Deutschlands Geschäftswagen Nummer Eins geht in eine neue Generation und hat dabei ein besonders Ziel: Das Premium-Segment. Da der Anteil der Premium-Fahrzeuge in der Mittelklasse stetig wächst, sah man sich veranlasst, den Volkswagen Passat auch dort zu positionieren – mit Erfolg. Noch nie zuvor wirkte ein Passat derart vornehm und hochwertig. Doch wie sieht es mit den bisherigen Tugenden aus? Platz, Komfort und Wirtschaftlichkeit sind nach wie vor die wichtigsten Punkte im Lastenheft gewesen.
43 Jahre jung, verheiratet, zwei Kinder und Key Account Manager: So sieht die Zielgruppe für den Piloten des Passat in der achten Generation aus. Nutzt man den Mittelklässler nicht als Dienstfahrzeug, soll er auch in der Freizeit als Allround-Talent herhalten können. Besonders der B8 schafft es diese beiden Ansprüche mit eine lifestyligen Äußeren und mehr als überzeugenden inneren Werten unter einen Hut zu bekommen.
Design – Edel, autoritär, klar
Gerade die Front des neuen Wolfsburger macht Eindruck: Mit seinem präsenten, horizontalen Kühlergrill und dem mittigen, selbstbewussten Volkswagen-Logo kommt er sehr imposant daher. Speziell der chromgeprägte Grill zieht das Fahrzeug in die Breite und lässt den Passat stämmig wirken. Hinzu kommen die autoritär dreinblickenden Scheinwerfer, die diesem VW einen Adlerblick verschaffen, machen mit ihrem LED-Tagfahrlicht und den serienmäßigen Xenonscheinwerfern etwas her. Gesteigert wird die attraktive Optik nur noch, wenn man das optionale LED-Fahrlicht dazubestellt.
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Darüber spannt sich eine leicht ansteigende, großflächige Motorhaube, durch deren zwei Bügelfalten rechts und links die Radkästen herausgestellt werden. Sie beherbergen bei unserem Testwagen 18-Zoll große Alufelgen im attraktiven Zehn-Speichen-Design. Völlig aufpreisfrei kommt der Wolfsburger Dauerbrenner übrigens mit 17-Zoll-Leichtmetallrädern zu Ihnen nach Hause.
Seitlich fällt die Schnörkellosigkeit auf. Große Flächen, sanfte konvexe und konkave Ausformungen und die nach hinten dynamisch ansteigenden prägnante Sicke – bei Volkswagen klassisch Tornadolinie genannt – prägen das Bild. Der noble Charakter, um dem Premium-Gedanken gerecht zu werden, zeigt sich in satten Chromleisten, die sich rings um in Bodennähe ziehen. Sie werden ergänzt von filigranen Zierleisten, die die Seitenfenster einrahmen, sowie von einer prägnanten Dachreling aus demselben Werkstoff, die sich harmonisch in die Seitenlinie einfügt und nicht wie aufgesetzt wirkt. Besonders in den dunklen Farben, wie etwa „Crimson Red“ kommt der Kontrast besonders gut zur Geltung und schafft Eleganz.
Am Heck zeigt der Wolfsburger bekannte Gesichtszüge: Die dunkel getönten Rückleuchten ähneln in ihrer angeschrägten Form denen der Konzernbrüder und erzeugen somit Familienzugehörigkeit. Auch hier zeigt der neue Passat die Schnörkellosigkeit, die für eine zeitlose Erscheinung sorgt. Bestimmt ist das Heck ebenfalls durch seine horizontale Ausrichtung und den sanften Einsatz von Chromzierteilen. Besonders attraktiv wird dieser Blickwinkel, wenn die beiden trapezförmigen Endrohre – je nach Motorisierung – angebracht sind, die sehr harmonisch integriert wurden.
Der Passat ist sich also treu geblieben und gefällt mit der markentypischen Unaufgeregtheit, die mit einer sehr präsenten Front kombiniert wird. Sie zeigt auf den ersten Blick, welchem Anspruch sich die neue Generation verpflichtet fühlt und wirkt nicht nur ernst, sondern auch besonders hochwertig.
Interieur – Raum, Technik und Wohlfühlatmosphäre
Der Kühlergrill befindet sich nun auch im Innenraum. Was zunächst wie ein Scherz wirkt – ist ein Design-Highlight des Passat B8. Ebenso, wie sein Pendant am Exterieur, zeigt sich die horizontale Ausrichtung der Zierleisten rings um die Luftausströmer sehr edel und wirkt modern. Umgeben ist dieses Element von Kunststoffen, die mit einem überdurchschnittlichen Finish aufwarten. Weich und mit einer attraktiven Gerbung überzeugen sie sowohl aus haptischer, wie auch aus optischer Hinsicht. Überzeugend ist dabei auch der verwendete Materialmix: Je nach Ausstattung finden sich geschmackvolle Holzleisten und dezenter Chromschmuck mit mattem Finish. Durch die zurückhaltende Verwendung all dieser Werkstoffe kommt es aber nicht zu einer Überfrachtung, sondern zum gewollt hochwertigen Premium-Ambiente.
Äußerst gefällig wirkt auch die die Aufteilung der Bedienelemente. Alles findet sich an seinem Platz und liegt dort wo man es vermutet. Da der neue Passat aber auf Wunsch mit allerlei Technik aufgerüstet werden kann, darf man sich bewusst fragen, wie es um die Bedienbarkeit steht. Soviel vorab: Alles geht leicht von der Hand. Das Navigationssystem ist größtenteils aus dem aktuellen Golf bekannt und glänzt mit klaren Menüstrukturen und einem sensibel ansprechenden Touchscreen. Besonders ist die zusätzliche Ausrüstbarkeit mit dem sogenannten „MirrorLink“, das die Anbindung eines aktuellen Android-Smartphones und vor allem die Nutzung dessen Apps über das Infotainment ermöglicht. Ab nächstem Jahr wird dieses System auch mit einem einer Apple-Spezifizierung namens „CarPlay“ zur Verfügung stehen. Eine weitere Besonderheit stellt ein integrierter Spritspartrainer dar: Einmal aktiviert, animiert er in verschiedenen Challenges dazu, ein wahrer Sparmeister zu werden.
Gerade, wenn man das – in jeder Ausstattungslinie optionale – Active Info Display bestellt, wird direkt vor den Augen des Fahrers eine optische Spar-Schulung vorgeführt. Doch nicht nur dazu dient das vollkommen digitale Kombi-Instrument. Sowohl Tachometer, als auch Drehzahlmesser werden stets als Rundinstrument eingeblendet, jedoch immer in digitaler Form. Zusätzlich wird die Navigationskarte dargestellt; sofern man dies auswählt, werden auch Fahrzeugdaten, Audio-Elemente oder weitere Anzeigen aufgerufen. Der Clou liegt in der schön sauberen Gestaltung und der Individualisierbarkeit. Verschiedene Info-Anzeigen können ausgewählt werden: Der aktuelle Verbrauch, der Durchschnittsverbrauch, ein Ecometer – nichts scheint unmöglich. Doch nicht nur aus optischen Aspekten ist dieses Element eine große Empfehlung. Speziell, wenn man die Navigations-Anzeige auswählt, kann man die notwendige Instrumentierung auf ein kleineres Format schrumpfen, sodass die angezeigte Karte einen größeren Ausschnitt freigibt. Der Blick zum mittigen Infotainment wird unnötig, da alle notwendigen Informationen stets im Sichtfeld liegen.
Doch nicht nur damit weiß der Neue zu gefallen. Auch in der achten Generation überzeugt der Passat mit einem Attribut, das ihm schon immer zugeschrieben wird: Raum in Hülle und Fülle. Ganz gleich, in welcher Sitzreihe man sich befindet, ein Mangel an Platz herrscht nie. Die Vordersitze lassen sich großzügig einstellen und verfügen über eine angenehme Polsterung. Unser optionales Testwagen-Gestühl verfügte zudem über eine Massage-Funktion, die lange Strecken erträglich werden lässt. Doch der Bereich, in dem diese Funktion agiert, dürfte großräumiger sein, da fast ausschließlich die Lendenwirbel massiert werden. Auch der Seitenhalt der Sitze fällt etwas zurück. Zwar geben sich die Fauteuils sehr bequem und vor allem langstreckentauglich, doch die Seitenwangen könnten etwas mehr Ausprägunng gebrauchen.
In Sitzreihe zwei dürfen sich auch Großgewachsene über ordentliche Platzverhältnisse freuen. Zudem steht ihnen eine dritte Klimazone zur Verfügung, die elegant in der Mittelarmlehne zwischen den beiden Vordersitzen untergebracht wurde. Von besonderer Wichtigkeit – gerade beim Variant – ist natürlich der Kofferraum. Gegenüber dem Vorgänger konnte der Wolfsburger hier reichlich zulegen, sodass im „Variant“ genannten Kombi üppige 650 Liter Basisvolumen bereit stehen. Klappt man die Rückbank zu einer glatten Ebene um, können fast 1.800 Liter verstaut werden – ein wahrer Lademeister.
Fahreindrücke – Das Beste aus beiden Welten
Unser Lademeister im Test verfügte über den neuen 2.0 TDI Biturbo-Diesel, der über satte 500 Nm Drehmoment verfügt und 240 PS leistet – eine beeindruckende Leistung für zwei Liter Hubraum. Außerdem durften wir den 1.4 TSI mit 150 PS testen, der einen Volumenanteil bei den Benziner ausmachen dürfte. Beiden Aggregaten gemein ist, dass sie mit günstigen Verbräuchen auskommen, die auch in der Realität – unter alltäglichen Bedingungen – zu erreichen sind.
Besonders beeindruckend ist beim größten Diesel die locker-lässige Leistungsentfaltung. Sein druckvolles, maximales Drehmoment liegt bei niedrigen Drehzahlen an und presst die Insassen ordentlich in die Sitze. Dieser Gummiband-Effekt wird gern und häufig genutzt und erzeugt jedes Mal ein kleines Grinsen auf dem Mund des Fahrers. Doch dieses Aggregat unterscheidet sich von anderen Dieseln: Es gibt keine Lethargie im unteren Drehzahlbereich, also kein echtes Turboloch. Dieser Motor gibt seine Leistung äußerst linear ab und lässt die alten, aber für ihren Turbo-Punch berüchtigten, 1.9TDI weit hinter sich. Eindrucksvoll auch, wie laufruhig und leise die Motorengeräusche im Innenraum ankommen. Gibt man ihm Saures, hört man außen ganz klar, zu welcher Motorenart der 2.0 Biturbo gehört, in Interieur ist hingegen nur ein äußerst leises Brummen zu vernehmen.
Gekoppelt ist der große Diesel mit einem 7-Gang-DSG, dass in der „D“-Stellung die ruhige Gangart bevorzugt und schnell einen hohen Gang aufsucht, um auf der satten Drehmomentwelle zu surfen. Gasbefehle werden indes mit einer winzigen Verzögerung umgesetzt. Wechselt man hingegen in „S“, hängt das Aggregat recht gierig um Gas und lässt sich für einen schnellen Zwischenspurt nicht zwei Mal bitten. So steht einer zügigen Ausfahrt, wie auf den streng bewachten, kurvigen Landstraßen Sardiniens eigentlich nichts im Wege.
Auch das sonstige Fahrverhalten, ob nun kommod oder eher sportlich, hängt zum einen davon ab, wie viel Geld man in die Hand nehmen möchte und zum anderen davon, in welcher Stimmung man gerade ist. Wählt man über eine Taste in der Mittelkonsole das jeweilige Programm aus – Comfort, Normal, Sport, Individual –, wandelt der Passat sein Wesen von gemütlich zu dynamisch. Gerade in der Komfort-Stellung kann man sich kaum ein besseres Fahrzeug vorstellen, um viele Kilometer abzureißen. Die Federung spricht äußerst sensibel an und vertilgt Bodenwellen, sowie selbst tiefe Schlaglöcher völlig klaglos. Die Passagiere bekommen vom maroden Fahrbahnzustand, den die Straßen auf der italienischen Insel teilweise bieten, so gut wie nichts mit. Dabei reagiert auch die Lenkung recht entspannt: Lenkbefehle werden fast ohne Kraftaufwand umgesetzt, während die Übersetzung indirekt ausfällt – was der Zielgenauigkeit jedoch keinen Abbruch tut. Switcht man in Sport, ändern sich sowohl die Auslegung der Dämpfer, als auch der Lenkung. Das Fahrwerk spricht spürbar rauer an, lässt wenig Seitenneigung zu und gibt präzise Rückmeldung. Doch diese Auslegung als hart oder gar unbarmherzig zu beschreiben, wäre unpassend, schließlich werden grobe Unebenheiten geradegebügelt, ohne Schläge auszuteilen. Auch die Lenkung zieht spürbar an, woraus ein direkteres Ansprechverhalten und eine Erhöhung der Rückstellkräfte resultieren. Sie wird nicht etwa schwergängig, sondern gefällt mit einem satten Ansprechverhalten und hält kleinere Lenkwinkel parat.
Auf Seiten der Benziner hatten wir Gelegenheit den 150 PS starken 1.4 Liter Direkteinspritzer zu testen. Dieser gibt sich äußerst laufruhig und wird vor allem Privatkunden ansprechen. Seine Leistungsentfaltung ist sehr linear, sodass Leistungsspitzen ausbleiben, dafür aber ein ausreichender Durchzug in jeder Drehzahlregion bereitgestellt wird. Besonders auffällig – gerade, weil es so unauffällig ist – gelang den Ingenieuren ein Spritspar-Feature: Die Zylinderabschaltung. Gleitet man mit konstanter Geschwindigkeit, die nicht zwangsläufig im einstelligen Bereich liegen muss, dahin, schaltet der Motor zwei Zylinder ab und verbraucht somit auch weniger Benzin. Das alles geschieht vollkommen unbemerkt von Fahrer, was auch für das Zuschalten bei plötzlicher Leistungsaufforderung gilt. Sauber nimmt das Aggregat das Gas an und beschleunigt zügig hoch.
Für Pferde-Liebhaber, Segler und Baumarkt-Großeinkäufer wird der Anhänger-Assistent besonders interessant sein. Ist das Gespann an die Kupplung gehakt, muss nur noch eine Taste im oberen Bereich der Mittelkonsole betätigt werden und schon kann der Assistent zu Werke gehen. Im Display zwischen den Instrumenten erscheint eine klare Grafik, die zeigt, in welche Richtung der Anhänger gerade bewegt wird. So heißt es zum Starten: Bremse lösen und zum Spiegel-Verstell-Knopf greifen. Man mag sich wundern, aber es stimmt, denn genau dieser Knopf fungiert als eine Art Joystick und wird benutzt um die zu fahrende Richtung vorzugeben. Im Hänger-Betrieb muss man stets wachsam sein und jeden Schritt genau kennen, da man das Lenkrad beim Rückwärtsfahren entgegen der gewohnten Richtung einschlagen muss. Doch diese Zeiten sind nun vorbei, da der Assistent diese Aufgabe übernimmt und in die richtige Richtung lenkt, sobald man diese vorgewählt hat – beeindruckend einfach.
Fazit – Passat. Das Auto
Es zeigt sich, was zu erwarten war: Der Passat ist in der achten Generation noch ausgereifter und ein noch besserer Allrounder, als er es bislang schon war. Es ist fast egal, welchen Anspruch man an ihn stellt, je nach Ausstattung ist er fähig, diesen zu erfüllen. Ob sänftenartiger Komfort, das zügige Preschen über Landstraßen, ökonomische Antriebe oder das Verladen von sperrigen Gütern – der Passat ist allzeit bereit. Passat Nummer acht möchte aber nicht nur diese altbekannten Tugenden befriedigen, sondern mit seiner Noblesse und der hohen Qualität überzeugen, sodass Kunden des Premium-Segments auf ihn aufmerksam werden. Die Zukunft wird zeigen, ob und wie diese Klientel auf den Wolfsburger Bestseller reagiert.
Ein weiterer Fahrbericht findet sich bei Autogefühl.
Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography
Motor: Vierzylinder-Bi-Turbodieselmotor
Hubraum: 1968 cm³
Leistung: 176 kW/ 240PS bei 4000 U/min
Drehmoment: 500 Nm bei 1750 – 2500 U/min
Getriebe: 7-Gang DSG
Antrieb: 4Motion-Allrad
Leergewicht: 1.735KG
Kofferraum: 650 – 1.780l
L/B/H: 4767/1832/1477mm
Radstand: 2791 mm
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,3
Höchstgeschwindigkeit: 238km/h
CO2-Ausstoß: 140g/km
Schadstoffnorm: Euro 6
ECE-Verbrauch: 5,4L/100km
4 thoughts on “Volkswagen Passat Test – Wolfsburger Innovation”