Renault Twizy Test – Tanz der Elektronen

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Er ist klein, sieht cool aus und erhält mehr Aufmerksamkeit als mancher Sportwagen – der Renault Twizzy. Wir haben den lifestyligen Stromer genauer unter die Lupe genommen und möchten die gesammelten Erfahrungen in unserem Fahrbericht weitergeben.

Der Renault Twizy ist ein Eye-Catcher. Das fiel während der Testfahrten sofort auf. Egal wo man mit dem Elektrogefährt auftauchte, gab es immer freundlich lächelnde, winkende Menschen. Man könnte sagen, der Twizy ist ein Gemüts-Erheller erster Güte. Oder anders ausgedrückt – er hat die gleiche Wirkung wie ein Welpe an der Leine. Man kommt mit vielen Leuten sofort ins Gespräch und wird Dinge gefragt wie, ‚Oh, was ist denn das für ein cooles Ding? ‘ oder ‚Der ist ja klasse!‘.

 

Exterieur

Wir sind uns einig: Das Außendesign des Twizy ist wirklich cool, hat etwas Erfrischendes an sich. Es wirkt zudem durchaus erheiternd, ohne dabei kitschig oder lächerlich zu erscheinen. Die futuristisch geschwungene Fahrkabine wirkt fast schwebend zwischen den Rädern.

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Houston für Twizy – Futuristischer Look.

Die Leichtmetallräder in Zweifarb-Lackierung sind schick und die offenliegenden McPherson Federbeine bringen einen sportlichen Akzent in das durch die ausstehenden Räder teilweise sichtbare Fahrwerk.

Seitlich erinnert der Renault Twizy an eine Mischung aus Mars-Gefährt und Seefahrt-Rettungskapsel – sehr exotisch und dabei dennoch ansprechend.

Von vorn zeigt sich der Twizy mit seinen runden Klarglasscheinwerfern, den nach oben abstehenden Außenspiegeln und dem mittigen Markenrhombus, wie ein aufmerksam dreinblickender, entfernter Verwandter vom lindgrünen Android-Maskottchen. Hinter der vorderen Kunststoffabdeckung verbergen sich der Ladeanschluss und der Behälter für die Scheibenwaschanlage.

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Aufmerksamkeitsgetreu – Gespannter ‚Blick‘ von vorne.

Die Heckansicht erinnert eher an eine geschlossene Pferdedroschke. Das markante Rücklicht thront dabei am Heck, wie das Leuchtfeuer eines Mini-Leuchtturmes.

Die scheibenlosen, nach oben öffnenden Scherentüren sorgen für ein klitzekleines Quäntchen Lambo-Flair – und bei jedem Erstkontakt mit Passanten oder anderen Verkehrsteilnehmern für einen weiteren ‚Ah!‘-Effekt.

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Racing-Flair – Die Scherentüren lassen das Gefährt noch spaciger wirken.

 

Interieur

Im Innenraum herrschen die Kunststoffe – klar, der Innenraum muss ja wetterfest sein. Denn die fehlenden Seitenscheiben lassen den uneingeschränkten Kontakt zur Außenwelt zu.

Hinter einem vollwertigen Lenkrad mit Fullsize-Airbag, zeigt ein digitales Display neben der Geschwindigkeit in Großformat auch den Ladezustand der Akkus, den Rekuperationszyklus, den Kilometerstand und die Uhrzeit an. Es bleibt auf das Wesentliche reduziert. Mehr benötigt man aber auch nicht.

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Brücke an Maschinenraum – Simples und klar definiertes Cockpit.

Der Fahrersitz aus Kunststoff ist mit einer dünnen wetterfesten Schicht gepolstert, ebenso wie der Rücksitz für den Beifahrer, welcher direkt hinter dem Piloten Platz nimmt. Letzterer hat weniger Platz und taugt bis zu einer Körpergröße von 1,70m. Größere Menschen nehmen durch die eingeschränkten Raumverhältnisse zwangsläufig innerhalb von wenigen Sekunden eine Fötus-Stellung ein.

Beide Sitzplätze sind mit einem vollwertigen Dreipunkt-Gurt ausgestattet. Die Fahrer-Sitzposition ist den Umständen entsprechend gut. Man sitzt sicher und hat von dieser Position eine gute Rundumsicht.

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Campingmöbel – Kunststoffsitze müssen ausreichen.

Die extrem kurzen Überhänge täuschen jedoch über das notwendige Einschätzungsvermögen der Karosserieabgrenzungen vorn und hinten. Hinten hilft beim Rangieren noch ein Parkpilot mit emsigen Piepen. Vorn lässt man anfangs jedoch gut und gerne einen Meter mehr Platz zu Hindernissen als erforderlich. Man sieht die Front einfach nicht.

Ein abschließbares Handschuhfach auf der rechten Seite bietet Platz für einige Utensilien, aber wirklich viel bekommt man darin nicht verstaut.

Unser Test-Twizy war mit einem zweiteiligen Panoramadach ausgestattet, was die Fahrkabine mit viel Tageslicht versorgt und das Platzgefühl dadurch etwas vergrößert.

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Lightroom – Das Panoramadach verspricht Helligkeit im Innenraum.

Hinter dem Fahrer sind zwei Lautsprecher angeordnet, deren Abstrahlrichtung in Fahrtrichtung liegt. Das ist gut für den Fahrer, der Copilot dürfte davon allerdings nicht profitieren, da er dahinter Platz nimmt.

 

Antrieb und Fahrverhalten

Ein Druck auf das Bremspedal, Zündschlüssel gedreht, Handbremse gelöst (funktioniert nicht ohne den Tritt aufs Bremspedal) und den Druckschalter mit dem ‚D‘ betätigt – schon signalisiert im Disply ein ‚Go‘ für die hergestellte Fahrbereitschaft.

Ein Druck aufs ‚Gas‘-Pedal und der Twizy setzt sich lautlos in Bewegung. Der Elektroantrieb beschleunigt verhalten, im üblichen Stadtverkehr muss man das Pedal schon durchtreten um fahrtechnisch mit zu schwimmen. Das funktioniert aber tadellos und macht auch durchaus Spaß.

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Lückenfüller – Wo andere scheitern, hat der Twizy noch Platz nach überall.

Sobald man vom Gas geht, gewinnt der Renault Twizy durch Rekuperation ein bisschen Ladestrom aus der kinetischen Energie. Dies fällt aber sehr zurückhaltend aus.

Unser Testfahrzeug war die 13 kW-Variante, die mit einer Höchstgeschwindigkeit von immerhin 80 km/h aufwartet. Diese erreicht der Twizy allerdings nur mit viel Anlauf und auf ebener Strecke – ohne Gegenwind. Sobald es bergauf geht oder der Wind von vorne weht, vermindert sich die Höchstgeschwindigkeit.

Die Lenkung funktioniert auch ohne Servo-Unterstützung gut und reagierte angenehm direkt. Der kleine Wendekreis von nur 6,8 Metern avanciert das Rangieren zum Kinderspiel.

Das Fahrwerk ist recht straff und meldet Unebenheiten der Fahrbahn deutlich an die Insassen weiter. Dafür generieren Kurvenfahrten wieder Spaß und lassen das Elektromobil sogar flotter wirken, als es ist.

Die Bremsanlage verlangt aufgrund der fehlenden Bremskraftunterstützung erhöhten Druck aufs Bremspedal. Sie bleibt dennoch gut dosierbar und dank Scheibenbremstechnik zuverlässig. Leider ist jedoch ein ABS nicht verfügbar.

 

Akku und Reichweite

Die Kehrseite des gemächlichen Vortriebs ist die durchaus beachtliche Reichweite, die der Kleine mit einer Akkuladung schafft. Die Herstellerangabe von 100 km ist jedoch etwas hoch gegriffen.

Wir schafften mit einer Person, ohne Gepäck – dafür aber mit gefühlten 8 kg Winterbekleidung – bei einer Außentemperatur von nur 1 Grad immerhin respektable 55 Kilometer, bei denen wir den Großteil in der Stadt unterwegs waren und nur für den Test der Höchstgeschwindigkeit einen kurzen Abstecher auf die Landstraße unternahmen.

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Zapfenstreich – An herkömmlichen Tankstellen hält der Twizy nur für Kaffee.

Das Erreichen dieser Werte begründet sich sicherlich auch in der fehlenden Heizung, welche den Stromvorrat zusätzlich schmälern würde, sowie dem relativ geringen Eigengewicht des Gefährts.

Diese Reichweite ermöglicht jedenfalls eine alltagstaugliche Eroberung der Stadt, sowie einen gut planbaren Einsatz des Twizy in ländlichen Gefilden.

Unser Testfahrzeug war mit dem serienmäßigen, drei Meter langen Spiralkabel mit Schuko-Stecker ausgestattet. Optional kann man auch einen MENNEKES-Stecker Typ 2 ordern, mit dem das Laden an öffentlichen Ladestationen möglich ist. Zu Hause funktioniert mit dieser Stecker-Bauart das Aufladen über eine sogenannte Wall Box.

Die Ladezeit wird von Renault – unabhängig von der Anschlussart – auf 3,5 Stunden angegeben. Wir haben bei leerem Akku knapp sechs Stunden für eine 100 prozentige Füllung benötigt, was gegebenenfalls durch die geringe Außentemperatur bedingt war. Mit 80 Prozent waren die Zellen bereits nach knapp vier Stunden wieder befüllt.

 

Multimedia – Klein aber fein!

Der getestete Renault Twizy besaß ein Parrot-Audiosystem mit Bluetooth- und AUX-Anbindung. Damit funktioniert das Koppeln von Smartphones und MP3-Player spielend leicht. Der Sound wird durch die direkt hinter dem Fahrersitz angebrachten beiden Lautsprecher wiedergegeben. Das macht richtig Spaß!

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Fine Connections – Das Parrot-System sorgt für die Innenbeschallung und das Freisprechen.

Eine Bluetooth Freisprecheinrichtung erlaubt das Telefonieren während der Fahrt.

Die Bluetooth-Kopplung funktioniert unproblematisch, musste durch uns jedoch manchmal beim Starten erneut manuell durchgeführt werden.

Wünschenswert wären zusätzlich ein Lautstärkeregler, ein An/Aus-Schalter sowie ein Schalter für die Gesprächsannahme. Denn die Parrot-Einheit hat außer dem Status-Display keinerlei Bedienungsmöglichkeit. Diese muss immer vom jeweils angeschlossenen Gerät durchgeführt werden.

 

Zubehör – Sinnvolle Ergänzungen

Optional bietet Renault einiges an durchaus sinnvollem Zubehör für den Renault Twizy an. Beispielsweise hatten wir wetterbedingt große Sehnsucht, die optional erhältliche wetterfeste Kälteschutzabdeckung aus Stoff zu testen.

Ebenso praktisch ist sicher die Gepäcktasche, welche maßgeschneidert auf dem Beifahrersitz Platz findet und immerhin 50 Liter Packvolumen vorweisen kann.

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Blau gemacht – Der Markenrhombus in Blau signalisiert den unkonventionellen Antrieb.

Ein Aufbewahrungsnetz an der Vorderseite des Fahrersitzes bietet weiteren Stauraum, von dem im Innenraum des Twizy nicht sonderlich viel vorhanden ist.

 

Preise und Varianten

Der Renault Twizy ist mit zwei Motorisierungen und jeweils in vier verschiedenen Ausstattungs-Varianten erhältlich.

Life, Cargo, Intens, Sport Edition – So benennt Renault, die Ausstattungslinien des Elektromobils, angefangen von der Basis bis hin zur umfangreichsten Version.

Als Motorisierung ist neben der getesteten 13kW/18 PS Ausführung auch ein 4kW/5 PS starkes Pendant erhältlich. Dieses leistet 33 Newtonmeter Drehmoment und erreicht maximal 45 km/h.

Als Besonderheit ist dieses Fahrzeug bereits ab 16 Jahre mit der Führerscheinklasse S zu fahren. Das macht das sehr preisgünstige Modell insbesondere für Jugendliche interessant.

Die Basisversion des ‚Life 45‘ ist bereits ab konkurrenzlosen 6.950 Euro erhältlich. Die Topversion ‚Sport Edition‘ kostet mit 13 kW/18 PS ab 9.500 Euro.

Mit weiteren Ausstattungsmerkmalen und Zubehör, wie beispielsweise einer beheizbare Frontscheibe oder einer Alarmanlage, erreicht man mit dem Topmodell schnell die 10.000 Euro Grenze.

Doch Achtung, zusätzlich zum Kaufpreis kommt noch die Pflicht-Miete für den Akku hinzu, welche abhängig von der jährlichen Laufleistung und der Laufzeit zwischen 30 und 70 Euro pro Monat beträgt. Ohne Akku-Mietvertrag kein Twizzy.

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Passgenau – Seine Abmessungen sorgen für Durchkommen, wo andere außen vor bleiben.

 

Fazit – (E)mission impossible

Der Renault Twizy ist eine quirlige Mischung aus ein bisschen Motorroller, ein wenig Kleinwagen und einem Lifestyle-Objekt. Er wirkt trendig und cool. Das merkt man auch deutlich an den Reaktionen des Umfeldes auf das Elektromobil.

Es macht unheimlich Spaß mit dem Renault Twizy die Innenstadt zu erobern und dabei lautlos und abgasfrei durch die Gassen zu cruisen. Man schwimmt problemlos mit dem Verkehr mit und hat aufgrund der Abmessungen auch im ruhenden Verkehr deutliche Vorteile zu einem normalen Auto.

Aufgrund der Reichweite kann eine Stadtfahrt mit einer guten Portion Unbekümmertheit erfolgen. Falls die Akkufüllung doch einmal bedrohlich zur Neige geht, hilft der herkömmliche Schuko-Ladeanschluss für barrierefreie Nachlademöglichkeiten.

Sehr gefallen hat uns auch die Möglichkeit der musikalischen Untermalung der Fahrten, dank der Parrot-Multimedia-Schnittstelle.

Gestört hat uns dagegen ein wichtiger Sicherheitsaspekt – das fehlende ABS. Eine kleine Heizung wäre ebenfalls angebracht. Es ist einleuchtend, dass beides zusätzlich elektrische Energie benötigt. Beim ABS ist das aus unserer Sicht jedoch eine notwendige Einschränkung, die der Sicherheit zugute käme. Bei einer vorhandenen Heizung bliebe es dann jedem selbst überlassen, ob er lieber einige Kilometer weiter kommt oder warme Füße bevorzugt.

In jedem Fall ist der kleine Franzose im Elektromobilbereich konkurrenzlos günstig. Gerade die 4kW-Variante dürfte vor allem für Jugendliche ab 16 Jahren ziemlich interessant sein.

Text/Fotos: NewCarz

 

Konkurrenz:

Aufgrund der Alleinstellungsmerkmale ‘Zweisitzer (hintereinander)’ und, ‚ohne Heizung’ besitzt der Twizzy aktuell keine direkte Konkurrenz.

 

Technische Daten Testfahrzeug: Renault Twizy Intens

Länge x Breite x Höhe (m): 2,34 x 1,22 x 1,45

Motor: Drehstrom-Asynchron-Elektromotor

Leistung: 13 KW (18 PS)

Batterie: 60 Volt luftgekühlte Lithium-Ionen mit 6,1kWh

Ladezeit: 3,5 Stunden (Herstellerangabe)

Max. Drehmoment: 57 Nm (bei 0 bis 2.100 U/min)

Getriebe: automatisches Untersetzungsgetriebe

Antrieb: Heck

Verbrauch (gemittelt): 6,3 kWh/100 km

Reichweite (Herstellerangabe): 100 km

CO2-Emissionen: 0 g/km

Abgasnorm: –

Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h

Beschleunigung von 0 auf 45 km/h: 6,1 sec

Leergewicht: 562 kg

Kofferraumvolumen: 31 l

Kraftstofftank: –

Preis des Testwagens: 9.950 Euro (UVP)

8 thoughts on “Renault Twizy Test – Tanz der Elektronen

  1. Welche Variante wurde geprüft?

    „Unser Testfahrzeug war die 6 kW-Variante,“

    „Als Motorisierung ist neben der getesteten 13kW/18 PS Ausführung auch ein 4kW/5 PS starkes Pendant erhältlich.“

    1. Hallo Savor,da hatte sich tatsächlich ein Fehler eingeschlichen. Getestet wurde ntürlich die 13kW-Variante. Wir haben es berichtigt.
      Vielen Dank für den aufmerksamen Hinweis und weiterhin viel Freude mit der Lektüre auf newcarz.de

  2. Noch ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen. Der Fahrer hat einen 5 Punkte-Gurt. Nachdem man sich mit dem klassischen 3 punkte Gurt angeschnallt hat, gibt es, wie auch auf dem Foto zu sehen, einen weiteren Gurt für die rechte Schulter. Einmalig in der Quad Klasse, so wie der Airbag.Mittlerweile gibt es auch sechs verschiedene Varianten bei den nachrüstbaren Seitenscheiben. Zwei davon unterscheiden sich nur unwesentlich in kleinen Detais (Produktionsland Kolumbien / Korea). Mit Seitenscheiben wird der Twizy allwettertauglich.

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