Kia Sportage Test – Charismatischer Crossover aus Südkorea

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Der Kia Sportage: Jahrelang als SUV für Sparfüchse verschrien, galt der Offroader als wenig solide und haltbar. Auch das Design stand weniger für die Moderne, als viel mehr für barocken Automobilbau. Doch die 2010 eingeführte Modellreihe – 2013 modellgepflegt – bricht mit diesem Ruf und avanciert zum Designer-Stück, das zur tragenden Säule in Kias Sortiment geworden ist.

Vorgeschichte

Angefangen hat alles mit der 1994 eingeführten ersten Generation des Sportage. Der Offroader, basierend auf dem Chassis eines südkoreanischen Militärjeeps, sprang auf den Trend der SUV auf, den Toyota gerade mit dem RAV4 eingeläutet hatte. Allerdings genoss diese Generation noch das Image der billig produzierten Hausmannskost.

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Die 2004 eingeführte zweite Generation war – eher als der Vorgänger –  auf den europäischen Markt ausgerichtet und fand durch ihr gefälligeres Design auch mehr Anklang bei den Käufern. Der rustikalere Look, zusammen mit einer breiten Motorenpalette und einem gerade in Europa wichtigen Common-Rail-Diesel machten diese Genration zu einer festen Größe auf deutschen Straßen. Doch irgendwann ist es freilich Zeit für einen Modellwechsel, zumal das Design über die Jahre auch etwas altbacken wurde, was die Einführung der aktuellen Baureihe auf dem alten Kontinent zur Folge hatte.

Seit 2010 bereichert das aktuelle Modell (Facelift 2013) unsere Straßen und surft zusammen mit seinem Schwestermodell Hyundai ix35 mitten auf der Trendwelle der SUVs, die einen Absatz finden, wie er bislang noch nie zu verzeichnen war.

Erscheinungsbild

Ein kleiner Tusch: „Tadaa! Da bin ich!“, so oder so ähnlich könnte man das prägnante Äußere des Sportage deuten. Mit scharfen Ecken und Kanten, einem stattlichen, trapezförmigen Kühlergrill und grimmig dreinblickenden Scheinwerfern inklusive des auffälligen, aber stylischen, Tagfahrlichts präsentiert sich das Kompakt-SUV sehr selbstbewusst.

Alles am Kia wirkt dynamisch: Vom Scheitel bis zu Sohle, vom hervorgehobenen Kühler-Logo bis zur breiten C-Säule, von den ausgestellten Kotflügeln, über die Lichtkante im unteren Türbereich, bis hin zu den großen Rückleuchten. Alles wirkt stilsicher und weiß zu gefallen, was auch die Auszeichnung mit dem red dot design award belegt.

Verantwortlich für das Design zeichneten zwei Deutsche, die im Design-Studio in Frankfurt/Main der gezielten Ausrichtung auf den europäischen Markt ihre Formensprache verliehen.
Dass das Hauptaugenmerk auf Dynamik lag, merkt man leider bei der Rundumsicht. Die flache Dachlinie, die kleinen Fensterflächen in Verbindung mit der hohen Gürtellinie und die zuvor genannte breite C-Säule mauern die Insassen in das Fahrzeug ein und erlauben nur eine eingeschränkte Aussicht. Wer also mit dem Crossover liebäugelt, dem sei die Rückfahrkamera wärmstens ans Herz gelegt.

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Sicherheit

Wie man es von einem SUV erwartet, ist auch der Kia Sportage eines der sichersten Fahrzeuge seiner Klasse, was er mit fünf von fünf möglichen Sternen beim Euro NCAP-Crashtest eindrucksvoll beweist.

Die Sicherheitsausstattung darf mit sechs Airbags, ABS, ESP, Bergan-/abfahrhilfe und vielen weiteren elektronischen Heinzelmännchen als komplett betrachtet werden. Wirklich komplett? Da kann man geteilter Meinung sein, denn einen Allradantrieb gibt es nur gegen Aufpreis. Dieser ist gerade bei Schnee, Eis und Schneematsch von Vorteil, erhöht aber natürlich auch das Fahrzeuggewicht und den Verbrauch.

Fahrverhalten

Zum dynamischen Äußeren des Koreaners passt auch die sportliches Auslegung des Fahrwerks. Eingangs noch etwas steifbeinig und ruppig, erweist sich die Schluckfreudigkeit der Feder-/ Dämpferkombination bei höheren Geschwindigkeiten als sehr ordentlich. Dies passt natürlich zur Ausrichtung auf die vorwiegend europäische Klientel und zeigt sowohl die Wichtigkeit dieses Marktes, als auch des Segments. Konkurrenten vom Schlage eines Skoda Yeti sind von ihrer Fahrwerksauslegung ähnlich konzipiert. Die straffe Grundcharakteristik rührt aber nicht nur vom sportlichen Anspruch her, sondern ist auch physikalischer Natur: Ein Auto mit einem hohen Schwerpunkt, wie es der SUV nun mal ist, neigen sich generell in schnell gefahrenen Biegungen zum Kurvenaußenrand. Um diese Tendenz zu minimieren, sind Federn und Dämpfer steifer ausgelegt und ermöglichen so ein flottes Kurvenfahren.

Der Sache nicht zuträglich ist hingegen die indirekte Lenkung. Zwar arbeitet sie hinreichend zielgenau und leichtgängig, geizt bei geringeren Geschwindigkeiten jedoch mit Feedback.

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Auf der positiven Seite kann hingegen die Schaltung notiert werden. Sie erwies sich mit ihrer Spreizung als gut auf den gefahrenen 2.0 CRDi (136PS) abgestimmt und erfreute nicht nur mit ihrer Direktheit, sondern auch mit kurzen Schaltwegen. Mit einem zwinkernden Auge betrachten sollte man hingegen die Schaltanzeige, die leider etwas verfrühte Anweisungen zum Hochschalten gibt. Würde man sich akkurat nach dieser Sprit-Spar-Hilfe richten, liefe der Motor oftmals untertourig, was die Sparmaßnahmen wieder aushebeln würde und auch für die Motor-Getriebe-Kombination nicht unbedingt förderlich wäre. Und obwohl wir uns nicht an die Schaltempfehlungen gehalten haben, konnten wir im Verbrauchstest einen kombinierten Verbrauch von lediglich 8,2 Litern erzielen. Dabei haben wir Alltagsbedingungen mit vier ausgewachsenen Passagieren samt Gepäck simuliert. Unbeladen und mit einem einzigen Fahrer war die Sieben-Liter-Marke ohne Probleme zu erreichen. Zurückzuführen ist dieser Verbrauch zum einen auf den bauart-bedingten cW-Wert, zum anderen aber auch auf die fehlende Start-Stop-Automatik, die insbesondere im Stadtverkehr den Durst des Crossovers zügeln würde.

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Motor

Als Testwagen fuhren wir den zwei Liter großen Common-Rail-Diesel mit 136PS und Frontantrieb. Der etwas rau-nagelnde Motor erwies sich als kräftiger Geselle und hatte wenig Mühe den etwa 1,5 Tonnen schweren Kompakt-SUV voran zu bringen. Das Aggregat darf durchaus als spritzig beschrieben werden, wobei ihm bei höheren Geschwindigkeiten etwas die Puste ausgeht, sodass man für die Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h etwas Anlauf einplanen sollte. Überhaupt: Hohe Geschwindigkeiten sind nicht das Metier des Sportage, was der erhöhte Lautstärke-Pegel im Innenraum ab etwa 150km/h verdeutlicht. Es gilt eher die Maxime des kommoden Reisens, anstatt des Rasens. Dem zuträglich erweist sich die gute Elastizität der Motor-Getriebe-Einheit. Zügige Zwischenspurts werden dank des maximalen Drehmoments von 320 Nm im Bereich von 1800 – 2500 U/min zum Vergnügen.

Interieur

Der Innenraum unseres Testwagens erwies sich, passend zum Exterieur, als sportlich akzentuiert. Die Anordnung der Bedienelemente erweist sich als schlüssig und praxisgerecht, alles liegt dort zur Hand, wo man es erwartet. Besonders lobend zu erwähnen ist das Infotainment-System, das durch seinen logischen Aufbau und die leichte Bedienbarkeit über einen Mix aus Touchscreen-/ und Tastenbedienung zu gefallen weiß. Andererseits sollten sich Kaufinteressenten ernsthaft überlegen, den Audiofachmann ihres Vertrauens zu konsultieren, da der Sound der Navigationseinheit bei größeren Lautstärken recht blechern klang.

Im Gegensatz zur routinierten Verarbeitung und zur gefälligen Optik, enttäuschen die verwendeten Materialien: Das flächig verbaute Hartplastik ist kein haptisches Highlight und zeigt, an welcher Stelle die Ingenieure den Rotstift ansetzen mussten. Auch der etwas groß geratene Schaltknauf wird keine Nebentätigkeit als Handschmeichler ausüben müssen.

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Löblich hingegen sind die vielen Ablagemöglichkeiten mittlerer Größe in der Mittelkonsole und den Türen. In Verbindung mit Kartennetzen an den Vordersitz-Rückenlehnen und einem befriedigenden Platzangebot, sowohl vorn, wie auch hinten, zeichnet sich das südkoreanische Soft-SUV als tauglicher Familienwagen aus.

Auch die Sitze verdienen das Prädikat gut: Straff gepolstert, fahrerseitig mit einer wirksamen Lordosenstütze versehen, bieten sie vorn wie hinten einen guten Seitenhalt und laden zusammen mit der hochwertigen Teilleder-Ausstattung zum Verweilen ein.

Fazit: Gelungen, mit Abstrichen

Die Zeiten, in denen Fahrzeuge koreanischer Hersteller zu den Billigheimern zählten sind vorbei. Das ist allerdings auch gerechtfertigt, da man viel Auto für sein Geld bekommt. Alleine einen Konkurrenten zu finden, der eine siebenjährige Garantie verspricht ist schlicht unmöglich. Hinzu kommt die reichhaltige Ausstattung, die in der Basis schon über z.B. Klima und vier elektrische Fensterheber verfügt. Unsere getestete Ausstattungslinie namens „Spirit“ darf als komplett beschrieben werden: Das gelobte Navigationssystem gehört ebenso zum Serienumfang, wie eine Einparkhilfe mit Rückfahrkamera, Xenon-Scheinwerfer, 18-Zoll-Leichtmetallräder oder eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, um hier nur einige Highlights zu nennen.

So gesehen gehen die rund 30.000€ vollkommen in Ordnung. Gerade, wenn man sich im Umfeld der Kompakt-SUV umsieht, muss man für ein deutsches Derivat – ausstattungsbereinigt – gut und gerne vier- bis fünftausend Euro mehr investieren.

Fahrzeugschein: Kia Sportage Sportage 2.0 CRDI Spirit 2WD

Länge x Breite x Höhe (m): 4,44 x 1,86 x 1,64
Motor: Turbodiesel, 1995 ccm
Leistung: 100 kW / 136 PS
Max. Drehmoment: 319 Nm zwischen 1800 und 2500 U/min
Durchschnittsverbrauch: 5,9 l Diesel / Testverbrauch: 8,2 Liter
Emissionen: 153 g CO2/km (Euro 5)
Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,8 Sekunden
Räder / Reifen: 7,0 x 18 ET40,5 / 235/55 R18 100H
Wendekreis: 10,6 m
Leergewicht / Zuladung: 1533 bis 1685 kg / 557 bis 405 kg
Kofferraumvolumen: 465 bis 1353 Liter
Max. Anhängelast: 2000 kg
Preis: 30 140 Euro

Bilder: Mikhail Bievetskiy / NewCarz

8 thoughts on “Kia Sportage Test – Charismatischer Crossover aus Südkorea

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