Renault Talisman Dauertest – Fortsetzung
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15.06.2017 – km-Stand 60.970 | Die unendliche Geschichte
Ungefähr 15.000 Kilometer später, um eine Inspektion und einen Service für das Bremssystem reicher, gibt es wieder einiges über unseren Dauertestkandidaten zu berichten.

Unser Testfahrzeug ist nun ausschließlich ein Kilometerfresser. In unserem Renault Talisman Dauertest absolviert die Ausstattungsvariante Initiale Paris mittlerweile ausnahmslos Langstrecken und die Einträge im Bordtagebuch verheißen bei uns wieder einmal gemischte Gefühle. Ein Glücksbringer scheint er trotz seiner Namensgebung auch weiterhin nicht sein zu können. Doch der Reihe nach.
Inspektion mit Folgen
Zunächst ist der Hauptteil der Inspektion nach 50.798 Kilometern Laufleistung mit Dingen wie dem Ölwechsel & Co. ohne erwähnenswerte Auffälligkeiten erfolgt. Doch während dieser Inspektion wurde auch eine vom Hersteller angeregte Aktualisierung der Software durchgeführt.

Softwareupdate schürt Unmut
„Never touch a running system“ – dieser zutiefst ernstgemeinte Ratschlag, dessen Ursprung sich wohl im IT-Bereich findet, darf man an dieser Stelle auch beim Talisman anbringen. Denn dieses Update brachte keine spürbaren Verbesserungen, wohl aber eine signifikante Verschlimmerung mit sich. Eine altbekannte dazu.

Der Radioempfang des Renault Talisman ist seitdem wieder auf einem derart miserablen Level, dass sich sämtliche Fahrer aus der Redaktion dauerhaft darüber beschweren. Beim FM-Band werden plötzlich Sender komplett verloren, sodass es nur noch Rauschen zu hören gibt.

Wohlgemerkt, dies geschieht auch in Ballungsgebieten, also an Orten, wo die Rundfunkabdeckung mehr als ausreichend vorhanden ist. Zudem gibt es bei keinem anderen Testfahrzeug ähnliche Probleme.
Abhilfe schafft nur das Ausschalten des gesamten Systems, das Verriegeln des Fahrzeugs und der Neustart nach erneutem Entriegeln.
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Bluetooth Freisprecheinrichtung mit Stolpersteinen
Im Zuge der Reparatur des Parkremplers – wir berichteten – wurde durch Renault bereits ein Softwareupdate durchgeführt, dessen Inhalt uns nicht näher bekannt ist, wohl aber im Rahmen einer Rückrufgeschichte zusammenhing. Unterlagen hierfür fehlen uns aufgrund der Regulierung der Reparatur durch die gegnerische Versicherung.
Traurig ist jedoch der Fakt, dass es seitdem große Probleme mit der Bluetoothverbindung gibt. Gleichgültig welchen Typ von Telefon man mit dem R-Link verbindet – man muss es bei jedem Start erneut manuell durchführen. Allein das gestaltet sich als nervend, doch es kommt noch schlimmer.
Seither gibt es massive Verständigungsprobleme mit dem jeweiligen Gesprächspartner. Es beginnt mit einer sekundenlangen Verzögerung des Gesprächsaufbaus nach der Entgegennahme eines Gesprächs, endend immer mit einem beidseitigen, mehrfachen „Hallo“-Rufen beider Gesprächspartner, bevor man eine stabile Verbindung hat.
Zusätzlich gibt es offenbar nun auch Empfangsprobleme, denn ein Gesprächsabbruch gehört fast zur Tagesordnung. Es geht nun soweit, dass man sich für wichtige Telefonate zu einer Rast gezwungen sieht, um das jeweilige Gespräch auf konventionelle Art durchzuführen.
Das Stottern – also das Wiederholen von gesprochenen Worten des Gesprächsteilnehmers besteht weiterhin und seit Anbeginn.
Abhilfe durch Drittanbieter?
Erstaunt hat uns der Aspekt, dass Renault dieses Problem bekannt ist und als Problemlösung das Herunterladen und Nutzen einer App eines Drittanbieters angeboten wird.

Diese Abhilfe gilt zudem offenbar auch nur für Android Geräte. Angeblich würde ein zeitnahes Softwareupdate von Renault das Problem aber endgültig beheben. Schon wieder.
Wenn man bedenkt, dass die akustische Routenführung des Navigationssystems seit Anbeginn den Fehler mit der stotternden Stimme aufweist und keine der Softwareaktualisierungen dies ausmerzen konnte, kann man die mangelnde Zuversicht in weitere Updates vielleicht noch ein bisschen besser nachvollziehen.
Service laut Anzeige
Bei Kilometerstand 57.101 waren die Bremsbeläge vorn fällig und wurden ausgetauscht. Bei diesem Werkstattaufenthalt wurde zusätzlich ein Austausch des Hitzeblechs über dem Endschalldämpfer durchgeführt, was im Rahmen einer weiteren Rückrufaktion und daher auf Garantie erfolgte.

Getrübter Blick nach hinten
Was auch immer deutlicher wurde, war das zunehmend unscharfe Bild der Rückfahrkamera. Als Grund stellte sich eine verkratzte und ansonsten transparente Plastikabdeckung der Kamera am Heck heraus. Dieser Austausch erfolgte ebenso auf Garantie.

Kein Wunder meinen die Redakteure im Tenor, denn die Position der Rückfahrkamera wird mit einer Wahrscheinlichkeit von annähernd 100 Prozent von Nicht-Talisman-Vertrauten Passagieren mit dem Taster zum Öffnen des Kofferraums verwechselt. Dadurch kommt es mit der Zeit zu ebensolchem Verkratzen.

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Resümee
Es scheint, als wäre der Wurm drin. Permanent. Kaum hatte man den Eindruck, die Gesamtsituation verbessere sich, schon tauchen die nächsten Probleme auf. In diesem Fall sind es mitunter bereits behobene Dinge, welche offenbar durch unausgereifte Updates erneut die Nervenkostüme strapazieren. Eine scheinbar unendliche Geschichte.
Die Art des Umgangs des Herstellers mit derartigen Problemen können wir nicht immer nachvollziehen. Insbesondere bei Rückruf- oder Nachbesserungsaktionen finden wir, dass der Kunde eine höhere Transparenz erwarten kann. Ein klares Aufzeigen der Gegebenheiten – warum, womit, mit welchem Ziel – wäre wünschenswert. Allein zur Vertrauensbildung zwischen Kunde und Marke würde diese Vorgehensweise enorm beitragen.
Und bei all diesen Dingen trösten auch die immer noch sehr bequemen Sitze, die ausgezeichnete Reisetauglichkeit, das überaus ansprechende Design und das Platzangebot nicht hinweg. Wer in der oberen Mittelklasse mitspielen und sich da nicht nur mit einem Nischenplatz begnügen möchte, benötigt zum einen ein funktionierendes Auto und zum anderen – falls dann wirklich mal was nicht klappt – einen entsprechenden und vertrauensbildenden Service.
Wie es scheint, liegt im Fall des Talisman noch viel Wegstrecke vor Renault.
Text / Bilder: NewCarz
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