Der Motor ist gerade erst wieder aus, das Öl noch auf Temperatur, doch der Redakteur sitzt nach der ersten Ausfahrt weiterhin auf dem Fahrersitz. Statt sich die ersten Notizen zu machen, wird mit dem Handy fix die App eines großen Gebrauchtwagenportals geöffnet – um die aktuellen Gebrauchtwagenpreise (natürlich der gefahrenen 155 PS-Variante) in Erfahrung zu bringen. Der erste Eindruck kann also keineswegs von schlechten Eltern sein.
Doch ob der Ersteindruck des Cabrio-Anwärters auch Konsistenz hat? Wir finden es für euch heraus!
Exterieur – Wie aus einem Guss
Zugegeben, ein so emotionaler Einstieg verlangt als Ausgleich nach etwas Objektivität im Folgenden.
Da sei zuerst wohl zu erwähnen, dass die Bezeichnung „Cabrio“ bei diesem DS3 ein wenig gebeugt wird. Der Citroen mit fester B-Säule entledigt sich nämlich beim Einlass von Frischluft nicht wirklich aller Hüllen, sondern faltet nur den Stoffteil des Verdecks zusammen. Übrig bleiben neben der angesprochenen B-Säule auch noch die Stege an beiden Seiten, die als Führung für das Faltdach dienen. Diese Dachrehling macht zwar bei heruntergelassenen Seitenscheiben keinen sonderlich großen Unterschied in reiner Materialmasse, gefühlt will sich aber kein einhundertprozentiges Cabriofeeling einstellen.
Immerhin hat dies den Vorteil, dass bei geöffnetem Dach und geschlossenen Scheiben zwar eine ordentliche Portion Sonne in den Innenraum gelangt, der Luftzug im DS3 Cabrio aber auf ein Minimum beschränkt wird. Das kommt nicht nur zugempfindlichen Menschen entgegen, sondern schützt auch noch gegen Kälte und verlängert somit unter Umständen die Cabriosaison um einige Wochen.
Einziges Manko: Bei komplett zusammengefahrenem Dach endet das Zusammenfalten genau dort, wo sich die Heckscheibe befunden hätte, was die Sicht nach hinten fast unmöglich macht.
Newcarz.de durfte den DS3 in der Ausführung „SportChic“ über Deutschlands Straßen bewegen. Sportlich ist recht einfach zu erreichen, in Kombination mit Chic tun sich einige Hersteller schon schwerer. Gelingt Citroen diese Komposition?
Sport?
Hat er! Das Äußere des Franzosen vermittelt eine wunderbare Agilität, die sich nicht nur durch einzelne Designelemente ausdrückt, sondern den DS3 wie eine Aura umgibt. Besonders in der hellen gelben Lackierung des Cabrios kommen Rundungen, Formen und Kanten besonders gut zur Geltung – wir könnten uns allerdings vorstellen, dass die Wahl der Wagenfarbe schwarz sich durchaus negativ auf diesen Aspekt auswirkt, da Konturen verschwimmen.
Die Kombination der Wagenfarbe mit einem schwarzen Dach hingegen passt wunderbar und spricht wahrscheinlich nicht nur die BVB-Fans unter unseren Lesern an.
Für einen besonders sportlichen Kick sorgt einerseits die Frontpartie mit dem großen schwarzen Kühlergrill, der einen guten Teil der Breite des DS3 einnimmt und einen guten Kontrast mit dem Dach herstellt. Auch die Backen mit den zusätzlichen Scheinwerfern und den Aussparungen, die sich beim genaueren Hinsehen als LED-Tagfahrlichter herausstellen, festigen den sportlichen Eindruck. Als Ausrufezeichen an etwaige Drängler auf den Straßen gibt es am Heck noch zwei Endrohre, die durch die Motorisierung absolut gerechtfertigt werden.
Chic?
Eindeutig! Denn dieser Citroen spielt gekonnt mit Kontrasten. Ob zwischen der Wagen- und Dachfarbe oder durch geschickt platzierte Chromleisten – es werden überall dynamische Linien geschaffen, die ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Auf allzu gewagte Experimente wurde gottseidank verzichtet, dafür sind Details wie die Auswahl der richtigen Felgen wunderbar umgesetzt. Einzige Irritation: An der B-Säule wurde die gelbe Lackierung in einem schmalen Band noch recht weit bis unter die Dachlinie gezogen – eine klare farbliche Kante wäre aus unserer Sicht die bessere Wahl gewesen.
Umso erfreulicher sind hingegen die Rückleuchten. Sie werden in einem unglaublich stylischen 3D-Design angeboten, das den Eindruck eines Lichttunnels erzeugt.
Die überraschende Anordnung der Heckklappe ist der Bauform geschuldet – die Pforte zum 245 Liter großen Kofferraum öffnet sich senkrecht nach oben. Das sieht zwar eindeutig cool aus, hat aber den Nachteil einer sehr kleinen Ladeöffnung. Hier passt kein Wasserkasten ohne ein Drehen um 90 Grad hinein.
Nichtsdestotrotz, Citroen ist mit der Außenhülle des DS3 Cabrio ein guter Wurf gelungen. Sport und Chic werden vereint, obendrein gibt es eine noch eine mittelgroße Prise Cabriofeeling.
Interieur – Schick!
Auch im Inneren bleibt der Citroen seiner Ausstattungslinie treu und präsentiert dem Betrachter eine sportliche, schicke und moderne Atmosphäre.
Citroen bezieht bei ihren Bemühungen um die Gunst des Käufers nicht nur die optischen oder haptischen Eindrücke ein, auch die Nase kriegt etwas zu tun: Ein integrierter Duftspender, der sich zwischen dem Tacho und den mittigen Luftdüsen befindet, sorgt stets für einen frischen Duft im Innenraum, der immer wieder ein gewisses Neuwagen-Feeling aufkommen lässt.
Die Materialauswahl im Innenraum stellt einen jeden Hersteller in der Kompaktklasse vor Herausforderungen – weder darf das Innenleben zu viel Geld verschlingen, noch soll dem potenziellen Käufer eine Plastikwüste präsentiert werden. Die Macher des DS3 haben dieses Problem im Griff und stellen eine für den Grundpreis von rund 24.000 Euro ordentliche Materialauswahl zusammen. Auch wenn die meisten Flächen natürlich aus Plastik bestehen, wird einerseits durch die Maserung des Armaturenbretts und der Türen, aber auch die carbonartige Anmutung der Leiste um Navigationssystem & Co. eine billige Optik vermieden.
Einzig im oberen Teil der Mittelkonsole hätte Citroen statt des extrem fingerabdruckanfälligen Klavierlacks auf ein anderes Material zurückgreifen können.
Auch das Material des Lenkrads ist leider nicht ganz optimal gewählt. Zwar besteht der obere Teil aus Leder, doch schon vor der Querverstrebung wechselt das Material zu Plastik. Den entstehenden Eindruck kann dann auch das Chrom-Inlay nicht mehr ganz herausreißen, auch wenn das Lenkrad während der Fahrt eigentlich sehr gut in der Hand liegt.
Erfreulicher ist da schon die vorhandene Mittelarmlehne, die auch auf längeren Fahrten oder im schaltintensiven Stadtverkehr den rechten Arm entlastet.
Der Fahrer nimmt in sehr bequemen Sitzen Platz, die während der Fahrt jederzeit den nötigen Seitenhalt bieten und so auch bei sportlicher Fahrt Sicherheit vermitteln. Auch der Punkt Komfort kommt nicht zu kurz, denn auch Langestrecken sind im DS3 kein Problem für den Rücken.
Die hintere Sitzreihe bietet zwar Kindern einen ausreichenden Sitzkomfort, Erwachsene müssen aber einerseits auf eine gnädige Sitzposition des Vordermanns hoffen als auch Einschränkungen in der Kopffreiheit hinnehmen.
Während die Bedienung der Klimaanlage durch logische Tastenanordnung einfach von der Hand geht, wird die Bedienung des Infotainmentsystems zur Herausforderung: Das DS3 Cabrio besitzt keinen Touchscreen, die Eingaben werden über eine Tastenzeile auf Höhe des Schaltknüppels getätigt. Mit einem Dreh- und mehreren Druckknöpfen ist die Navigation durch die Menüs weniger intuitiv und verlangt oft mehr Tastendrücke als noch bequem sind. Das trübt das Bild des eigentlich sehr guten und sauber arbeitenden Systems und sollte mit der nächsten Überarbeitung des Fahrzeugs geändert werden.
Die Soundanlage macht ihre Arbeit in der Preisklasse gut, wenn auch nicht herausragend. Die Konnektivität bietet alle gewünschten Möglichkeiten, der erzeugte Sound ist zwar druckvoll, könnte aber etwas differenzierter sein.
Alles in allem formt Citroen einen Innenraum, in dem man sich auch Dauer wohlfühlen kann. Viele Details wie die mit Metallkappen veredelten Pedale hinterlassen den gewissen Eindruck, der ein gutes Gesamtpaket ausmacht.
Motor & Fahreindruck – Sport und Komfort vereint
Hier ist er endlich – der Punkt, der dieses DS3 Cabrio zu dem macht, was es eigentlich ist. Während in den niedrigeren Ausstattungslinien Motoren bis 118 PS zum Einsatz kommen, besitzt das von uns getestete SportChic Modell den THP 155 Motor, der, wie der Name schon vermuten lässt, mit 155 PS und einem wunderbaren Antritt daherkommt.
Aha, also kann der Motor nur Knallgas? Weit gefehlt!
Bei unambitionierter Fahrweise hält sich der Motor vornehm zurück. Er akzeptiert frühes Hochschalten ohne sich mit nervigen Vibrationen oder Durchzugsschwierigkeiten aus dem niedrigen Drehzahlbereich abzugeben. Das macht auch die entspannte Fahrt zur Freude, zumal in diesem Fall vom Motor kaum etwas im Innenraum zu hören ist.
Doch Langeweile beiseite, schließlich soll sich der DS3 die Bezeichnung „Sport“ in der Ausstatungslinie auch verdienen – und genau hier liegen die Stärken des Motors, des Fahrwerks – ja sogar des gesamten Fahrzeugs.
Das Herzstück des Citroen hängt ab spätestens 2.000 Umdrehungen pro Minute bissig am Gas und dreht sehr willig hoch. Die entstehenden 240 Nm klingen als Werksangabe schon fast ein wenig untertrieben, so vehement zieht der Citroen im zweiten und Dritten Gang nach vorne. Das Leergewicht von 1.250 kg tut sein übriges dazu.
Den Spurt von 0 auf 100 km/h schafft der DS3 in 7,3 Sekunden. Eine Ansage. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h kann sich sehen lassen, auch wenn an dieser Stelle erwähnt sein soll, dass beim Spurt die letzten 20-30 km/h eher einem zähen Ringen als einem beschwingten Streben gleichen.
Eine sportliche Fahrweise macht nicht zuletzt wegen des guten Getriebes eine Menge Spaß. Die Schaltwege sind zwar nicht übertrieben kurz, aber trotzdem klar voneinander getrennt. Im Stadtverkehr mag man sich hin und wieder einen kleineren Schaltwiderstand wünschen – hier ist die verbaute Mittelarmlehne zur Entlastung des Arms besonders nützlich. Obwohl das Getriebe recht knackig ist, lässt sich sehr weich einkuppeln, sodass keine Ruckler entstehen.
Die Lenkung des DS3 hätten wir uns allerdings etwas direkter gewünscht. Obwohl sie präzise arbeitet, kommt nur wenig Feedback beim Fahrer an.
Das Fahrwerk des Citroen macht eigentlich jede Fahrweise zur wahren Freude und den DS3 ganz nebenbei fast schon zu einem echten Kurvenräuber. Es ist straff abgestimmt, bietet aber dennoch eine große Portion Restkomfort. Insbesondere bei schneller Kurvenfahrt spielt das Fahrwerk seine Stärken aus und glänzt mit geringer Seitenneigung und hoher Stabilität.
Doch Vorsicht: Übertreibt es der Fahrer in Sachen Kurvengeschwindigkeit, bleibt ein Übersteuern nicht aus.
Fazit
Eins steht fest: Das Citroen DS3 Cabrio macht Spaß. Auch wenn viele das letzte Quäntchen Cabrio vermissen werden, stellt der DS3 doch eine gute Alternative zum klassischen – und damit in den meisten Fällen deutlich teureren – Cabrio dar. Besonders die Symbiose mit dem leistungsstarken Motor tut dem Modell gut und erzeugt einen Fahrspaß, den man nicht mehr missen möchte.
Dabei schockt der Blick auf den Preis nur auf den ersten Blick: Ab 24.060 Euro ist das Cabrio mit 155 PS zu haben. Der Preis rechtfertigt sich durch eine sehr gute Grundausstattung, auch die weitere optionale Sonderausstattung hält sich finanziell gesehen einigermaßen in Grenzen, sodass sich der Preis nicht zu rapide auf die 30.000 Euro zubewegt.
Bilder: Mikhail Bievetskiy / Canon EOS 1D-X mit 50mm ƒ1.4
Zylinder: 4
Max. Leistung: 156 PS bei 6.000 U/Min
Max. Drehmoment: 240 Nm bei 1.400 U/Min
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,3 s
Tankvolumen: 50 l
Verbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 8/4,5/5,9 l/100 km
Auch Lars ist der Passion „Automobil“ verfallen und schreibt für NewCarz über neue technische Entwicklungen und Autos.
Der Sommer ist zwar vorbei, aber unser Redakteur Lars Schwethelm spart schon auf das neue Cabrio für die Saison 2014: http://t.co/aktu1kzMmR