Lancia? Bei diesem italienischem Autohersteller ist das letzte Modell, was Autoliebhabern im Kopf geblieben ist vermutlich der Delta Integrale, der legendäre Rallye Wagen, der seiner Zeit verzweifelt nach ebenbürtigen Gegnern suchte! Der Lancia Thema spielt natürlich in einer ganz anderen Liga. Einziger Vergleichspunkt bei unserer Testversion zum Lancia Urgestein ist der Allradantrieb, den es auch nur zu dem 3,6l V6 Aggregat gibt. Mit dem sechs Zylinder Ottomotor haben wir uns dann auch endgültig von Made in Italy entfernt. Beim ersten Blick fällt er schon auf: lang, breit und eindeutige Straßendominanz… kommt da etwa ein Amerikaner? Ja! Der Motor kommt von Chrysler, möglich macht das ein nahezu vollständiger Aufkauf von Chrysler durch die Fiat Group. Also steht hier wirklich ein halber Amerikaner, konkreter ist es natürlich der Chrysler 300C. Die Ähnlichkeiten dieser beiden Limousinen springt jedem ins Auge, der diese beiden Fahrzeuge nebeneinander stehen sieht. Man mag zu diesem „Crossing“ stehen wie man will, Fakt ist: der Lancia Thema ist mehr als nur ein 300C mit geändertem Emblem!
Exterieur
Der Lancia Thema steht auf 20 Zoll Leichtmetallfelgen, die eine ganze Menge Auto tragen müssen! Bei einer Breite von 1,9 Metern und einer Länge von 5 Metern und 6 Zentimetern ist der Thema zumindest von den Abmessungen der Automobile-Oberklasse zuzuordnen. Vorne leuchten dem Fahrer zwei Bi-Xenon-Scheinwerfer den Weg, hinten signalisieren zwei große verchromte (wenn auch nur aufgesetzte Blenden) Endrohre dem Hintermann, dass er besser nicht überholt! Der Kofferraum lässt sich via Autoschlüssel oder per Knopfdruck öffnen ( wenn man den Knopf einmal gefunden hat) und per Hand einfach wieder schließen. Die Endrohre sowie die Breite, Länge und Form, verschaffen dem Thema Aufmerksamkeit bei Passanten und anderen Autofahrern. Der Lancia ist von außen auf jeden Fall eine Erscheinung die auffällt, ob gut oder schlecht das liegt immer im Auge des Betrachters.
Interieur
Auch im Innenraum lässt sich Lancia nicht lumpen! Leder, Naturholzoptik und ein 8,4 Zoll großer Touchscreen fallen sofort ins Auge! Hierbei hört es aber noch lange nicht auf: kühl- und beheizbare Getränkehalter vorne, Getränkehalter im Fonds, Anschlussmöglichkeiten an das Infotainment-System über Klinke oder USB versteckt in der Mittelkonsole. Das eigene Handy lässt sich so bequem über den Touchscreen ansteuern und nach kurzem Einfinden in die Bedienoberfläche spielt die eigene Musik im Wageninnerem. Das Telefon ist natürlich auch koppelbar, so lässt es sich im Lancia während der Fahrt sicher telefonieren, es besteht auch die Möglichkeit über Sprachsteuerung die eigenen Kontakte anzurufen. Der bereits erwähnte Touchscreen leistet außergewöhnlich gute Arbeit, seine Auflösung und vor allem sein Feedback auf Berührungen sind hervorragend. Auch die Sitze lassen sich alle beheizen und Fahrer- und Beifahrersitz sogar kühlen, was bei aktuellen Temperaturen um die 27°C ein sehr angenehmes Feature ist!
Besonderheit hier dran: man steuert die Sitzheizung/-lüftung und das beheizbare Lenkrad über den Touchscreen. Doch nicht nur das, die Vordersitze lassen sich im Bereich des unteren Rückens dank einer Lendenwirbelstütze einstellen, was die Bequemlichkeit noch einmal steigert! Einziges Manko hier ist der relativ schlechte Seitenhalt der Vordersitze. Die Verarbeitung und das Material im Innenraum sind durchweg hochwertig und unterscheiden sich deutlich von den bei amerikanischen Autos häufig vorzufindenden Plastikbauteilen, hier ist der Lancia dann doch ganz der Italiener. Immer sind noch lange nicht alle elektronischen Helferchen benannt, denn der Thema bietet reichlich davon. Ein paar möchte ich im weiteren dennoch gerne nennen, so gibt es zum Beispiel die Möglichkeit das Bremspedal zu verstellen, um sich so seinen Bremspedalweg optimal einzustellen.
Fahrverhalten
Beim Fahren hilft die Elektronik ebenfalls, so kommt der Lancia mit einer Totwinkel-Überwachung daher: sobald sich jemand im toten Winkel des Wagens befindet warnt der Lancia mit gelbem Dreieck im Außenspiegel, setzt man nun den Blinker ertönt ein Warnsignal. Auch wenn man seinem Vordermann zu schnell auffährt, piept es dank Auffahrwarnsystem erneut im Thema. Die Lenkung passt sich mittels der elektrohydraulischen Servolenkung immer den aktuellen Anforderungen an, so reagiert die Lenkung bei hohen Geschwindigkeiten wesentlich direkter. Beim Parken hilft der Wagen mit Parksensoren vorne und hinten, befindet sich der Automatikwählhebel in R so erscheint das Bild der verbauten Rückfahrkamera auf dem Bildschirm, so parkt sich der Lancia dann doch recht komfortabel, hat man denn mal eine ausreichend große Parklücke gefunden. Bei der Fahrt selbst glänzt der Thema mit ruhigem Fahrverhalten, der Motor ist sehr zurückhalten und die Laufkultur ist geradezu kultiviert.
Auch das Fahrwerk trägt seinen Teil hierzu bei, zwar ist das des Lancias straffer als das des Chryslers ( Die Europäer mögen es gern härter als die Amerikaner, so die offizielle Begründung), dennoch nimmt der Thema kleine Schlaglöcher oder auch Bahnschwellen mit Bravur. Dank Tempomat mit Adaptive Cruise Control fährt man mit eingestellter Geschwindigkeit dem Vordermann hinterher und der Lancia bremst automatisch, sobald es der Vorausfahrende tut und beschleunigt, sobald frei ist, wieder auf das eingestellte Tempo hoch. Unter der Haube schlummern 6 Zylinder V-förmig angeordneter Otto-Motor mit 3,6 Litern, dieser bringt 286PS und ein maximales Drehmoment von 340NM bei 4650 Umdrehungen die Minute. Gekoppelt ist dieser mit einem 8-Gang Automatikgetriebe, am Lenkrad befinden sich Schaltwippen mit denen man dem Thema manuell den subjektiv richtigen Gang diktieren kann. Lässt man die Automatik allerdings seinen Dienst verrichten, rollt man meist mit knapp 1300 Umdrehungen die Minute dahin, bei unseren Testfahrten, hauptsächlich im Stadtverkehr, genehmigte sich der Lancia 13 Liter Super, was mit der Werksangabe für den Verbrauch innerorts übereinstimmt. Die Leistung passt gut zum Fahrzeuggewicht, man ist auf keinen Fall untermotorisiert, kommt aus dem Stand recht zügig in Fahrt und kann auf der Autobahn auf der linken Spur locker mit 200 km/h längere Touren fahren. Die Bremsen könnten ein wenig kraftvoller daher kommen, so braucht der Thema doch ein gutes Stück bis er zum Stehen kommt.
Fazit
Der Lancia Thema ist schon von Außen eine Erscheinung. Er ist ein Wagen, der zum Cruisen einlädt und seinen Insassen durch ruhige Laufkultur, aber auch durch optisch gelungene und bequeme Innenausstattung einen sehr hohen Fahrkomfort bietet! Auch das man nicht in jede Parklücke kommt und es auf engen Straßenpassagen schnell mal recht kuschelig wird, verzeiht man dem Thema doch gern, wenn man dem 6 Zylinder im Sportgang dann doch einmal die Sporen gibt und er mit seinen knapp 2 Tonnen nach vorne stürmt. Natürlich ist das nicht das eigentliche Milieu des Themas, denn dieses ist hoher Fahrkomfort und ein stets entspannt ankommender Fahrer – und das kann das neue Flaggschiff von Lancia richtig gut. Für 50.900 € bekommt man den Lancia Thema mit dem 3,6 Liter Motor in der Executive Version: bei dieser Ausstattung ist dann auch alles bis auf das Panoramaglasdach und das Notrad inklusive, im Vergleich zu anderen Wagen, die in diesem Segment zu Hause sind, ist das ein super Preis-Leitungs-Verhältnis.
Bilder: Mikhail Bievetskiy / Canon 5D Mark III mit 24-70 ƒ/2.8
Lancia Thema Datenblatt
Hubraum: 3.604ccm
Maximale Leistung: 286PS bei 6.350 U/min
Maximales Drehmoment: 340NM bei 4.650U/min
Abmessungen ( Länge x Breite x Höhe in mm): 5066 x 1902 x 1488
Höchstgeschwindigkeit: 240km/h
Beschleunigung (0-100km/h): 7,7 Sek.
Kraftstoffverbrauch kombiniert laut NEFZ: 9,4 l/100km
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