Kompakte Sport-Coupés gibt es viele, doch der Renault Mégane Coupé RS ist nicht nur einfach einer von vielen.
In wohl kaum einer anderen Klasse tummeln sich so viele kleine Kraftsportler und werben um die Gunst der sportlich ambitionierten Kundschaft mit den wichtigsten Aspekten: Leistung, Performance, Dynamik.
Der Renault Mégane Coupé RS bietet von all dem sehr viel, was unser Fahrbericht en detail verrät.
Exterieur – Oder hier: Visual Statement
Er ist auffällig, und das nicht allein der Lackierung wegen – Siriusgelb mit Perlmutteffekt nennt sich die Lackierung unseres Kompaktsportlers. Denn breitschultrig, mit tiefem Spoiler und kaltherzig weißblauen LED-Tagfahrleuchten unter den Hauptscheinwerfern zeigt er bereits im Stehen, wo der Hammer hängt.
Die Radkästen des Renault Mégane Coupé RS sind weit ausgestellt. Rote Bremszangen von Brembo hinter schwarzen 19-Zöllern weisen auf die notwendige Energievernichtung hin, um diesen kleinen Berserker im Zaum halten zu können.
Das muskulöse Heck mit dem mittigen, großzügig dimensionierten Abgastrapez über einem schwarzen Diffusor, zeigt dem geneigten Betrachter, durch was für trainierte Lungen diese Maschine atmet. Kurz, man könnte ihn mit einen Staffordshire-Terrier vergleichen: ein sich bewegender Muskelprotz. Wenn es darauf ankommt blitzschnell.
Interieur – Mehr Arbeitsplatz als Fahrgastraum
Dieser Eindruck wird im Innenraum en Detail unterstrichen. Recaro-Sportsitze mit Seitenhalt in Schraubstock-Qualität, feuerrote Sicherheitsgurte, Alu-Pedale, Sportlederlenkrad – mit einem etwas lieblosen – 12-Uhr Ring, die Handläufe in Klavierlack-Optik, Zierapplikationen im Carbon-Look, rote Ziernähte, Tacho bis 290. Hier wird spätestens klar, dass nicht gekleckert sondern geklotzt wird beim Renault Mégane Coupé RS. Die Verarbeitung bietet keinen Grund zur Klage.
Der 8,5 Zoll Bildschirm in der Mitte des Armaturenbretts zeigt jede Menge Infos, Navigationskarten inklusive Geschwindigkeitslimits und Blitzerwarnung. Oben drauf gibt es eine umfangreiche RS-Telemetriedatenbank, die alles aufzeigt, was den sportlichen Fahrer interessieren könnte. Lenkeinschlag, g-Kraftmesser, Brems- und Turboladedruck, Leistung in PS und Drehmoment in Newtonmeter, Antriebsschlupf – alles in Echtzeit, versteht sich. Zusätzlich die momentan herrschende Temperatur im Ansaugtrakt, die Öltemperatur, eine Multifunktions-Stoppuhr und als schmackhaftes Gimmick: eine GPS-Stoppuhr. Diese registriert Strecken über die bordeigene Navigation und erlaubt hier das Ablesen genauer Rundenzeiten und vieles mehr. Auch Radio, CD, und Anschlussgeräte werden hierüber gesteuert. Natürlich auch das Telefon.
Die Kopplung eines Smartphones über Bluetooth ist übrigens in wenigen Sekunden erledigt und gelingt auch dem ungeübten, nicht technikaffinen Benutzer des Renault Mégane Coupé RS auf Anhieb. Das gilt auch für den Anschluss von MP3-Playern durch eine AUX-Kabelverbindung. Schade ist, dass bei iPhone-Smartphones die Kopplung oftmals unterbrochen wird und abermals durchgeführt werden muss.
Die Bedienung des Monitors selbst ist etwas umständlich. Per Touchscreen geht es nur im Stand, da der Monitor viel zu weit vom Fahrer entfernt positioniert ist. Über die Steuereinheit in der Mittelkonsole geht das Ganze etwas umständlich. Gerade für die Telemetriedaten wünscht man sich eine intuitivere und einfachere Bedienung, beispielsweise vom Lenkrad aus.
Hinten ist durch die breiten C-Säulen und die kleine ovale Heckscheibe, die Sicht leicht eingeschränkt. Die optionale Rückfahrkamera wird folglich zum nützlichen Gimmick in der Sonderausstattungsliste.
Der Kofferraum fasst 377 Liter, wenn man die geteilt umklappbare Rücklehne umlegt sind es sogar 1024. Diesen wird man bei dem Auto aber ohnehin wohl eher selten nutzen. Doch die Alltagstauglichkeit stellt der Renault Mégane Coupé RS damit unter Beweis.
Motor und Fahreigenschaften – Fasten your seat belt PLEASE!
Nach der optischen Begutachtung, geht es jetzt an das Wesentliche. Der Start/Stop-Knopf im Mittelbereich der Konsole erweckt den 2-Liter Turbobenziner mit einem sportlichen, kernig brummigen Sound zum Leben. Der erste Gang eingelegt und die Kupplung kommen lassen. Keine Anfahrschwäche, kein Ruckeln durch minimierte Schwungmassen oder ähnliches. Die Sechsgang-Schaltbox ist leichtgängig, könnte aber kürzere Schaltwege vertragen.
Beim sportlichen Fahren fallen die relativ langen Schaltwege etwas negativ auf, sodass der schnelle Gangwechsel manchmal etwas hakelig wirkt. Das Kupplungspedal benötigt für ein so sportlich abgestimmtes Fahrzeug sehr wenig Pedalkraft. Die Pedale sind schön eng beieinander, was fast schon nach entsprechend motorsportlichem Schuhwerk schreit. Modeschuhe, wie Boots, haben hier nichts zu suchen und behindern deutlich. Zumindest schmale Turnschuhe sollten es sein.
Nach dem Anfahren der 2. Gang und das Gas ordentlich getreten – diese Aktion gibt den Turboschaufeln so viel Futter, dass das Renault Mégane Coupé RS mit immensem Nachdruck (bis zu 1,2 bar) die Luft in die Verbrennungsräume jagt. Die nun einsetzende Beschleunigung fühlt sich so derb an, dass man beim ersten Mal viel zu spät registriert, dass der Drehzahlmesser bei etwas über 6000rpm den roten Bereich ereilt hat.
Die Schaltanzeige des Renault Mégane Coupé RS mahnt akustisch nach dem nächsthöheren Gang. Begleitet wird jenes von einem heiser röhrenden Motorensound, der beim Gangwechsel in den unteren Fahrstufen durch einen dumpfen Knall aus der Abgasanlage begleitet wird. Infernal!
Die Lenkung des Renault Mégane Coupé RS ist sehr präzise und lässt sich exakt wie ein Skalpell führen. Lediglich bei sehr hohen Geschwindigkeiten würde man sich eine Prise mehr Direktheit wünschen. Die Brembo-Bremsanlage ist eine scheinbar unfehlbare Energievernichtungsanlage, welche sich einzigartig genau dosieren lässt. Wenn es notwendig wird, zwingt sie dieses Kraftwerk mit brachialer Gewalt zur Geschwindigkeitsverminderung oder zum Stillstand.
Das Fahrwerk des Renault Mégane Coupé RS ist hart, aber nicht knochig. Natürlich knallen Querfugen ungefiltert in den Innenraum und auch sonst merkt man jede Unebenheit der Straße genau. Aber es stört nie wirklich und wirkt nicht anstrengend. Das Fahrverhalten ist sehr neutral, erst im sehr hohen Grenzbereich untersteuert das Coupé leicht, schiebt also über die Vorderräder. Bei alldem kommt enormes Rennsportfeeling auf, welches man äußerst vorsichtig und in Maßen genießen sollte. Denn viel zu schnell katapultiert dieser RS einen in Geschwindigkeitszonen, in denen durchaus schon der Führerschein wackeln kann. Dieses Mégane Coupé wirkt sowas von feurig, dass man seine maskuline Optik bereits nach wenigen Metern als standesgemäß gelten lässt.
Die Werksangabe von 6 Sekunden für die Disziplin 0-100km/h wurde, nachdem die Reifen warm gefahren waren, einmal erreicht und einmal um ein Zehntel unterboten. Bis Tempo 245 marschiert das Renault Mégane Coupé RS wie ein verrückt gewordener tasmanischer Teufel, erst darüber wird es zäh und behäbiger.
Man bedenke dabei, dass es weitaus potentere Fahrzeuge gibt, die trotz doppelt verfügbarer Leistung oftmals nicht mal halb so viel Rennsportfeeling aufkommen lassen. Das Auto bietet einen immens hohen Spaßfaktor, wodurch jede Kurve, jede Strecke zum Erlebnis wird. Dieser Spaß hat leider auch seinen Preis, denn spätestens an der Tankstelle merkt man schnell, dass eine artgerechte Bewegung des Coupés weit mehr Kraftstoff vertilgt, als der NEFZ-Wert verspricht. Am Ende unserer Testfahrt hatten wir einen Durchschnitt von 11,8 Litern auf 100 Kilometer erreicht.
Was ebenfalls auffiel: unser Testfahrzeug besaß kein Xenon-Licht. Das ist ein Muss, denn als wichtiger Sicherheitsaspekt sollte eine gute Sicht dank Xenonscheinwerfern serienmäßig an Bord sein.
Fazit zum Renault Mégane Coupé RS – RS stimmt hier zu 100 Prozent
Das Fahren mit diesem Auto ist in gewisser Weise nachhaltig, weil man noch Stunden, nein Tage später darüber fachsimpelt, wie man welche Kurve anfährt oder ob der Bremspunkt vor der Kuppe nicht besser ein paar Meter weiter hinten liegen soll. Kurz und knapp: Dieser Renault Mégane Coupé RS bringt Fahrspaß!
Dass die Türen und Klappen beim Schließen ein wenig blechern klingen – ein Resultat der Gewichtseinsparung. Geschenkt! Der hohe Verbrauch ein Manko? Leistung fordert ihren Tribut. Ebenfalls geschenkt! Wobei: Wenn man es ganz vorsichtig angeht und das Gaspedal nur streichelt, dann schafft man durchaus eine reelle Acht als erste Zahl der Liter-Angabe. Aber Hand aufs Herz, wer will mit so einem Auto durch die Gegend schleichen? Eine gewisse Alltagstauglichkeit kann man dem Coupé allerdings guten Gewissens bescheinigen. Das heißt, man kann dieses Auto sehr wohl und auch ohne Einschränkungen gemäßigt bewegen. Wobei eine Einschränkung gäbe es dabei – den Fahrspaß.
Wer sportliches Fahren liebt und dabei nicht ein Vermögen ausgeben möchte, sollte in jedem Fall einen Blick auf den Renault Mégane Coupé RS riskieren. Der Einstiegspreis mit der größten Motorisierung liegt bei 27.950 Euro.
Technische Daten: Renault Mégane Coupé RSLänge x Breite x Höhe (m): 4,29 x 1,84 x 1,42
Motor: Vierzylinder-Turbo-Benzin-Direkteinspritzer
Leistung: 195 KW (265 PS)
Hubraum : 1.998 ccm
Max. Drehmoment: 360 Nm
Getriebe: 6-Gang-manuelle Schaltung
Antrieb: Front
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 7,5 L/100 km
CO2-Emissionen: 174 g/km
Abgasnorm: Euro 5
Höchstgeschwindigkeit: 254 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6 Sekunden
Leergewicht (fahrbereit mit Fahrer): 1.454 kg
Kofferraumvolumen: 377 l (bei umgeklappten Sitzen 1.024 l)
Text & Fotos: NewCarz
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
3 thoughts on “Renault Mégane Coupé RS Test – Miniaturkraftwerk auf Rädern”