.
- Das agile, leichtfüßig wirkende und sehr handliche Fahrverhalten des S8 ist in dieser Fahrzeugklasse unerreicht.
- Die Ausstattungsmöglichkeiten sind so vielseitig wie der Preis happig ist.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort & Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Gentleman im Athletenzwirn
Auf den zweiten Blick offenbart ebendiese Metallicfarbe mit Nachdruck ihr Potenzial – nämlich immer dann, wenn die Sonne diese streichelt und ihr ein sehr elegantes Funkeln entlocken kann.




Der große Vorteil dieser Farbgebung: Sämtliche schwarze Details kommen besonders zur Geltung – und das sind nicht wenige. Vom tiefschwarzen Frontgrill und -Schürze, über die Blenden der Seitenschweller bis zur Umrahmung der Verglasung gehören dazu. Grund für dieses Schwarz ist das Designpaket „Audi exclusive“ – dazu später mehr.




Neben der modifizierten Frontschürze und dem S8-Badge im Frontgrill, sind die vier Endrohre – pro Seite zwei – sowie der auf dem weißen Heckdeckel recht dominant wirkende S8-Badge die deutlichsten Erkennungszeichen für das Topmodell der Ingolstädter 8er-Riege.
Interieur – Oberklasse im Sportstudio
Fein und edel offeriert sich der Innenraum des Audi S8 quattro, der mit jeder Pore, jeder Naht und mit jedem Quadratzentimeter das standesgemäße Oberklasseniveau repräsentiert. Doch anders als die konventionellen A8-Modelle gibt es hier noch einen Sportbonus, welcher der Oberklasselimousine das nötige Plus an Dynamik verpasst.





Dazu gehören selbstredend die grandiosen Sportsitze mit ihrem erlesenen Sitzkomfort. Genaugenommen handelt es sich um Individualsitze, welche aber sportlich konturiert auch als Sportgestühl taugen – und zwar voll und ganz. Viele Akzente in Karmesinrot gehören ebenfalls zum Designpaket „Audi exclusive“.
Drei Displays bündeln die Digitalisierung gekonnt und verteilen sich als Cockpit, Zentralbildschirm und direkt darunter ein Touchscreen für die Klimatisierung und viele weitere Funktionen. Dank der rund drei Meter an Radstand ist Platz in exorbitanten Mengen verfügbar – überall.


Dies gilt auch für den Kofferraum, dem erst bei 505 Litern die Luft ausgeht und der dank einer Durchlademöglichkeit (die tatsächlich 200 Euro extra kostet) auch nicht bei der Skiausrüstung passen müsste. Wer keine Ski fährt, ordert stattdessen vielleicht eine passende Kühlbox (1.450 Euro) und verzichtet dann auf die Durchlade.





Unterm Strich bietet der Gepäckraum des Audi ein bisschen weniger Volumen als ein BMW 760e (525 Liter), allerdings deutlich mehr als ein AMG S63 (305 Liter).
Antrieb und Fahreigenschaften – Im Eroberungsmodus
Leistungstechnisch hatte der Audi S8 quattro in seinen vier Generationen eine ganze Menge in petto. Angefangen hat alles mit einem V8, der später einem V10 wich, um später neu entwickelt eine fulminante Wiederkehr zu feiern.

Aus dem ersten 4.2-Liter V8 mit 340 PS ist nach vier Generationen ein mit 571 PS bärenstarker 4.0-Liter-V8 geworden, dem mit zwei Turboladern ordentlich Druck gemacht wird und der mittels Zylinderabschaltung und Mildhybridtechnik auch das grüne Gewissen besänftigen möchte. Neben der brachialen Leistung sorgt auch das deftige Drehmoment von 800 Newtonmeter für entsprechendes „Feuer unter dem Hintern“.

Bereits ab knapp über 2.000 Touren wüten diese Torsionskräfte auf den Antriebsstrang und bleiben lang, sehr lang bis 4.500 Touren vollumfänglich anliegen. Eine einfach hinreißend exakt schaltende 8-Gang-Automatik sortiert ihre Schaltstufen, als könnte sie in die Zukunft schauen.

In unserem Test wählte sie ausnahmslos immer den jeweils passenden Gang, gleichgültig bei welcher Gangart und Gegebenheit es der Fall war. Diese Souveränität lässt die Schaltwippen an dem satt in den Händen liegenden Lenkrad von Anbeginn in Vergessenheit geraten.
Und ja, die omnipräsente Oberklasse-Atmosphäre wird durch eine nicht unerhebliche Portion Sportgeist aufgepeppt. Doch vorerst zeigt sich der Audi S8 quattro im Komfort Plus-Modus – einer von fünf Fahrmodi – fast genauso nobel und luxuriös, wie jede andere komfortorientierte Oberklasselimousine. Dahingleiten, Cruisen, Langstrecken auch im vierstelligen Kilometerbereich am Stück – all das wird zum Komforterlebnis der besonderen Art.

Doch sobald der Modus „Dynamic“ aktiviert wird, strafft der Audi sofort seine durchtrainierte Muskulatur und mutiert zum Sportler im Business-Dress. Es scheint eine Art Eroberungsmodus zu sein, der dann Besitz von dieser Limousine zu ergreifen scheint.
Die Gasannahme gleicht einer Standleitung mit Hyperbreitband – ohne Delay wird jeder Gasbefehl in Vorwärtsdrang konvertiert. Und wie das geschieht, spüren Fahrer und Insassen durch tiefes Eintauchen in die Sitzpolster. In nur 3,8 Sekunden peitscht der V8 entsprechend brüllend – aber nicht prollig, sondern eher autoritär und respekteinfordernd – bis zur 100 km/h-Marke.

Doch nicht nur Längsbeschleunigung beherrscht der Audi S8 quattro, sondern bietet auch dank sehr präziser Vierrad-Lenkung und einem (optionalen) Aktivfahrwerk auch bei Kurvenjagden und Serpentinen Fahrspaß par excellence. Es scheint, als könne die Kombination aus Lenkung, Antrieb und Fahrwerk das mit knapp 2,3 Tonnen nicht unbedingt geringe Gewicht irgendwie aus der Gleichung heraushalten. Auch handlicher wirkt das 5,19 Meter lange Fahrzeug durch diese Vierrad-Lenkung.

Er fährt sich so mehr wie ein Sportwagen als eine Oberklasselimo. Es ist beeindruckend, mit welcher Vehemenz selbst bei Tempo 200 noch Vortrieb generiert wird. Bei 250 km/h wird elektronisch allerdings Schluss gemacht. Dass deutlich mehr möglich wäre, spürt man nicht nur beim Erreichen dieser technologischen Bevormundung, sondern auch, wie das Auto bis dahin marschiert.

Bei dieser Leistung ist zweifellos auch das Thema Verbrauch interessant. Und hierbei zeigt der Audi exakt dasselbe breite Spektrum wie bei seiner Fahrcharakteristik. Im Drittelmix genügten dem potenten Ingolstädter 14,4 Liter auf 100 Kilometer, während er auf der Sparrunde sogar mit nur 8,1 Liter auskam.

Gänzlich anders sieht das Ergebnis bei Vollgasfahrten aus. Hochgeschwindigkeitsfahrten oder generell am Limit bleibend, laufen deutlich mehr als 20 Liter durch die acht Brennräume. Ein Kostverächter ist der Audi also definitiv nicht.
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Ausstattung, Komfort & Technik
Als Speerspitze der 8er-Modellreihe von Audi ist der S8 quattro von Haus aus bereits gut ausgestattet. Neben einem Luftfahrwerk mit inkludierter Niveauregulierung, dem Sportdifferenzial und der Vierrad-Lenkung, gehören auch extrem helle Matrix-HD-Scheinwerfer dazu, deren feingranulare Auflösung für exzellent saubere Ausblendungsmanöver sorgt.





Noch feiner und exzellenter wird es mittels „Digital HD Matrix-Licht“ mit noch höherer Auflösung und Reichweite. Kostenpunkt: 1.820 Euro.
Auch ab Werk in der Limousine sind das MMI Navigations-Infotainment, ein elektrischer Heckdeckel mit Fußsensor, 20 Zoll-Räder und ein wohlklingendes Bang & Olufsen Soundsystem. Soll es akustisch in Richtung Konzertrefugium gehen, bietet Audi ein Upgrade zur „Advanced“ Referenzanlage, die 1.920 Watt Musikleistung auf 23 Lautsprecher verteilt. Dieses große Upgrade schlägt dann mit 5.375 Euro zu Buche.





Gegen Aufpreis gibt‘s auch 21 Zoll-Räder (rund 2.300 Euro), ein Nachtsichtsystem (2.300 Euro), ein Head-up Display (1.500 Euro), eine elektrische Zuziehhilfe für die Türen (680 Euro) ein Rear Entertainment mit zwei Bildschirmen inklusive TV-Funktion plus Digitalradio und einem Touchscreen zur zusätzlichen Bedienung in der Armauflage im Fond (zusammen 3.400 Euro) und vieles mehr. Dass Dinge wie eine Lenkradheizung in so einem Auto noch 230 Euro kosten sollen, finden wir allerdings ein wenig unverschämt.




Der mehrfach angesprochene Designpaket „Audi exclusive“ gibt es in zwei Varianten. Am und im Testwagen kam die Variante „Schwarz-karmesinrot“ zum Einsatz. Für 8.450 Euro extra gibt’s jede Menge schwarze Details am Außenkleid sowie rote Akzente im Interieur.
Was kostet ein Audi S8 quattro?
Beim Preis zeigt die Speerspitzer der 8er-Reihe nicht weniger mit Nachdruck, was diese darstellt. Ab 157.350 Euro startet die Sportlimousine aus der Oberklasse. Damit ist er rund 10.000 Euro günstiger als der gleichstarke BMW 760e, der als Plug-in Hybrid aber deutlich schwerer ist. Ein AMG S 63 ist mit über 210.000 Euro exorbitant teurer, spielt aber auch leistungstechnisch (802 PS) in einer anderen Liga.

Obendrein gilt auch für das beste Pferd im 8er-Stall in Ingolstadt – wie sollte es auch anders sein – es gibt eine Optionsliste, die es in sich hat. Von „alles in Leder“ über Matrix-LED-Leseleuchten (!) bis zu Carbon-Keramikbremsen gibt es fast nichts, was es nicht gibt.
Legt der geneigte Käufer auf alles wert, was in dieser Liste zu finden ist, erreicht der Kaufpreis des Audi S8 quattro problemlos die 220.000 Euro-Grenze.
Fazit – Agiler Überflieger mit Noblesse
Für uns steht fest: Gegen den Audi S8 quattro hat die Konkurrenz aktuell kein echtes Kraut am Wachsen. Selbst sechs Jahre nach seinem Debüt überzeugt die Limousine auf breiter Front. Bei BMW gibt’s mit dem 760e zwar ein gleichstarkes Modell, welches aber performancetechnisch aufgrund seines zusätzlichen Batteriegewichts dem Audi nicht ebenbürtig sein kann.

Auch bei AMG gibt es aktuell keinen direkten Konkurrenten, weil der S 63 (mittlerweile auch ein Plug-in Hybrid) deutlich leistungsstärker und teurer geraten ist. So bleibt der S8 das Nonplusultra, wenn es um eine Sportlimousine in der Oberklasse geht.
Und er überzeigt nahezu vollumfänglich. Leistung, Fahrcharakteristik und Komfort bewegen sich auf Höchstniveau. Lediglich das Infotainment wirkt im Vergleich zu den Pendants aus Süddeutschland mindestens angestaubt. Es erfüllt dennoch seinen Zweck, wenn auch nicht so hypermodern und trendgerecht.

Aber was der Audi ganz besonders beherrscht, ist eine Breitbandigkeit im Fahrverhalten, die von wie auf Wolke 7 gleitender Luxuskarosse bis zum ausgemachten Sportgerät reicht. Was diese Limousine an Performance bietet, lässt viele echte Sportler in Reihe erblassen.
Dass Ganze hat einen entsprechend saftigen Preis und wenn der Einstiegspreis noch im Wettbewerbsvergleich als annehmbar erscheint, ändert sich das ganz schnell, sobald der Aufpreiskatalog bemüht wird. Auch verbrauchstechnisch macht der Ingolstädter keinen Hehl aus seinen Ambitionen. Er kann zwar durchaus im einstelligen Bereich der Litermaßeinheit für Superbenzin bewegt werden, aber dann braucht es eigentlich auch nicht das S-Modell der Audi 8er-Riege.
Allerdings ist für die Käuferschicht so etwas wie der Verbrauch lediglich sekundär von Interesse. Zumal ebendiese Schicht als sehr dünn betrachtet werden muss. Lediglich 1.560 Zulassungen gab es im vergangenen Jahr vom Audi S8 quattro. Eigentlich schade, wenn man das Potenzial dieses Autos aus allen Perspektiven betrachtet.


Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- zeitlos elegante und dynamische Optik
- viel Platz und hoher Komfortlevel
- herausragende Fahrleistungen
- facettenreiche Fahrcharakteristik
- phantastisches Handling
- enorm vielfältige Ausstattungsoptionen
Contra:
- hoher Verbrauch
- Aufpreisliste für über 60.000 Euro an Optionen
- Multimedia-Infotainment im Konkurrenzvergleich leicht angestaubt
Konkurrenz: BMW 760e, Mercedes-AMG S 63
Technische Daten: Audi S8 quattro tiptronic
- Farbe: Gletscherweiß Metallic
- Fahrzeugklasse: Oberklasse / Limousine
- Länge x Breite x Höhe (m): 5,19 x 1,95 (2,13 mit Außenspiegel) x 1,48
- Radstand (mm): 2.998
- Antrieb: V8 Biturbo-Ottomotor mit OPF
- Hubraum (ccm): 3.996
- Hybridart: Mild-Hybrid
- max. Leistung: 420 kW (571 PS) bei 6.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 800 ab 2.050 bis 4.500 rpm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik tiptronic
- Antriebsart: Allrad
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 11,5 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 14,4 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 260 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6e 36EA
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 3,8
- Wendekreis (m): 11,4
- Bodenfreiheit (mm): k. A.
- Kofferraumvolumen (l): 505
- Leergewicht (kg): 2.295
- Zuladung (kg): 540
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/2.300
- max. Stützlast (kg): 95
- max. Dachlast (kg): 90
- Tankgröße (l): 82
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: ca. 180.000 Euro (Basispreis: 157.350 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.