Eine stylische Außenhülle, frisches Flair und ein sparsamer Diesel. Was nach einem modernen, aber langweiligen Spritspar-Monster klingt, entpuppt sich schnell als reizvolle Kombination. Und das nicht zuletzt, weil sich ganz nebenbei der Unterkiefer des skeptischen Golf-Fahrers nach seiner Blamage an der Ampel verselbstständigt. Der kann mit seinem 105-PS TSI nämlich gerade noch so in Sachen Verbrauch, keinesfalls aber bei der Beschleunigung mithalten.
Der DS4 ist nach dem Citroen C3 und dem DS3 Cabrio der dritte Franzose aus dem Hause Citroen in unserem Test. Er besitzt im Gegensatz zu seinen kleineren Familienmitgliedern ein etwas größeres Erscheinungsbild, was sich auch in einem Raumgewinn niederschlägt. Besonders der Kofferraum mit seinen 385 Litern (1.021 Liter bei umgeklappter Rückbank) bietet Vorzüge im Vergleich zu den beiden 3er-Modellen. Einerseits ist er größer als die Exemplare der hauseigenen Konkurrenz, andererseits lässt er sich deutlich einfach beladen als das DS3 Cabrio.
Mainstream? Nein, danke!
Wie auch beim DS3 Cabrio liegt das klare Augenmerk der Designlinie „DS“ auf der Gestaltung eines attraktiven Äußeren. Der DS4 macht an dieser Stelle keine Ausnahme und punktet mit einem frischen, jugendlichen Aussehen, das beinahe an allen Stellen des Fahrzeugs mit kleinen Details noch einmal aufgepeppt wurde.
Der DS4 riskiert eine dicke Lippe – zumindest, wenn der Betrachter vor dem Wagen steht. Hier bläst der Franzose die Backen auf und hinterlässt mit den langgezogenen Scheinwerfern, dem großen schwarzen Kühlergrill und dem raffiniert eingearbeiteten Logo eine gute Figur. Gleichzeitig kommt der technische Aspekt nicht zu kurz: Das adaptive Kurvenlicht des DS4 folgt nicht nur den weitergegebenen Anweisungen des Blinkers, sondern reagiert auch nahtlos auf Lenkbewegungen, indem sich die Scheinwerfer je nach Lenkwinkelt mitbewegen. Die Scheinwerfer gibt es allerdings nur zusammen mit einem Spurhalteassistenten im Paket, das mit 1.340€ nicht unbedingt günstig ist. Wer sich jetzt am Ende der technischen Fahnenstange wähnt, für den seien noch die zweifarbigen, automatisch anklappenden Rückspiegel erwähnt, die besonders in der Stadt ärgerliche Schäden vermeiden können.
Die Seitenlinie des DS4 erinnert fast ein wenig an den Porsche Cayenne. Auch wenn die Frontscheibe einen flacheren Winkel aufweist, die niedrige Motorhaube und das Heck mit der kleinen Heckscheibe, dem Spoiler an der Dachabrisskante und den recht hoch positionierten Rückleuchten können eine gewisse optische Verwandtschaft nicht leugnen. Was natürlich keinesfalls etwas schlechtes heißt – schließlich gehört Porsche in Sachen Design mit zum Maß aller Dinge. Aber aufgepasst, liebe Zuffenhausener! Die in unserem Testwagen verbauten Felgen sind optisch dermaßen ansprechend, dass der Konkurrenz in Sachen Felgendesign gezeigt wird, wo der Hammer hängt.
Ein besonderes Augenmerk möchten wir auch auf das Heck des DS4 legen, an dem sich Citroen alle Mühe gegeben hat, aus der Masse herauszustechen. Auch wenn die sehr kleine und weit oben montierte Heckscheibe für den Fahrer natürlich Abstriche in Sachen Blick nach hinten provoziert, so fügt sie sich doch gut in das fast SUV-artige Hinterteil des Franzosen ein. Hierbei offenbart sich jedoch auch die recht hohe Ladekante, die besonders schwere Fracht zu einer kleinen Kraftprobe werden lässt. Im Gegenzug kann der DS4 mit einer Steckdose aufwarten, die sich besonders im Sommer in Verbindung mit einer elektrischen Kühlbox als besonders hilfreich erweisen sollte.
Das Design der Auspuffrohre ist so individuell, dass es uns nicht vollständig überzeugen konnte, da die Endrohre auf den ersten Blick oder für ungeübte Augen nicht unbedingt zu erkennen sind.
Schicker Innenraum mit kleinsten Schwächen
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Designer von Citroen haben im Inneren des DS4 einen sehr guten Job gemacht. Die Kleinigkeiten, die noch zu verbessern wären, trüben das Gesamtbild nicht und sind höchstens am Rande zu erwähnen. Doch schauen wir zuerst auf die Vorzüge des Franzosen.
Schon der Blick auf die Sitze verspricht einen aufregendes Inneres. Die Bestuhlung präsentiert sich in schwarzem, wertigen Leder, das sich über das sportlich wohlgeformte Grundgerüst legt. Dank der vielen Einstellungsmöglichkeiten – unter anderem eine elektrisch verstellbare Lendenwirbelstütze – kann man es sich auch für längere Fahrten bequem machen. Natürlich ist auch eine Sitzheizung an Bord, während die Massagefunktion nicht gänzlich überzeugen konnte. Diese fährt nämlich leider mehr oder weniger nur die Lendenwirbelstütze aus und wieder ein. Dafür bietet Citroen optional elektrisch verstellbare Sitze an, die in unserem Testmodell jedoch nicht zum Einsatz kamen. Kritisch erwähnt werden muss auch, dass die Seitenlippen der Grundsitzfläche zur Türseite schon deutliche Gebrauchsspuren aufwiesen, obwohl unser Testfahrzeug erst wenige Tausend Kilometer auf dem Tacho hatte.
Abgesehen von dieser kleinen Schwächen geben sich die Materialien im Innenraum des DS4 keinen Blöße. Die Komposition ist stimmig und die Verarbeitung lässt keinen Raum für Beanstandungen, so konnten wir zum Beispiel auch bei der Fahrt über Kopfsteinpflaster keine störenden Geräusche feststellen.
Eine interessante Funktion findet sich an unerwarteter Stelle: Die Sonnenblenden lassen sich ein kleines Stück nach hinten schieben, wodurch ein schöner Blick in den Himmel möglich ist und mehr Licht in den Innenraum gelangt.
Durch das Ausstattungspaket „SportChic“ ergeben sich einige Änderungen, die den DS4 deutlich aufwerten. Diese reichen von verchromten Pedalen bis zur E-TOUCH Funktion, die sowohl ein Funktion zur Optimierung des Spritverbrauchs als auch ein Notruf-System beinhaltet.
Das Infotainment-System des verrichtet seine Arbeit gut, auch wenn es auf einen Touchscreen verzichtet. Dafür wird der Benutzer mit guten Reaktionszeiten belohnt, mit denen sich einige Touch-Systeme schwer tun. Gleichzeitig wird aber zum Beispiel die Eingabe einer Adresse zur Navigation erschwert, da mit Dreh- und Drückreglern gearbeitet werden muss. Ansonsten hinterlässt die Navigation durch die verschiedenen Menüs einen runden Eindruck, zudem sind die Bedienelemente nicht überladen und sinnvoll sortiert.
Musiktechnisch bietet der DS4 alle Verbindungsmöglichkeiten, die man sich nur wünschen kann. Der ausgegebene Sound hinkt den Erwartungen in Sachen raumfüllendem Klang ein wenig hinterher und ist eher durchschnittlich.
Am Multifunktionslenkrad des Franzosen können sich allerdings die Geister scheiden. Auch wenn es beim Fahren sehr angenehm in der Hand liegt hat es doch eine geradezu unüberschaubare Fülle an Tasten und Drehreglern, deren Funktion sich erst nach einigem Herumprobieren offenbaren.
Zu guter Letzt kann noch die Mittelarmlehne bemängelt werden, die sich zwar ausziehen lässt, unserer Meinung nach aber trotzdem nicht ganz die gewünschte beziehungsweise erforderliche Länge besitzt.
Das Platzangebot im Fond ist auf der Kurz- oder Mittelstrecke auch für größere Personen ausreichend, einzig bei stundenlanger Fahrt wird die Suche nach einer bequemen Sitzposition schwierig.
Stärken auf der Straße
Bei der Motorenwahl entscheidet der Käufer nicht nur über Sieg oder Niederlage auf der linken Spur, sondern auch über die Ausstattungslinie. Fahrer, die zwar auf eine große Motorisierung bestehen, aber kaum Ausstattung benötigen, werden bei der Politik von Citroen stöhnen: Die stärkeren Benziner- und Dieselmodelle stehen erst in der teureren „SoChic“-Linie, der Top-Benziner mit 200 PS sogar erst in der deutlich teureren Variante „SportChic“ zur Verfügung. Die Wahl der Motorisierung ist somit auch immer mit der Wahl der Ausstattung korreliert.
Unserem Testfahrzeug spendierte Citroen den „HDI 165“ Motor, der laut Werksangabe interessanterweise 163 PS generiert. Die fehlenden zwei PS sind auf der Straße natürlich nicht bemerkbar. Ganz anders verhält es sich mit den vorhandenen 163 Pferdestärken, die den DS4 dank der selbstzündenden Bauweise des Motors schon ab einem niedrigen Drehzahlbereich gen Ziel katapultieren, zumal die Beschleunigung des DS4 erst bei 212 km/h endet. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist hingegen nur in 9,3 Sekunden zu bewerkstelligen.
Als limitierender Faktor stellten sich in unserem Test die Straßenverhältnisse heraus. Auf regennasser Fahrbahn hat der besonders in niedrigen Gängen durchzugsstarke DS4 mit Traktionsproblemen zu kämpfen. Hier hilft nur ein sensibler Gasfuß, der natürlich gleichzeitig das Beschleunigungsvermögen des Dieselmotors ad absurdum führt. Auch in Kurven ist bei schwierigen Straßenverhältnissen Vorsicht geboten – denn der DS4 neigt zum Schieben über die Vorderachse. Sind die Straßen hingegen trocken, reduziert sich das Untersteuern deutlicher als zu vermuten gewesen wäre.
Der Grund hierfür ist wohl nicht zuletzt in dem verbauten Fahrwerk zu finden. Wie auch schon im DS3 verbaut Citroen ein recht straffes Fahrwerk, das den sportlichen Anspruch der DS-Reihe unterstreicht. Gleichzeitig vermittelt die Federung eine große Portion des nötigen Restkomforts, um auch im Alltag – zum Beispiel in der Stadt – unterwegs zu sein.
Die Schaltung war in unserem Test gleich in doppelter Hinsicht schwergängig: Zum einen erzeugt das Kupplungspedal einen großen Gegendruck, der das treten der Kupplung mit der Zeit ein wenig ermüdend macht. Zum anderen ist auch die Schaltung recht schwergängig mit Widerständen beim Einlegen der Gänge. Hier entsteht zwar durchaus ein sportlicher Eindruck, auf Dauer können die beiden Faktoren im Stadtverkehr aber lästig werden.
Auch bei den Verbrauchswerten gönnt sich der DS4 keine Schwäche. Obwohl wie üblich der Normwert von kombiniert 4,9 Litern überschritten wird, sind Wert mit einer Fünf vor dem Komma ohne große Einschränkungen im Fahrstil zu erreichen.
Insgesamt hat uns das Fahrverhalten des DS4 sehr gut gefallen. Der kräftige Diesel macht auf Wunsch ordentlich Dampf und ist dabei auch noch sparsam. Einzig die Schaltung hätte für den Stadtverkehr etwas leichtgängiger sein können, auf der Landstraße oder Autobahn ist dieser Aspekt eher nebensächlich.
Fazit
Mit dem schicken Äußeren ist die Marschrichtung des stylischen Franzosen vorgegeben: Jung, modern und frisch kommt er daher, hat keine Kinderkrankheiten und befindet sich verarbeitungstechnisch auf einem hohen Niveau.
Auch wenn die Preise für das DS-Modell erst bei 21.980€ starten und mit größeren Motoren und Ausstattungslinien schnell gegen 30.000€ streben, wird dem Käufer ein Preis-Leistungs-Verhältnis geboten, das man insbesondere in Hinsicht auf das Gesamtpaket bei anderen Marken vergeblich sucht. Somit wird der DS4 zu einer echten Alternative in der Golf-Klasse.
Zylinderzahl: 4
Max. Leistung: 163 PS bei 3.750 U/Min
Max. Drehmoment: 340 Nm bei 2.000
Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,3 s
Tankinhalt: 60 Liter
Verbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 6,1/4,2/4,9 l/100 km
Bilder: NewCarz
Auch Lars ist der Passion „Automobil“ verfallen und schreibt für NewCarz über neue technische Entwicklungen und Autos.
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