Volkswagen Polo GTI Test – Darf es etwas mehr sein?

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Seit über dreißig Jahren gehört der Polo, egal ob als GTI oder G40, zu den heiß begehren Modellen der Baureihe.

Ebenso verhält es sich beim aktuellen Volkswagen Polo GTI, der von allem etwas mehr bietet: Mehr Hubraum, mehr Leistung und daraus resultierend natürlich mehr Dynamik. Wie sportlich sich der neueste Spross aus der niedersächsischen Automobilschmiede anfühlt und bewegen lässt, haben wir auf der Rennstrecke und natürlich auch auf der öffentlichen Straße auf die Probe gestellt.

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Design – Knackig, Sportlich, GTI

Schon der Basis-Polo, ohne die drei ruhmreichen Zusatzbuchstaben, weckt Begehrlichkeiten. Er ist schnörkellos gezeichnet und gibt sich äußerst erwachsen. Kein Wunder, überflügelt er in der Länge mit immerhin 3,98 Meter einen Golf II. Doch der normale Polo ist nicht von Interesse – nicht heute! Heute geht es einzig und allein um das sportliche Derivat, den GTI.

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Mit seinem schlichten Wabengrill mit der feinen, roten Zierleiste zeigt er klar, dass er nicht nur für den täglichen Trott zum Kindergarten oder Supermarkt gebaut wurde, sondern um es auch mal auf der Landstraße oder der Autobahn krachen zu lassen. Für genügend Überholprestige sorgen dabei die großen unteren Lufteinlässe, die ebenfalls mit schwarzen Waben vergittert wurden. Unterstützend kommt nicht nur das aggressive Tagfahrlicht in LED hinzu, sondern vor allem seine Voll-LED-Scheinwerfer – eine Premiere in der Kleinwagenklasse. Die Leuchten schlagen auch gleichzeitig eine Brücke zum großen Bruder, dem Golf GTI. Die stilistische rote Zierleiste zieht sich, ebenso wie im Kompaktsportler, bis in die Leuchteinheit hinein und sorgt für Familienzugehörigkeit.

NewCarz-Volkswagen-Polo-GTI-3093Die Seitenlinie zeigt sich indes unaufgeregt: Tief gezogene Schürzen und dezent modellierte Radhäuser bilden hier, neben den neuen Leichtmetallrädern, die prägnantesten Design-Elemente. Die Aluminium-Räder im 20-Speichen-Design wirken modern und sind durch ihre Bicolor-Lackierung durchaus auffällig. Schade nur, dass das klassische Parabol-Design der „Denver“- und „Detroit“-Felgen verloren ging – aber dafür gibt es schließlich den After-Market.

Auch das Heck zeigt sich betont aufgeräumt. Doch die Anbauteile des GTI sorgen für einen sportlichen Abgang, an den sich andere Verkehrsteilnehmer gewöhnen sollten, schließlich machen die serienmäßigen 192 PS reichlich Dampf. Die abgedunkelten Rückleuchten finden Unterstützung in einem prägnanten Dachspoiler sowie einem angedeuteten Diffusor, der passend in die Heckschürze integriert wurde. Den krönenden Abschluss bildet der links angebrachte Doppelrohr-Auspuff, der bei Volllast satt röhrt.

Innenraum – Volltreffer

Platzgenommen auf dem sportlichen Gestühl, darf es sich der Fahrer gut gehen lassen: Vor ihm breitet sich nicht nur ein aufgeräumter und tadellos verarbeiteter Arbeitsplatz aus, sondern vor allem auch einer, dem etwas Sportlichkeit eingehaucht wurde. Klavierlack trifft auf allerlei rote Zierelemente. Sowohl die Nadeln der Instrumente, als auch fast jegliche Naht ist in den feurigen Farbton gehüllt. Natürlich ist auch das Lenkrad mit eben jenen Nähten versehen und lässt sich wunderbar anfassen: Der dicke Kranz wird von griffgerechten Daumenmulden ergänzt und erhält einen sportlichen Look, in dem die Designer es unten abflachten.

Zu den sportlichen Attributen gehören natürlich auch Sitze im klassischen Karo-Muster. Doch sie wissen nicht nur mit ihrer traditionellen Optik zu gefallen, sondern verführen mit ihrem satten Halt zur flotten Kurvenhatz. Dabei kombinieren sie einen angenehmen Langstreckenkomfort – ihre straffe Polsterung ist dafür prädestiniert – mit stattlichen Seitenwangen, die die Körper der Insassen dort halten, wo sie hingehören. Hinzu kommt, dass ihr Verstellbereich durchaus großzügig bemessen ist und sowohl Groß, wie auch Klein eine angenehme Sitzposition hinter dem Lenkrad finden. Allerdings sollte man nicht allzu beleibt sein, da das Gestühl sonst unangenehm drücken könnte.

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Nichtsdestotrotz verfügt der Polo aber über ein befriedigendes Raumangebot, selbstverständlich auch als GTI. Über den Köpfen der Insassen herrscht selbst mit dem Panoramadach genügend Platz und auch die Bewegungsfreiheit in der ersten Reihe steht der eines kompakten Modells in nichts nach. In der zweiten Sitzreihe ist der Raum indes etwas geringer bemessen, doch Grund zum Klagen gibt es trotzdem nicht: Erwachsene finden hier genügend Platz, um auch auf mittleren Strecken zu verweilen. Zusammen mit dem brauchbaren Format des Kofferraums ergibt sich so ein vollwertiges Auto, das jungen, dynamischen Paaren oder sportlichen Singles gut zu Gesicht steht.

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Zurück in der ersten Reihe fällt das neue Infotainment auf: Es ist in seinen Grundzügen aus dem Golf bekannt und überzeugt mit seiner leichten Bedienung. Alle Funktionen werden über feste Stationstasten vorgewählt, um im entsprechenden Untermenü dann den Touchscreen zu nutzen. Dieser bietet zielgenau erreichbare Bedienelemente, eine klare Auflösung und eine optimale Sensibilität bei Berührungen. Doch dies ist nicht das einzig Positive am Radio-Navigations-System: Bestellt man das sogenannte „Mirror-Link“ dazu, lässt sich das Smartphone in die Infotainment-Bedienung integrieren, indem gewisse Apps direkt mit dem Fahrzeug verbunden werden – ein cleveres Konzept.

Fahreindrücke – Der Allrounder

Clever war auch das Konzept des bisherigen Motors: Den bisherige Antrieb des GTI übernahm ein 1.4 Liter Benziner mit Turbo- und Kompressoraufladung, der zwingend an ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt war. Doch mit dem Facelift zog auch ein neuer Antrieb unter die glatte Motorhaube des Wolfsburger Erfolgsmodells. Mit nun 1,8 Litern Hubraum und der Besinnung auf die reine Turboaufladung, generiert das Aggregat nun satte 192 PS anstatt der bisherigen 180 Pferdestärken. Doch der wahre Gewinn liegt darin, dass der potentielle Käufer nun zwischen einem Sechsgang-Schaltgetriebe oder dem bekannten 7-Gang-DSG wählen kann.

Bislang hatte der Käufer nicht die Wahl und musste zwangsläufig zum DSG greifen, das im automobilen Alltag zwar für Entspannung sorgt, aber nicht unbedingt die erste Wahl für ein sportliches Fahrzeug darstellt. Zeitweise fiel es mit der ein oder anderen Gedenksekunde auf, die einem Sportler nicht besonders gut steht, wie wir bereits im Skoda Fabia RS fanden. Doch diese Zeiten sind nun vorbei: Sechs knackig rastende Gänge warten darauf vom Fahrer eingelegt zu werden. Die Schaltung rastet satt aber leichtgängig und gefällt mit ihrer treffenden Abstimmung; die Anschlüsse passen in nahezu jeder Situation. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, liegt der griffsympathische Schaltknauf optimal zu Hand und erlaubt einen flotten Gangwechsel – so macht Fahren Spaß.

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So ausgerüstet stürmt der 1,8 Liter vehement nach vorne und knackt die magische 100km/h-Marke bereits nach 6,7 Sekunden. Schub steht in fast jeder Situation reichlich zur Verfügung, da das satte Drehmoment von 320 Nm den Polo bereits bei frühen 1.400 Touren beflügelt. Es hält bis über 4.000 Umdrehungen an und bietet damit ein im Alltag breit nutzbares Spektrum. Bleibt man beharrlich auf dem Gas, ist man schnell in Bereichen, die eine Gefährdung für den Führerschein darstellen, sollte man in seiner Disziplin nicht gefestigt sein.

Ist es aber erlaubt, sprintet der Volkswagen Polo GTI aber auf maximal 236km/h und damit vielen davon. Der Aha-Moment bei anderen Verkehrsteilnehmern bildet dabei zwar ein heiteres Schauspiel, doch das wahre Gebiet des GTI sind verwinkelte Landstraßen. Hier spielt der Polo sein frühes Drehmoment aus und bietet mit seinem straffen Fahrwerk ein starkes Kurvenpotential. Dabei ist es ganz gleich, ob die Biegungen kleine oder große Radien bieten, der Polo durcheilt sie, wie ein wahrer Sportler. Die Vorderachse bleibt lange stabil und hat viel Grip, bevor der Wolfsburger dann zum sanften Untersteuern neigt. Wirft man ihn aber mit überhöhter Geschwindigkeit in enge Radien, kann man durchaus auch einen kleinen sanften Heckschwenk ernten, der das Einlenken nicht nur spaßiger macht, sondern es auch fördert, in den die Lenkwinkel verkleinert werden.

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Die Lenkung überzeugt dabei mit ihrer Zielgenauigkeit und fördert somit die Sportlichkeit des kleinen Sportlers. Zwar dürfte sie etwas schwergängiger sein, doch dieser Umstand ist dem Fakt geschuldet, dass der Polo ein Automobil ist, das vielen Fahrern gefallen muss. Andererseits zeigt sich das Fahrwerk von einem gänzlich anderen Profil. Zwar ist es verstellbar, dennoch fällt es in seinem Grundcharakter durchgehend mit seiner Straffheit auf. Im Normalmodus ist dies nicht weiter störend und passt ins Bild des Volkswagen Polo GTI, im Sportmodus hingegen, teilt es mitunter hart aus. Diese Abstimmung ist eher für die Rennstrecke zu empfehlen und dürfte im täglichen Verkehr kaum Gebrauch finden.

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Fazit – Gelungen

Das Facelift hat dem Polo, besonders dem GTI gut getan. Es sind nicht die optischen Aufwertungen oder das neue Infotainment, die im Mittelpunkt stehen, sondern das neue Antriebskonzept. Natürlich gefallen die Optik und die Konnektivität bzw. Bedienbarkeit, doch die 192PS und das satte Drehmoment stehen hier ganz klar im Vordergrund. Volkswagen hat alles richtig gemacht, dem Käufer nun die Wahl zwischen der Handschaltung und dem DSG zurück zu geben. Unsere Empfehlung tendiert in Richtung der manuellen Schaltung, da sie mehr Emotionen und Selbstbestimmung zulässt – schließlich ist es doch das, was einen Sportler ausmacht. Der Mythos GTI geht also in eine weitere Runde und ist ungetrübter, denn je.

Bilder: Adam Meyer und Mikhail Bievetskiy mit Canon 1Dx / 24-70 ƒ2.8

Technische Daten: Volkswagen Polo GTI (2015)

Motor: 4-Zylinder-Otto-Motor

Hubraum: 1.798 ccm

Leistung: 141KW / 192PS

Drehmoment: 320Nm bei 1.400-4.200U/min

Getriebe: 6-Gang-Handschaltung

Antrieb: Front

Leergewicht: 1.272Kg

Zuladung: 449-513Kg

L/B/H: 3.983/1.682/1.443mm

Radstand: 2.468mm

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,7s

Höchstgeschwindigkeit:  236 km/h

NEFZ-Verbrauch: 6,0 Liter/100km

 

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