Peugeot 308 Test – Angriff auf den Golf

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Kein Fahrzeugsegment ist – aufgrund hoher Absätze bei den Volumenmodellen – so hart umkämpft wie die Kompaktwagenklasse. Und dennoch galt stets der Volkswagen Golf als Klassenprimus, da er sich seit mehreren Jahrzehnten auf dem Markt durchsetzen konnte. Nun versuchen die Franzosen mit dem Peugeot 308, den bisherigen König vom Thron zu stoßen. Ob das gelingt, klärt der ausführliche Fahrbericht.

Einer von Sieben

Die Automobil-Branche wird regiert von diversen Auszeichnungen, die mehr oder weniger bedeutend sind. Eine davon ist der „Car of the Year“-Award, der jährlich vor dem Genfer Automobilsalon im Folgejahr verliehen wird. Zum Jahresende wird zunächst von der weltweit tätigen Jury aus Fachjournalisten eine Long-List erstellt, die sieben Fahrzeuge für die Nominierung enthält. Eines davon ist der Peugeot 308, der für die Veränderung einer Marke steht.

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Infotainment: Alles neu

Selten erlebt man so drastische Umbrüche in der Einführung eines Bedienkonzeptes wie beim 308. Noch beim Peugeot RCZ, den wir kürzlich im Test hatten, hatten wir einige Startschwierigkeiten bei der Bedienung des Infotainments. Wir fanden viele Tasten vor, die uns teils unlogisch platziert schienen. All das ist nun Vergangenheit im Peugeot 308, der die Bedienung beinahe aller Systemfunktionen auf einen Touchscreen auslagert. Wenige mechanische Tasten wie beispielsweise für die Warnblinklichtanlage, Umluft und Heizung bleibt bestehen; der Rest wird wie bei einem Smartphone gesteuert. Für die angestrebte Zielgruppe ist es sicherlich der richtige Schritt, da alle Funktionen sehr intuitiv zu finden sind, jedoch werden sich die Best Ager zu Beginn möglicherweise schwer tun.

Antrieb

Der Motor im Testwagen ist mit seinen 155 PS bereits aus dem getesteten Citroen DS3 Cabrio [Fahrbericht] bekannt und hat dort sehr gute Arbeit verrichtet. Doch wie schlägt sich das Aggregat im schwereren Kompakten 308? Um es vorwegzunehmen: überaus gut. Die Leistungsentfaltung ist über das gesamte Drehzahlband sehr homogen und lässt das typische Turboloch fast vollständig außen vor. Dabei ist der Vortrieb stets druckvoll und tendiert in Richtung Sportlichkeit, ohne es aber mit spitzer Gasannahme oder rauem Lauf zu übertreiben. Ganz im Gegenteil: der 1.6er läuft sehr geschmeidig und vibrationsarm, kurzum ein sehr kultivierter Motor. Nicht umsonst verbaut sogar BMW, diesen in seinen Grundzügen gleichen, Motor sowohl im Mini und 1er.

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Doch nicht nur die Kultiviertheit ist eine Stärke des Motors. Auch die Verbindung mit dem Getriebe ist gut gelungen. Die Schaltung rastet auf kurzen Wegen in die jeweilige Gasse und gestaltet sich mit ihrer Spreizung optimal an die Charakteristik des Antriebs angepasst. Dies zeigt sich auch an der guten Elastizität, gerade im häufig genutzten Geschwindigkeitsbereich von 80 – 120 km/h. Runterschalten ist oftmals nicht nötig, man kann auch auf dem Beschleunigungsstreifen den fünften Gang in seiner Position und die Beschleunigung von den kräftigen 240 Nm ab 1.400 U/min vollziehen lassen, um dann in den sechsten Gang zu schalten.

Ins Bild eines modernen Turbo-Benziners passt auch der niedrige Testverbrauch: Unter normalen Alltags-Bedingungen ermittelten wir einen Durchschnittswert von etwas über 7l/100km. Bei gemäßigter Fahrweise sollten Werte um die sechs Liter problemlos zu realisieren sein.

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© Thomas Röhm / Peugeot

Fahrdynamik

Ein Umbruch, man könnte auch fast sagen, eine Rückbesinnung auf alte Tugenden, ist auch beim Fahrwerk zu erleben. Waren die jüngsten Modelle noch durch eine gewisse Härte gekennzeichnet, weist der neue 308 ein sehr kommodes Fahrverhalten auf. Die Dämpfer sprechen sensibel auf die unterschiedlichsten Beanspruchungen an und halten Unebenheiten von den Insassen fern. Diese Auslegung stünde einer Limousine gut zu Gesicht; ob es zum sportlichen Motor und dem dynamischen Äußeren passt, sei an dieser Stelle in Frage gestellt.

Aufgehorcht werden darf beim Thema Lenkung: Man darf sich nicht nur freuen, dass das bereits aus 208 bekannte kleine Lenkrad auch den Weg in den 308 gefunden hat, sondern auch darüber, dass die Lenkung direkt reagiert. Lenkbefehle werden prompt und ohne schwammige Verzögerung umgesetzt. Die Zielgenauigkeit ist hierbei genauso geglückt, wie die Bedienkräfte. Hinzu kommt ein kleiner Wendekreis, der das Leben besonders im innerstädtischen Bereich erleichtert. Chapeau!

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Interieur

„Es werde Licht“, sprach der Redakteur und betätigte den Schalter für die Jalousie des Panorama-Glasdachs. Einmal zurückgefahren lässt es sehr viel Licht in den Innenraum und gibt die Chance das hochwertige Interieur zu begutachten. Doch zu sehen ist auf den ersten Blick nicht viel: Das bereits erwähnte, neue Bedienkonzept namens „i-Cockpit“ spülte die bisherige Tastenflut aus dem Inneren und ersetzte diese durch einen großen mittigen Touchscreen. Ebenfalls integriert in die Bedieneinheit war in unserem Fahrzeug auch eine gut funktionierende Rückfahrkamera inklusive Einparkhilfe, die – bedingt durch die Bauweise vom 308 – eine klare Empfehlung darstellt.

Neu ist auch die Anordnung der Instrumente: Die Anzeigen wanderten nach oben und sollen einen ähnlichen Effekt haben, wie ein Head-Up-Display, also den Blick weniger von der Straße lenken. Dafür zwingend nötig war das geschrumpfte Lenkrad. Es liegt sehr gut in der Hand und weiß zum einen durch seine Haptik und zum anderen durch seine sportliche Optik zu gefallen. Andererseits muss auch erwähnt werden, dass es sich durch diese Neuanordnung als etwas schwierig erweist, eine optimale Sitzposition zu finden. War man es bisher gewohnt durch die Lenkradspeichen hindurch auf die Tachoeinheit zu schauen, muss man sich jetzt daran gewöhnen den Blick zu heben um über den Lenkradkranz zu sehen. Je nach Statur und Größe des Fahrers kann es aber passieren, dass eben jener Lenkradkranz dabei im Blickfeld liegt.

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Versöhnlich stimmt dagegen das Design des Innenraums. Die unaufgeregte Atmosphäre wird durch die fahrer-orientierte Mittelkonsole und die schönen Rundinstrumente akzentuiert. Besonders letztere gelten als Blickfang, nicht nur für den Fahrer: Der gegen den Uhrzeigersinn eingeschlagene Lauf des Drehzahlmessers, trifft auf den typischen Verlauf des Tachometers und zeigt so einen gelungenen Bruch mit Alt-Einhergebrachtem. Das zwischen den beiden chrom-eingefassten Instrumenten befindliche Display, glänzt mit hoher Auflösung und klarer Struktur und zeigt bei Bedarf auch die Ansagen des Navigationssystems an.

Raumangebot

Doch nicht nur das Design des Löwen weiß zu gefallen, auch das Raumangebot darf als zufriedenstellend betitelt werden. Vorn, wie auch hinten kann man es sich gemütlich machen und hat zu jeder Seite angenehm Luft. Im Fond lassen sich selbst lange Strecken kommod bewältigen, da genug Kopffreiheit und Raum für die Beine bereit steht – sofern die Vordermänner gnädig sind und etwas vorrutschen. Allerdings werden Personen über 1,80m den Komfort der vorderen Sitzreihe bevorzugen. So wies das verbaute Gestühl im Testwagen einen tollen Sitzkomfort auf: Seitenhalt, eine bequeme Polsterung, die elektrische Einstellbarkeit und sogar eine (etwas schwache) Massage-Funktion wissen zu überzeugen.

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Schlusswort

Nach dem auch in Deutschland sehr erfolgreichen und viel gelobten Vorgänger 307, der ersten Generation des 308, des hierzulande eine kleinere Fan-Gemeinde hatte, kommt jetzt der neue 308 – aber wie! Platz, Komfort, Sportlichkeit und ein mehr als gelungenes Design vereint das Kompaktklasse-Modell zu einem homogenen Ganzen. Die Franzosen haben ihre Hausaufgaben gemacht und aus der Vergangenheit gelernt: Das polarisierende Äußere des Vorgängers mochte anfangs gefallen, wirkte aber schnell übertrieben und veraltet. Nicht so beim Neuling, der mit einem klassisch zeitlosen Erscheinungsbild und einem durchdachten Bedienkonzept in die Verkaufsräume fährt. Die Konkurrenz darf sich warm anziehen.

Fahrzeugschein: Peugeot 308 – 155 THP

Länge x Breite x Höhe (in m): 4,25 x 1,80 x 1,46
Motor: Vier-Zylinder-Benziner, 1598 ccm
Leistung: 115 kW / 155 PS
max. Drehmoment: 240 Nm bei 1400 U/min
Sprint von 0 auf 100 km/h: 9,3 s
Höchstgeschwindigkeit: 213 km/h
Kraftstoffverbrauch, kombiniert: 5,8 l
Kohlendioxidemissionen: 134 g/km, Euro 5
Leergewicht / Zuladung: 1375 kg / 395 kg
Luftwiderstandsbeiwert (cW-Wert): 0,28
Wendekreis: 10,4 m
Kofferraumvolumen: 420l / 1300 l (erweitert)
Preis: 24 300 Euro

Bilder: NewCarz

10 thoughts on “Peugeot 308 Test – Angriff auf den Golf

  1. Was ist denn bitte an knapp 1200 kg schwer?! Vor allem im Vergleich zum DS3 Cabrio was aufgrund der Dachkonstruktion schon mehr wiegt. Erst Fakten checken bevor solche Thesen formuliert werden.

    1. Hallo Roland!
      Es wurde lediglich geschrieben, dass der 308 mit 1375 kg im Vergleich zum DS3 Cabrio mit 1165 kg etwas schwerer sei.
      Deshalb stellte sich die Frage, wie dieses Aggregat mit dem 308 zurecht komme. Unsere Meinung: Ein flotter Motor – in beiden Autos.
      Weiterhin viel Spaß auf newcarz.de

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