06.12.2017 – km-Stand: 12.040 | Das Fahrwerk
Nach gut 12.000 Kilometern wird es Zeit, das Fahrwerk unseres BMW 730d xDrive genauer unter die Lupe zu nehmen.
Mit unfassbarem Reisekomfort, gelegentlich ausfallendem Online-Entertainment und unerwartetem Dynamikfaktor hielt uns der großer Bayer die letzten 5.000 Kilometer ordentlich auf Trab.
BMW 7er – Luftfederung ist Serie
In erster Linie befassen wir uns an dieser Stelle mit der Serienausstattung des BMW 730d xDrive.
Bereits in der Basis verfügt der große Bavare serienmäßig über eine adaptive 2-Achs-Luftfederung mit automatischer Niveauregulierung. Diese passt sich den verschiedenen Beladungszuständen des Fahrzeugs an und sorgt somit für ein stets konstantes Fahrzeugniveau bei bestmöglichem Fahrkomfort.
Auf Wunsch kann der Fahrer mittels einer Taste links vom Wählhebel das Niveau manuell verstellen. So kann beispielsweise bei schlechtem Fahrbahnuntergrund die Karosserie angehoben und ein „Aufsetzen“ vermieden werden. Für den Fall, dass das erneute Absenken vergessen wird: Ab circa 35 km/h senkt sich das Fahrzeug automatisch wieder auf Normalniveau herab.
Ebenfalls Bestandteil der Serienausstattung des BMW 730d xDrive ist die sogenannte Dynamische Dämpfer Control.
Dieses System dient in erster Linie dazu, unerwünschte Wankbewegungen der Karosserie zu minimieren, wie sie insbesondere bei sportlicher Fahrweise auftreten können.
Hierbei kann der Fahrer zwischen vier verschiedenen Fahrmodi wählen, um die Dämpferabstimmung seinen Präferenzen anzupassen.
Die Fahrmodi – Vier plus drei
Insgesamt verfügt das Fahrwerk über vier Fahrprogramme, die alle über den sogenannten Fahrerlebnisschalter ausgewählt werden:
- Comfort – ausgewogene Abstimmung, für den täglichen Gebrauch am geeignetsten
- Sport – sportliche Abstimmung mit straffer ausgelegtem Fahrwerk, ideal für sportliche Fahrweisen
- Eco – Dämpferabstimmung ähnlich dem Comfort-Modus, zusätzlich mit verbrauchsoptimiertem Setup
- Adaptive – vorausschauender Modus, der verschiedene Parameter dem eigenen Fahrstil, der Topografie der Straße sowie dem gewählten Automatikmodus (D oder S) anpasst.
Zusätzlich wartet der sogenannten Comfort Plus Modus mit einer sehr weichen Dämpferabstimmung auf, um maximalen Reisekomfort zu gewährleisten.
Die beiden Zusatzmodi „Sport Individual“ und „Eco Individual“ sind derweil Unterprogramme des Sport- beziehungsweise Eco-Modus und lassen sich frei konfigurieren.
Die Fahrerfahrungen
Nun haben wir die Technik detailliert erklärt und man könnte sich die Frage stellen: Wie fühlt sich dieses Hightech-Fahrwerk an?
Kurz und knapp: wie eine „Sänfte on demand„. Der 7er macht es seinen Passagieren so komfortabel wie möglich – ohne Kompromisse. Die dabei stets präsente Agilität ist für ihn kein Widerspruch. Im Sportmodus setzt der BMW 730d xDrive jedes einzelne PS und jedes einzelne Newtonmeter frei – subjektiv fühlt es sich sogar nach mehr an.
Die einzelnen Fahrmodi weisen indes eine extrem breite Spreizung auf. Während die Modi Comfort und Eco eher neutral abgestimmt sind, erweist sich der Comfort Plus Modus als Reisemodus erster Klasse. Lange Bodenwellen werden sänftenartig „glattgebügelt“ – nichts dringt merklich in den Innenraum. Kommentare aus dem Bordbuch sind hierzu: „Dieser Comfort Plus Modus…fühlt sich wie fliegen an!“ oder „Antizyklischer Adrenalinkick im 7er – mein Lieblingsmodus!“
Diese Kommentare decken sich mit den Erfahrungswerten aller Kollegen zu besagtem Fahrprogramm. Auch wenn das Ansprechverhalten des Motors bewusst träger ausgelegt ist, erweist sich die Dämpferabstimmung als über jeden Zweifel erhaben. Lediglich bei sehr zügig gefahrenen Autobahnkurven zeigt sich die Abstimmung als zu weich. Wenngleich das Fahrzeug nie instabil wirkt, sollte hier für den ambitionierten Kurvenräuber ein anderer Fahrmodus gewählt werden.
Der Sportmodus färbt zunächst die Tachoeinheit in ein feuriges Rot. Im Mittelpunkt steht nun die momentane Geschwindigkeit sowie der gewählte Gang. Durch die Vielzahl an Veränderungen von Fahrwerk und Antrieb wechselt der Charakter des 7er im Nu von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde. Sportlich-aggressiv und mit großem Elan stürmt die knapp zwei Tonnen schwere Limousine nach vorne wie ein gedopter Langstreckenläufer. Ermüdungserscheinungen in Form von nachlassender Vehemenz stellen sich erst nach Erreichen der 220-km/h-Marke ein.
Adaptive Modus mit Sonderstellung
Der Adaptive-Modus nimmt derweil eine Sonderstellung ein. Als einziger im Bunde ist er „lernfähig“, passt die Dämpfer permanent unter Berücksichtigung des eigenen Fahrstils und der Topografie der Fahrbahn an die aktuelle Fahrsituation an.
Das macht sich besonders in bergigen Regionen und auf der Autobahn bemerkbar. Durch gezielte Eingriffe im Fahrwerk wird selbiges beispielsweise beim Standardsprint sehr straff eingestellt, um etwaige Karosserieneigungen auf ein Minimum zu reduzieren. Ansonsten hält sich dieses Fahrprogramm eher zurück und gleicht größtenteils dem ECO PRO- beziehungsweise dem Comfort-Modus.
Fahrprogramm ECO PRO – Sparen mit Stil
Wirklich nötig hat es der große Bayer nicht, dennoch ist er – wie alle seine Geschwistermodelle – mit dem sogenannten ECO PRO – Modus ausgestattet.
Dieser Modus nutzt unter anderem eine Art Belohnungsprogramm in Form von selbst erfahrenen Bonus-Kilometern, die zusätzlich zur angegebenen Restreichweite angezeigt werden. Nach einem Tankvorgang wird die Bonusreichweite automatisch zurückgesetzt.
Durch bestimmte Fahrhinweise wird dem Fahrer zudem vorgeschlagen, noch sparsamer unterwegs zu sein. Die beiden gängigen Vorschläge sind, von M/S auf D zu schalten – was im ECO PRO Modus ohnehin obligatorisch sein dürfte – sowie harsches Beschleunigen zu vermeiden oder alternativ die zuvor eingestellte Höchstgeschwindigkeit einzuhalten.
Die ECO PRO (Sitz-) Klimatisierung passt Sitzheizung beziehungsweise -belüftung sowie die Klimaanlage verbrauchsgünstig an. Hier muss der Fahrer jedoch ein langsameres Aufheizen beziehungsweise ein verzögertes Abkühlen des Innenraums zugunsten eines geringeren Kraftstoffkonsums in Kauf nehmen.
Auch wird – sofern aktiviert – die Leistung der Außenspiegel- beziehungsweise der Heckscheibenheizung reduziert. Um das Sparpotential vollends auszuschöpfen, wartet der BMW 7er mit einer Dynamischen ECO-Lichtfunktion auf. Hierbei wird in Abhängigkeit von der gefahrenen Geschwindigkeit und dem momentanen Abstand zum Vordermann die Helligkeit der LED-Scheinwerfer reduziert. Dies bezieht sich – nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen – ausschließlich auf das Abblendlicht.
Dank des Vorausschauassistenten berechnet der BMW 730d xDrive die kommenden Streckenabschnitte. Zusätzliche Symbole weisen beispielsweise auf einen Ortseingang, eine Kreuzung, eine Kurve oder einen Kreisverkehr hin, sodass der Fahrer frühzeitig Gas wegnehmen kann. Unter bestimmten Voraussetzungen wird darüber hinaus der Segelbetrieb deaktiviert und die Motorbremse als Unterstützung zur Reduzierung der Geschwindigkeit genutzt.
Apropos Segeln: Hierbei handelt es sich um ein System, welches selbständig den Motor vom Getriebe entkoppelt und damit verhindert, dass die Motorbremse wirkt. Das Fahrzeug rollt im Leerlauf weiter. Möglich ist diese Segelfunktion im Bereich zwischen 50 und 160 km/h.
Nach Beendigung der Fahrt im ECO PRO Modus kann der Fahrer seinen Fahrstil auswerten. Dank der integrierten Fahrstilanalyse werden unterschiedliche Kategorien einzeln bewertet und zusammen mit den erfahrenen Bonus-Kilometern im Control Display angezeigt.
Interessant ist die Visualisierung des eigenen Fahrstils: je effizienter die Fahrweise, desto gerader scheint der angezeigte Straßenverlauf. Fiel der Fahrstil zu sportlich respektive zu unökonomisch aus, so wird eine sehr wellige Straße abgebildet.
Gibt es bis dato etwas zu kritisieren?
Bisweilen können wir keine große Kritik am BMW 730d xDrive üben. Einzig das Online Entertainment begann bei Kilometerstand 9.245 kurzweilig den Dienst zu quittieren. Nach kurzem Kontakt zur BMW Service-Hotline wurde das Problem jedoch aus der Ferne innerhalb von 24 Stunden behoben.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
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