Mit dem BMW 745Le xDrive haben die Bavaren auch vom Facelift des G11 eine PHEV-Version auf den Markt gebracht, die gegenüber dem direkten Vorgänger so einiges an Änderungen vorweisen kann.
Damit ist nicht nur die Optik gemeint. Wie bereits der Test des BMW M760Li xDrive gezeigt hat, ist diese Geschmacksache, kommt aber auch hierzulande sehr gut an.
Doch zurück zu unserem Protagonisten. Der direkte Vorgänger hörte noch auf den Namen BMW 740e und wartete mit einem Vierzylinder-Benziner plus E-Motor auf. Für ein Fahrzeug in der Luxusklasse schien das verständlicherweise nicht angemessen und so implantierte man dem neuen 745er einen drei Liter großen Reihensechszylinder samt E-Aggregat, sodass nun Laufkultur und Leistung verbessert wurden.
Das Ergebnis und weitere Eindrücke zum teilelektrischen Siebener klärt der Test. Fahrbericht.
- Exterieur & Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Verbrauch, Aufladen, Reichweite
- Technik & Assistenz
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur & Interieur
Auf den ersten Blick kann man den BMW 745Le xDrive nicht sofort als Hybriden erkennen – lediglich zwei Erkennungszeichen verraten den Antrieb. Doch der Reihe nach. Die Front trägt auch hier die dominante Doppelniere, über die bereits viel gesprochen wurde und von der wir sagen können, dass sie in natura weit weniger protzig wirkt, als auf Fotos. Möchte man sportlicher und gleichzeitig dezenter unterwegs sein, so besteht die Möglichkeit, diese Niere dank M Hochglanz Shadow Line in Schwarz zu bekommen. Dies wirkt aus Sicht der Redaktion tatsächlich noch gefälliger.
Die Seitenansicht offeriert eine gestreckte Limousine mit einer zeitlosen Eleganz, die wir in ähnlicher Form bereits vom M760 kennen. Ohne das M Sportpaket bleiben allerdings sämtliche sportliche Attitüden außen vor. Vor der Fahrertür findet sich derweil das erste Erkennungszeichen des Hybrid-7er. Eine zweite Tankklappe, welche den Stromanschluss beherbergt, ist hier relativ gut sichtbar platziert. Wir finden, dass diese Klappe im hinteren Bereich, also gegenüber von der Tankklappe, dezenter untergebracht werden könnte.
Am Heck des BMW 745Le xDrive weist ein Schriftzug auf die hybride Antriebsart hin. Ansonsten bleibt hier alles wie gewohnt. Die durchgehende Lichtleiste, die auch am Tage aktiviert ist, bietet einen hohen Wiedererkennungswert und ist sehr filigran gezeichnet. Ebenfalls sehr gut ist die Tatsache, dass BMW selbst beim teilelektrischen 7er echte Endrohre hinter den Blenden platziert. Mehr Sein als Schein war auch hier die Devise.
Im Innenraum des 745er geht es genauso nobel zu, wie in dessen Geschwistermodellen. Unser Testwagen ist reichlich ausgestattet und verfügt über diverse Annehmlichkeiten, die wir bereits von anderen 7er-Varianten kennen. Das Interieur ist hier in einem schicken Elfenbeinweiß gehalten und wird vom oberen Bereich in Schwarz kontrastiert. Die Sitze sind in feinem Nappaleder ausgeführt und durch und durch bequem. Auf Wunsch sind diese beheizt, belüftet und mit Massagefunktion ausgerüstet.
Auch das Lenkrad ist eine haptische Wonne, liegt bestens in den Fahrerhänden und verfügt über eine sehr schnelle und homogen arbeitende Heizung.
Die Übersichtlichkeit im 745er ist ausgesprochen gut und die Bedienung des Infotainments sehr schnell erlernt. Man mag es konservativ nennen, aber BMW hält bei der Bedienung an diversen Tasten und Schaltern fest, was wir nur begrüßen können. Zudem hat der Kunde die Wahl, ob er diese nun nutzen will oder lieber per Touch-, Gestik- oder Sprachsteuerung Befehle erteilen möchte.
Da es sich bei dem BMW 745Le xDrive um die Langversion der bayerischen Luxuslimousine handelt, ist der Fond besonders interessant. Unser Testwagen verfügt über eine üppige Ausstattung im Fond, unter anderem über das Rear Seat Entertainment, welches aus zwei Bildschirmen besteht und einer feststehenden, durchgehenden Mittelkonsole.
Hinzu kommen ein ambienter Lichtakzent sowie elektrische Komfortsitze samt Memory. Die meisten Funktionen können zudem über das BMW Touch Command bedient werden. Wenngleich man auch im Fond in den Genuss extrem großzügiger Platzverhältnisse kommt, so ist der hintere rechte Sitz besonders empfehlenswert. Hier lässt sich auf Knopfdruck eine Liegeposition justieren, die ein noch entspannteres Reisen ermöglicht.
Antrieb & Fahreigenschaften
Den Antrieb im BMW 745Le xDrive übernehmen ein drei Liter großer Reihensechszylinder mit 286 PS sowie ein Elektromotor, der 113 PS beisteuert. Die Systemleistung beträgt stattliche 394 PS, das maximale Drehmoment liegt bei 600 Newtonmetern.
Auf den ersten Metern schleicht der 7er behutsam von dannen, was erst einmal ein wenig ungewohnt wirkt, denn bis dato kannten wir die 7er-Modelle ausschließlich mit Verbrenner. Diese waren zwar auch durchgängig leise, aber die Ruhe, die dieser PHEV offeriert, ist noch mal etwas ganz anderes.
Im Stadtverkehr schwimmt der 7er leise, aber mit genug Vehemenz mit. Das Leergewicht von rund 2,2 Tonnen spüren weder Fahrer noch Insassen. Dabei hält sich der Verbrenner weitestgehend im Hintergrund, nur bei entsprechender Behandlung des Gaspedals oder im Sportmodus schaltet sich der Benziner sporadisch zu und sorgt für massiven Vortrieb.
Außerhalb geschlossener Ortschaften probieren wir dies aus und es ist wahrhaft beeindruckend, wie willig der Hybrid-7er hochdreht und nach vorne prescht. Landstraßentempo ist schneller erreicht, als man glaubt und schon kurz nach Gaswegnahme rollt das Fahrzeug wieder leise seines Weges. Das Fahrwerk ist derweil durch und durch auf Komfort getrimmt, aber dennoch typisch BMW. Will heißen, dank entsprechender Abstimmung des Luftfahrwerks und in Verbindung mit der Integral-Aktivlenkung bleibt stets ein gesundes Maß an Dynamik erhalten.
Auf der Autobahn entfaltet der BMW 745Le xDrive dann sein ganzes Leistungspotential. Nach 5,1 Sekunden sind die 100 Stundenkilometer passiert, der Vortrieb endet erst bei 250 km/h; damit ist der 745er exakt so schnell, wie alle anderen 7er-Modelle – mit Ausnahme des verblichenen M760Li xDrive.
Besonders hervorheben ist zudem die sehr spontane Gasannahme, die auch bei leerem Akku kaum nachlässt. Zudem geschieht der Wechsel zwischen Bremsen und Rekuperieren so nahtlos, dass davon nichts zu spüren ist.
Abschließend möchten wir noch die Ruhe im Innenraum loben. Das Zusammenspiel aus seidenweichem Sechszylinder und der 1.300 Euro teuren Komfortverglasung ist ein Fest für jeden Freund gediegener Atmosphäre. Weniger festlich ist der Umstand, dass neben dem Kofferraum- (knapp 100 Liter weniger) auch das Tankvolumen geschrumpft ist. Gerade einmal 46 Liter passen ins Reservoir des Hybrid-7er; zum Vergleich: ein Pendant mit Verbrenner beherbergt immerhin 78 Liter. Das dürfte die Kundschaft sicherlich etwas verärgern, besonders dann, wenn es auf die Langstrecke geht.
Verbrauch, Aufladen, Reichweite
Der Verbrauch des BMW 745Le xDrive variiert erwartungsgemäß relativ stark. Mit vollem Akku und nur im Stadtverkehr bewegt, lassen sich problemlos Werte um die drei Liter und weniger erreichen. Mit leerem Akku hingegen müssen rund acht Liter einkalkuliert werden.
Autobahnfahrten mit dem ein oder anderen Hochgeschwindigkeitsabschnitt resultieren in 9,8 Liter Super pro 100 gefahrener Kilometer und wer auf freier Autobahn mit Dauervollgas unterwegs ist, erntet rund 14,4 Liter als Ergebnis. Unsere Sparrunde absolvierte der hybride Bavare ohne Akkufüllung mit sehr guten 5,9 Litern.
Der BMW 745Le xDrive besitzt einen Typ-2-Ladeanschluss, der unter einer Klappe im linken vorderen Kotflügel zu finden ist. Damit lädt der Bavare an öffentlichen Ladestationen einphasig mit bis zu 3,7 kW. Ein Schnellladen ist leider nicht möglich und selbst ein stärkerer Onboard-Loader für doppelten Ladestrom – bei vielen PHEV-Modellen als Option angeboten – gehört unverständlicherweise nicht zum Repertoire der Ausstattungsliste. BMW liefert dafür neben dem Typ-2-Kabel auch ein Kabel mit haushaltsüblichem 230-Volt-Anschluss serienmäßig.
Darüber hinaus bietet man für den heimischen Einsatz ein Smart Wallbox Paket eines Drittanbieters für 1.770 Euro an. In diesem Preis ist ein Vorabcheck der Stromnetz-Gegebenheiten, die Installation und die Inbetriebnahme der Wallbox inkludiert.
Der Ladevorgang an einer AC-Ladestation dauert laut Hersteller 3,6 Stunden, in unserem Test benötigten wir dafür 3,7 Stunden. Wer über den Schuko-Anschluss zu Hause lädt, benötigt gut sechs Stunden Geduld, bis der leere Akku wieder komplett gefüllt wurde.
Ist der Akku mit seinen zwölf Kilowattstunden Kapazität vollständig aufgeladen, reichte dies im Test bei normaler Fahrweise für exakt 34 Kilometer mit rein elektrischem Antrieb. Die Anzeige prophezeite 35 Kilometer, konnte den Wert also relativ exakt vorhersagen.
Dennoch waren wir von den 52 Kilometern Reichweite, die BMW vorgibt, meilenweit entfernt – im wahrsten Sinne des Wortes. Rein elektrisch ist der BMW übrigens bis zu 140 km/h schnell, was wir im Test auch erreicht haben.
Technik & Assistenz im BMW 745Le xDrive
Der BMW 745Le xDrive ist bereits serienmäßig üppig ausgestattet. Hinzu kommen jedoch jede Menge Features, die den Komfort weiter steigern. Nachfolgend behandeln wir die relevantesten Optionen unseres Testwagens:
Besonders erwähnenswert ist auch im BMW 745Le xDrive das bekannte und auch hier sehr gute Navigationssystem sowie die Sprachsteuerung, die sämtliche Befehle ohne Fehler verstanden und umgesetzt hat.
Auch der DAB-Empfang ist überdurchschnittlich gut. Selbst in empfangsschwachen Gebieten konnten wir die meisten Sender konstant hören. Apropos Hören: Auch im Hybrid-7er kam das optionale, ausgezeichnete Bowers & Wilkins Diamond Surround Soundsystem zum Einsatz, welches alle Tester ohne Zweifel begeisterte. Die hierfür aufgerufenen 5.850 Euro sind aus Sicht der Redaktion gut investiertes Geld für eine audiophile Klientel.
Sehr löblich ist die zügige und konstant arbeitende Sitz- und Lenkradheizung. Die Sitzbelüftung glänzt ebenfalls mit Eifer und verursacht nur auf höchster Stufe vernehmbare Lüftergeräusche. Ganz im Gegensatz zur Klimaautomatik, die gar keine Geräusche von sich gibt und über vier Zonen verfügt.
Wir konnten schon in einigen BMW-Fahrzeugen das Ambient Air Paket testen und finden auch hier, dass es eine gelungene Abrundung des ohnehin hohen Komfortlevels im Fahrzeug darstellt.
Das extrem hochauflösende Head-Up-Display projiziert eine Vielzahl an Informationen in die Windschutzscheibe, sodass der Blick des Fahrers auf der Straße bleiben kann. Ebenfalls vorzüglich sind die vielen Assistenzsysteme, von denen keines negativ auffiel. Besonders die Rangierbremsfunktion verhindert bei Dunkelheit ein unabsichtliches Berühren mit Pollern und ähnlichem, da die Auflösung der Rückfahrkamera bei Nacht besser sein könnte.
Mit dem Facelift des G11 wurde unter anderem auch das Fond-Entertainment Experience überarbeitet, sodass die beiden Bildschirme im Fond nun auch via Touchfunktion bedient werden können.
Varianten & Preise des BMW 745Le xDrive
Den BMW 7er als Plug-in Hybrid gibt es in insgesamt drei Varianten. Alle Varianten verfügen über den gleichen Antrieb mit einer Systemleistung von 394 PS.
- BMW 745e – ab 111.400 gibt es die Kurzversion des hybriden 7er BMW mit Heckantrieb.
- BMW 745Le – Als Langversion geht es bei 116.800 Euro los; auch hier mit Heckantrieb.
- BMW 745Le xDrive – Die Langversion – intern auch G12 genannt – ist mit dem Allradantrieb xDrive ab 120.200 Euro erhältlich.
Vollausgestattet kostet der BMW 745Le xDrive ohne Garantieerweiterung und Zubehör rund 172.000 Euro.
Fazit zum BMW 745Le xDrive
Mit dem BMW 745Le zeigen die Bavaren, wie ein echter Plug-in Hybrid den Weg ins Luxussegment findet. Er bleibt stets sowohl Klassen- als auch Markentugenden treu, was in Anbetracht des hohen Gewichts und des komplexen Antriebs keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Selbst als PHEV ist der 7er noch immer eine fahraktive Luxuslimousine, bei der nur an wenigen Stellen kleine Abstriche gemacht werden müssen – ansonsten ist das Gesamtpaket gelungen.
Ob sich der Hybrid-7er auch für Vielfahrer eignet, sollte jeder für sich selbst entscheiden und hierfür sein persönliches Fahrprofil sowie den eigenen Fahrstil zugrunde legen. Wir können aus Erfahrung berichten, dass auch die Selbstzünder im 7er hervorragende Arbeit leisten und zu den effizientesten Dieseln am Markt gehören.
Wer jedoch relativ häufig durch urbane Gefilde gleitet und dabei einen adäquaten Begleiter sucht, der ganz nebenbei auch noch ein E-Kennzeichen trägt, der solle definitiv einen Blick auf der 745er werfen. Und wer dabei des Öfteren Gäste chauffiert – oder sich gar selbst im Fond niederlassen möchte – dem raten wir definitiv zu der Langversion.
Kamera: Canon EOS 6D
Pro und Contra
Pro:
- harmonisch agierendes Hybridsystem
- kraftvoller Sechszylinder
- enorm leiser Innenraum
- auch als PHEV eine fahraktive Luxuslimousine
- üppiges Platzangebot (besonders im Fond)
Contra:
Technische Daten: BMW 745Le xDrive
- Farbe: Dravitgrau Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 5,26 x 1,90 (2,17 mit Außenspiegel) x 1,48
- Radstand (mm): 3.210
- Antrieb: Reihensechszylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF + E-Motor
- Hybridart: Plug-in Hybrid (PHEV)
- max. Systemleistung: 290 kW (394 PS)
- max. Systemdrehmoment (Nm): 600
- Hubraum: 2.998 ccm
- Getriebe: 8-Gang-Steptronic
- Antriebsart: Allradantrieb xDrive
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 2,5 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,9 l/100 km (mit leerem Akku)
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 57 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 140 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 5,1
- Hybrid-Akku: Lithium-Ionen
- Akku-Kapazität brutto/netto (kWh): 12/11,2
- Ladeanschluss: Typ-2 für bis zu 3,7 kWh
- Ladezeit AC 3,7 kW gemessen (h): 3,7
- elektrische Reichweite Werksangabe/gemessen (km): 52/34
- Wendekreis (m): 13,1
- Kofferraumvolumen (l): 420
- Leergewicht (kg): 2.180
- Zuladung (kg): 600
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 0
- max. Dachlast (kg): 100
- Tankinhalt (l): 46
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: ca. 149.670 Euro (Basispreis 745Le xDrive: 120.200 Euro)
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