Den Begriff ‚Park Assistent‘ kennen mittlerweile die Meisten oder haben zumindest schon mal davon gehört – nun kommt die nächste Evolutionsstufe von VW: Trained Parking.
Wäre der gute Horst Tappert noch unter den Lebenden und würde die Kultserie ‚Derrick‘ heute noch produziert, dann müsste sein Serienpartner Harry den Wagen in Kürze nicht mehr holen, sondern nur noch per Smartphone rufen.
Wir hatten heute die Möglichkeit, diese erweiterte Form der Parkassistenz, welche unter die Rubrik ‚vollautomatisiertes Fahren‘ fällt, näher kennenzulernen. Zu diesem Zweck hatte Volkswagen eingeladen und eine Präsentationsstrecke vor der schönen Gläsernen Manufaktur in Dresden eingerichtet.
It’s magic
Eins vorweg, wer den Hintergrund von Parkassistenz nicht kennt, wird beim Beobachten dieser Demonstration ein Versuchs- und Testszenario für Technologien der Zukunft vermuten. Ein Auto, welches ohne Fahrer vollkommen selbstständig ein- und ausparkt und dabei jegliches auftretendes Kriterium berücksichtigt, ist bereits optisch beeindruckend.
Beim Trained Parking wird im ersten Schritt – wie der Name es bereits vermuten lässt – der Weg zum gewünschten Zielparkplatz trainiert. Dabei „lernt“ das Auto den genauen Weg beispielsweise ab der Grundstückseinfahrt bis zur Garage.
Ist dieser Vorgang abgeschlossen, kann der Fahrer ab dem trainierten Startpunkt das Auto verlassen und mittels mobilen Geräts den Parkvorgang von außen starten. Danach manövriert der Assistent das Auto vollkommen autark bis zum Zielparkplatz.
Realisiert wird dies durch ein Abtasten der Umgebung allein durch die je nach Ausstattung serienmäßig an Bord befindliche Frontkamera, welche rechnerisch aus dem gewonnenen Mono-Bild eine räumliche Darstellung errechnet, verrät uns Dr. Stefan Brosig, maßgeblich an der Entwicklung dieser Technologie beteiligter Ingenieur von Volkswagen.
„Das Auto merkt sich quasi die zu erlernende Strecke und fährt diese anschließend selbstständig“, so Brosig weiter, „Dabei absolviert das Auto den Weg nicht stur nach Plan wie ein Rasenmäh-Roboter, sondern gleicht jedes Mal die per Kamera erfasste Wegstrecke mit der gespeicherten Strecke ab und fährt die Strecke somit bei jedem Mal komplett neu.“
Fahrstrecken von einigen Metern bis zu mehreren hundert Metern seien möglich.
„Eine satellitengestützte GPS-Manövrierung wäre aufgrund der maximalen Genauigkeit im Meter-Bereich gar nicht möglich. Zumal in geschlossenen Räumen wie Tiefgaragen dies gar nicht funktioniert.“ erläutert Brosig die Technologie, „Unsere kamerabasierte Lösung erreicht eine Genauigkeit von einem Zentimeter, damit ist auch eine Parkpositionierung für eine extrem genau zu platzierende Induktionsladung für E-Mobile möglich.„, fährt Brosig mit Stolz über seine Arbeitsergebnisse fort.
Im nächsten Step forscht man bereits an der mobilen Individualisierung des Volkswagens. Dabei kann neben anderen individuell einstellbaren Aspekten, der trainierte, also abgespeicherte Parkvorgang vom ‚Trained Parking‘ per Speichermedium, wie zum Beispiel USB-Stick, ganz einfach auf einen anderen VW übertragen werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Up! oder Touareg handelt. Der Automatismus wird dann auf die entsprechende Fahrzeuggröße angepasst. Doch das käme später, erklärte uns Stefan Brosig.
Security im Einsatz
Während des Parkvorgangs wird das Umfeld des Autos permanent durch ebenfalls zur herkömmlichen Ausstattung gehörende Parksensoren überwacht und bei auftretenden Hindernissen, gleichgültig ob Mensch, Tier oder ein anderes Fahrzeug, stoppt das sich im Parkvorgang befindliche Auto sofort. Nachdem das Hindernis die zu nutzende Wegstrecke verlassen hat, wird der Parkvorgang fortgesetzt.
Zusätzlich werden auch Erschütterungssensoren eingesetzt, welche neben den Ultraschallsensoren jedwede Art von Erschütterung registrieren und den Parkvorgang im Fall der Fälle sofort stoppen.
Nebeneffekt mit Coolness-Faktor
Diese auf Körperschall – also minimal seismische Erscheinungen – reagierenden Sensoren haben noch einen coolen Nebeneffekt. Denn sie erlauben einen Start des automatisierten Parkvorganges mittels drei Klopfer aufs Dach des Versuchsfahrzeuges. Das hat was, finden wir.
Zunächst soll dies nur die Möglichkeiten zur Steuerung von Trained Parking zeigen, wird vor einer Serienreife aber sicher noch perfektioniert. Ein morse-ähnlicher Code zum Start des Trained Parking wäre beispielsweise möglich.
Selbst erleben
Einen spannenden Ausblick in die (sehr) nahe automobile Zukunft kann jeder Interessent ab morgen, dem 01. Oktober bis zum 03. Oktober, in der Gläsernen Manufaktur in Dresden erhalten. In diesem Rahmen lädt Volkswagen zum dreitägigen Bürgerfest unter dem Motto „Zukunft der Mobilität“ ein.
Schauen Sie vorbei und setzen Sie sich ruhig mal in das selbstparkende Auto und erleben den fast magisch anmutenden Automatismus des Trained Parking hautnah. Es lohnt sich in jedem Fall.
Text/Fotos: NewCarz
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.