Dauertest Chevrolet Camaro Convertible V8
11.04.2017 – km-Stand 13.963 | Auf großer Reise
Die Zeit vergeht und die Temperaturen steigen. Das gefällt auch unserem Dauertestkandidaten und wir haben mit dem Chevrolet Camaro Convertible nunmehr bereits eine ordentliche Anzahl an Kilometern abgespult.
Von einigen kleinen Mängeln können wir nun ebenso berichten, wie von einem wahrhaft überzeugenden Head-Up-Display und einer überraschend ausgeprägten Reisetauglichkeit.
Was uns positiv überrascht hat und was stellenweise für Ärger sorgt – jetzt im Dauertestbericht.
Das Head-Up-Display – Mehr braucht kein Mensch
Das Head-Up-Display des Chevrolet Camaro ist im Ausstattungsumfang des V8 bereits enthalten. Neben der aktuellen Geschwindigkeit zeigt es auf Wunsch auch derzeit gespielte Musiktitel, grafische Navigationshinweise oder ein G-Meter an.
Der Tatsache geschuldet, dass es sich hierbei um eine farbige Projektion handelt, kann der Fahrer stets auf einen Blick die entsprechenden Hinweise voneinander unterscheiden.
Zudem gibt es links unterhalb des Lenkrades drei „Kurzwahltasten“, über welche sich die Intensität, die Anzeigehöhe und die gewünschten Informationen bestimmen lassen.
Das Dimmen des Head-Up-Displays erweist sich in der Praxis als durchaus nützlich. Vor allem bei nächtlichen Fahrten lässt sich die Projektion soweit abdunkeln, dass man stets den vollen Überblick über das Verkehrsgeschehen behält – Ablenkung? Fehlanzeige.
Gleiches gilt für die Navigationshinweise, die auf Wunsch ebenfalls auf die Scheibe projiziert werden. Hierbei werden stets alle relevanten Informationen in Form von Pfeilen und Balken farbig dargestellt. Darüber hinaus erhält der Fahrer Kenntnis darüber, in welcher Entfernung ein Richtungswechsel erfolgt beziehungsweise eine Ausfahrt genommen werden muss.
Die lange Strecke – Überraschend langstreckentauglich
Den größten Teil der bisher gefahrenen Kilometer absolvierten wir im Chevrolet Camaro Convertible auf der Autobahn. Nun können wir unserem amerikanischen Hubraum-Riesen endgültig eine außerordentlich ausgeprägte Langstreckentauglichkeit bescheinigen.
Besonders positiv aufgefallen sind uns die ausgesprochen gut gepolsterten Ledersitze, welche auf den vorderen Plätzen vollelektrisch verstellbar sind. Der Unterschied zwischen Fahrer und Beifahrer liegt hierbei lediglich in der Neigungsverstellung des Fahrersitzes. Der Beifahrersitz kommt ohne diese Option.
Nichtsdestotrotz konnte kein Redaktionsmitglied Kritik an den vorderen Plätzen äußern. Kommentare wie „der ur-amerikanische Traum im modernen Blechkleid – äußerst komfortabel, selbst nach 500 Kilometern am Stück“ oder „Wahnsinn! Ein reisetauglicher Sportwagen made in USA – dass ich das noch erleben darf“ finden wir im Bordtagebuch.
Ganz anders sieht es auf den hinteren Plätzen aus. Hier finden sich Einträge wie „Für Kinder in Ordnung, für Erwachsene eine Zumutung“ oder auch „Die Passagiere auf den hinteren Plätzen sollten nicht größer als 1,70m sein, dann passt das“. Hier können wir nur nickend zustimmen, geschlossen bietet der Camaro hinten nur Menschen bis circa 1,70 eine vernünftige Sitzposition – wenngleich diese dann auch gar nicht mal die schlechteste ist.
Durch die tiefe Platzierung des hinteren Gestühls entsteht eine Art „Kuhle“, welche den Passagier regelrecht „umarmt“. Ergo: Wer hier reinpasst, wird mit ordentlich Seitenhalt belohnt und vom großen Ami quasi „behütet“ transportiert.
Auch das Thema Verbrauch haben wir an dieser Stelle natürlich nicht vergessen. Da unsere Crew mit durchaus unterschiedlichen Fahrstilen aufwartet, können wir am Ende verschiedene Etappen abbilden und gleichzeitig ein schönes Mittel herausstellen.
Szenario 1: Der Weg ist das Ziel
9,8 Liter sind das untere Ende der Fahnenstange, größtenteils Landstraße mit geöffnetem Verdeck, Lenkrad- und Sitzheizung aktiviert und ohne jede Ambition möglichst zügig von A nach B zu kommen. Dabei hat der Fahrer jedoch nicht den ein oder anderen beherzten Tritt auf´s Gas gescheut – allerdings weniger aus Geschwindigkeits- sondern vielmehr aus akustischen Gründen.
Szenario 2: Sky is the limit
Eines möchten wir zunächst festhalten: Alle unsere Journalisten sind angehalten, sich an die geltenden Gesetze zu halten. Das gilt insbesondere für die Straßenverkehrsordnung. Dennoch bot sich einem Kollegen die Möglichkeit, in aller Frühe eine leere Autobahn zum Ansporn zu nehmen, möglichst rasch eine Strecke von rund 170 Kilometern zu absolvieren. 20,1 Liter stehen am Ende auf der Uhr. Das klingt zunächst recht hoch und mag nun auch dem ein oder anderen eine Steilvorlage für die typischen Stammtisch-Parolen à la „So ein Ami schluckt immer um die 20 Liter“ sein, aber: wer schon einmal mit einem Vierzylinder Geschwindigkeitsbereiche um die 240 km/h befahren hat, weiß, welcher Kraftstoffkonsum sich hinterher auf dem Bordcomputer abzeichnet.
Szenario 3: Einsteigen und losfahren
Das dritte Szenario ist wohl das klassischste: Man steigt ins Fahrzeug und fährt los. Die Strecke: Knapp 2.000 Kilometer – 70% davon Autobahn. Stadtverkehr, Kurzstrecke und der ein oder andere Kickdown inklusive.
12,4 Liter pro 100 Kilometer hat der Bordcomputer am Ende errechnet. Dafür, dass wir den Camaro nicht geschont haben, kann man mit diesem Wert gut und gerne leben.
Licht und Schatten – Nervige Kleinigkeiten
Seit ungefähr 2.500 Kilometern haben sich bei unserem Chevrolet Camaro Convertible ab einer Geschwindigkeit von etwa 90 km/h auf der Fahrerseite in Höhe der B-Säule zunächst sporadisch auftretende und nunmehr permanente Zuggeräusche eingestellt.
Hierbei bemerkten die Insassen jedoch zu keinem Zeitpunkt einen wirklichen Luftzug im Innenraum, lediglich die Geräuschkulisse nimmt proportional zur Geschwindigkeit zu. Ab circa 150 km/h werden diese Geräusche derart laut, dass man sich kaum noch unterhalten kann. Hier kann nur das Bose Soundsystem Abhilfe schaffen, aber dies ist nun auch nicht im Sinne des Erfinders.
Unsere erste Vermutung: Falsch angebrachte oder durch den Winter in Mitleidenschaft gezogene Dichtungen. Wir haben dies bereits der Werkstatt mitgeteilt und hoffen, dass dieser Mangel bei der in Kürze anstehen Inspektion behoben wird.
Und täglich grüßt der Heckdeckel
Zudem gestaltet sich das Öffnen des Heckdeckels oftmals als eine recht schmutzige Angelegenheit: Die über dem Kennzeichen befindliche Taste zum Öffnen erweist sich als wahrer Schmutzfänger – sehr zu Ungunsten sauberer Finger. Gleiches gilt für das manuelle Schließen des Kofferraums.
Hier können wir jedoch einen Tipp geben, der Besagtes verhindert: Der Heckdeckel kann mittels eines in der Fahrertür angebrachten Knopfes entriegelt werden. Nimmt man dann den Heckspoiler zum Öffnen und Schließen, so erspart man sich schmutzige Finger.
Quietschende Bremsen
Seit ungefähr 1.000 Kilometern melden sich die Bremsen unseres Chevrolet Camaro Convertible in regelmäßigen Abständen durch ein recht penetrantes Quietschen zu Wort. Dieses Tritt ausschließlich bei Bremsvorgängen in sehr niedrigen Geschwindigkeitsbereichen auf.
Aufgrund der Tatsache, dass die Bremsen noch immer ihre volle Leistung kompromisslos bereitstellen, gehen wir davon aus, dass mit etwas Kupferpaste hier Abhilfe geschaffen werden kann.
Der übereifrige Totwinkel-Assistent
Unser Chevrolet Camaro Convertible ist serienmäßig mit einem Totwinkel-Assistenten samt Spurwechselwarnung ausgestattet. Eine entsprechendes Symbol im Außenspiegel unterlegt mit einer hellen, orangefarbenen LED macht stets darauf aufmerksam, sobald sich etwas in selbigem befindet. Wird dennoch der Blinker gesetzt, folgt ein konstantes Blinken der Diode.
In der Praxis erweist sich das System als wirklich tüchtig – bis dato wurden sämtliche Fahrzeuge erkannt. Aber: Hin und wieder – insbesondere bei schlechtem Wetter – kommt es zu Fehlmeldungen. Dann leuchtet die Warnanzeige auf, ohne dass sich ein Fahrzeug im toten Winkel befindet. So zum Beispiel bei zügiger Fahrt auf der linken Spur, wo es in der Regel nicht möglich ist, dass sich ein Fahrzeug von links nähert.
Diese „Übereifrigkeit“ haben wir der Werkstatt ebenfalls mitgeteilt und warten nun auf entsprechende Gegenmaßnahmen. Unsere erste Vermutung: Aufgewirbelter Schmutz, der sich auf die zuständigen Sensoren setzt, sodass das System irrtümlicherweise eine Fehlmeldung herausgibt.
Die erste Inspektion ist nun bereits Sichtweite und wir werden diese natürlich ebenfalls begleiten und separat darüber berichten.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
Ein schöner Langzeittest von euch. Quietschende Bremse und Windgeräusche kann ich bei Kilometerstand 2.000 auch bieten – allerdings nur bisweilen und eher leise, mithin offenbar weniger störend als bei euch. Unterhalten kann man sich auch bei 200 km/h problemlos.
Den Totwinkel-Assistent finde auch ich eifrig, allerdings nie störend. Dass sich die einzelnen Fehlalarme händlerseitig beheben lassen, halte ich für unrealistisch. Solche Systeme können doch kaum zu 100% zuverlässig sein.
Nicht ansatzweise nachvollziehen kann ich eure Kritik am Kofferraum-Knopf: Es ist überhaupt kein Problem, den Knopf zu drücken, ohne dreckige Finger zu bekommen. Wie in aller Welt bekommt ihr den Knopf derart dreckig? Nein, ich bin kein Autoputzer. 😉
Im Übrigen dürften wir uns einig sein: Ein tolles Auto für Individualisten, das viel Spaß bereitet! 🙂
ich vermisse den Fortgang des Tests!
Hallo Herr Winkler,
ein neuer Bericht zu unserem Camaro-Dauertest erscheint morgen früh auf NewCarz. Wir wünschen weiterhin viel Spaß bei der Lektüre!
Freundliche Grüße,
das NewCarz-Team