Gesprächsthemen, die inhaltlich die automobile Oberklasse tragen, werden hierzulande üblicherweise mit den bekannten Platzhirschen bedient und die Chance, dass dabei die Sprache auf einen Cadillac CT6 kommt, ist eher gering.
Wobei das gelinde gesagt noch untertrieben ist. Dabei ist sowohl Preis als auch Ausstattung sowie die Motorisierung dieses Amerikaners mehr als berücksichtigungswürdig. Zudem wirkt der CT6 trotz amerikanischer Züge deutlich europäischer als frühere Modelle. In puncto Fahreigenschaften und Ausstattung verstärkt sich dies sogar exorbitant.
Grund genug, um der US-amerikanischen Oberklasselimousine unters Blechkleid zu schauen. „Cadillac Touring“ – dafür steht das Modellkürzel CT des GM-Mitglieds. Ob dieses CT auch einem GT – also Gran Tourismo – entspricht, soll unter anderem unser ausgiebiger Test erörtern.
Strafzölle hin, Gegenmaßnahmen her – Autos kann man auf beiden Seiten bauen, soviel steht fest. Auch wenn die Philosophie mitunter getrennte Wege geht, so finden sich in einigen Punkten immer wieder Gemeinsamkeiten – und das verbindet. Der Cadillac CT6-Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motorisierung und Fahreigenschaften
- Assistenz, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Long Vehicle meets Luxury-Line
Fährt ein Cadillac CT6 vor, entsteht nicht selten der Eindruck, dass in dieser Limousine eine Very Important Person unterwegs sei. Mit Abmessungen wie eine typische Staatskarosse – wir sehen hier eine 5,18 Meter Limousine – und einem durch eine hohe Gürtellinie fast festungsartigen Charakter, sichert sich diese Oberklasselimousine von Anbeginn ein Höchstmaß an selbstbewusstem Statement.
Mit einem markentypischen Frontgrill und den charakteristischen, vertikal verlaufenden LED-Tagfahrlicht-Säulen, die mit den LED-Scheinwerfern eine optisch aufreizende Liaison eingehen, setzt sich der Cadillac CT6 gekonnt in Szene und versprüht Oberklasseflair in Überdosis.
Eine ohnehin endlos lang wirkende Seitenlinie wird durch den vorne extrem kurz gehaltenen Überhang, eine nicht enden wollende Motorhaube und die weit in den Kofferraum hineinlaufende C-Säule des opulenten Greenhouses weit über das optische Maß gestreckt. Der bereits augenscheinlich exorbitante Radstand trägt diesem Eindruck zusätzlich bei.
Am Heck markiert die spoilerartige Abrisskante, welche gleichzeitig die nach hinten ansteigende Gürtellinie auslaufen lässt, einen hüfthohen und somit ebenso burgähnlich, uneinnehmbar erscheinenden Abschluss. Die vertikal verlaufenden Heckleuchten und eine vierflutige Abgasanlage runden das somit auch klar potent wirkende Erscheinungsbild gekonnt ab.
Cadillac-Insider werden auch sofort die typische, vertikal verlaufende Mittelnaht am Heck erkennen und diese zum Anlass für anerkennendes Kopfnicken nehmen.
Zusammenfassend wirkt der optische Auftritt des Cadillac CT6 überaus stimmig, und trotz der Größe dieser Limousine bewahrt sie sich aus jeder Perspektive einen gewinnenden Charme und den Hauch Eleganz, den man von einer Oberklasselimousine erwartet.
Nicht erwartet haben wir die bereits am Cadillac XT5 aufgefallene, maximal Mittelklasseniveau standhaltende Verarbeitung bei den hinteren Türgriffen. Einen solchen Fauxpas darf man sich bei einem Modell der Oberklasse schlichtweg nicht leisten. In diesem Segment wird zumindest hier in Mitteleuropa akribisch auf jedes Detail geachtet. Derartige Dinge stören den Gesamteindruck daher nachhaltig.
Interieur – Lack und Leder
Glücklicherweise gibt es im Innenraum – vom Kofferraum mal abgesehen, doch dazu später mehr – des Cadillac CT6 keine derartigen Defizite. Im Gegenteil. Hier herrscht Oberklasseflair bis in den kleinsten Winkel.
Die Materialauswahl wirkt absolut standesgemäß und die Kombination gefällt sowohl Auge als auch Hand- und Sitzflächen. Feines, teilweise perforiertes Semianilin-Leder trifft hochglänzendes Choco-Noir-Holzdekor aus echtem Sapelli-Mahagoni – ein wunderschön warmer Braunton. Akzentuierende Nähte sowie augenschmeichelnde Karbonfaserelemente in Bronze runden dieses Ensemble gekonnt ab und fügen dem luxuriös-gediegenen Anspruch eine nicht minder edle, sportliche Note hinzu. Großes Kino.
Dabei kann sich die gesamte Verarbeitung absolut sehen lassen – auch wenn sie sich nicht mit einer handgearbeiteten Windsorlederlandschaft messen kann. Aber in Anbetracht des Preises – angesprochene Windsortierhäute zieren meist Fahrzeuge, die mindestens das Dreifache kosten – erhält man eine wunderschöne, edel anmutende und überaus komfortable Inneneinrichtung.
Nahezu majestätisch zeigen sich die Platzverhältnisse im Cadillac CT6. Großzügig geschnittene Sitzflächen und überschwängliche Arm-, Kopf- und Beinfreiheit auf allen Plätzen sind ein weiterer Garant für ein Oberklassemitglied. Lediglich der mittlere Platz auf der zweiten Reihe sollte nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Zur Nutzung dieses Platzes muss die massive Mittelkonsole nach oben geklappt werden. Das geschieht über eine per Knopfdruck elektrisch betätigte Entriegelung.
Viel besser als für einen Sitzplatz taugt allerdings ebendiese bequeme Mittelkonsole mit allen entsprechenden Annehmlichkeiten für die Passagiere auf den Außenplätzen.
Dazu können die vorderen und die beiden äußeren Plätze hinten in mehreren Stufen sowohl beheizt als auch belüftet werden. Zusätzlich stehen auch mehrere Massagefunktionen auf diesen Plätzen zur Verfügung, wozu wir später noch genauer kommen werden.
Der Kofferraum, dessen Zugang elektrisch – auch vom Fahrerplatz aus – bedient werden kann, verfügt auch über eine Gestensteuerung, welche in unserem Test allerdings nicht immer zuverlässig funktionierte und mitunter mehr als drei Versuche benötigte, um die Klappe zu öffnen.
Ein Volumen von 433 Litern entspricht eher nur durchschnittlicher Natur, den man bei dieser Fahrzeuggröße einfach gute zwei Nummern größer erwartet hätte. Doch die gewonnenen Räumlichkeiten kommen in erster Linie den Insassen zugute. Und außerdem gibt es zumindest eine Durchlademöglichkeit.
Unschön fanden wir die sehr unsauber anmutende Verkleidung der Öffnungsmechanik im Kofferraum. Das passt wiederum überhaupt nicht zu einem Oberklassefahrzeug. Hier besteht ebenfalls etwas Nachbesserungspotenzial.
Motor & Fahreigenschaften – drehwillig, wendig, komfortabel
Das „TT“ hinter der 3.0 auf dem Kofferraumdeckel steht für Twin Turbo. Der 3.0-Liter-V6-Benziner wird entsprechend durch zwei Turbolader zwangsbeatmet und generiert dadurch 417 PS sowie kraftvolle 555 Newtonmeter maximales Drehmoment, für die allerdings 5.100 Touren anliegen müssen.
Für diese respektable Leistung muss der Sechszylinder entsprechend bei Laune gehalten werden, was er erstens absolut willig geschehen lässt und zweitens dies die 8-Gang-Automatik Hydra-Matic übernimmt. Diese klassische Wandlerautomatik schaltet butterweich, hat aber aufgrund der erst bei hohen Drehzahlen vollends verfügbaren Leistungen immer gut zu tun.
Dadurch kommt es bei nahezu jedem Druck auf das Gaspedal dazu, dass die Automatik auch mehr als eine Fahrstufe herunterschaltet. Auch wenn dies sehr sanft geschieht, merkt man es anhand der Drehzahländerung und – je nach Vehemenz – auch an der jeweiligen kurzen aber spürbaren Zugkraftunterbrechung.
Die vorhandene Zylinderabschaltung kommt dadurch entsprechend selten zum Zug und lässt die sechs Brennräume den Großteil der Arbeit gemeinsam verrichten. Nur ab und an entkoppelt das System zwei Zylinder und überlässt den in der Pflicht verbleibenden Vieren die Arbeit.
Die ständigen Gangwechsel bringen eine kleine Prise Nervosität in das Fahrerlebnis, ohne jedoch dabei in irgendeiner Form angestrengt zu wirken. Dennoch fanden einige der Redakteure diesen Hang zu hohen Drehzahlen als etwas störend oder zumindest für eine Oberklasselimousine nicht ganz passende Eigenschaft, wie unter anderem dieser Bordbucheintrag eines Redakteurs zeigt:
Klingt ja oft recht ambitioniert, aber möchte man das in einer Reiselimo der Oberklasse so haben?
Doch bleiben wir bei dieser Ambition: Gibt man dem Cadillac CT6 die Sporen, treten komfortbezogene Eindrücke eh mehr in den Hintergrund und man genießt die kraftvolle Leistungsabgabe des – wen wundert es – äußerst drehwilligen Motors.
Bis zum roten Bereich können die einzelnen Gänge problemlos ausgefahren werden und der dabei generierte Vortrieb weckt bei jedem Fahrer definitiv auch sportive Endorphine. Gierig spult der V6 das Drehzahlband ab und steigert seine Lebhaftigkeit und Kraftabgabe mit jedem Plus an Kurbelwellenumdrehung.
Nach nur 5,7 Sekunden hat der Cadillac CT6 bereits die 100-km/h-Marke erreicht und sprintet danach souverän weiter bis zur abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Selbst bei 200 km/h spürt man den Kickdown noch deutlich und der V6 legt sich in dem Fall mächtig ins Zeug.
Akustisch zeigt sich der Sechszylinder mit doppelter Aufladung bei dieser Behandlung allerdings nicht so zurückhaltend, wie man es von einem „Gentleman“ erwarten würde – trotz hervorragender Dämmung des Innenraums. Er ist in hohen Drehzahlen stetig vernehmbar, allerdings ohne dabei nervig zu klingen.
Vielmehr macht er mit einem energischen Fauchen auf sich aufmerksam, was gut zum forcierten Fahren passt, weniger jedoch zur Oberklasse. Zugute heißen möchten wir aber an dieser Stelle, dass der Motor so gut wie das Einzige ist, was man im Innenraum des Cadillac CT6 vernimmt. Fahr- und Windgeräusche bleiben hervorragend gedämmt zum Großteil draußen.
Zeigt man dagegen eine ausgeprägte Gelassenheit, bleibt auch die Drehzahl überwiegend in gemäßigten Bereichen – zumindest so lange, bis eine Steigung oder ein etwas zu beherzter Druck auf das Gaspedal sofort wieder die Geister des V6 auf die Bühne rufen.
Das Fahrwerk bewahrt die Insassen jederzeit mit einer stoischen Gelassenheit vor jedweder Unausgeglichenheit der genutzten Fahrbahn. Daran ändern selbst die großen 20-Zoll-Räder nichts. Die Reisewilligkeit wird dadurch enorm gefördert und dies kann man im Cadillac CT6 auch in bestem Komfortmodus genießen. Selbst stundenlange Aufenthalte in der Oberklasselimousine mindern nicht das äußerst angenehme Gefühl, in erhabenem Ambiente mit einer Vielzahl an Annehmlichkeiten verwöhnt zu werden.
Dazu fährt sich der Cadillac CT6 überaus handlich, man hat nie das Gefühl, eine derart große Limo um die Kurven zu wuchten. Mit Sicherheit trägt die Allradlenkung einen nicht unbeträchtlichen Teil hierzu bei. Dennoch könnte die Lenkung ein wenig mehr Direktheit vertragen. Manchmal fehlt ein bisschen das Feedback zur Fahrbahn, aber unsicher wirkt das knapp zwei Tonnen schwere Gefährt nie.
Dank Allradantrieb bleibt der große Ami auch in so gut wie allen Fällen spurtreu und verliert auch bei nassen oder glatten Straßen selten die Traktion. Dieses hohe Maß an Fahrsicherheit gefiel uns außerordentlich und konnte nur durch einen anderen Aspekt noch getoppt werden.
Als echte Überraschung offenbarte sich nämlich die Bremsanlage. Die von Brembo entwickelte Verzögerungseinheit ging auf Wunsch mit beeindruckend brachialer Vehemenz an die Arbeit und beherrschte die kinetische Energie des Cadillac CT6 absolut souverän. Dazu gefiel auch die exakte Dosierbarkeit allen Testfahrern und sorgte immer wieder für Lobeshymnen, wie diese:
Die Brembos verdienen definitiv Gold. Dosierbar, wie per Goldwaage und ein Ankerwurf bei voller Fahrt kann bestimmt nicht mehr bewirken, als wenn diese Zangen zupacken.
Verbrauchstechnisch fuhr unser Testwagen mit 11,6 Liter im Drittelmix auf die obligatorischen 100 Kilometer, wobei das offerierte Spektrum der Verbrauchscharakteristik bedeutend breiter gefächert war.
Minimalistisch zeigte sich der Durst des Sechszylinders bei stark zurückhaltender Fahrweise und belohnte diese Fortbewegungsart mit Verbräuchen um die acht Liter. Beim Ausnutzen der Drehzahlbände und allseitigem Einsatz der Sporen kletterte der Verbrauch allerdings auch schon mal bis an die 18 Liter.
Assistenz, Komfort, Sicherheit
Alle drei Themen werden in dieser Oberklasselimousine sehr ernst genommen, wie unsere Testszenarien bewiesen. Eine Heerschar an Assistenten erleichtern dem Fahrer den Einsatz und sorgen dadurch für ein hohes Maß an Sicherheit.
Fangen wir mit dem adaptiven Tempomaten an, der im Test eine fehlerfreie und vor allem flüssige Arbeitsweise zeigte. Es gab keine hektischen Manöver und man baute bereits nach kurzer Zeit eine solide Vertrauensbasis zu diesem Assistenzsystem auf. Die im Cadillac XT5 bemängelten zu kurzen Abstände zum Vordermann waren hier zu keinem Zeitpunkt ein Thema.
Als typisch Cadillac kann man den digitalen Innenrückspiegel bezeichnen, der dank farbigem TFT-Display einen blendfreien Blick auf den rückwärtigen Verkehr erlaubte. Am Anfang ist dies immer etwas gewöhnungsbedürftig, doch bereits nach wenigen Kilometern hat man sich als Fahrer daran gewöhnt. Wer dies jedoch nicht möchte, kann den Bildschirm per Knopfdruck auch in einen normalen Rückspiegel verwandeln.
Das Cadillac Cue Infotainment- und Navigationssystem mit dem 10-Zoll-Touchscreen als zentrale Anzeige- und Bedieneinheit lässt sich einfach und selbsterklärend bedienen, ohne sich dabei ständig entstehende Fragezeichen von der Kopfhaut kratzen zu müssen.
Einzig die neben der Touchfunktion angebotene Bedienung per Touchpad, welches auf der Mittelkonsole platziert wurde, benötigt ein bisschen Eingewöhnung und noch ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl, da sie ausgesprochen sensibel auf die kleinste Bewegung reagierte. Das machte eine Bedienung während der Fahrt nahezu unmöglich.
Mit einer schnell berechneten und übersichtlichen Routenführung findet man sicher zum gewünschten Ziel und die Spracheingabe ermöglicht zusätzlich die Zieleingabe, ohne dabei den Blick von der Straße nehmen zu müssen.
Mit der dynamischen 12.3-Zoll-Instrumentengruppe als Cockpitdisplay hat der Fahrer verschiedene Möglichkeiten, die Anzeigeoptionen nach seinem Geschmack zu konfigurieren. Der zentrale Teil dieses Displays übernimmt zudem die Anzeige des Nachtsichtsystems „Enhanced Night Vision“, wobei ein Echtzeit-Infrarotbild in das zentrale Blickfeld des Fahrers projiziert wird. Anders als bei anderen Anbietern dieser Nachtsichttechnologie funktioniert dieses System ausschließlich bei Dunkelheit.
Hier glänzt es dann allerdings mit einer gestochen scharfen Darstellung und einer blitzschnellen Erkennung von Fußgängern, Radfahrern und Tieren jeglicher Art, welche bei Identifizierung als solche mit einem gelben Rahmen gekennzeichnet werden. Kreuzt eines dieser erkannten „Hindernisse“ die Fahrtrichtung, kommt es zum Alarm in Form einer roten Umrahmung plus akustischem Hinweis und der Kollisionsassistent bringt in Ernstfall den Cadillac CT6 zum Stehen.
Vervollständigt wird das Informationsportfolio durch ein farbiges Headup-Display, welches den Fahrer mit einer Vielzahl an Parameteranzeigen beglücken kann, ohne dass dabei der Blick von der Straße genommen werden muss.
Für jede Menge Komfort sorgen die bereits angesprochenen, sehr komfortablen Sitze mit ihren vielen Einstell- und Klimatisierungsmöglichkeiten. Clever: Die Sitzheizungen lassen dem Platzgenommenen die Wahl zwischen dem Aufwärmen nur der Sitzflächen oder das Beheizen von Sitzflächen und Rückenlehnen gemeinsam. Selbstverständlich steht für die vier Sitzplätze auch eine Memory-Funktion zur Verfügung.
Die Massagefunktion kann zwar nicht mit denen des 7er BMW konkurrieren, sorgt aber dennoch für ein ausgesprochen angenehmes Entspannungsniveau und möchte nach einiger Zeit nicht mehr gemisst werden.
Das Bose Panaray Centerpoint Surround Sound-System mit sage und schreibe 34 Hochleistungslautsprechern, inklusive des elektrisch ausfahrenden Center-Speaker mittig auf dem Armaturenbrett, buhlt mit Vehemenz um akustische Aufmerksamkeit bei den platzgenommenen Insassen. Mit einem warmen, sehr dynamischen Klangbild zauberte es vielen Redakteuren ein frohsinniges Lächeln ins Gesicht.
Mit tiefgründigen Bassorgien sowie selektiv erkennbaren Mitten und glasklaren Höhen erübrigt sich so gut wie jede andere Konversation im Innenraum. Dem klanglichen Bann dieses Soundsystems, welches eigens für den Cadillac CT6 entwickelt wurde, kann man sich schwerlich entziehen.
Auch das Rücksitz-Entertainment-System mit zwei ausfahrbaren LCD-Bildschirmen – im ausgeschalteten Zustand verschwinden diese vollständig in den Sitzlehnen – bedient sich dieser Soundanlage und erweckt beim Abspielen eines entsprechenden Films durchaus authentische Kinoeindrücke.
Auch Infrarot-Kopfhörer – gemeinsam mit einer Fernbedienung im Stauraum der hinteren Mittelkonsole aufbewahrt – gehören zu diesem Entertainment-System und erlauben den für andere Insassen störungsfreien Genuss in akustischer Form.
Am unteren Ende der Mittelkonsole findet sich der Slot für das hierfür oft notwendige Bluray-DVD-Laufwerk und auch einige USB-Anschlüsse sowie ein 230-Volt-Anschluss, der bis zu 400 Watt liefern kann.
Vor dem mittels clever angelegten Mechanismus nach beiden Seiten zu öffnenden Ablagefach der vorderen Mittelkonsole befindet sich der Einlegeschacht für das induktive Laden von Mobiltelefonen. Beim Test dieser Ladestation haben wir festgestellt, dass das Laden bei einem hohen Akkuladezustand nicht aktiviert wird.
Der Name „Ultra View“ kann für das Glasdach aufgrund seiner Größe nicht treffender sein, dessen vordere Hälfte auch zu Öffnen ist. Zusätzlich kann die gesamte Glasfläche mit einem elektrischen und nontransparenten Rollo verdeckt werden.
Die Sonne sowie neugierige Blicke halten das elektrische Heckrollo sowie die beiden manuell bedienbaren Seitenrollos an den hinteren Türen fern.
Auch eine Parkautomatik befindet sich an Bord der Oberklasselimousine. Und deren Arbeit haben wir in mehreren Tests als überaus zuverlässig begutachten können. Sicher tastet sich die Limo in die zuvor gefundene Lücke und lässt den CT6 wenige Augenblicke später akkurat, wie vom jahrzehntelang Erfahrungen gesammelten Chauffeur dirigiert, in der Parklücke thronen.
Sicherheitsplus: Bei herannahendem Querverkehr hinter dem Cadillac warnt der Assistent und bremst bei Nichtbeachtung auch. Das funktioniert auch, wenn man die Warnungen der Parksensoren in den Wind schlägt und einfach auf ein Hindernis zuhält. Dadurch sollten Kaltverformungen im Fall dieser Limousine fast ins Reich der Legenden verschwinden.
Apropos Sicherheit: Fasten Seat Belt – Nach dem Anschnallen werden die angelegten Gurte ab einer Geschwindigkeit von 10 km/h sanft straff an den Körper gezogen, damit der lückenlose Sitz für eine hundertprozentige Funktion des wichtigsten Rückhaltesystems im Auto gesichert ist.
Die Voll-LED-Scheinwerfer konnten im Test weitestgehend überzeugen. Während die Helligkeit als sehr gut einzustufen ist, konnte die Homogenität der Dioden jedoch nicht mit den Xenon-Scheinwerfern vom Cadillac CTS-V mithalten.
Insgesamt genügt die Ausleuchtung jedoch in allen täglichen beziehungsweise nächtlichen Szenarien im Übermaß. Der Fernlichtassistent blendete indes frühzeitig ab, sodass kaum jemand es für nötig hielt, uns mittels Lichthupe zum manuellen Abblenden aufzufordern.
Varianten und Preise des Cadillac CT6
Die Oberklasse von Cadillac gibt es in zwei Varianten, Luxury ab 73.500 Euro und Platinum ab 95.900 Euro. Wie üblich bei Cadillac, ist bereits die Einstiegsversion sehr umfangreich ausgestattet, wobei die Platinum-Version im Grunde über eine komplette Vollausstattung verfügt.
Nur bei der Lackierung kann man noch aus einer von insgesamt acht zusätzlichen und allesamt aufpreispflichtigen Farbgebungen wählen und bei der Innenausstattung hat man die Wahl zwischen schwarz, oder hellem Very Light Cashmere – ohne Aufpreis. Das war es auch schon mit der Aufpreisliste, bei der man immer noch klar unter der 100.000-Euro-Grenze bleibt. Wenn man dagegen die schier endlosen Optionslisten der Konkurrenz sieht, ein großer Vorteil.
Als Motor steht in Deutschland und Europa aktuell der hier getestete 3.0-V6 Benziner als einziges Aggregat zur Verfügung. Für das Modelljahr 2019, bei dem die Oberklasselimousine auch deutliche optische Upgrades erhalten wird, ist zusätzlich auch ein 4.2-Liter-V8 Biturbo mit 550 PS geplant. Mit Sicherheit wird diese Motorisierung in diesem Flaggschiff mehr als standesgemäß agieren – dessen sind wir uns bereits jetzt sicher.
Fazit – rare Noblesse als Preis-Leistungs-Hammer
Insgesamt hat sich der Cadillac CT6 in unserem Test als souveräne Oberklasselimousine bewährt. Mit kleinen Abstrichen in der Motorisierung und in der Verarbeitung kann sich der Luxury-Caddy dennoch absolut sehen lassen.
Im Grunde präsentiert sich der Cadillac CT6 als gediegene Understatement-Alternative zu S-Klasse und Co. Legt man darüber hinaus noch den Gesamtpreis von 95.900 Euro zu Grunde, so erhält der Kunde in der Platinum Ausführung eine nahezu absolute Vollausstattung zu einem Preis, der bei der deutschen Konkurrenz nicht viel mehr als eine Basisausstattung hergibt.
Mit typisch amerikanischem Design und auch deutlich europäischen Zügen, einer Fülle an technischen Innovationen und relativ wenig Kritikpunkten sollte sich der Cadillac CT6 in Europa vor allem bei extrovertierten Persönlichkeiten, die ungern im Mainstream mitschwimmen, nicht geringer Beliebtheit erfreuen.
Bei bundesdeutschen Zulassungszahlen im letzten Jahr, welche sich noch deutlich im zweistelligen Bereich aufhalten, sollte definitiv noch Luft nach oben sein. Schließlich fährt man mit dieser Limousine auch eine interessante Portion rare Individualität, wie man sie sonst nur bei Supersportlern oder streng limitierten Sondermodellen findet.
Inwieweit sich dies in Zukunft entwickelt, bleibt abzuwarten. Richtig ist aus unserer Sicht der Schritt zum Achtzylinder im Modell 2019. Wenngleich der Preis damit die 100.000-Euro-Grenze überschreiten dürfte – ein Schnäppchen bleibt er damit aber dennoch unangefochten.
Text / Fotos: NewCarz
Technische Daten: Cadillac CT6 Platinum
Farbe: Black Raven Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 5,18 x 1,88 x 1,47
Radstand in mm: 3.109
Motor: V6-Bi-Turbo Benzinmotor
Leistung: 307 kW (417 PS) bei 5.700 rpm
Hubraum: 2.997 ccm
Max. Drehmoment: 555 Nm bei 5.100 rpm
Getriebe: 8-Stufen Automatik Hydra-Matic
Antrieb: Allrad
Verbrauch kombiniert (NEFZ-Norm): 9,8 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 11,2 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 223 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,7 Sekunden
Leergewicht: 1.950 kg
Laderaumvolumen: 433 Liter (mittige Durchlademöglichkeit vorhanden)
Kraftstofftank: 72,7 Liter
Neupreis des Testwagens: 95.900 Euro
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.