Das bis dato wohl günstigste Elektroauto auf dem deutschen Markt soll als „Comfort“ 20.490 Euro kosten, wobei mit dem Dacia Umweltbonus 10.920 Euro fällig werden – ab dem Verkaufsstart im Herbst 2021 wird dieser Pricepoint eine Kampfansage.
Unser Vorab-Fazit nach 80 Kilometern im Großraum Köln bei optimalen Temperaturen um 15 Grad: Der Dacia Spring hat großes Potential zum Treppchen der meistverkauften E-Kleinwagen, denn die Liste an Vorteilen überragt die wenigen Kritikpunkte.
Zeit für den Blick auf unseren Testbegleiter in der „Comfort Plus“-Ausstattung, welcher ab 21.790 Euro und 12.220 Euro nach Abzug des Dacia Umweltbonus kosten wird.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Emporstrebende Sandero-Anleihen
Der Dacia Spring basiert auf dem Dacia Sandero und bietet damit die Vorteile von 15 cm Bodenfreiheit, schwarze Protektoren an Radhäusern sowie einen rustikal wirkenden, optischen Unterfahrschutz. Diese Merkmale lassen den Crossover im SUV-Look vorfahren.
Der hohe Einstieg und die aufgrund von straff gepolsterten Sitzen auch überdurchschnittlich hohe Sitzposition ist ein weiterer Pluspunkt für Fans des bequemen Erklimmen des Innenraums.
Ein wenig erinnert der Dacia Spring an einen VW T-Roc, wenn man die Front betrachtet. Damit trifft das Design des rumänisch-französischen Stromers den Zeitgeist. Das horizontale, schmale LED- Tagfahrlicht zieht sich bis in den geschlossenen Grill hinein.
Mittig ist die Abdeckung des Ladeanschlusses, welcher innen über einen Hebelzug im Fußbereich geöffnet und federleicht nach oben geklappt werden kann. Im unteren Bereich finden sich die Hauptscheinwerfer, welche bei der ersten Testfahrt bei Tageslicht nicht beurteilt werden konnten. Die Lichtautomatik verrichtete ihren Dienst verlässlich unter Brücken und in Tunneln.
Die Dachreling gehört zur Serienausstattung und weist beim „Comfort Plus“-Level unseres Testfahrzeugs farbige Akzente auf, die sich auch im Innenraum wiederholen.
Die Heckpartie des Dacia Spring wurde kantig skizziert und weist viele horizontale Linien auf, die den elektrischen Dacia breiter und etwas bullig erscheinen lassen. Die Heckklappe öffnet über einen kleinen Knopf, welcher mit erstaunlich hohem Kraftaufwand betätigt werden muss, aber dafür ist die Klappe an sich sehr leichtgängig und mit einem Finger zu bewegen.
Der Dacia Spring ist 3,73 Meter lang und 1,58 Meter breit, hat einen Radstand von 2,42 Metern und eine Höhe von 1,51 Metern. Der Wendekreis liegt unter zehn Metern und alles in allem führen die Kombination aus dem recht hohem Sitz, sehr kompakten Abmessungen und einem agil ansprechenden, elektrischen Antriebsstrang sowie der Automatik zu einem angenehm-leichten Handling in städtischen Gebieten – dazu später mehr.
Interieur – Frühlingshaft luftig
Der Dacia Spring bietet allem voran sehr viel Kopffreiheit und damit ein hohes Maß an Luftigkeit. Im Innenraum des vollelektrischen Preishits offenbart sich ein für Stromer angenehmer Minimalismus. Alle Infos zum elektrischen Betrieb liefert das neu entwickelte 3,5 Zoll große Cockpit – sehr gut lesbar, groß und absolut unmissverständlich.
Bis auf die Helligkeit ist nichts einstellbar und man hat alle Parameter wie Gesamtkilometer, Restreichweite, Powermeter in Farbe und die prozentual dargestellte Batteriekapazität im Blick.
Das ab Comfort Plus serienmäßige, bewährte und auch vielfach getestete Media-Nav Evolution mit sieben Zoll Touchscreen blieb unverändert und bietet nun die Apple-CarPlay-Schnittstelle, welche extrem schnell eine Verbindung zum Smartphone ermöglicht. Android Auto ist ebenso vorhanden, wurde aber nicht getestet. Der Bildschirm überträgt auch das Bild der Rückfahrkamera mit Einparkhilfe.
Die Sitze sind straff gepolstert und bieten keinen nennenswerten Seitenhalt, was in rasanten Kurvenfahrten etwas Körpergefühl erfordert, aber noch im Rahmen bleibt. Die Sitze sind eher rustikal und man hat mitunter das Gefühl, auf einer Bank zu thronen.
Ein Manko ist die fehlende Fußablage für den ruhenden linken Fuß, welcher sich im Testzeitraum nicht wohlzufühlen wusste – hier täte eine simple Kunststoffplatte Abhilfe, die aus ergonomischen Gesichtspunkten einfach zum Automatikfahren dazugehört.
Ebenso ist die Platzierung des Haltegriffes zum Schließen der Tür ein Manko, denn diese könnte weniger ausladend und auch auf Höhe des Türgriffes platziert liegen, um etwas mehr Beinfreiheit für den Fahrer zu schaffen. Löblich ist der runde Wahlhebel, welcher sehr intuitiv und leichtgängig zu bedienen und ergonomisch platziert wurde.
Die Rückbank bietet für kurze Strecken und nicht allzu große Passagiere genügend Beinfreiheit, wobei das Umklappen der Rückbank ein wenig Geduld erfordert. Das Kofferraumvolumen beträgt 290 Liter und 1.100 Liter werden es maximal bei umgeklappter Rückbank.
Im Kofferraum liegt das Sicherheitsset in einer Tasche mit Klettflächen, welche bereits beim Neuwagen erste Blessuren an dem Teppichstoff des Kofferraumbodens hinterließen. Unter diesem verbirgt sich das Reserverad. Auffällig: Das Handschuhfach bietet 13,3 Liter Volumen und fasst damit viel mehr Inhalt, als man bei einem Kleinwagen erwartet.
Von zentraler Bedeutung ist der Eco-Knopf, welcher sehr gut erreichbar unter der Infotainmenteinheit liegt und viel genutzt wurde – dazu nun mehr.
Antrieb und Fahreigenschaften – E-Antrieb im Dacia-Style
Der Dacia Spring ist das erste batterieelektrische Modell der Marke und die Kapazität der Lithium-Ionen- Batterie dieser Neuentwicklung beträgt 27,4 kWh. Der Elektromotor des Dacia Spring Electric bietet 33 kW beziehungsweise 44 PS Leistung und das maximale Drehmoment von 125 Newtonmetern mit Kraftübertragung auf die Vorderräder steht jederzeit zur Verfügung.
Das Fahrverhalten des Dacia Spring ist als leichtfüßig und leichtgängig zu bezeichnen. Der Elektrokleinwagen rollt, einmal in Bewegung mit angenehmem Abrollkomfort und ohne merklich-stark zu rekuperieren. Dies hat den Vorteil, dass kein One-Pedal-Effekt auftritt und dass keine merkliche Bremsung des Stromers bei Gaswegnahme erfolgt.
Zum einen ist so der Umstieg zum Elektrofahrzeug deutlich einfacher, zum anderen kann man den E-Sandero schier endlos lange ausrollen lassen und somit bei Energieverbrauch und Verschleiß sparen. Übrigens gibt es keine P-Stellung, sodass zum Abstellen des Fahrzeugs der N-Gang eingelegt und die Handbremse gezogen wird – klingt umständlich, wird aber sehr schnell zur Routine.
Zum Anrollen reicht es nicht, das Bremspedal los zu lassen, da die sogenannte Kriechfunktion – wie man sie bei konventionellen Antrieben mit Automatik kennt – nicht vorhanden ist. Ein Tritt auf das Gaspedal ist daher stets vonnöten, aber auch dies wird innerhalb weniger Kilometer Routine.
Insgesamt ist das Fahrverhalten sehr viel leichtfüßiger und das Fahrwerk ausgewogener als in herkömmlichen Dacia Sanderos: Der Dacia Spring wirkt trotz seines Gewichts recht leichtgängig-agil. Nur in schnell gefahrenen Kurven spürt man Wankbewegungen und den Drang der Fliehkräfte, was eine gewisse Eingewöhnung und Konzentration des Fahrers verlangt.
Die Gewichtsverteilung ist sehr ausgewogen, da die Batterie unter der Rückbank positioniert wurde. Auf gerader Strecke spielt der elektrische Spring sein Potential aus und beschleunigt E-typisch zackig, aber ohne den Punch oder Boost manch anderer E-Autos. Die Abstimmung liegt immer noch auf der Sphäre eines typischen Dacias mit dessen rustikalem Charme – selbst der Spring bietet keine E-Höhensprünge und ist im Handling immer noch ein waschechter Dacia.
Die Lenkung spiegelt diese Rustikalität ebenso wider: Kaum Feedback, extrem leichtgängig aber dennoch kommt man ohne Nachgreifen nicht um enge Kurven. Gegebenenfalls ist dies auch die Erwartungshaltung bei dem Fahrzeug und der Daciakunde muss sich nicht stark beim Umstieg in die E-Mobilität umgewöhnen.
Zur Beschleunigung: Knapp sechs Sekunden braucht der Dacia Spring aus dem Stand auf 50 km/h und knapp unter 20 bis auf 100 km/h. Beides ist angemessen und für die Alltagsszenarien noch ausreichend. Ebenso ist die Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h mit ausreichend zu bezeichnen.
Überholmanöver auf Landstraßen sind aber ohne weiteres möglich, wobei hierfür allerdings der Ecomodus ausgeschaltet werden sollte. Dieser war im Testzeitraum fast dauerhaft aktiviert und wurde nur zum Auffahren auf die Autobahn und zum Überholen abgestellt. Im Ecomodus sinkt die Leistung des Elektromotors auf 23 kW und die Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h. Das ergibt nach Herstellerangabe eine Senkung des Energieverbrauchs um rund neun Prozent.
Das Laden ist an Gleich- und Wechselstromladesäulen mit bis zu 30 kW möglich, wurde im kurzen Testzeitraum aber nicht durchgeführt. Die angegebene Reichweite beträgt bis zu 230 Kilometer und wir starteten bei besten Wetterbedingungen um zehn bis zwanzig Grad mit einer Reichweite von 206 Kilometern.
Somit scheint die Angabe für den Neuwagen annähernd realistisch auszufallen. Laden ist per Schuko-Anschluss an der Haushaltssteckdose, über eine Wallbox und auf Wunsch via Gleichstrom-Ladestation möglich. Details zur Ladedauer und der Langlebigkeit bei verschiedenen Temperaturbedingungen folgen in einem ausführlichen Test.
Apropos: Laut Hersteller soll eine Garantie von acht Jahren beziehungsweise 120.000 Kilometern auf die Batterie gewährt werden. Die Fahrzeuggarantie wird mit drei Jahren beziehungsweise 100.000 Kilometern angegeben.
Technik, Sicherheit und Assistenz
Der Dacia Spring verfügt über sechs Airbags für Fahrer und Passagiere inklusive Windowbags für beide Sitzreihen sowie Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer. Zur Sicherheitsausstattung gehört „eCall“, ein Notrufsystem, das eine Verbindung zur 112 herstellt. Werden die Airbags ausgelöst, passiert dies automatisch. Den radarbasierten Notfall-Bremsassistent, welcher ab 30 km/h bis zur Höchstgeschwindigkeit aktiv ist, haben wir in diesem Erstkontakt-Test nicht aktiv getestet.
In puncto Technik gibt es die Besonderheit, dass Ladestationen via Media-Nav Evolution (ab Comfort Plus Serie) unter den „Points of Interests“ passend zur Fahrstrecke dem Zielort und der Umgebung angezeigt werden. Diese Funktion gilt es in einem ausführlichen Test zu beleuchten. Ebenso soll die My Dacia App viele weitere Informationen zum Ladestand, Abstellort und so weiter enthalten.
Die besagte Lichtautomatik agierte verlässlich, den Limiter haben wir nicht genutzt – dieser wird über die Lenkradtasten links gesteuert. Eine Sprachsteuerung ist möglich, wurde aber nicht getestet. Die Kopplung zum Musikhören via Bluetooth ging sehr schnell und war sehr verlässlich.
Apple CarPlay funktionierte einwandfrei und extrem schnell, wobei das Kabel oberhalb des Infotainments platziert wird und so im Bild stören kann. Dafür ist die Ablage für das Smartphone sehr üppig und dies ist absolut löblich. Apropos Sicherheit bei Nutzung von Warmgetränken: Für Kaffee, Tee und Co. gibt es keine Becherhalter im Dacia Spring.
Zwar passen große Getränkeflaschen in die Tür, aber der To Go-Becher muss wohl oder übel mit dem Handyparkplatz Vorlieb nehmen. Wenn man bereits beim Alltagskomfort ist: Eine bequeme Armstütze wäre ein sehr praktisches Feature und wird in anderen Modellen auch verbaut – warum nicht auch im Spring.
Fazit – Gut gestromert, kleiner Dacia Spring
Der Dacia Spring sammelte im Kurztest über 80 Kilometer mit 60 Prozent Stadt, 30 Prozent Landstraße und 10 Prozent Autobahn viel Lob und nur überschaubare Kritikpunkte. Grundsätzlich ist das E-Auto ein agiler Cityflitzer im Sanderoformat mit dessen seit Generationen bewährten Merkmalen.
Als Stromer mit angenehmen, aber gleichzeitig noch in manchen Aspekten rustikalen Fahrverhalten, ist der Dacia Spring ein E-Auto, mit dem man pragmatisches und dabei effizientes Vorankommen zelebrieren kann.
Der Fahrspaßfaktor ist in entsprechendem Rahmen vorhanden, die Leichtfüßigkeit sowie das großzügige Ausrollen in der Stadt eine reine Freude (auch für den Geldbeutel) und die Reichweite alltagstauglich.
Insgesamt ist der Dacia Spring einen genauen Blick und eine Kalkulation wert, denn der Kleinwagen bietet ein absolut ungewöhnliches Preis-Leistungsverhältnis in Anbetracht der Fördermöglichkeiten.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Dacia Spring
- Farbe: Shadow Grey
- Länge x Breite x Höhe (m): 3,74 x 1,58 x 1,52
- Radstand (mm): 2.423
- Bodenfreiheit (mm): 151
- Antrieb: Permanenterregter Synchron-Elektromotor
- Leistung: 33 kW (44 PS)
- max. Drehmoment (Nm):
- Batterie: Lithium-Ionen 240 Volt/27,4 kWh
- Getriebe: automatisches Untersetzungsgetriebe
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 13,9 kWh/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): nicht durchgeführt
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 0 g/km
- Abgasnorm: –
- Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 19,1 Sekunden
- Reichweite (km): 230
- Kofferraumvolumen (l): 290 bis 1.100
- Leergewicht (kg): 1.045
- Zuladung (kg): 255
- Kraftstoffart: elektrischer Strom
- Neupreis des Testwagens: 21.790 Euro (Basispreis: 20.790 Euro) abzgl. Umweltbonus