Mit markanter Folierung und einem großen Loch in der Motorhaube tritt zum Jahresstart ein ganz besonderes Fahrzeug zum Test an – NewCarz präsentiert den Callaway Camaro SC630! Fahrbericht.
Das Loch in der Haube
Wir berichteten bereits im Rahmen eines Events beim Autohaus Kramm in Berlin über die ersten in Europa gebauten Callaway-Fahrzeuge. Umso spannender war der Erstkontakt mit dem vom Haustuner veredelten Camaro. Der erste Eindruck des Callaway Camaro SC630 fällt aufgrund der aufwendigen Folierung von London Junkies durchaus spannend aus.
Ungeachtet dessen, gibt es ein weiteres, signifikantes Merkmal des Über-Camaro, welches sofort ins Auge sticht. Zwischen den beiden Hutzen auf der Motorhaube thront ein fast rechteckiges Loch, aus dem ein Stück des Motors ragt.
Dazu gesellt sich im Falle unseres Testwagens eine geänderte Frontschürze, die – wie jeder Callaway Camaro – ein „SC630-Emblem“ im Kühlergrill trägt.
Die Seitenpartie des Supersportlers ist derweil baugleich mit dem klassischen V8-Camaro. Gleiches gilt für das Heck. Allerdings kann auf den vorderen Kotflügeln sowie am Heckdeckel auf Wunsch je ein Callaway Schriftzug in dicken Lettern angebracht werden.
Auch im Innenraum geht es sehr seriennah zu. Lediglich die Callaway Fußmatten sowie eine Plakette im Innenraum auf der Instrumententafel dienen dem Betrachter als Erkennungszeichen, können aber auf Wunsch weggelassen werden.
Leistungszuwachs durch Kompressor
Der Callaway Camaro SC630 generiert eine Leistung von 630 PS und stemmt maximal 850 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Das entspricht einem Leistungszuwachs von 177 Pferdestärken respektive einem Plus von 233 Newtonmetern.
Die Hauptrolle spielt hierbei ein „GenThree Supercharger“ genannter Kompressor. Dieser verfügt über ein sogenanntes TripleCooled-Ladeluftkühlsystem, welches im Kompressor integriert ist. Im Zusammenspiel mit optimierten Luftwegen ist das Leistungsplus permanent abrufbar.
Bei geöffneter Motorhaube fällt der Blick auf eine neue Motorverkleidung aus Carbon, die von beiden Seiten mit einem „SC630-Schriftzug“ flankiert wird. Das ohnehin schon üppig dimensionierte 6,2-Liter-Aggregat wirkt auf den Betrachter wahrlich imposant und beinahe einschüchternd. Dennoch oder gerade deshalb dürfte es nicht nur bei Muscle Car Fans für Begeisterung sorgen.
Weitere Änderungen in Bezug auf Fahrwerk, Bremsen und Co. sind indes nicht vorgesehen.
Fahrleistungen? Noch immer ein Camaro!
Dass die Leistungsentfaltung auf den ersten Metern in urbanen Gefilden denen des klassischen V8-Camaro ähnelt, überrascht uns zunächst. Kommod und smooth rollt der Über-Camaro über den Asphalt, untermalt vom altbewährten Achtender-Bollern. Das ist auch gut so, immerhin kennen wir beispielsweise vom Cadillac CTS-V eine etwas gedämpfte Klangkulisse des bewährten 6,2-Liter-Achtzylinders.
Erst abseits der Stadt setzt ein beherzter Tritt aufs Gaspedal die ganze Kraft des Boliden frei. Der Callaway Camaro SC630 spricht extrem direkt an und setzt jeden Gasbefehl adhoc in Vortrieb um. Diesen darf man dann gut und gerne als brachial beschreiben, das Leistungsplus verlangt jedoch auf der Landstraße nach betriebswarmen Reifen und trockener Fahrbahn.
Noch deutlicher fällt die Leistungssteigerung auf der Autobahn aus. Hier beschleunigt der 630-PS-Camaro selbst jenseits der 200 km/h derart rigoros, dass selbst etablierte deutsche Konkurrenten á la Porsche 911 und Konsorten Schwierigkeiten haben, mit dem US-Boliden mitzuhalten.
Die Leistungsentfaltung bleibt dabei sehr linear und auch unter Volllast verliert der Über-Camaro kein Quäntchen seiner Contenance. Dennoch darf sich der künftige Callaway-Camaro-Fahrer auch über gelegentlichen Wheelspin bei rund 140 Sachen freuen. Die Höchstgeschwindigkeit konnten wir in unserem Test nicht ermitteln, es dürften jedoch weit über 320 km/h sein. Der konventionelle Camaro V8 ist als Coupé derweil bei 290 km/h abgeregelt, das Cabriolet darf aus Sicherheitsgründen maximal 250 Sachen rennen.
Aus Sicht der Redaktion ist der Callaway Camaro SC630 die ideale Alternative zum ausschließlich in den USA angebotenen Camaro ZL1. Im Übrigen können Kunden auch eine Cabrio-Version des Über-Camaro bestellen.
Ein Manko möchten wir dem veredelten Camaro dennoch zur Last legen. Wie bereits schon bei unserem Dauertest-Camaro kritisiert, dürfte die Bremsanlage – insbesondere die vordere – etwas größer dimensioniert sein.
Ein weiteres Kapitel, in dem wir positiv überrascht wurden, betrifft den Verbrauch des Callaway Camaro SC630. Bei 630 Pferdestärken darf man gut und gerne mit Werten jenseits der 16 Liter rechnen – dachten wir. Doch wie auch unser Serien-Camaro, fällt die Callaway-Version nicht negativ durch ausufernde Trinkgewohnheiten auf. Der Mehrverbrauch liegt im Schnitt bei rund 1,5 Litern, was aus Sicht der Redaktion vollkommen in Ordnung geht.
Fazit zum Callaway Camaro SC630
Der Callaway Camaro SC630 erwies sich im Test als harmonisch gedopter US-Sportwagen, der in seinem Wesen nicht beeinflusst wurde. Der gutmütige Charakter ist geblieben, jedoch sind die Beschleunigungswerte beeindruckender und die Kraftentfaltung geschieht brachialer als bei der Serienversion.
Für knapp 80.000 Euro erhält der Kunde ein Fahrzeug, dass es performancetechnisch – wenige Abstriche einbezogen – durchaus mit der etablierten Konkurrenz aufnehmen kann.
Im Übrigen können Besitzer eines aktuellen V8-Camaro im Rahmen der „Second Chance“ ihr US-Car beim Autohaus Kramm zu einem echten Callaway umbauen lassen. Zusätzlich zur Chevrolet Werksgarantie gewährt Callaway Cars eine 36-monatige Garantie bis zu 58.000 Kilometer.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.