Aus wieder einmal aktuellen Anlass möchten wir einige Worte zum Verhalten von einigen Verkehrsteilnehmern in Unfallsituationen los werden.
Zurzeit häufen sich gefühlt schwere Unfälle auf den Straßen unseres Landes. Der permanente Druck, der Stress und die Hektik in allen Lebenslagen scheinen immer öfter ihren Tribut auch im Straßenverkehr zu fordern.
Es gibt ganz sicher niemanden, der sich von seiner Familie oder Freunden mit den Worten verabschiedet: „Macht’s gut, ich werde heute eventuell in einen Unfall verwickelt, den ich gegebenenfalls nicht mal überleben werde.“ Oder anders gesagt, niemand geht davon aus, in einen Unfall verwickelt zu werden. Denn es sind immer die ‚Anderen‘, denen so etwas passiert – sagt einem das Bewusstsein.
Ungefragt im Mittelpunkt
Umso schlimmer ist es, wenn man doch unvorhersehbar und urplötzlich direkt zum Betroffenen, oder indirekt als Angehöriger beziehungsweise Nahestehender, zum Unfallbeteiligten wird. Doch damit nicht genug, dass die Folgen bleischwer für alle Beteiligten wiegen, kommt im Zeitalter der weltweiten Vernetzung und sensationslüsternen Gesellschaft leider eine mediengerechte Verwertung des Unfalls hinzu.
Bildgewaltig und durch teilweise reißerische Textbeschreibungen, mitunter inklusive mutgemaßten Schuldtendenzen, findet man sich plötzlich und unerwartet der Öffentlichkeit preisgegeben – wehrlos, ohnmächtig, nicht selten falsch dargestellt und mit dem demoralisierenden Gefühl des Ausgeliefertseins.
In sozialen Medien geben völlig fremde Menschen in vielen Fällen unqualifizierte, ja beleidigende Kommentare ab, spielen Moralapostel und Richter, oder bekunden sogar Schadenfreude. Eine extrem starke Belastung für die Betroffenen. Warum ist das so? Weil wir Menschen uns am Leid anderer laben? So lange es anderen passiert, ist es eine Art Unterhaltung, weit weg und perfekt geeignet um von den eigenen Problemen abzulenken? Mitunter stimmt das sogar.
Zumindest scheint im Menschen tief verankerte Schaulust bereits vor Ort des Geschehens dafür zu sorgen, dass manche Unfallstelle zum Entertainment-Point vergewaltigt wird und Gaffer ihre Blicke wie Leim an das Leid und Unglück der ‚Anderen‘ heften.
Es drängt sich die Frage auf: Was läuft bei solchen Menschen grundsätzliches falsch? Gelten Pietät, Rücksicht und Demut rein gar nichts mehr, sobald man die ‚Anderen‘ offensichtlich durch den Mantel der Unbekanntheit zum Schauobjekt degradieren kann?
Aus der Perspektive des Anderen sehen, vermeidet seelische Blindheit
Dabei ist es so einfach – man versetze sich einfach direkt in die Lage der Betroffenen. Wie würde man sich selbst fühlen, wenn man in einer in jeder Hinsicht nachteiligen Situation eines Unfalls, plötzlich wie ein Tier im Zoo von Leuten begafft wird, dazu neunmalkluge Kommentare, Fragen oder gar Kritik, Beleidigung und Drohung erfährt, die von jedem Unbeteiligten in so gut wie jedem Falle unberechtigt sind? Ginge das für Sie in Ordnung?
Wäre es okay, wenn Gaffer mit und ohne gezücktem Smartphone die Rettungskräfte behindern und letztendlich Ihre wertvolle Zeit stehlen? Wohl kaum. Ebenso wenig, wenn Unfallbeteiligte zu Ihren Angehörigen und engen Freunden gehören. Dann scheint es plötzlich was ganz anderes zu sein. Ist es aber nicht!
Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal zu einem Unfall hinzukommen und Rettung beziehungsweise Ersthelfer bereits vor Ort sind, dann konzentrieren Sie sich auf die Straße, den Verkehr und passieren die Unfallstelle zügig und OHNE sich einen visuellen Überblick vom Unfallort zu verschaffen!
Bewahren Sie dabei Ruhe und behalten Sie die anderen Verkehrsteilnehmer im Auge. Leider wird es immer Unbelehrbare geben, die in ihrer scheinbar unstillbaren Gier nach Sensationslust sich und andere Verkehrsteilnehmer durch ihr Verhalten gefährden.
Zahlen bitte!
Das sogenannte Gaffen wird mit bis zu 1.000 Euro Bußgeld belegt. Unserer Meinung nach noch zu wenig. Auch die Behinderung der Rettungskräfte kostet Bußgeld.
Noch härter kann nach § 201a des StGB jeder betraft werden, der „die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt“ – dafür reicht es, als Unbeteiligter und Unbefugter ein Foto oder Film von der Unfallstelle anzufertigen. Das wäre ein Straftatbestand mit Geldstrafe oder einem Jahr Freiheitsentzug als Folge.
Sollten Sie als Erster nach einem Unfall eintreffen, sichern Sie zuallererst die Unfallstelle und dann helfen Sie! Als Betroffener würden Sie sich nichts anderes mehr wünschen, als Hilfe – da würde niemand eine Ausnahme bilden.
Denken Sie darüber hinaus daran, dass die unterlassene Hilfeleistung nicht nur schäbig ist, sondern auch ein Straftatbestand darstellt und in bis zu einem Jahr Gefängnis resultieren kann.
Unaufmerksamkeit gewünscht
Wenn in den Medien mal wieder ein Unfall ausgeschlachtet wird, dann zeigen Sie doch einfach mal kein Interesse, verzichten Sie im Internet zusätzlich auf Interaktion, wie Kommentare oder Likes.
Die Medien pushen solche Unfälle und Katastrophen nur, weil die Nachfrage danach immens ist und sie dadurch aufgrund von Klickraten, Views und Auflagenstärke viel Geld durch platzierte Werbung und Reichweite verdienen können. Bleibt dies aus, sinkt auch die Mitteilungstiefe. Dann reicht auch ein Text mit zwei Sätzen, ohne Details und Bilder.
Wir finden, dass es genug Probleme und Missstände auf unserer Welt gibt. Zu viele, um auch noch jeden Unfall cineastisch einem breiten Publikum zu präsentieren. Dazu kann jeder einen Beitrag leisten, indem er Interessenlosigkeit zeigt.
Denken Sie vorher über Ihr Verhalten nach – egal ob an der Unfallstelle oder vor dem Bildschirm. Sie wollen persönlich schließlich auch nicht ungefragt im Fokus stehen.
Denn jeder kann von einem Augenblick zum nächsten vollkommen unerwartet zu den ‚Anderen‘ gehören.
Text: NewCarz
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Mir is vor 5 Jahr so ein Gaffer auf der Bahn ins Auto reingefahren weil für den ein Krash in der Gegenspur interessanter war. Seit dem Unfall bin ich Berufsunfähig und seine Versicherung zahlt heuer noch immer nicht. Sowas gehört Führerschein entzogen für immer.
Gaffer, die den Verkehr behindern sollte der Führerschein zumindest auf Zeit entzogen werden!