Man nehme einen braven, zahmen Fiat 124 Spider und gebe ihn in die Hände des Haustuners Abarth – das Resultat hört auf den Namen Abarth 124 Spider und sieht beinahe unverschämt böse aus, wenn da nicht seine Größe wäre.
Wir testeten den kleinen Italo-Roadster mit satten 170 Turbo-PS in der „Rallye Tribute“ Ausführung.
Design – Oldschool, neu interpretiert
Die Italiener haben es ja mit ihrer Namensgebung. Nein, in diesem Fall meinen wir nicht die Modellbezeichnung, sondern den Namen der Lackfarbe: Costa Brava Rot. Das macht Lust auf Sommer, Sonne und Italien und wir fragen uns, ob dieses Jahr nicht doch ein paar schöne Tage kommen werden, um den Sonnenanbetern in diesen Breitengraden eine Freude zu bereiten.

Der Abarth 124 Spider zeigt sich uns derweil im Bi-Color-Dress mit mattschwarzer Haube und Heckdeckel. Das wirkt schon auf den ersten Blick recht frech, die weißen Felgen harmonieren derweil ebenfalls gut zum Italiener und lockern die seitliche Betrachtung ein wenig auf.

Ansonsten bietet diese eine klassische Roadster-Silhouette, die allenfalls von den schwarzen Seitenschwellern aufgebrochen wird. Gut so, wie wir finden. Am Heck finden sich nicht wie vorne runde, sondern flach integrierte Rückleuchten, die den Spider noch etwas tiefer auf den Boden zu drücken scheinen. Die vierflutige Abgasanlage zeigt jedem Betrachter auf Anhieb, dass hier sicherlich kein normaler Fiat unterwegs ist, was der Schriftzug „124 Spider“ Unwissenden suggerieren könnte.

Im Innenraum wird die blutrote Costa Brava Lackierung in Form von roten Steppnähten wieder aufgegriffen und harmoniert entsprechend gut mit dem schwarzen Leder-Alcantara-Mix. Die stark konturierten Sitze versprechen neben Komfort auch ordentlich Seitenhalt und ohnehin ist die Sitzposition extrem tief, sodass der Blick auch lieber auf die Straße gerichtet werden darf, als auf in diesem Fall unnötige Features.

So sei es und dennoch bietet der Abarth 124 Spider eine solide Grundausstattung an Extras, die auch verwöhnten Interessenten schmeicheln dürften. Klimaautomatik, Sitzheizung und Navi mit aufgesetztem Bildschirm sind nur eine Hand voll Gimmicks, die unser Testwagen bot.

Übrigens: ein klassisches Handschuhfach gibt es im Abarth nicht, dafür ein winzig kleines Fach in der Mittelkonsole — beispielsweise für Kleingeld oder Tankbelege — sowie ein rückwärtig integriertes Fach, das quasi als Handschuhfach-Ersatz dient. Getränkehalter wurden derweil wegrationalisiert, sodass lieber nur Flaschen mit Schraubverschluss an Bord gebracht werden sollten.

Motor & Fahreigenschaften – Bissiger Skorpion
Angetrieben wird der Abarth 124 Spider von einem 1,4 Liter großen Vierzylinder-Turbomotor mit 170 Pferdestärken. Das maximale Drehmoment beträgt indes 250 Newtonmeter. Derart motorisiert, sprintet der gedopte Italiener in 6,8 Sekunden von Null auf 100 km/h, Schluss mit Vortrieb ist erst jenseits der 220 Sachen.

In unserem ersten Test konnten wir dem offenen Abarth zunächst ein trotz seiner Größe ausgesprochen großes Selbstbewusstsein bescheinigen, denn nicht nur optisch, sondern auch akustisch erregt der Roadster nicht wenig Aufmerksamkeit. Nach dem Druck auf den Startknopf faucht und röchelt der Abarth Klänge durch seine Vierrohr-Anlage, dass man fast nicht glauben mag, „nur“ 1,4 Liter Hubraum im Bug werkeln zu haben.

Auf den ersten Metern fährt die Abgasanlage weitere Fanfaren auf und meißelt jedem Fan eines gepflegten Motorsounds ein Lächeln ins Gesicht. Möchte man dieses rotzige Klangbild beschreiben, dann kann man den kleinen Abarth 124 Spider gut und gerne als italienisches Mini-Muscle-Car bezeichnen.

Die 170 PS zeigen sich im Übrigen von ihrer Schokoladenseite und schieben den nur 1,1 Tonnen schweren Italiener mächtig an, was besonders bei Zwischenspurts signifikante Unterschiede zum zivilen Fiat-Bruder hervorbringt.

Vor der Kurve scharf angebremst und lässig hineingeworfen, bietet das Fahrzeug viel Traktion und einen recht soften Grenzbereich, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass sich der Roadster zwar einfach wieder einfangen lässt, doch das Heck gern öfter mal ausbricht – wenn gewollt.

Fahrtechnisch zeigt sich indes schon nach kurzer Zeit die typische Turbo-Charakteristik — mitsamt Loch. Doch dieses ist hier nicht allzu ausgeprägt, sodass sich mit schnellem Schalten recht viel kompensieren lässt.

Apropos Schalten: Der Roadster verfügt über ein knackiges Sechsgang-Getriebe mit kurzem Schalthebel, welches den Fahrspaß abermals unterstreicht. Sauber einrastend und angenehm straff flutschen die Gänge nur so in die Gassen, was besonders auf kurvigen Passagen mit viel Schaltarbeit Freude generieren dürfte.

Ebenso erfreulich zeigte sich in unserem Test die Bremsen des Italo-Roadsters. Aus dem Hause Brembo stammend und mit roten Sätteln bestückt, blitzen sie unter den weißen Felgen hervor und passen farblich gleich noch zur Lackfarbe.

Am Ende stehen bei uns 8,1 Liter als Durchschnittsverbrauch auf der Uhr. Dafür, dass wir den kleinen Turbo-Roadster alles andere als geschont haben, ist dies ein akzeptabler Wert, der auch nicht utopisch weit von der Herstellerangabe entfernt liegt.
Technik & Assistenz – Open-Air-Basics
Ausstattungstechnisch braucht sich der Abarth 124 Spider nicht vor seiner rar gesäten Konkurrenz verstecken. Unser Testwagen rollte mit einer üppigen Ausstattung vor, von denen die meisten Extras jedoch bereits zum Serienumfang gehören.

So wartet der Roadster unter anderem mit einer dreistufigen Sitzheizung sowie einer Klimaautomatik auf. Auch mit an Bord ist ein Soundsystem aus dem Hause Bose, welches im Rahmen unseres Erstkontaktes den kleinen Innenraum des Roadsters zwar ordentlich beschallen konnte, jedoch nicht wirklich mit dem heiseren, frechen Klang der Abgasanlage mithalten kann. Darüber hinaus gibt es DAB+ und ein ordentliches, wenn auch nicht topaktuelles Navigationssystem.

Darüber hinaus besaß unser Testwagen Voll-LED-Scheinwerfer samt markanter Lichtsignatur sowie eine formschön aufgesetzte Scheinwerfer-Reinigungsanlage. Parksensoren hinten und eine ebenfalls auf Wunsch erhältliche Rückfahrkamera runden das Angebot ab.

Als eines der Highlights des Abarth 124 Spider darf mit Fug und Recht das manuelle Stoffverdeck gelten. Aus der Arretierung lösen, nach hinten werfen, einrasten, fertig. Wer hier wirklich eine elektronische Unterstützung vermisst, ist definitiv in der falschen Klasse unterwegs.
Fazit – Pocket-Sportler
Der Abarth 124 Spider zeigte sich uns als cool, kultig und auffällig. Ob Größe, Farbgebung oder Sound – wer darüber nachdenkt, sich ein solches Fahrzeug zuzulegen, darf fremde Blicke nicht scheuen und auch das ein oder andere Foto von Passanten war während unseres kurzen Tests mit dabei.

Dafür erhält der Kunde eine Portion Dolce Vita direkt aus Turin, das unbezahlbare Open-Air-Flair sowie einen kernigen Roadster mit Drama im Blut und Abenteuerlust in dicken Lettern auf der mattschwarzen Haube geschrieben.

Aus Sicht der Redaktion ist Abarth der verwegene Bruder des gutmütigen Fiat 124 Spider. Am Ende des Tages ist es jedoch nicht nur die Leistung, sondern auch die vielen kleinen Insignien als Hommage an eine noch immer bestehende Sportwagenschmiede in Italien.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Länge x Breite x Höhe (m): 4,08 x 1,74 x 1,25
Motor: Vierzylinder-Benzinmotor mit Turboaufladung
Leistung: 125 kW (170 PS)
Hubraum: 1.368 ccm
Max. Drehmoment: 250 Nm
Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
Antrieb: Heckantrieb
Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,4 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,1 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 148 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-Temp
Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,8 Sekunden
Leergewicht: 1.135 kg
Laderaumvolumen: 140 Liter
Kraftstofftank: ca. 45 Liter
Neupreis des Testwagens inklusive Sonderausstattung: ca. 41.070 Euro (Abarth 124 Spider ab 33.000 Euro)

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.