Fahrbericht: Toyota Auris Touring Sports Hybrid – Kompakt mal anders

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Ein Supermarktparkplatz, hier und da Passanten, so auch mitten vor der Haube des weißen Toyota Auris Touring Sports Hybrid. Sie machen keine Anstalten den Weg frei zu machen. Warum nur? Weil man vollkommen geräuschlos an sie herangestromert ist und sie den stylischen Kombi nicht hören konnten. Erst, als plötzlich der Motor startet schrecken sie zusammen und fahren herum – ein Heidenspaß.

Solche Situationen erleben Hybridfahrer nicht selten. Ob auf dem Supermarktparkplatz oder beim stillen Abbiegen an einer Ampelkreuzung, es ist immer große Vorsicht geboten, weil Passanten den Auris nicht hören. Der Hörsinn scheint im Straßenverkehr ein zu vernachlässigender Faktor zu sein, doch das ist ein Irrglaube. Es ist also auch aus sicherheitstechnischer Sicht von Vorteil, dass der kompakte Japaner in strahlendem weiß heranrollt.

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Design

Das Erscheinungsbild des Japaners ist sehr gefällig geworden, ohne zu polarisieren. Die Optik wird geprägt von dynamischen Sicken und lichtbrechenden Kanten, die dem Kompakt-Kombi einen sportlichen Touch verleihen sollen. Die auf dem Testwagen montierten 15-Zoll- Winter-Räder passten aber leider nicht in das schnittige Gesamtbild. Aufzufallen wusste der Auris Hybrid dagegen mit seinen grimmig dreinblickenden Scheinwerfern, die mit ihren Projektionslinsen auf Xenon-Look gepolt sind. Zusammen mit dem LED-Tagfahrlicht entstand hier eine präsente Frontpartie.

Insgesamt wirkte der Wagen aus Fernost größer, als es tatsächlich der Fall ist, was aber sicherlich auch auf die trendige weiße Außenfarbe zurückzuführen ist. Rein formal passt der Auris Sports Tourer gut in die Kompaktklasse.

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Im Innern erwartet den Fahrer ein perfekt zum Äußeren passendes, gradliniges Cockpit mit horizontaler Ausrichtung und mehr Ecken als Rundungen. Dieser Look weiß mit seinem technischen Design, der blauen Beleuchtung und den metallisch wirkenden Kunststoffen zu gefallen, sodass man sich schnell heimisch fühlt. Besonders auffällig ist hierbei der sehr kleine Wahlhebel der stufenlosen Automatik: die Bedienung geht einfach von der Hand und die Größe mach durchaus Sinn. Warum sollte man die Mittelkonsole mit dem großen Navigationssystem mit einem riesigen Wahlhebel versperren, wenn man die Fahrstufen ohnehin nur selten wechseln muss? Eine ebenso clevere, wie stilsichere Idee. Dass die verwendeten Materialien nicht immer vom Premium-Anspruch zeugen sei hier nur am Rande erwähnt. Viel wichtiger ist die routinierte Verarbeitung ohne Knistergeräusche, sowie die Liebe zum Detail, wie z.B. bei der Drehzahlmessernadel, die ihre Farbe je nach Gaspedalstellung ändert oder der klaren Anzeige des jeweiligen Kraftflusses zwischen den Instrumenten.

Karosserie

Was ist bei einem kompakten Kombi wichtig? Die Platzverhältnisse, sowohl für die Insassen, als auch für das Gepäck. Hier hat der Japaner gute Karten und weiß mit genug Luft über dem Scheitel, sowie ausreichender Beinfreiheit auf allen Plätzen zu gefallen. Auch das Ladeabteil zeichnet sich durch seinen großzügigen Raum, wie auch durch den doppelten Ladeboden und die ebene Ladefläche aus. Der eigentliche Clou des Sitzsystems wird aber erst aufgedeckt, wenn man das gesamte Ladevolumen des Auris Sports Tourer benötigen sollte. Hebel links gezogen, Hebel rechts gezogen und schon liegt die Rückbank absolut flach und benötigt kein weitere Muskelbewegung. So muss das sein. Als einziger Kritikpunkt im rückwärtigen Bereich bleibt die kleine Heckscheibe, die nur wenig Ausblick gewährt. Die Investition in die Rückfahrkamera ist also als lohnend zu erwähnen, die aber leider ohne weitere Parkpiepser auskommen muss.

Weiter vorn, entert man durch große Türen die Vordersitze, die auch für ausgewachsene Mitteleuropäer gut konturierten sind, einen guten Seitenhalt gewähren und angenehm straff gepolstert sind. Alles liegt gut zur Hand, das Lederlenkrad ist schnell passend eingestellt und ist nicht mit Knöpfen überfrachtet.

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Infotainment

Im Interieur fällt der Blick zwangsläufig auf den mittigen Navi-Bildschirm. Die Bedienlogik des Doppel-DIN-Geräts lässt sich leicht durchdringen und ist schnell in den Alltag integriert. Über fest angeordnete Tasten lässt sich die gewünschte Funktion vorwählen, um dann über den Touchscreen logisch aufgebaute Menüs zu durchforsten, die Navigation zu bedienen oder den Radiosender einzustellen. Auch das Bild der verbauten Rückfahrkamera wird mitsamt sinnvoller Hilfslinien dargestellt. Einzig am Klang scheiden sich die Geister: Je nach ausgewähltem Abspielmedium, geben die Boxen entweder basslastigen oder einen eher flachen Sound von sich. Nichts desto trotz bleibt das Allroundgerät – alleine wegen der tollen Kamera – eine Empfehlung.

Fahrgefühl

Wie man es am Äußeren schon erahnen konnte, versteckt sich unter dem dynamischen Blechkleid auch eine sportliche Abstimmung. Die Federung darf zwar als straff eingestuft werden und lässt die Insassen nie über die Straßenverhältnisse im Unklaren, filtert Unzulänglichkeiten im Straßenbau aber gekonnt aus. Ein gelungener Kompromiss.

Die Lenkung passt zu dieser Abstimmung und reagiert aus der Mittellage heraus recht spitz, sodass beim Fahren nur geringe Lenkbewegungen nötig sind. Eben dies ist aber auch die Krux an dieser Lenkung: Bei Autobahngeschwindigkeit reagiert dieses Pendant zu nervös und verlangt nach häufigen Kurskorrekturen. Insgesamt geriet der Grad der Rückmeldung etwas klein und der Wendekreis im Gegenteil etwas groß. Dies sind allerdings absolut verschmerzbare Wehrmutstropfen, wenn man sich auf die absolut harmonische Abstimmung der Antriebseinheit konzentriert.

Motor/ Antrieb

Sie haben richtig gelesen: In diesem Artikel fallen immer wieder die Begriffe „dynamisch“ und „sportlich“. Wie das mit einem Hybrid als Antrieb unter einen Hut passt? Hervorragend!

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Ist die Batterie voll geladen, können die ersten zwei Kilometer der jeweiligen Fahrt rein elektrisch vollzogen werden. Vorausgesetzt man streichelt das „Strom“pedal und überschreitet die Geschwindigkeit von 50 km/h nicht. Ist die Kapazität des Akkus ausgereizt springt unverzüglich der 1,8 Liter Benzinmotor an und schiebt den Kombi voran. Dass man nicht die Fahrleistungen eines Sportwagens erwarten darf, sollte jedem klar sein. Dass der Hybrid aber recht flott voran kommt und mehr als nur im Verkehr mitschwimmen kann, sorgte hier und dort für verwunderte Gesichter.  Doch der sportliche Ehrgeiz des Fahrers liegt in einem anderen Bereich, dem Benzinsparen. Der „Drehzahlmesser“ ist eine Art Spritspar-Barometer und zeigt dem Fahrer, zusammen mit dem Bildschirm zwischen den Armaturen und der hochauflösenden Grafik auf dem  Infotainment-Bildschirm stets den optimalen Bereich für ein sparsames Vorrankommen an. Verbräuche unter der vier Liter Marke lassen sich im Stadtverkehr dank dieser Maßnahmen, sowie einer tadellos arbeitenden Start-Stop-Automatik, gut realisieren. Im Mittel erreichten wir 5.8 Liter/100 km, ein guter Wert, betrachtet man den hohen Anteil an schnellen Autobahn-Passagen.

Unterstützt wird dies vom stufenlosen Automatikgetriebe. Grundsätzlich hält es die Drehzahl des Benziners auf einem ökonomisch sinnvollen Niveau, sofern der Otto-Motor überhaupt benötigt wird. Wird Leistung gefordert, wählt der  Automat reaktionsschnell eine hohe Drehzahl und behält diese konstant bei, ohne zu schalten. Reduziert der Fahrer nach der Beschleunigungsphase dann das Gas, pendeln sich die Umdrehungen des Motors wieder in einem niedrigen Bereich ein und der grundsätzliche leisen Charakter des Japaners kehrt wieder ein. All dies geschieht ohne jegliches Einwirken des Fahrers völlig problemlos. Zusätzlich kann ein „Burst-Mode“ angewählt werden, der die in der Batterie vorhandene Ladung direkt und bis zur völligen Entladung in den Antriebsstrang einspeist und zur kraftvollen Leistungsentfaltung beiträgt.

Fazit

Ein langweiliger Japaner? Mitnichten! Tolles Design, eine ausgereifte Hybrid-Technik, ausreichend zügiges Vorankommen und gute Platzverhältnisse kennzeichnen diesen Toyota ebenso, wie seine Fähigkeit zum genügsamen Benzinkonsum. Offen bleibt nur eine Frage: Warum ist eine, für eine Sprit-Spar-Modell nicht unwichtige, Geschwindigkeitsregelanlage weder für Geld noch für gute Worte zu ordern?

Bilder: NewCarz

5 thoughts on “Fahrbericht: Toyota Auris Touring Sports Hybrid – Kompakt mal anders

    1. Hallo Matthias!
      Vielen Dank für Deine Antwort. Du hast natürlich Recht: Beides ist lieferbar und komplettiert den Auris TS Hybrid zu einem noch runderen Bild.
      Allerdings sind diese Ausstattungsdetails leider nur für die höchste Ausstattungslinie „Executive“ verfügbar, die uns nicht zur Verfügung stand. Zumindest ein Tempomat würde einem Benzin-Spar-Modell serienmäßig aber gut zu Gesicht stehen, oder?
      Einen guten Start in die neue Woche.

      1. Der Tempomat hilft sowohl beim Auris als auch generell nicht unbedingt beim Bezinsparen, weil er sklavisch versucht, das Tempo zu halten und dabei stark vom Gas geht, wenn er rollen lassen könnte und umgekehrt mit aller Gewalt Tempo macht, wenn es bergauf geht. Lässt man das zu, vergibt man sich die Chance des effektiven Sparens durch dem Segelbetrieb bergab und die moderate Batterieentleerung durch den Hybrid antrieb. Wenn man den Bogen raus hat, kann man das selber SEHR viel besser steuern, weil man ja selber sieht, was in 500m passiert und ob es da dann runter geht. Beim Hybrid macht es z.B. Sinn, über Kuppen elektrisch zu fahren um die Batterie leer zu kriegen, damit sie später bei leichten Abfahrten ohne aktives Bremsen gefüllt werden kann. Dann sind Motor aus, Lenkung, Servo und Elektrik aber voll in Betrieb und werden von der Gravitation gespeist. Damit kriegt man die Hälfte dessen, was man in den Berg investiert hat wieder! Effektiver geht es nicht mehr. Das kann selbst das reine Elektroauto nicht, weil es typisch nicht soviel Rekuperieren kann.

        1. Hallo Herr Dr. Siedler,

          wenn Sie Ihre Antwort den in diesem Bericht beschriebenen Auris und alle damaligen (!) verwendeten Tempomaten widmen, haben Sie natürlich Recht. Allerdings sieht das heutzutage schon ganz anders aus. Diverse adaptive Tempomaten berücksichtigen neben den topografischen Gegebenheiten (bergauf, bergab, Kurven etc.: was anhand der GPS-Daten ausgewertet wird) auch die jeweils zulässige Höchstgeschwindigkeit und die aktuelle Verkehrssituation um die eingestellte Geschwindigkeit weitestgehend beibehalten zu können. Dadurch ist der Level zur Kraftstoffeinsparung durch einen Tempomaten in jeder Hinsicht erfüllt.

          Freundliche Grüße und eine besinnliche Weihnachtszeit wünscht das NewCarz-Team

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