Man kann es kaum glauben! Auf der Essener Motor Show stellt ein Entwickler sein Konzeptfahrzeug mit acht Zylindern und 600 PS vor. So weit, so gut. Die Überraschung kommt jedoch noch.
Der Splinter besteht zu 90 Prozent aus Holz
Der Clou an dem Fahrzeug liegt im verwendeten Material. Während andere Hersteller auf hochfeste Stähle, Aluminium oder Karbon setzen, hat sich US-Designer Joe Harmon einem ganz anderen Material gewidmet. Holz als Hauptwerkstoff für ein Auto, geht das? Und wie!
Neben der ausgesprochen extravaganten, aber dennoch extrem sportlichen Optik, gewinnt das Fahrzeug durch das „Natur-Chassis“ – das Monocoque besteht aus laminiertem Holz, die Karosserie aus Balsaholz mit Kirschfurnier – einen ganz besonderen Charme. Harmon diente die deHavilland Mosquito – ein Mehrzweckflugzeug aus Holz – als Inspiration. Rund fünf Jahre dauerte es, bis sein Konzeptfahrzeug auf den Rädern stand.
Im Innenraum besteht natürlich auch so gut wie alles aus Holz. Ob Sitze, Lenkrad oder Cockpit, alles wurde aus dem erneuerbaren Rohstoff gefertigt. Sogar die Aluminiumfelgen erhielten der guten Ordnung halber ein Holzfurnier. Dieses Zusammenspiel verleiht dem Splinter einen sehr individuellen Charakter, welchen das Material mit sich bringt.
Holz ist ein Naturprodukt und jeder, der sich schon einmal mit dem Werkstoff befasst hat, wird wissen, dass die Maserung des Materials immer unterschiedlich ist. Das hebt das Fahrzeug um noch eine weitere Ebene und man kann guten Gewissens sagen, dass es sich – selbst beim unwahrscheinlichen Fall einer Serienproduktion – bei diesem grundsätzlich um ein Unikat handelt.
Ein Fünfliter-V8 schickt 600 PS an die Hinterräder
Apropos gutes Gewissen. Wer jetzt denkt, es handele sich hierbei lediglich um ein Auto für Naturfreaks mit ökologisch sauberem Gewissen, der soll an dieser Stelle eines Besseren belehrt werden.
Den Antrieb übernimmt ein fünf Liter starker V8-Mittelmotor, der schier unglaubliche 600 PS über ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe auf die Kurbelwelle wuchtet. Das Leergewicht des Hecktrieblers liegt bei gerade einmal 1.134 Kilogramm. Spätestens ab jetzt setzt wieder der Punkt mit dem Gewissen ein.
Auch wenn der Splinter aus einem reproduktiven Material besteht, auch wenn wir davon ausgehen, dass das Fahrzeug bei Menschen mit einem Hang zum Erhalt der Umwelt gut ankommt, spätestens beim Blick aufs Datenblatt sind sämtliche ressourcenschonenden Gedanken wie weggeblasen und man ist geneigt, das hölzerne Untier gerne einmal auf bis zu 390 km/h – so theoretisch machbar – zu beschleunigen.
Wir finden, dass die Vision des Entwicklers hier gekonnt umgesetzt wurde. Das antizyklische Wesen des Fahrzeugs in Kombination mit dem komplementären Kontrast zwischen Holz-Chassis und hubraumstarken Achtzylinder haben uns jedenfalls einen Moment grübeln lassen. Nicht zuletzt auch über den Verbrauch des Splinter. Vermutlich werden es über 20 Liter auf 100 Kilometer sein.
Text / Fotos: NewCarz
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.