Kaum ein anderes Fahrzeug hat den Rallyesport so maßgeblich beeinflusst, wie der Subaru WRX STi, der 1994 das erste Mal auf die Bühne der Allradsportler fuhr.
Fans müssen jetzt stark sein: Der aktuelle STi ist zeitgleich auch das letzte Modell und damit das Ende einer echten Legende.
Was vor 24 Jahren mit einem reinrassigen Rallyegefährt begann, bei dem sich nicht einmal Lüftung oder Radio an Bord befanden, erfuhr mit dem seit 2014 in vierter Generation gebauten Subaru WRX STi, der erst vor einem Jahr seine letzte Modellpflege erhielt, seinen Zenit in der facettenreichen Evolution des stärksten Modell des Subaru Impreza.
Was von Anfang bis zum jetzigen Ende Bestand hatte, waren der symmetrische Allradantrieb mit manuell verstellbarem Mitteldifferenzial, als Antrieb ein turbogeladener Boxermotor und ein riesiger Heckspoiler, durch den man das sportive Modell auch als Laie sehr schnell identifizieren kann.
Wir testeten den Letzten seiner Art – der Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Dem Ursprung treu geblieben
Wenn man sich die Ahnensammlung des Subaru WRX STi anschaut, fallen die über den gesamten Zeitraum stets nur marginalen Änderungen der Karosserieform auf. Markante Details, wie der dominante Lufteinlass auf der Motorhaube und der opulente Heckspoiler – mit Ausnahme bei der Schrägheckversion der dritten Generation – blieben dabei stets unangetastet.
Durch diese sehr dezenten Upgrades verinnerlicht auch das letzte Modell der erfolgreichen wie potenten Allradmodelle eine nicht zu verbergende Nähe zum typischen Look der Neunziger Jahre. Was bei jedem anderen Auto sehr wahrscheinlich das Todesurteil durch den jeweiligen Betrachter einbringen würde, stellt es bei diesem Subaru eher den Traditionsgedanken in purer Reinform in den Vordergrund.
Ein WRX STi? Der muss genau so!
Um nur einen unserer Redakteure per Bordbucheintrag zu zitieren. Dazu kommen eine markante Frontschürze mit massiven Lufteinlässen und dadurch viel Platz für die notwendige Kühlung, den flachgehaltenen LED-Scheinwerfern mit der typischen Lichtsignatur eines Subaru mittels LED-Tagfahrlicht und natürlich dem massiven Lufteinlass für die Ansaugluft des Turbo-Boxers.
Die Seitenansicht dominieren vor allem die 19-Zoll-Leichtmetallräder in der stilechten Farbe Dark Gun Metal mit den darunterliegenden, in signalgelb lackierten Bremssättel der Brembo-Anlage. Große, deutlich abstehende Außenspiegel mit einer Abdeckung in Alu-Optik runden das optische Spektakel hier ab.
Am Heck zeigt der Subaru WRX STi seine ganze Potenz in Form von vier Endrohren – jeweils zwei pro Seite – die einen Heckdiffusor flankieren, der mittig eine zentrale Nebelschlussleuchte trägt – Motorsport in Reinkultur. Doch der eigentliche Blickfang schlechthin: Der riesigen Heckspoiler auf dem Kofferraumdeckel.
Interieur – Gelungener, letzter Feinschliff
Die inneren Werte des Subaru WRX STi wurden letztmalig aufgepeppt und so erhielt der Innenraum zusätzliche Zierleisten, überarbeitete Türverkleidungen, in denen nun Alcantara mit schicken Akzentnähten um die Blicke des Betrachters buhlen.
Recaro Sportsitze mit Seitenwangen wie Schraubstöcke, deren Sitzflächen ebenso mit Alcantara ausgekleidet wurden, sorgen für die standesgemäße, sportsichere Sitzhaltung. Sie gehören beim Ausstattungslevel Sport zur Serienausstattung. Dass diese elektrisch – hier gleich achtfach – verstellbar sind, ist in einem WRX STi ein Novum.
Ebenso neu ist der nun farbige 7-Zoll-Touchscreen – auch Serie im Ausstattungslevel Sport – und Sicherheitsgurte sowie der Schaltknauf in Feuerrot. Dadurch wirkt der Innenraum nochmals sportlicher und zugleich deutlich wertiger, wobei die Architektur fraglos etwas angestaubt wirkt, wie ein Reminder aus den Ur-Zeiten des STi.
Dennoch herrscht im Innenraum ein beachtlicher Wohlfühlfaktor und das überaus griffige Lederlenkrad sowie der Blick auf die ebenfalls überarbeiteten Cockpitinstrumente suggerieren vom ersten Moment an das, wozu der WRX STi gebaut wurde: als Fahrmaschine.
Den Kofferraum nutzt der Besitzer eines Subaru WRX STi vielleicht nur sekundär, doch wenn er es tut, kann er 460 Liter nutzen. Es gibt sogar geteilt umklappbare Rückenlehnen, sodass das Laderaumvolumen nochmals aufgestockt werden kann – wenn auch dann mit Stufe im Ladeboden.
Die Platzverhältnisse sind moderat, der Beifahrer muss ohne Höhenverstellung auskommen und deutlich größere Passagiere klagen hier wie auf der Rückbank über eingeschränkte Kopffreiheiten.
Motor & Fahreigenschaften – Boxerkarriere vs. Zeitfaktor
Man kann es im Grunde so auf den Punkt bringen: Old School Racing. Denn was der Subaru WRX STi hier abliefert, ist Motorsportfeeling vom Feinsten und fahrbare Leidenschaft in Reinform. Der 2.5-Liter-Boxervierzylinder mit Zwangsbeatmung leistet 300 PS und liefert bis zu 407 Newtonmeter per Allradantrieb an die vier Räder.
Ganz Subaru-typisch gibt es ein Mitteldifferenzial Multi-Mode DCCD – ausgesprochen Drivers Control Center Differential – dem man entweder per automatisch agierender Elektronik die Verteilung überlässt, oder selbst Hand anlegt und dadurch den STi derart signifikant in seinem Wesen verändert, dass so gefühlt irgendwie alles möglich wird. Vom Driftmonster bis zu Go-Kart-Feeling ist so ziemlich alles dabei, was man sich vorstellen kann.
Ein Turboloch ist so minimalistisch, dass man darüber nicht reden muss und eines bestimmt die Charakteristik dieses Motors vollumfänglich: Der Motor benötigt trotz Turbolader jederzeit Drehzahlen, um sein Potenzial entfalten zu können. Einen Turbopunch um die 2.000 Touren sucht man hier vergeblich.
Erst alles was sich über 3.500 Umdrehungen pro Minute abspielt, realisiert dann eine Analogie zu „Benzin ins Feuer schütten“. Hier zeigt der Boxermotor das erwartete Temperament und lässt dieses dann über alle Viere herfallen. Dennoch suggeriert diese omnipräsente Forderung nach hohen Drehzahlen, dass die 300 PS nie wirklich anliegen – aber das tun sie, zumindest in sehr hohen Drehzahlen.
Im Vergleich mit anderen 300-PS-Pendants hätte der Boxer allerdings seine Schwierigkeiten. Die zeitgemäße Agilität und das Feuer aus dem Drehzahlkeller sind diesem in die Jahre gekommenen Relikt so fremd, wie einem Nerd die tägliche Joggingstunde.
Dank SI-Drive gibt es insgesamt drei Fahrmodi, eine Automatik und zwei Sportprogramme, von denen das Sport Sharp die stärkste Verschärfung der Kennfelder bewirkt.
Die extrem direkte, schön schwergängige Lenkung übermittelt ein vollkommen ungeschminktes Feedback und bereits nach wenigen Metern hat man ein überraschend ausgeprägtes Popometer in diesem Auto entwickelt. Jede Bewegung wird eins zu eins weitergegeben und vermittelt dadurch ein ungemein direktes Fahrgefühl. Die superknackige Schaltung ist eine Wonne und lässt jedes Hoch- und Runterschalten zum Fest werden.
Die größte Freude vermag der Subaru WRX STi auf losem oder nassen Untergrund zu entfachen. Hier ist er voll und ganz in seinem Element und dürfte auch heute noch so ziemlich alles in seiner Leistungsklasse in Grund und Boden fahren.
Dazu muss man allerdings das Auto kennen, bei Drehzahllaune halten und mit dem Mitteldifferenzial umzugehen wissen. Dann ist man sehr schnell der Konkurrenz entflohen und driftet mit breitem Grinsen die Pole-Position von Kurve zu Kurve.
Der Boxermotor erinnert mit seinem bassbetonten Leerlauf an einen großvolumigen Bootsmotor und erfreut ansonsten mit einem röhrenden, kernigen Boxerklang die Insassen und Passanten. Auf langen Touren könnte es dann vielleicht die eine oder andere Beschwerde über den Lautstärkepegel geben, denn die Drehzahlen zeigen, für was dieses Auto gemacht wurde: Nämlich für schnelles Vorankommen bis in mittelschnelle Geschwindigkeitsbereiche.
Highspeedfahrten sind zwar problemlos möglich, doch bei Tempi über 200 stört nach kurzer Zeit die recht hohe Drehzahl und die damit einhergehende Soundkulisse und noch mehr: Der jetzt exorbitant ansteigende Benzinkonsum, doch dazu kommen wir gleich noch. Positiv überrascht hat dagegen das Schiebedach, welches im geöffneten Zustand wenig Windgeräusche verursacht und dadurch auch bei normalem Landstraßentempo der Frischluftzufuhr akustisch nichts im Wege steht.
Was dieser Leistungssportler allerdings nicht lassen kann – und jetzt kommt’s – ist seine überschwängliche Trinkgewohnheit. Auch wenn es sich um ein Sportgerät handelt, so sind knapp 14 Liter auf 100 Kilometer einfach zu viel für die dargebotene Leistung. Derbe Behandlung und sehr hohe Geschwindigkeiten lassen aus der Zahl vor dem Komma auch mal eine 18 werden und unter knapp 12 Liter ist grundsätzlich kein Weg drin. Dazu kommt, dass der Boxer mindestens das teure Super Plus verlangt.
Schade, denn das ist offenbar einer der Hauptgründe, warum man das Ende dieser Ikone eingeläutet hat. Mehr als Euro 6 schafft diese Maschine leider nicht.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Das Infotainmentsystem im Subaru WRX STi genehmigt sich eine recht lange Startzeit, bevor es Befehle entgegennimmt. Ist diese zeitliche Hürde erst einmal genommen, überzeugt das typische Bedienkonzept aus dem Hause Subaru mit kleinen Einschränkungen.
Man benötigt jedenfalls kein Bordbuch, um alle Bedienelemente und Anzeigen zu verstehen. Ärgerlich ist es, wenn man tatsächlich einmal das Auto abwürgt. Denn ein Neustart betrifft auch immer das Infotainmentsystem, welches dann wieder von Neuem beginnt und nach einer gefühlten Ewigkeit akustisch und visuelle Bereitschaft verkündet.
Das Navigationssystem besitzt eine klare Routenführung mit einer etwas synthetisch klingenden Stimme, auf einer sehr übersichtlichen Kartendarstellung mit erfreulich hoher Informationsdichte. Die Sprachsteuerung benötigt allerdings zu viele Bestätigungsschritte, bevor man die Routenführung darüber aktivieren kann.
Das zweite, nun farbige Anzeigedisplay über dem Touchscreen informiert je nach Bedarf über Bordparameter wie Verbrauch oder Ladedruck und vieles mehr.
Als Helfer im täglichen Straßenverkehr stehen Totwinkelwarner, ein klassischer Tempomat sowie eine Rückfahrkamera zur Verfügung. Parksensoren gibt es am Subaru WRX STi nur gegen Aufpreis und nur für den hinteren Bereich. Parallel erleichtert ein zuverlässig agierender Querverkehrswarner jede Rückwärtsfahrt in schlecht einsehbaren Bereichen.
Für die musikalische Untermalung steht ein Harman/Kardon Soundsystem bereit, welches mit einem klaren, etwas trockenen, dafür aber sehr bassdynamischen Klangspektrum die Ohren der Insassen beglückt. Vor allem bei der Verwendung des DAB+ kommt man in den Genuss sehr guter Klangqualität. Nervig ist hier, dass bei verlorenem DAB-Empfang mitunter eine gute halbe Minute vergeht, bevor das Radioteil die Wiedergabe wieder aufnimmt.
Ansonsten gelingt auch das Vernetzen von Mobilgeräten und via Bluetooth funktioniert auch eine Freisprechanlage mit im Test sehr guter Sprachqualität und ohne Störgeräusche.
Varianten und Preise des Subaru WRX STi
Der letzte WRX STi seiner Art ist noch bis zum Jahresende 2018 erhältlich. Also noch knapp drei Monate. Ob es eine Neuauflage geben wird, darüber hält man sich beim Hersteller noch bedeckt, gilt in Fachkreisen aber als wahrscheinlich. Doch in dieser Form wird es diese Ikone wohl nicht mehr geben. Umso interessanter dürfte jetzt ein Blick auf das sein, was aktuell noch zu bekommen ist.
Den Subaru WRX STi erhält man in zwei Ausstattungsvarianten. Beide Varianten besitzen den 2.5-Liter-Boxer mit 300 PS, permanenten Allradantrieb, eine Brembo-Bremsanlage, das Mitteldifferenzial, SI-Drive, LED-Scheinwerfer und vieles mehr.
- 2.5 ACTIVE: Audiosystem mit 7-Zoll-Display und DAB+ und CD-Player, 2-Zonen-Klimaautomatik sind unter anderem bereits an Bord, der Einstiegspreis beträgt 44.500 Euro.
- 2.5 SPORT: Harman/Kardon-Soundsystem, Navi, Recaro-Sportsitze, Alcantarabezüge, Rückfahrkamera und vieles mehr für ab 50.900 Euro.
Voll ausgestattet zahlt man für die SPORT-Version plus Sonderfarbe für 590 Euro und dem Voll-Lederpaket für 2.590 Euro sowie diversen Dekor- und Steinschlagschutzfolien und weiteren Optionen knapp unter 60.000 Euro.
Fazit – Zeit heilt nicht alle Wunden
Der Subaru WRX STI zeigte sich in unserem Test wie eine Fahrmaschine aus dem Bilderbuch der alten Schule. Der über jeden Zweifel erhabene Allradantrieb in Kombination mit dem hubraumstarken Boxermotor, sind ein Garant für beste Runden- oder Streckenzeiten und generieren auch bei jedem Einsteiger in das sportive Genre ein beachtlich hohes Maß an Fahrspaß.
Seine sportlichen Gene hat das Allradgenie über seine gesamte Produktionszeit stets vollumfänglich behalten. Hinzu kamen mit der Zeit – und vor allem mit dem aktuellen, letzten Modell – diverse Annehmlichkeiten in Form von modernen Assistenzsystemen, einer Premium-Soundanlage und der Zweizonen-Klimatisierung, sodass neben dem Einsatz auf der Rennstrecke oder dem Rallye-Parcours auch die alltägliche Nutzung keinerlei Probleme macht.
Für mindestens 45.000 Euro erhält der Kunde eine charakterstarke Fahrmaschine, die überall eingesetzt eine gute Figur machen kann. Über den hohen Verbrauch sieht man bei diesem Auto meist hinweg, da es kein Zweckerfüller à la „Von A nach B“ verinnerlicht, sondern in erster Linie dem Fahrspaß gewidmet wird.
Bedauerlicherweise geht diese Ära nun zu Ende. Für Liebhaber wird der WRX STI auf ewig eine Legende bleiben, die sehr, sehr große Fußstapfen zurücklässt. Zeit heilt an dieser Stelle sicher nicht alle Wunden.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Subaru WRX STi 2.5 SPORT
Farbe: WR Blue Pearl
Länge x Breite x Höhe (m): 4,60 x 1,80 x 1,48
Radstand in mm: 2.650
Motor: Vierzylinder Boxermotor mit Turbolader
Leistung: 221 kW (300 PS) bei 6.000 rpm
Hubraum: 2.457 ccm
Max. Drehmoment: 407 Nm bei 4.000 rpm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: permanenter Allrad
Verbrauch kombiniert (NEFZ-Norm): 11,2 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 13,8 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 259 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 255 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,2 sec
Leergewicht: 1.566 kg
Laderaumvolumen: 460 Liter
Kraftstofftank: 60 Liter
Kraftstoffart: Super Plus (mindestens 98 Oktan)
Neupreis des Testwagens: 51.580 Euro (Basisversion ab 44.500 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.