Mit dem neuen VW ID.5 präsentieren die Wolfsburger ihr drittes Modell aus der ID-Familie.
Wobei dies nur die halbe Wahrheit ist. Streng genommen handelt es sich hierbei schon um den vierten im Bunde, allerdings ist der große ID.6 aktuell nur in China erhältlich.
Da die Nomenklatur der ID-Fahrzeuge sicherlich nicht jedermann geläufig ist, geben wir hier einen kurzen Aufschluss: den Einstieg macht aktuell der ID.3, wobei die Zahl die Klasse angibt; 3 steht demnach für Kompaktklasse. Darüber rangiert der ID.4, der als ausgewachsenes E-SUV auf Kundenfang geht.
Unser Protagonist – der ID.5 – basiert auf der gleichen Plattform wie der ID.4, ist jedoch die Coupé-Version von diesem. Doch unterscheiden sich die beiden ausschließlich im Design? Und wie fährt sich der elektrische Neuzugang? Dieser und weiteren Fragen gingen wir in einem ersten Test nach. Fahrbericht.
Exterieur & Interieur
Auf den ersten Blick lässt sich der neue Stromer nicht so wirklich in eine Schublade stecken. Irgendwo zwischen SUV und Van angesiedelt, gespickt mit einem Touch Limousine und einem coupéartig auslaufenden Dach. So in etwa könnte man die Optik des ID.5 beschreiben; ob man das nun mag oder nicht, sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Ein Blick auf die Front zeigt eine gewölbte Motorhaube und eine geschwungene Frontschürze mit Deko-Elementen im Waben-Stil. Diese sind hier nicht zwingend erforderlich, bringen aber eine gehörige Portion Dynamik ins Spiel. Dazu kommen formschön integrierte Scheinwerfer, die sogleich die Zugehörigkeit zur ID-Flotte erklären; Kenner sehen dies schon von weitem.
Die Seitenansicht zeigt die Silhouette eines Crossovers oder SUV-Coupé – wie man es nehmen will. Neben der hohen Gürtellinie fallen vor allem die kurzen Überhänge vorn wie hinten auf. Diese geben einen Hinweis darauf, dass das Volumen im Inneren maximal ausgenutzt wurde. Man könnte am Rande erwähnen, dass damit theoretisch auch die Geländeeigenschaften verbessert werden. Doch dies gilt – wenn überhaupt – für den GTX, da dieser als einziger ID.5 Allradantrieb vorweisen kann. So richtig offroad möchte man dann aber doch nicht gehen. Ebenfalls gigantisch sind die 21-Zoll-Räder, die dem Fahrzeug ungemein gut stehen.
Am Heck angekommen, wird die Designlinie der Front wieder aufgegriffen. Statt konventioneller Endrohre gibt es auch hier weit ins Heck gezogene, lackierte Elemente, die auf den zweiten Blick durchaus gefällig wirken. Hinzu kommt ein Spoiler, der nicht wirklich töricht wirkt und dennoch ein bisschen Sportlichkeit aufkeimen lässt. Die Lichtsignatur kommt – optional – im 3D-Bracket-Design, was definitiv cool aussieht und so auch den ein oder anderen Blick auf sich zieht.
Im Innenraum des VW ID.5 herrscht der Minimalismus, was uns in Anbetracht der konzerninternen Konkurrenz gar nicht mal wundert. Das vordere Gestühl ist ziemlich bequem und nach rund 100 Kilometern möchten wir meinen, dass man auch die lange Strecke nicht meiden muss. Das Raumgefühl wird insbesondere durch das riesige Panorama-Glasdach sowie die tief platzierte Mittelkonsole geschürt, was für einstige Verbrenner-Fahrer erst einmal ungewöhnlich ist.
Das Lenkrad liegt zwar gut in den Händen, ist aus Sicht der Redaktion aber eine Nummer zu groß ausgefallen. Zumindest ist das unser subjektiver Eindruck, der vor allem durch den starken Kontrast zu dem wirklich kleinen Cockpit entsteht. Dieses besteht nämlich aus einem 5,3 Zoll großen Bildschirm, der die wichtigsten Infos bereitstellt. Man meint bei VW, dass ein zusätzliches Cockpit überflüssig sei, wenn schon ein großer Zentralbildschirm und ein informationsgeladenes Head-Up-Display diese Aufgaben abdecken.
Apropos Zentralbildschirm: Dieser misst glatt zwölf Zoll in der Diagonale und ist auch bei direkter Sonneneinstrahlung bestens ablesbar. Die Bedienung ist um einiges einfacher geworden und erklärt sich nach kurzer Eingewöhnung fast von selbst. Dennoch sollte man sich als Novize etwas Zeit nehmen, um sich mit allen Funktionen vertraut zu machen.
Im Fond geht es ebenfalls sehr geräumig zu – auch zu viert reist man im VW ID.5 stressfrei und ohne Einschränkungen bis zu einer Körpergröße von circa 1,90 Meter. Der Kofferraum bietet bereits in Standardkonfiguration 549 Liter und lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf bis zu 1.561 Liter erweitern, womit er etwas unterhalb eines VW Tiguan rangiert.
Motor & Fahreigenschaften
Angetrieben wird der neue VW ID.5 von einer permanent erregten Synchronmaschine, die an der Hinterachse sitzt. Die Leistung beträgt 174 PS für den Pro beziehungsweise 204 PS für den Pro Performance, Heckantrieb ist bei beiden Versionen alternativlos. Die Basisversion sprintet in 10,4 Sekunden von Null auf 100 km/h, während der Performance-Variante ihr an dieser Stelle zwei Zehntel abnimmt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beiden Modellen auf 160 km/h begrenzt.
Die Reichweite beträgt nach WLTP bis zu 520 Kilometer, was in der Praxis wohl nur mit großer Zurückhaltung annähernd erreichbar ist. Wir gehen nach unseren ersten Fahrten von einer realistischen Reichweite zwischen 300 und 400 Kilometern aus – in Abhängigkeit vom Fahrstil und mit dem ein oder anderen Autobahnanteil.
Der VW ID.5 fährt sich schon auf den ersten Metern so, wie man es erwartet. Ruhig, ausgeglichen und ohne nennenswerte Allüren stromert das SUV-Coupé drauf los und benimmt sich wie ein Volkswagen. Das heißt auch, dass er sehr einfach zu fahren ist und – das finden wir besonders positiv – die Leistung sehr linear abgegeben wird.
Das Fahrwerk ist neutral abgestimmt und tendiert ein wenig in Richtung Komfort, sodass das Gros an Fahrbahnunzulänglichkeiten souverän weggefiltert wird. Auch die Lenkung agiert sehr präzise; zudem ist der ID.5 für seine Größe enorm wendig und wartet mit einem Wendekreis von gerade einmal 10,2 Metern auf.
Die Bremsen hatten mit dem schweren Wolfsburger nicht zu kämpfen und auch der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren geschieht sehr flüssig, was wir positiv vermerkt haben.
Mit einem Testverbrauch von 17,8 kWh auf 100 Kilometer lag der ID.5 nur knapp eine kWh oberhalb der Herstellerangabe.
Technik & Assistenz im VW ID.5
Serienmäßig rollt das elektrische SUV-Coupé in der Basis unter anderem mit LED-Scheinwerfern, einem Notbremsassistenten samt Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung, dem Spurhalteassistenten Lane Assist und einer Abbiegebremsfunktion mit Ausweichunterstützung vom Band.
Auch eine Ambientebeleuchtung mit zehn Farben, eine Sprachsteuerung, DAB-Radio und das große Infotainment „Discover Pro“ ist immer mit an Bord. Eine Klimaanlage sowie elektrisch anklappbare Außenspiegel runden das Paket ab. Apropos Pakete: Für Volkswagen untypisch ist die Aufpreispolitik des ID.5. Hier kann man nun – und das finden wir gar nicht mal so schlecht – aus einer großen Handvoll Pakete wählen, anstatt diverse Einzeloptionen zu konfigurieren.
So gibt es für 1.300 Euro extra das Assistenzpaket, welches unter anderem einen erweiterten Parkassistenten, eine Rückfahrkamera, das schlüssellose Zugangs- und Startsystem sowie beleuchtete Griffmulden mitbringt. Wer on top noch einen adaptiven Tempomaten wünscht, erhält dieses für 320 Euro extra.
Ebenfalls im Angebot ist das Komfort-Paket für 1.150 Euro, welches unter anderem eine 2-Zonen-Klimaautomatik, ein beheizbares Lenkrad, Regensensor, Sitzheizung vorne und eine variable Mittelkonsole offeriert. Besonders empfehlenswert ist das 350 Euro teure Sportpaket, welches neben einem Sportfahrwerk auch die Progressivlenkung umfasst. Wer überwiegend gemächlich unterwegs ist, kann diesen Posten entweder überspringen oder zum 1.150 Euro aufrufenden Sportpaket Plus greifen, welches mit einem Adaptiv- statt einem Sportfahrwerk aufwartet.
Im Übrigens kann der VW ID.5 mit einer Anhängerkupplung ausgerüstet werden. Diese schlägt mit 890 Euro zu Buche und kann bis zu 1.200 Kilogramm an den Haken nehmen. Der GTX darf sogar 200 Kilogramm mehr ziehen.
Varianten & Preise des VW ID.5
Zum Marktstart stehen für den VW ID.5 drei Motorisierungen bereit
- ID.5 Pro – Diese Basisversion kostet mindestens 46.515 Euro und bringt ab Werk Voll-LED-Scheinwerfer, einen Notbrems- und Spurhalteassistenten sowie eine Verkehrszeichenerkennung mit.
- ID.5 Pro Performance – Hierbei handelt es sich um ein Upgrade der Basisversion, die mit 204 PS für mindestens 47.550 Euro zu haben ist. Auch hier ist Heckantrieb die einzige Antriebsmöglichkeit.
- ID.5 GTX – Die Topversion wechselt ab 53.615 Euro den Besitzer und wartet mit 299 PS und Allradantrieb auf. Die Ausstattung umfasst unter anderem 20-Zoll-Räder, das IQ.Light sowie eine Müdigkeitserkennung und elektrisch anklappbare Außenspiegel.
Fazit zum VW ID.5
Der neue VW ID.5 konnte im Erstkontakt sein Dasein als SUV-Coupé rechtfertigen und darüber hinaus beweisen, dass Lifestyle und Pragmatismus gelegentlich Hand in Hand gehen können. Dabei bezieht sich der Pragmatismus in erster Linie auf den Innenraum, dessen Variabilität bemerkenswert ist.
Fahrtechnisch bietet VW hier gute Hausmannskost, die beim GTX eine Extraportion Chili erhalten hat. Wirklich anecken tut der Stromer nirgendwo, was ihn zwar nicht unbedingt spannend, wohl aber für eine breite Zielgruppe attraktiv macht.
Besonders cool fanden wir den Fahrdynamik-Manager des GTX, welcher das über zwei Tonnen schwere Gefährt fast schon spielerisch durch Kurven rauschen lässt.
Mit rund 46.500 Euro bleibt er zudem fair eingepreist und wer zudem einen günstigen Stromvertrag erhascht, dürfte mit dem dritten ID-EU-Modell sicherlich günstig und genüsslich von A nach B kommen.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.